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Benutzername: 
Christine P.
Wohnort: 
Bischofswerda

Bewertungen

Bewertung vom 06.08.2019
Lebensfaden
Waldseelen Seherin

Lebensfaden


ausgezeichnet

Wie liest es sich, wenn da einer schreibt – einfach so – gefühlt aus dem Herzen frei und
unkonventionell , das Innere nach außen kehrend, Gefühle, Ängste und Freuden des
Lebens mutig aufgeschrieben: schwarz auf weiß und der Leser froh darüber ist, weil er
die Lebensthemen nicht selber treffender aufs Papier bringen könnte? Dann hält der
Leser das kleine „Lebensfaden“- Buch in der Hand. Autorin ist eine selbst ernannte
WALDSEELENSEHERIN. Ein Sammlung von Gedichten, die sich nicht reimen zum Glück,
frei sind von jeglichen Versmaßen, denn das Leben ist ja euch kein Reim, der alles
beschönigt, eine kleine Ansammlung von Kurzgeschichten, die das Leben genau so
geschrieben hat. Nun sind sie zu lesen – mit einfachen und unverfälschten Worten, die
kein Leser übersetzen muss. Fragen führen zu Antworten, die teilweise vorgegeben
werden, in denen der Leser sich wiederfinden kann. Eine Wortwahl, die so schlicht und
treffend und wahr ist – so dass oftmals hinzuzufügen nichts mehr übrig bleibt.

Da finden sich die heimlichen Gedanken, die Zweifel, „die wir Anderen nicht beschreiben
können, weil alle Worte, die wir kennen nicht ausreichen würden.“. Da erinnert das
Zerschellen einer Tasse an die Macht des Hamsterrades der Pflichten und Erwartungen,
an die Macht der Zeit, der Umstände, der Momente daran, wie sehr unser Leben durch
Bestimmungen und Sehnsüchte geprägt ist . In der Kurzgeschichte „Nur eine Tasse“
begegnet der Leser sich selbst, dem Eingebunden sein in den Alltag und die versteckte
Botschaft der Autorin, wie viel von uns selber abhängt, die Zeichen des Innehaltens zu
erkennen, zu deuten, nicht an Zufälle zu glauben und sich immer wieder klar darüber zu werden, wie viel ein Moment im Leben entscheiden kann.

Wie bedeutsam sind die Begegnungen mit dem Menschen und der Natur - jeden Tag
aufs Neue. Jeder Mensch, der dir begegnet, will dir etwas sagen. So ähnlich wie bei
Kurt Tucholsky klingen die Gedichte der Autorin, so als hätte der berühmte
Schriftsteller der Waldseelen Seherin als Pate beim Schreiben über die Schulter
geschaut. Insofern ist das Buch eine Bestätigung dessen, was man unbewusst im
Inneren von sich wahrnimmt. Hier bekommt das Gefühl, das man nicht benennen kann,
einen Namen. Nun kann es von einem selbst auch bewusst wahrgenommen und
angenommen werden. Folglich etwas für sich und seinen Lebenswandel zu gewinnen, ist
ein Angebot und bleibt die Aufgabe für den Leser.

Ein Büchlein – so klein und doch so voller Lebensfreude, Mut und dem Aufruf nach
Wachsamkeit zu sich und der Umwelt, ohne den Zeigefinger zu erheben, eine
Aufmunterung mit dem Herzen zu sehen, den Herzensblick zuzulassen, weil man selber
bereits in seiner Einzigartigkeit fantastisch ist, so wie man eben ist, weil eben alles –
wie im Buch Kohelet – alles seine Zeit hat, gilt es hier und jetzt zu leben – und seine
Gedanken zuzulassen, sich nicht dafür schämen zu müssen, eine neue Ehrlichkeit zu sich selber zu finden, aber auch zu öffnen, denn:

„Deine Gedanken – Nur für dich – Überlege
gut bevor du sie teilst sprichst du sie aus sind es nicht länger nur Gedanken."