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Top-Rezensenten Übersicht

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Gwynnys Lesezauber - Bloggerin & Lektorin
Wohnort: 
Nüdlingen
Über mich: 
Buchverrückte mit der tiefen Leidenschaft für das geschriebene Wort. Ich lese nicht, ich tauche ein in fremde Welten, erlerne Magie und zähme Drachen! Ich lektoriere nicht, ich höre auf die Melodie eines Textes und fische die falschen Töne heraus.

Bewertungen

Insgesamt 100 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2024
Gallant
Schwab, V. E.

Gallant


ausgezeichnet

Ich erinnere mich nicht eingeschlafen zu sein aber ich wachte auf und stand über Olivia gebeugt und flüsterte ihren Namen und ich fürchte es war nicht meine Hand auf ihrer Wange war nicht meine Stimme in meinem Mund waren nicht meine Augen die ihr beim Schlafen zusehen …

Aus „Gallant – Im Garten der Schatten“ von V.E. Schwab


KURZMEINUNG
Finsterdunkle Zeilen, die unter die Haut gehen und nachhallen. Diese Geschichte leb mit und zwischen den Worten. Mein absolutes Lesehighlight in diesem Jahr!


SCHREIBSTIL & MEHR
Dieses Buch hat mich schon in der Buchhandlung in seinen Bann gezogen. Zum einen hat mich diesmal das Cover voll erwischt, obwohl das allein bei mir nicht reicht, um ein Buch zu kaufen. Doch der Klappentext und dann der im Umschlag haben mich das Buch ohne Umschweife in meinen Einkaufskorb legen lassen.
Was soll ich sagen? Ich bin so froh, dass ich dieses düstere Werk mit nach Hause genommen habe. Die Zeilen hallen noch in mir nach, die Geschichte hat sich in mich hineingegraben und rumort nun in meinen Gefühlen, Gedanken und Träumen.

Das hört sich nun sehr dramatisch an, aber das Büchlein geht intensiv unter die Haut. Natürlich ist es Fantasy, doch es lässt sich so gut auf die Realität umlegen, dass es mich das Fürchten lehrt – mehr als die fiktive Variante. Dabei liebe ich diesen direkten Schreibstil, der oft wie ein Schlag mitten ins Gesicht ist. Doch nie überladen oder unbeholfen.
Das erste Buch seit langer Zeit, dass ich an einem Tag gelesen habe – das will etwas heißen. Schon als ich es eben für diese Rezension wieder aus dem Regal genommen habe, kam diese Aufregung in mir wieder hoch, die mich nur ein wahrlich geniales Werk spüren lässt. Etwas das mich sowohl überzeugt als auch vollkommen abgeholt hat. Kennt Ihr das Spiel „Alice: Madness Returns“? Der Spielsoundtrack lief in meinen Gedanken ab. Langjährige LeserInnen wissen, was das bei mir bedeutet.


FAZIT
Mein absolutes Highlight 2024! Diese düstere Geschichte versteckt mehr zwischen ihren Zeilen, als man auf den ersten Blick vermutet. Atmosphärische Meisterleistung trifft auf geniales Setting und macht mich als Leserin sehr glücklich!


©Teja Ciolczyk, 18.04.2024

Bewertung vom 27.03.2024
Lucas und der Zauberschatten
Gemmel, Stefan

Lucas und der Zauberschatten


schlecht

KIDS-Rezension – Eltern und Kinder lesen gemeinsam.


Lucas blickte auf seine Armbanduhr. Gleich war es fünfzehn Uhr, und er war der Lösung des Rätsels kaum näher gekommen: Wackelnder Wellenbrecher im Zentrum, hatte Li-Feng ihm zugerufen, wenn Lucas sie richtig verstanden hatte.

Aus „Lucas und der Zauberschatten“ von Stefan Gemmel

ÜBER DAS BUCH
Genauere Informationen für die Eltern folgen, wie immer, am Schluss. 😊


UNSER EINDRUCK
Leider haben die vielen großen und kleinen Logikfehler den Spaß an der Geschichte verdorben.


DARUM GEHT’S – UNSER KLAPPENTEXT
Lucas hat gerade Probleme mit nervigen Challenges und Schulkameraden, da passieren ihm seltsame Dinge. Ein alter Mann bewahrt ihn vor einer großen Dummheit, Stöcke scheinen laufen zu können und ehe er es sich versieht, soll er dem großen Magier Merlin dabei helfen, einen Fluch zu brechen.
Ob Lucas eine solche Geschichte glauben kann?


DAS SAGEN WIR ZUM BUCH
Mein Sohn (11) sagt dazu:
Die Idee von der Geschichte finde ich richtig gut. Aber nur, wenn man die Logikfehler nicht wahrnimmt. Da es aber so viele davon gibt, wollte ich es bei zwei Dritteln von dem Buch abbrechen. Die Fehler waren so häufig, dass mir der Spaß vergangen ist. Leider!

Was soll ich sagen? Da muss ich meinem Sohn leider rechtgeben. Es gab unzählige kleine und auch große Logikfehler, bei denen wir immer innehalten und uns darüber austauschen mussten, während ich vorgelesen habe. Das hat uns so oft aus der Geschichte gerissen, dass der Funke einfach nicht überspringen konnte.
Das ist so schade, weil uns die Grundidee echt gut gefallen hat. Dazu kamen auch unzählige Namenswiederholungen, die auch jüngere Kinder nicht gebraucht hätten, weil man wusste, wer spricht. Auch das hat das Lesen eher anstrengend als spannend gemacht. Dabei war eigentlich genug Spannung aufgebaut, man konnte sie nur nicht genießen, weil man von diesen anderen Sachen so abgelenkt war.
Schweren Herzens hat sich mein Sohn also dazu entschlossen, dass wir dieses Buch abbrechen, weil es einfach keine Freude gemacht hat. Dabei ist Stefan Gemmel sonst einer seiner Lieblingsautoren. Echt schade!


©Teja & Fabian Ciolczyk, 27.03.2024






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Für die Eltern
Dieses Buch ist ab 10 Jahren empfohlen, das würde ich auch so bestätigen. Die Sprache ist leicht verständlich und die Sätze sind nicht zu lang. Durch die meist recht kurzen Kapitel stellt sich auch ein schönes Gefühl des Leseerfolges bei den Kindern ein.
Was zu beachten wäre, ist, dass die Kinder zwar Eltern haben, diese aber wohl echt sehr locker in ihrer Erziehung sind. Die Kinder können einfach spätabends heim und hinterfragen nicht. Was wir in unserer Rezension geschrieben haben, ist leider so gar nicht übertrieben – es gibt unzählige Fehler in der Logik, die das Lesen für uns verdorben haben. So kann ich leider keine Leseempfehlung aussprechen.
Allerdings ist es immer eine gute Idee, ein solches Buch eventuell selbst zu lesen. So könnt Ihr Euch selbst ein Bild davon machen und entscheiden, ob dieses Buch nicht dennoch etwas für Eure Kinder ist.

Bewertung vom 27.03.2024
Andorin 1 - Gottesflüstern
Valentin, Mira

Andorin 1 - Gottesflüstern


ausgezeichnet

Hörbuch-Rezension


»Stimmt, ich vergaß: Du bist ja das Rennpferd unter den Faultieren.«
»Zu schneeell für Familie. Zu laaangsam für dich.« Agilo grinste.

Aus „Andorin I: Gottesflüstern“ von Mira Valentin


KURZMEINUNG
Fulminante High-Fantasy, die den Spagat zwischen Tiefe und Humor perfekt gestemmt hat. Ein grandioser Auftakt!


SCHREIBSTIL & MEHR
Das Buch
Dieser Auftakt hat sich nach ganz vorn katapultiert. Diese Geschichte wartet mit Witz, Tiefe, facettenreichen Charakteren und einem sehr genialen Worldbuilding auf. Mira Valentin hat es auch diesmal geschafft, mich von den ersten Zeilen an zu fesseln, in ihr High-Fantasy-Setting zu ziehen und mich mitten ins Geschehen zu versetzen.
Ich finde, es ist mehr als ein Talent, was Mira an den Tag legt. Das ist können und Handwerk! Sie baut die Atmosphäre nämlich auch zwischen den Zeilen auf. Versteht es, Emotionen real zu machen und Charaktere authentisch. Auch hier treffen mehrere aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und genau das macht ihre Geschichten so lebendig!
Was ich an dieser Geschichte so genial finde, ist, dass sie hier mit einer althergebrachten Tradition bricht. Ich darf nur leider nicht sagen, welche es ist, denn sonst würde ich Euch spoilern. Ich kann nur so viel sagen, dass sich hier ein eklatanter Punkt von den meisten Geschichten mit mehreren Protagonisten unterscheidet – sehr genial! Mira Valentin ist und bleibt meine Lieblingsautorin!

Das Hörbuch
Robert Frank hat auch in diesem Buch einen außerordentlich guten Job gemacht! Den verschiedenen Figuren hat er ihre persönliche Note gegeben und diese Geschichte damit einzigartig lebendig werden lassen. Seine Intonation ist grandios und verhilft zu einem auditiven Erlebnis, das mich als Hörerin mitten ins Erlebnis hineinzieht, einbezieht und miterleben lässt. Auch bei diesem Werk hat er sein stimmliches Können wirken lassen und mir zu einem besonderen Hörvergnügen verholfen.
Besonders gelungen ist ihm die Interpretation des Faultieres Agilo (mein liebster Charakter neben Kijan) – dafür feiere ich ihn sehr. Denn dadurch ist dieses fellige Wesen noch einmal viel greifbarer geworden.


FAZIT
Ein überaus genialer Auftakt, der mich darin bestärkt, in Mira Valentin meine Lieblingsautorin zu sehen. Zwischen Humor, spürbarer Atmosphäre und facettenreichen Charakteren begleitet man die Protagonisten durch ein sehr gelungenes Worldbuilding.


©Teja Ciolczyk, 27.03.2024

Bewertung vom 22.03.2024
Herbstnebel
Nolden, Hanna

Herbstnebel


ausgezeichnet

"Neve lachte. Es war ein so ehrliches Lachen wie Rieke es in ihrem ganzen Leben selten gehörte hatte. Allenfalls von kleinen Kindern. Es wirkte … unschuldig und rein. Und es war wunderbar!"

Aus „Herbstnebel – Rieke & Neve“ von Hanna Nolden

FAKTEN
Es handelt sich um den zweiten Band einer Reihe, in der jeder Teil auch für sich lesbar ist. Allerdings gibt es wiederkehrende Charaktere, die man besser versteht, wenn man die jeweiligen Vorbände kennt. Der erste Band der Reihe heißt „Faunus – Cara & Finn“.


KURZMEINUNG
Hanna Nolden schreibt inmitten des Nebels direkt ins Herz, weckt Sehnsucht, Liebe und Verständnis.


SCHREIBSTIL & MEHR
Das hier ist nicht mein erstes Buch von Hanna Nolden – es wird auf keinen Fall mein letztes gewesen sein. Die Autorin schreibt Seelenbücher! Mit jedem kann ich mich identifizieren und die beim Lesen auf mich übergeschwappten Emotionen hallen in mir nach. Auch bei „Herbstnebel“ geht es mir so und ihre Zeilen wirken noch. Was beim Lesen mit mir geschieht, ist so nahbar, echt, greifbar. Ich fühle einfach direkt mit. Hach, das ist schwer zu beschreiben, Ihr müsst diese Bücher selbst lesen, denn zwischen all den Worten schwingen so viele wunderbare Dinge mit!

Was mich besonders an dieser Autorin fasziniert, ist, dass sie keine unzähligen Seiten braucht, um eine Atmosphäre aufzubauen, Charaktere einzufangen und das Gefühl zu vermitteln, in der Geschichte angekommen zu sein. Auch hier hat sie das so schnell gekonnt. Denn ihre Protagonistin ist kein Supergirl, sie ist keine Ausreißerin oder durchläuft eine außerordentliche Wandlung vom hässlichen Entlein zum wunderschönen Schwan. Sie ist authentisch. Und zwar dergestalt, dass man sich so schnell und spürbar in sie hineinversetzen kann. Ein wundervolles Talent!

Auch der Schreibstil ist flüssig und leicht, dabei jedoch herrlich bildmalerisch. Hannas Stil lädt ein zum Verweilen und lässt Raum für die eigenen Gedanken zu dieser Geschichte. Ich liebe es, wie wohl ich mich fühle.


FAZIT
Es war mir ein Fest der Emotionen, mit Rieke und Neve durch den Nebel zu tanzen. Ich danke der Autorin für diese wunderbaren Zeilen!

©Teja Ciolczyk, 22.03.2024

Bewertung vom 10.03.2024
SCHNITTERGARN (eBook, ePUB)
Alameda, Jörg Fuchs; Höreth, Jürgen; Horn, Laurence; Kienle, Günther; Kummer, Tanja; Lackenbauer, Veronika; Low, Torsten; Nym, A. No; Pencraft, Arianna D.; Pilenko, Alisha; Rosenberger, Sophia; Baumgart, Lea; Schäfer, Thomas; Schmid, Kornelia; Wittemann, Marco; Bering, Muna; Bienek, Andrea; Clever, Florian; Engel, Renée; Gerhard, Johanna; Grimm, Geli; Heidemann, Thomas

SCHNITTERGARN (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zu sagen, der Tod trägt viele Gesichter – oder vielmehr Knochen – ist wohl beinahe untertrieben. Mit dem besonderen Charme, der dem Leseratten Verlag in all seinen Anthologien zu eigen ist, kann man hier herrlich lachen, nachdenken und den Tod bedauern oder feiern. Und dabei ist jeder Tod in diesem Buch etwas ganz Eigenes …

Zu der Anthologie »Schnittergarn« aus dem Leseratten Verlag


KURZMEINUNG
Hier bekommt man die volle Breitseite des Todes: lustig und ernst, parodisch und absurd. Ich liebe es! Sir Terry Pratchett hätte seine Freude daran gehabt, da bin ich sicher!


Inzwischen ist vermutlich hinlänglich bekannt, dass der Leseratten Verlag einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen hat. Ich liebe die Funtasik, die so viel mehr kann, als zu belustigen – das zeigt sich auch wieder einmal in dieser Facettenreichen Kurzgeschichtensammlung.
Ich bin ein großer Fan von Sir Terry Pratchett und dessen Interpretation, wenn nicht sogar Kreation, des Todes. Diese Anthologie fühlt sich für mich an wie eine Lobrede auf ihn. Wie ein Würdigen und Wertschätzen. Und dabei ist doch jede Geschichte für sich etwas Eigenes. Mal habe ich schallend gelacht, mal hat es mich verstummen lassen. Ich habe mit dem Kopf geschüttelt und gegrinst. Ich liebe diese Abwechslung beim Lesen! Und bis auf eine Geschichte, deren Moral auf einem etwas fragwürdigen Fundament ruht, und eine, die nicht so mit dem hohen Standard mitzuhalten wusste, konnte mich jede Geschichte überzeugen. Zwei meiner Liebsten waren von Jörg Fuchs-Alameda und Thomas Heidemann.
Diese Anthologie hat wirklich Spaß gemacht!


FAZIT
Eine gelungene Hommage an den Gevatter aus vielen verschiedenen Blickwinkeln. Ich habe herzlich gelacht und bin doch auch ins Grübeln gekommen. Eine absolut lesenswerte Anthologie!


©Teja Ciolczyk, 10.03.2024

Bewertung vom 25.02.2024
Road to Ombos (eBook, ePUB)
Vogltanz, Melanie

Road to Ombos (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

»Ich bin nicht sicher, ob ich das Ganze überhaupt begreife«, fuhr Tara fort. »Sie hat all diese Menschen eingesperrt. Hat sie gezwungen, sich gegenseitig abzuschlachten. Hat auf dich geschossen – und jetzt sitzt sie hier und trinkt mit uns, als wäre nichts geschehen?«

Seth zuckte mit den Schultern. »Ja.«

Aus „Road to Ombos – Seth ist gefallen“ von Melanie Vogltanz


FAKTEN
Die Novelle gehört zu einem größeren Universum, das unter anderem eine Kurzgeschichte in der Anthologie „Kemet – die Götter Ägyptens“ und Romane wie „Path into Duat“ beinhaltet. Dort gibt es auch gemeinsame Werke mit der Autorin Jenny Wood.


KURZMEINUNG
Ein intensives und unglaublich atmosphärisches Lesevergnügen mit einer kleinen Schwäche.


SCHREIBSTIL & MEHR
Dieses Büchlein hat so viel zwischen den Zeilen stehen. Von der unromantischen Seite der ägyptischen Mythologie, über menschliche Abgründe, Gesellschaftskritik bis hin zu der Bedeutung von Freundschaft – und was sie kosten kann. Dabei liest sich das sehr viel angenehmer, als es jetzt klingen mag. Durch die atmosphärische Erzählweise, die jedoch knapp, auf den Punkt und ohne große Schwafeleien erfolgt, fühlt man sich nicht überfordert. Vielmehr verhilft Melanie Vogltanz dazu, diese Geschichte dafür zu spüren. Eine meisterliche Leistung, will ich meinen.
Ich liebe Seth ja, obwohl er ein grauschichtiger Charakter ist. Aber genau das macht ihn so echt. Ecken, Kanten, Hochmut und eine erst wachsende Emotionalität.
Mich störte nur eine Kleinigkeit, nämlich das Ende. Es ging mir zu schnell, zu einfach. Obwohl ich zu verstehen glaube, wieso es funktioniert hat, wie es eben ausgegangen ist, hätte ich mir ein bis zwei Sätze dazu gewünscht. Das ist nämlich der einzige Zeitpunkt, an dem mir die Authentizität ein wenig abhandengekommen ist. Nichtsdestotrotz finde ich dieses Buch überaus genial in seiner ganzen Art!


FAZIT
Ein ausdrucksstarkes Kleinod mit einer kleinen Schwäche, dass mich ehrlich begeistert hat!


©Teja Ciolczyk, 25.02.2024

Bewertung vom 21.01.2024
Ach, wie gut, dass niemand weiß ...
Essig, Rolf-Bernhard

Ach, wie gut, dass niemand weiß ...


gut

»In diesem Buch über Sprichwörtliches im Märchen geht es natürlich hauptsächlich um die schönsten, bekanntesten und rätselhaftesten Formeln in Märchen und deren Erklärung.«

Aus „Ach, wie gut, dass niemand weiß …: Sprichwörtliche Redensarten aus dem Märchenreich“ von Rolf-Bernhard Essig aus dem Duden Verlag


KURZMEINUNG
Ein schöner Fundus, leider sprachlich nicht so zugänglich für jüngere Lesende.


SCHREIBSTIL & MEHR
Das Buch ist eine gute Unterstützung für Leute wie mich, die sich mit der Sprache und ihrer Herkunft auseinandersetzen. Gerade als Lektorin ist das ein schönes Werk für mich, um zwischenzeitlich darin Blättern zu können. Auch wenn man einfach wissen möchte, ob man eine märchenhafte Redensart eigentlich korrekt nutzt, kann man sich an dieses Büchlein wenden.
Wissenswert ist hierbei auch, was wir alles in unseren Sprachgebrauch aufgenommen oder gar abgewandelt haben. Wie alt manch ein Sprüchlein ist und dass es ursprünglich einmal etwas gänzlich anderes aussagen sollte.
Thematisch ein wenig sortiert, kann man sich gut orientieren und auch gezielt lesen. Das Buch muss man aus diesem Grund nicht von vorne bis hinten durchlesen, sondern kann sie je nach Wissbegierde einlesen. Hinten im Werk gibt es dafür auch ein Register, in dem die Sprüche nach dem Alphabet sortiert zu finden sind. Dafür muss man allerdings auch wissen, wie sie wirklich lauten.
Was ich sehr schade finde, wofür ich auch wirklich Abzug geben muss, ist die sprachliche Aufbereitung oder Erreichbarkeit für unsere jungen Leser. Gerade interessierte Kinder im Alter ab 9 Jahren (und ja, die gibt es!) werden sich hier sehr schwertun. Die Sprache ist für mich nicht problematisch, aber für viele Lesende unnötig gestelzt und amtlich. Sehr schade, denn die Lektüre wäre für die Schule gar nicht schlecht. Ich denke da etwa an die 4. Klasse, die hier in Bayern das Thema Märchen durchnimmt und auch selbst eines schreiben muss. Sicher kann die Lehrkraft das aufarbeiten, aber wir alle wissen, wie viel eine Lehrkraft heutzutage leisten muss. Es wäre schön, wenn Wissen wie dieses auch jüngeren Menschen zugänglich gemacht, statt mit einer sprachlichen Barriere ausgestattet werden würde. Natürlich gibt es in jedem Alter Ausnahmen. Einige werden es verstehen, andere daran verzweifeln. Aber im Großen und Ganzen hätte man das Konzept ein wenig anders gestalten können. Denn Märchen begeistern Jung und Alt – und so sollte man an das Thema auch herangehen, finde ich.


FAZIT
Ein schönes Werk für erwachsene Lesende, leider sprachlich nicht gut aufbereitet, so bleiben jüngere Lesende leider auf der Strecke. Dennoch eine schöne Ergänzung für die fachliche Bibliothek.


©Teja Ciolczyk, 21.01.2024

Bewertung vom 19.12.2023
Eine Weihnachtsgeschichte
Dickens, Charles;Aisato, Lisa

Eine Weihnachtsgeschichte


ausgezeichnet

KIDS-Rezension – Eltern und Kinder lesen gemeinsam.


„Nichts“, sagte Scrooge. „Nichts. Gestern Abend hat an meiner Tür ein Junge ein Weihnachtslied gesungen. Ich wünschte, ich hätte ihm etwas gegeben, das ist alles.“
Der Geist lächelte nachdenklich und machte eine Handbewegung. Dabei sagte er: „Sehen wir uns noch ein weiteres Weihnachtsfest an.“

Aus „Eine Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens


ÜBER DAS BUCH
„Eine Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens ist wirklich schon sehr alt. Diese Übersetzung aus der englischen Sprache ist bereits von 1843, ein stolzes Alter, findet Ihr nicht?
UNSER EINDRUCK
Eine traurig-schöne und herzerwärmende Geschichte, die uns die wahre Bedeutung von Weihnachten zeigt.


DAS SAGEN WIR ZUM BUCH
Mein Sohn (10) sagt dazu:
Das Schönste war das Ende, weil es das ist, was Weihnachten für mich ist. Herzliche und gute Taten, ohne dass man etwas dafür verlangt. Aber wer diese Taten begeht, das verrate ich nicht. Der Neffe vielleicht, oder die beiden Männer, die Spenden sammeln? Da müsst Ihr schon selbst lesen. ^^

Diese Geschichte mag schon bald 200 Jahre alt sein, aber es ist ganz erstaunlich, wie wahr sie noch ist. Ich weiß, Ihr freut Euch an Weihnachten am meisten über die Geschenke und das gute Essen. Das dürft Ihr auch, denn es ist schön, dass ihr so leuchtende Augen bekommt und aufgeregt seid! Aber was auch ganz wichtig ist – am wichtigsten: die gemeinsame Zeit mit der Familie, Liebe, warme Worte und ganz viel Harmonie. Findet Ihr nicht auch? Denn was hat man von Geschenken, wenn sich alle streiten?
Und genau das ist es, worum es in diesem Buch geht. Was bringt uns Geld in Hülle und Fülle, wenn wir niemanden haben, für den wir es ausgeben können? Wenn wir allein sind und keinem eine Freude bereiten können? Um das Teilen mit Menschen, die weniger haben. Um Herzensgüte und Mitgefühl.
Die Geschichte ist schon oft sehr traurig und schaurig ist sie zwischendurch auch ganz doll. Deswegen lest sie lieber mit Euren Eltern, wenn ihr erst so 10 Jahre alt seid. Dann könnt Ihr Euch unter der Decke verstecken, während die Person, die Euch vorliest, die Geschichte weitererzählt und Euch ganz schnell die Angst nehmen kann, weil es in diesem Buch eigentlich um etwas ganz Wundervolles geht: Weihnachten!
Die wunderschönen Bilder stammen von der talentierten Lisa Aisato. Wenn Ihr noch ein traurig-schönes Weihnachtsbuch lesen wollt, das mit ihren Bildern lebendig wird, dann lest „Die Schneeschwester“ von Maja Lunde.
Und wundert Euch nicht über die Sprache von Charles Dickens. Es ist ja schon eine ganze Weile – eine enorme Weile! – her, dass er sie geschrieben hat. Damals hat man noch ganz anders gesprochen. Irgendwie geschwungen und schön, finde ich.

Und nun lasst Euch vom Zauber der Weihnacht einhüllen und habt ganz wundervolle Festtage! ♥


©Teja & Fabian Ciolczyk, 19.12.2023

Bewertung vom 19.12.2023
Der Formbrecher / Minen der Macht Bd.2
Hennen, Bernhard;Valentin, Mira;Feuerbach, Sam

Der Formbrecher / Minen der Macht Bd.2


ausgezeichnet

Hörbuch-Rezension


„Oha. Verstehe. Lass mich reden. Hier ist Diplomatie gefragt.“
Diesen Ausdruck hatte Kröte schon mal gehört. Er bedeutete so etwas wie viel reden und wenig handeln.

Aus „Minen der Macht II: Der Formbrecher“ von Sam Feuerbach, Bernhard Hennen, Mira Valentin, Greg Walters und Torsten Weitze


SCHREIBSTIL & MEHR
Zum Buch
Band 1 war schon sehr genial und man wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Das lag nicht allein an dem Thriller-Anteil, der natürlich eine ordentliche Portion Spannung bereithält. Vielmehr sind es die vielschichtigen Protagonisten.
Man merkt einfach, dass jeder von einem anderen Autor/einer anderen Autorin geschrieben wurde. Aber nicht etwa so, dass es beim Lesen stört. Nein, sie haben einfach alle ihre ganz eigene Einfärbung, die das Ganze lebendig und authentisch wirken lässt. Mein Liebling ist noch immer Rami, aber ich mag auch Kröte und den Hauptmann sehr gern. Am wenigsten werde ich mit Nasiima warm, doch es ist nach diesem Band schon ein bisschen besser geworden.
Ich finde einfach, es ist eine Meisterleistung, 5 AutorInnen auf diese harmonische Art und Weise in einem Buch unterzubringen. Vermutlich erkennt man die einzelnen AutorInnen als KennerIn der eigenen Lieblinge wieder. Kröte habe ich sofort wiedererkannt und hernach Rami. Bei den anderen habe ich mich ein wenig schwerer getan. Es war auch ein kleines Abenteuer, herauszufinden, wer wen geschrieben hat. Genau das verleiht noch einmal eine extra Würze, wie ich finde. ^^
Die Storyline ist nicht so ganz unvorhersehbar, nur in kleinen Teilen. Aber genau diese kleinen Mosaike sind es, die dem Thriller-Element die Fähigkeit verleihen, an die Seiten zu fesseln. Die fantastischen Elemente sind fließend eingewoben und ergänzen sich hervorragend mit den mysteriösen Morden. Dazu kommen eine Prise schwarzer Humor, Witz, spritzige Dialoge und Facettenreichtum bei den Charakteren. Einfach gelungen!

Zum Sprecher
Robert Frank hat bisher jedem Buch seinen eigenen Charakter gelassen, den verschiedenen Figuren ihre persönliche Note gegeben und jede Geschichte damit einzigartig lebendig werden lassen. Dabei bleibt er sich jedoch innerhalb einer Reihe stets treu.
Seine Intonation ist grandios und verhilft zu einem auditiven Erlebnis, das mich als Hörerin mitten ins Erlebnis hineinzieht, einbezieht und miterleben lässt. Auch bei diesem Werk hat er sein stimmliches Können wirken lassen und mir zu einem besonderen Hörvergnügen verholfen.


FAZIT
Ich verneige mich auch diesmal vor allen AutorInnen und Robert Frank, für ihr fulminant-grandioses Zusammenwirken bei einer Geschichte, die auch im zweiten Band auf vielen Ebenen beeindruckt und durch intelligenten Witz und facettenreiche Charaktere überzeugt.

©Teja Ciolczyk,19.12.2023

Bewertung vom 17.11.2023
Fairytale gone Bad 4: Die Schwefelbraut
Steinmetz, M. H.

Fairytale gone Bad 4: Die Schwefelbraut


ausgezeichnet

Die Welt verschwamm vor Bredicas Augen, wurde von Tränen verschleiert, die ihren salzigen Weg über ihre geschundenen Lippen fanden. Ihr Atem ging jetzt kurz und stoßweise.
Butcher wischte sich mit dem gleichen Lappen den Schweiß von der Stirn, mit dem er oben die Gläser polierte. „Tut mir sehr leid um dich, Mädchen, aber wie schon gesagt, hättest gehen sollen, solang noch Zeit dafür war …“

Aus Fairytale Gone Bad IV: Die Schwefelbraut“ von M.H. Steinmetz


FAKTEN
Es handelt sich um den vierten von insgesamt 4 unabhängig voneinander lesbaren Bänden.


KURZMEINUNG
Brutal realitätsnah wie fiktiv – kein Märchen für schwache Nerven und erst recht nicht für LeserInnen unter 18 Jahren!


SCHREIBSTIL & MEHR
Unglaublich, wie hoch der Realitäts- und Wahrheitsgehalt in einem Märchen sein kann. Doch wenn man sich das dieser Geschichte zugrunde liegende Original anschaut, nämlich „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“ von Hans Christian Andersen, findet man auch dort kein Märchen à la Disney.
Und was soll ich sagen? M.H. Steinmetz hat die ohnehin schonungslose Story noch einmal mit aller Härte vor die gewalttätige Kulisse des Hell’s Kitchens im späten 19. Jahrhundert gezerrt. Heraus kommt eine blutige und grausame Welt, die dem damaligen Istzustand höchsten in einem Punkt nachsteht: der Fiktion. Doch selbst da kann man Dämonen auf Zuhälter umlegen, Rache auf Hoffnung.
Die Geschichte ist weder in der Wortwahl noch in ihrer Erzählung an sich für schwache Nerven oder Menschen, die es lieber seicht mögen. Dieses Büchlein rüttelt auf – und zwar gewalt(tätig). Ich finde nicht, dass es ein negativ zu bewertender Kritikpunkt wäre, denn wenn man sich den Titel der Reihe vor Augen hält, sollte man mit etwas in dieser Art rechnen. Für mich war das ein Märchen, wie es sich in der Realität finden lassen würde. Mehr wie die Originale der Gebrüder Grimm, mehr von der Gesellschaftskritik und dem vorgehaltenen Spiegel von Hans Christian Andersen.


FAZIT
Für mich schonungslos und brutal, auf die finsterdunkelste Art und Weise – aber richtig gelungen!


©Teja Ciolczyk, 17.11.2023