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Anna-Karenina

Bewertungen

Insgesamt 11 Bewertungen
12
Bewertung vom 13.07.2022
Der Mann, der vom Himmel fiel
Tevis, Walter

Der Mann, der vom Himmel fiel


ausgezeichnet

Den Autor dieses Buches Walter Tevis sollte jeder kennen, spätestens mit Romanen wie „Das Damengambit“, die weltweit verfilmt und gefeiert werden, hat er sich einen Namen gemacht. Entsprechend hoch ist die Erwartung an alle seine anderen (weniger berühmten) Romane, die inzwischen immer wieder neu verlegt werden. Die Romane des mittlerweile seit 38 Jahren verstorbene Tevis gehören inzwischen zu den Klassikern der Literatur. Er besticht in seinen Werken durch einen außergewöhnlich neutralen aber stilvollen Schreibstil und zählt zu einem der literarischen Meister seiner Zeit.
Der Mann, der vom Himmel fiel, heißt Newton. Er ist ein Außerirdischer, der seiner Heimat helfen will. Sein Plan beinhaltet durch für die Menschheit neuartige Erfindungen genug Geld zu verdienen um seinen Heimatplaneten, der zu einer lebensunfähigen Welt geworden ist, zu retten. Auf dem Weg zu seinem Ziel muss er den widrigen Begebenheiten der Erde standhalten und trifft Menschen, die ihn faszinieren.
Angefangen bei der Geschichte dieses Romans, muss ich bereits ein Lob aussprechen. Eine scheinbar simple Idee, die in das kleinste Detail durchdacht und ausgearbeitet ist, jede physikalische Regelung und wissenschaftliche Erklärung ergibt einen Sinn (zum Beispiel wie unsere Schwerkraft auf Newtons Körper wirkt) und lässt die Story in sich schlüssig wirken. Die wenigen Charaktere sind wie echte Menschen, realistisch und präzise ausgearbeitet. Ob einfach gestrickt oder intelligente Wissenschaftler, so wie sie sind, wirken sie lebensecht und naturgetreu. Der bereits erwähnte Schreibstil verdeutlicht die realistischen Ereignisse, der Leser steht mitten im Raum und verfolgt Schritt für Schritt, Wort für Wort. So kommt es natürlich auch zu den weniger spannenden Momenten, in denen einige Seiten lang nur die Umgebung beschrieben wird- auch dies hat natürlich seine Berechtigung um die Wirkung der Atmosphäre aufzunehmen. Insgesamt begleitet einen durchweg eine gedimmte Stimmung der Einsamkeit in jedem Charakter, nicht nur in dem Außerirdischen, der verständlicherweise allein unter einer anderen Spezies lebt, sondern auch der Menschen.
Abschließend bleibt nur zu sagen, dass dieser Roman wahrlich ein meisterhaftes Werk ist. Eine außergewöhnliche Darstellung menschlicher Gefühle und Probleme. Die Einsamkeit der Protagonisten wird sowohl stilistisch in jeder Zeile als auch lyrisch zwischen den Zeilen widergespiegelt. Jede Seite wird durch ein gedimmtes Licht der Hoffnung umgeben von dunkler Sphäre des Verlustes begleitet- Verlust den man nicht nur als einsamer Außerirdischer empfinden kann.

Bewertung vom 05.06.2022
Atlas der Unordnung
Papin, Delphine

Atlas der Unordnung


sehr gut

Mit diesem Buch macht man nichts falsch. Es handelt sich zwar um ein Sachbuch, dennoch ist der Informationsgehalt anschaulich und bekömmlich aufbereitet, und nicht in zu umfangreichen Textpassagen vergraben. Jedes der Kapitel beginnt mit einem einleitenden Text, in dem eine allgemein gehaltene Zusammenfassung von Ereignissen und Besonderheiten der Grenzen in dieser Kategorie zusammengefasst sind. Die Karten sind sehr übersichtlich, abwechslungsreich und mit aussagekräftigen Legenden versehen. Jedes Thema ist dabei komplex, sodass nicht erwartet werden kann, dass man in kürzester Zeit eine Karte direkt überblickt und durchdrungen hat. Hierfür sollte man sich tatsächlich Zeit nehmen. Das Buchen lud mich auch immer dazu ein, aufgeworfene Fragen und interessante Orte oder geschichtliche Fakten eigenständig nach zu recherchieren. Hierfür liefert das Buch allerdings nur die Stichworte, nicht jedoch Quellenverweise. Das ist Geschmackssache, aber nach meinem Dafürhalten hätten Quellenverweise in diesem Buch nicht geschadet.
Bevor ich mir dieses Buch gekauft haben, waren mir Grenzverläufe, Grenzen und geschichtliche Grenzentwicklungen nie als zusammenhängendes, eigenständiges Thema in den Sinn gekommen. Nur im Kontext mit anderen historischen Ereignissen oder heutigen politischen Streitigkeiten spielen Grenzen am Rande eine Rolle.
Dieses Buch veranschaulicht deutlich, welche spaltende Wirkung, Sprengkraft und Symbolwirkung Grenzen haben. Das Buch vermittelte mir auch eines meiner jetzt absoluten Lieblingszitate: Grenzen sind die Nachbarn der Geschichte. Wenn man sich die Zeit nehmen möchte vermittelt dieses Buch ein hervorragendes Bild von diesen Narben unserer Menschheitsgeschichte.
Sehr positiv ist mir auch aufgefallen, dass das Buch selber nur vermittelt und kaum einmal Stellung bezieht. So werden auch schwierige Themen sachlich und ohne tendenziöse Wortwahl aufgearbeitet.

Bewertung vom 05.06.2022
Das rätselhafte Universum
Bohnet, Ilja;Naumann, Thomas

Das rätselhafte Universum


gut

Schon die Gestaltung des Buches soll vermitteln, dass das hier behandelte Thema für jedermann verständlich erklärt ist. Auch der Klappentext verspricht uns diese Verständlichkeit. Das leitet meines Erachtens etwas fehlen, was jedoch dem behandelten Thema geschuldet ist. Das Universum, seine Weiten und das, was wir mit dem bloßen Auge von ihm wahrnehmen und durch eigenes Nachdenken von ihm verstehen können, fasziniert und lädt zum Grübeln ein, weckt bei dem einen oder anderen aber auch den Drang mehr zu erfahren und zu verstehen.
Der wissenschaftliche Ansatz dieses Buches dürfte aber alles andere sein als für jedermann verständlich sein. Die Physik und Mathematik, liefern uns Erklärungsversuche für ein Thema, in dem jahrhunderte- und jahrtausendelang Spiritualität und Religion das Verständnis eines Großteils der Menschheit geprägt haben und sicherlich noch bestimmen wird. Ich selber hatte erste Berührungspunkte mit den wissenschaftlichen Grundlagen unseres Universum uns vor langer Zeit, mit Stephen Hawkings „Das Universum in einer Nussschale“. Auch dieses Buch bemühte sich um Verständlichkeit und Anschauungskraft, um das Thema einer breiten Masse näherzubringen. Dies ist sicherlich gelungen und wird in seiner Tradition von diesem Buch fortgeführt. Dieses Buch ist sicherlich noch etwas einfacher verständlich, wenn es auch weniger Illustrationen enthält. Nicht zuletzt sind viele naturwissenschaftliche Fächer heute auch in der Popkultur präsent, sodass zumindest die Grundlagen der Thematik vielen bekannt sind. Dies muss aber nicht bedeuten, dass Sie auch jedem vermittelbar sind. Wahrscheinlich werden wir das Universum nie ganz verstehen. Die Erklärungsversuche sind so gewaltig und größtenteils theoretisch, dass nur wenige dem Wissensstand von heute zuverlässig überblicken können. Inhaltlich handelt es sich nicht um eine Trivialität. Es bedarf daher grundsätzlich mehr Konzentrationen bei Befassung damit, als für irgendein anderes Thema. Auch das Erwarten einer gewissen Vorkenntnis von manchen Zusammenhängen und Grundlagen lässt sich bei solchen anspruchsvollen Themen nicht vermeiden. Auch wird es kaum möglich sein ein vernünftiges Verständnis ohne eigenständige weitergehende Recherche zu erlangen.
Das Buch ist für mich zu einem großen Teil sehr verständlich gewesen. Ich glaube aber, dass die Autoren im Ansatz irren, wenn sie ein Verständnis von der Materie auch bei vollkommenen Laien erreichen und in jeden Bildungsstand hinein vermitteln wollen. Wer mit dem Thema in der Forschung oder bei seiner Arbeit befasst ist, mag dies als wünschenswert erachten, sollte aber nicht aus den Augen verlieren, dass es sich letztendlich immer noch im Kern um wissenschaftliche Theorien und Erkenntnisse handelt, die sich auf diesen Abstraktionsebene wohl kaum für ein Buch eigenen, das mal eben so zur Unterhaltung gelesen wird und dessen Inhalt man dann schnell wieder vergisst.

Wenn man von diesem, auch durch die Autoren erweckten Eindruck absieht, handelt es sich aber um ein gutes Buch, das Interessierten auch einiges Wissen mit auf den Weg geben kann.
Lesern empfehle ich aber sich klar zu machen, dass das Buch trotz seiner Verständlichkeit sehr fordernd ist.

Bewertung vom 23.02.2021
Kim Jiyoung, geboren 1982
Cho, Nam-joo

Kim Jiyoung, geboren 1982


sehr gut

Ein Frauenschicksal
Meine Meinung zu dem Buch:
Kim Jiyoung ist eine Frau wie viele andere, eine Frau in Korea, eine Frau ohne Gesicht, eine wie Millionen andere. Das Buch erzählt in einem nüchternen und prosaischen Stil vom Leben Jiyoungs, die wie viele andere Frauen in Korea kein leichtes Leben hat und mit, mal direkter und mal subtiler, Frauenfeindlichkeit leben muss.

Das Cover ist unglaublich bedrückend. Das dominante Rot zeigt eine Bedrohlichkeit. Die Frau ohne Gesicht ist Kim Jiyoung, könnte aber genauso gut jede andere Frau in Korea oder der Welt sein, mit jedem anderen gewöhnlichen Leben. Das Cover spiegelt sehr gut die Atmosphäre des Romans wider.

Das Buch ist weniger Roman, als mehr ein Sachbuch. Wir finden Zitate, Beläge und Fußnoten und das Gefühl eines Films begleitet einen das ganze Buch über.

Viele Rezensionen die ich gelesen habe, kritisierten diesen prosaischen Stil, den nüchternen Ton und klare aber doch langweilige Erzählform, die weder von Stilmitteln noch von Ausschmückungen lebt. Dieses Buch ist einfach nicht zur Unterhaltung gedacht, es ist reinste Aufklärung. Es hat gesellschaftskritischen und journalistischen Charakter und gar nicht den Anspruch, jemanden zu unterhalten, sondern die Missstände einer Gesellschaft dem Rest der Welt aber auch Korea selbst zu enthüllen und entlarven. Wenn man Kritik an dem Stil übt, dann vielleicht nur, weil einem diese Missstände mit mehr Gefühl und mehr Emotionalität in der Schrift nähergebracht werden könnten und weil vielleicht einige Leser ohne Spannung die Motivation beim Lesen verlieren.

Aber das Buch soll nichts beschönigen und auch nicht dramatisieren. Es lässt durch seine objektive Form und klare Fassung genug Raum für Meinungen, für Gefühle. Der Leser soll sich selbst ein Bild machen, einen Standpunkt entwickeln.
Auch wenn bereits viele Gesetze und Regelungen im modernen Korea in Kraft getreten sind, die eine Gleichstellung von Mann und Frau bewirken sollen, muss die Gesellschaft noch viel Arbeit leisten, um das Denken der Menschen verändern zu können. Erschreckend war besonders, dass Frauen selbst von anderen Frauen schlecht dachten und auch Familienmitglieder keine Nachsicht zeigen wollten.

Der Roman zeigt zwar viel Abgrenzung und Negativität, aber doch hat die Autorin auch Züge von Veränderung, von positiven Erfahrungen und von netten Menschen einfließen lassen. Das zeigt trotz der schlimmen Missstände einen guten Weg in Richtung Veränderung und zugleich das Gute in Menschen.

Unterhaltung und Zerstreuung ist in diesem Roman nicht zu finden, für alle die von Gesellschaftskritik und Realität lesen wollen, sollen hier beherzt zugreifen.

Bewertung vom 05.02.2021
Happy Life Diät
Shahrivar, Shermine

Happy Life Diät


weniger gut

Happy life ohne Diät

Der Titel lässt eine Diät vermuten, die Shermine Shahrivar entdeckt hat und bei der man zugleich Gewicht verlieren und glücklich sein kann, aber zu früh gefreut. Anders als gedacht geht es in ihrem kleinen Büchlein um alles andere als Diäten. Eine Mischung aus Biografie und Ratgeber soll dem Leser hier in 141 Seiten zeigen, wie Shermine zu einem glücklicheren Leben gekommen ist. Es ist eine Art Selbstdarstellung, in der sie zeigen will: „Leute, so läuft es bei mir, versucht es doch auch mal so“. Das ist nicht immer so realitätsnah, aber nun einmal genauer: 7 Kapitel, unteranderem Beziehungen, Spiritualität und Ernährung werden hier besprochen. Es fällt auf, dass es keinen richtigen roten Faden gibt. Es wird das angerissen, was man auch selbst zu den Säulen des eigenen Lebens zählen würde. Und dann werden Ratschläge erteilt, eingebettet in Erfahrungen, die sie selbst gemacht hat: In Beziehungen ist es wichtig, sich nicht aufzuopfern, bei der Ernährung sollte man auf gesunde Lebensmittel achten, nicht hungern und ach ja Intervallfasten ist super. Leider nichts Neues, alles schon mal gehört, alles schon mal gelesen. Natürlich ist es schwierig in der Welt etwas Neues zu erzählen, was es noch nie vorher gab, aber braucht man wirklich ein Buch, dass alles nur oberflächlich anreißt und in keinem Kapitel in die Tiefe geht. Es wirkt leider wie gewollt, aber nicht gekonnt. Es wurde alles genau so niedergeschrieben, wie die Autorin es gerade im Kopf hatte. Leider sticht es hier nicht in der Welt der Ratgeber heraus und für eine Biografie ist es wiederum zu oberflächlich aus ihrem Leben erzählt. Es ist nichts Ganzes und nichts Halbes.

Aber neben der ganzen Kritik auch mal etwas Positives: Ich habe viele Rezensionen gelesen, die gezeigt haben, dass viele Leser sich durch Shermines Buch motivierter fühlen, die sich Anregungen und Tipps zu Herzen nehmen und vielleicht jetzt achtsamer durch ihr Leben gehen, vielleicht sich selbst jetzt mehr schätzen und versuchen Missstände in ihrem Leben zu ändern. Wenn diese positiven Effekte tatsächlich bei einigen Lesern eintreffen, dann ist es- denke ich- genau das, was Shermine erreichen wollte. Für mich kratzt das Buch zu sehr an der Oberfläche und geht nicht in die Tiefe. Es bietet die ein oder andere Anregung, über einige Dinge in seinem Leben näher nachzudenken, mehr aber nicht und vor allem hebt es nicht aus der Masse heraus, weswegen ich das Buch nur an Fans weiterempfehlen würde.

Bewertung vom 03.02.2021
Die Mitternachtsbibliothek
Haig, Matt

Die Mitternachtsbibliothek


ausgezeichnet

Eine Hommage an das Leben, für das wir uns entscheiden trotz all denen, die wir hätten führen können.
Der Autor Matt Haig könnte einigen bekannt vorkommen, schon lange schreibt er Bücher rund um das Thema Depressionen. Mit Büchern wie „Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben“ macht er das Thema salonfähig, denn auch Menschen ohne diese affektive Störung sind auf ihn aufmerksam geworden. So bin ich der Meinung, dass alle Menschen wenigstens unter situativen Depressionen leiden- ich meine wer denkt nicht über Gott und die Welt, übers Leben und Sterben nach und ist dabei auch mal traurig. Und doch sind Depressionen etwas Schlimmeres und für viele Menschen nicht Fassbares und Haig versucht sie in Worte zu verpacken, die wir alle verstehen und an Empathie zu appellieren, die wir hoffentlich alle in uns tragen. Und so bin auch ich in seinen Bann verfallen und durfte seinen Roman, den man ins Genre der spekulativen Fiktion einordnet, kennenlernen (Fiktion, weil uns keine Bibliothek zwischen Leben und Tod erwartet- VERMUTLICH).
Der Inhalt ist kreativ. Gespickt von vielen philosophischen Zitaten begleitet man die junge intelligente Nora – wenn man es genau nimmt- eigentlich nur eine Nacht. Sie beschließt, nach vielen falschen Entscheidungen in ihrem Leben und einem Dasein voller Bereuen, sich das Leben zu nehmen. Plötzlich steht sie der Mitternachtsbibliothek gegenüber, in der sie jedes erdenkliche Leben ausprobieren darf, welches sie möchte und sie darf darin auch bleiben, wenn sie denn nur wirklich von Herzen will. Sie kann Entscheidungen ungeschehen machen, andere Wege eingeschlagen haben und genau da weitermachen wo sie zur selben Zeit in einem anderen Paralleluniversum wäre. Doch muss Nora feststellen, dass Entscheidungen nicht immer die falschen waren, und in anderen Leben manche Menschen nicht mehr da sind, andere Dinge passiert sind, und das nicht immer zum Guten. Man begleitet Nora auf der Suche nach dem perfekten Leben… aber gibt es das überhaupt?

Meine Meinung zu dem Buch ist, dass Matt Haig es wirklich geschafft hat, seinen Lesern zu zeigen, was das Leben ausmacht. Man lernt aus Noras Geschichte, dass es eine unendliche Anzahl an Leben gibt, die man hätte führen können, dass jede kleinste Entscheidung eine Vielzahl von Veränderungen nach sich trägt. Nora in ihrer Depression hat den Sinn dafür verloren, was sie in ihrem geleistet hat, wem sie in ihrem Leben geholfen und wessen Leben sie verändert hat. Sie fühlte sich voll von Bedauern und hat dabei die kleinen Dinge nicht mehr wertgeschätzt. Dabei gibt es so viel wofür es sich zu leben lohnt und so viel was das Leben einem noch bietet. Ich bin mir sicher, dass vielen Lesern das jetzt bewusster geworden ist und deswegen sage ich danke, lieber Matt, dass du uns mit diesem Buch zeigst wie kostbar wir doch sind.

Kritik? Die Frage ist, mit welcher Einstellung man an diesen Roman geht. Jemand der Unterhaltung sucht oder einen Roman zum ausheulen, ist hier vielleicht an der falschen Stelle. Auch für jemanden der einen Ratgeber braucht ist Haigs Handwerk einfach zu subtil. Dass dies kein literarisches Meisterwerk ist, ist auch ok, denn darauf legt es Haig ja auch einfach nicht an. Viele könnten sagen, dass sie den Sinn nicht verstanden haben und das ist auch ok. Ich glaube das Haig genau die anspricht und genau denen helfen kann, an die solch ein Roman gerichtet ist. Wenn du die „Mitternachtsbibliothek“ liest und nicht verstehst, dann bist du einfach keine Nora.

Eine Leseempfehlung muss ich nach dem langen Text wohl nicht mehr aussprechen. Dieser Roman ist wunderschön, subtil aber genau zwischen den Zeilen und manchmal auch darin, findet man genau das wonach man gesucht hat.

Bewertung vom 11.11.2020
Super Fresh
Hay, Donna

Super Fresh


gut

Mehr Schein als Sein…
Mich hat das neue Kochbuch von Donna Hay sofort angesprochen: Ein schönes modernes Design, diese dunklen Farbtöne, der Titel „Superfresh“. Wer möchte nicht frische und leckere Gerichte für jeden Tag?
Ich muss leider sagen, dass mich das Buch enttäuscht hat. Ja, es sind zahlreiche Gerichte mit super frischen Zutaten in diesem Buch, aber alltagstauglich sind sie nicht. In der Leseprobe wurde ich neugierig, direkt sind mir viele Gerichte ins Auge gesprungen, die ich sofort ausprobieren wollte. Das Buch dann endlich in der Hand, merkte ich, dass mir die meisten Gerichte nicht zusagten und das ganze Buch nur wenige Gerichte mehr als in der Leseprobe enthielt, die ich wirklich nachkochen wollte. Aber das Problem liegt nicht in mir, ich probiere gerne neue Gerichte aus, begebe mich gerne in neue geschmackliche Richtungen, das Problem war vor allem: Wo bekomme ich diese Zutaten her? Alltagstauglichkeit beginnt bei mir, dass ich nicht in einen Spezialitäten-Laden gehen muss, um die Zutaten besorgen zu können. Ich möchte vom Nachhauseweg schnell zu meinem Lebensmittelhändler des Vertrauens gehen und mir die frischen Zutaten besorgen, die ich brauche und nicht von Laden zu Laden fahren, um endlich das zu finden was ich brauche.
Als ich mir dann einige Gerichte zum Nachkochen ausgesucht habe, ging es nun ans kochen. Leider enttäuscht das Buch auch in der Hinsicht. Denn beim Kochen ist die Übersicht das A und O. Schöne Bilder der Gerichte und tolles Design sind die eine Sache, dass aber die Zutatenliste nicht auf einen Blick zu erfassen ist, weil dort nicht auf die Übersicht Wert gelegt wurde ist die andere. Das stört sehr, wenn man beim Kochen nochmal schnell was nachlesen will. Außerdem finde ich es besser, wenn die Arbeitsschritte nummeriert sind und letztendlich fehlt eine Angabe über Kochzeit und Vorbereitungszeit gänzlich. Das ist ganz und gar nicht praktisch für den Alltag… man möchte wissen wie viel Zeit man zum Kochen einplanen soll, wenn man einen begrenzten Zeitplan hat.
Was mir trotz all der Kritik sehr gefallen hat, war, dass die Gerichte doch meistens simpel gehalten wurden, aber trotzdem modern und ausgefallen waren. Damit kann man Eindruck bei Gästen schinden und probiert mal was Neues aus. Außerdem ist das Design wirklich schön gehalten, vor allem die schwarzen Seiten sind etwas Besonderes.
Im Großen und Ganzen ein modernes und im Regal schön-aussehendes Kochbuch mit ausgefallenen Gerichten, die aber, obwohl so gekennzeichnet, größtenteils nicht alltagstauglich sind. Für Tage an denen man sowohl für Einkaufen als auch für die Planung mehr Zeit hat oder Gäste bewirtschaftet, sind diese Rezepte lecker und sehr zu empfehlen. Leider ist hier aber auf Design mehr Wert gelegt worden als auf die Übersicht und Struktur, das finde ich sehr schade.
Eine Empfehlung für Leute, die gerne Neues und Ausgefallenes probieren, nichts für den Alltag.

Bewertung vom 04.10.2020
Die Katze kocht!
Katzenberger, Daniela

Die Katze kocht!


gut

Daniela Katzenberger ist ein All-Round-Genie. Das würde man behaupten, wenn man sieht, was sie schon geleistet hat und welche Produkte sie bereits herausgebracht hat. Ich glaube nirgendwo in Deutschland kennt man nicht ihren Namen und das ist meiner Meinung schon sehr beeindruckend. Egal wie man zu Daniela Katzenberger steht, man kann ehrlich sagen, eine Köchin ist sie nicht, aber das muss man ja auch nicht sein, um ein Kochbuch herauszubringen.
Dieses Kochbuch ist nicht unbedingt gespickt von raffinierten Gerichten und ausgefallener Küche, es ist einfach ein Buch voll mit Rezepten, die Daniela gerne kocht und isst. Rezepte, die aus Mama Iris' hausmännischer Küche stammen, Rezepte, die Danielas Mann oder ihre Tochter gerne mögen. Das Buch führt durch die kulinarische Welt der Daniela Katzenberger und ich kaufe ihr zu 100% ab, dass diese Gerichte auch in ihrer Küche häufig gekocht werden.
Zu den Gerichten: Ein buntes Durcheinander der doch vielen Rezepte findet man hier. Es wurde sich nicht festgelegt auf eine kulinarische Richtung oder auf ein Land oder eine Region, das macht das Kochbuch noch bodenständiger aber vielleicht auch weniger ausgefallen. Von den Gerichten, die ich nachgekocht habe, kann ich sagen, dass sie sehr lecker waren. Außerdem sind in meinem Exemplar noch viele Seiten markiert mit Rezepten, die ich ausprobieren möchte. Jedoch sind auch einige Gerichte im Buch, die man meiner Meinung nach besser hätte weglassen sollen. Ein Küchlein für das man gekaufte Kekse mit Marmelade aufeinander klebt und et voilà. Eine Banane, die man so aufschneidet, dass man sie mit anderem Obst zu einem Schloss auf den Teller legen kann... also dafür brauche ich keine Anleitung. Natürlich sind das schöne Ideen für Kinder, aber dafür reicht ein Bild, dafür muss keine ganze Seite geopfert werden. So kommt es einem schnell mal vor, als hätte man noch Lückenfüller gebraucht.
Insgesamt sind die Rezepte nicht unbedingt kreativ aber doch sehr lecker und haben mir immer mal wieder ein leckeres Abendessen oder eine Anregung geboten. Wiederum kannte ich aber auch schon viele dieser Gerichte, vor allem da ich selber gerne und viel koche. Trotzdem bin ich der Meinung, dass das Buch eher ein Kochbuch für Katzenberger-Fans ist. Und für die bietet das Buch wirklich viel! Allein schon der Einband, bei dem die Letter des Titels in glitzerndem Pink funkeln, bestechen mit einer interessanten Haptik! Viele schöne Bilder von Daniela sind im ganzen Buch verteilt und zwischendrin erzählt sie immer wieder gerne über sich und ihre Familie.

Mein Fazit: Für Katzenberger-Fans ein tolles Buch mit vielen kleinen Extras. Für Menschen die kochen lernen wollen oder gerne ausgefallen kochen, fehlt hier einfach die Raffinesse.

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