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KristallKind

Bewertungen

Insgesamt 240 Bewertungen
Bewertung vom 19.09.2024
In Zeiten des Todes
D'Andrea, Luca

In Zeiten des Todes


weniger gut

Mit Spannung hatte ich das Erscheinen von Luca D´ Andreas neustem Buch erwartet, das meinen Geschmack rückblickend leider überhaupt nicht traf. Ein sehr zähes Werk, welches in meinen Augen mit überwiegend unsympathischen, unzugänglichen Charakteren und unangenehmem Sprachstil glänzte. Außerdem verwirrten mich nicht nur die vielen Namen und Zuständigkeiten, sondern auch die abfälligen Betitelungen für manche Figuren, deren Bedeutung darüber hinaus nicht erklärt wurde. Luther Krupp war mir schnell zuwider, so dass ich den Thriller schon bald zur Seite legte, um mich vorerst einem anderen Buch zu widmen. Auch der Reporter Milla, der in einer zwiespältigen Beziehung zu Krupp auftrat, konnte mich nicht dazu anspornen, mehr Geduld für das Buch aufzubringen.

Zudem wurde mir die Story zu sehr in die Länge gezogen, wobei etliches Gedankenwirrwarr den Fokus und den erhofften Nervenkitzel störte. Meine Aufmerksamkeitsspanne war demnach nicht die beste, und dementsprechend habe ich mich im Grunde durch diese Geschichte gequält.

Obwohl die Spannung mit der Zeit stieg und der Fall immer grausiger wurde, kann ich nicht behaupten, dass mich „In Zeiten des Todes“ insgesamt gefesselt hätte. Etwas enttäuscht blicke ich nun auf die Ausarbeitung dieses, ursprünglich wahren, Kriminalfalls zurück, in der viel zu viel Potenzial verschenkt wurde, meiner Meinung nach. Ein Wälzer, der mir als beworbener Thriller zu viel Romancharakter hatte, und der mit deutlich weniger Masse vielleicht bekömmlicher zu lesen gewesen wäre.

Bewertung vom 16.09.2024
Bis in alle Endlichkeit
Kestrel, James

Bis in alle Endlichkeit


ausgezeichnet

„Bis in alle Endlichkeit“ las sich äußerst spannend, da der Autor seinen Protagonisten Lee Crowe immer wieder an Grenzen brachte. Der Privatdetektiv befand sich durchgehend in der Gefahrenzone und musste an roten Linien entlang navigieren, die vereinzelt physisch und psychisch sogar überschritten wurden. Kein Wunder, denn James Kestrel nahm sich in diesem Thriller einem unglaublich erschütternden Thema an, welches sich, meinem Empfinden nach, seinen Platz durch den Raum der Fiktion, hin zur Realität erkämpfen musste. Las man am Ende die Danksagung, so konnte man davon ausgehen, dass die Idee für dieses neueste Werk, durch reifliche Recherche und den daraus annehmbaren Möglichkeiten entstanden sein musste, was die Brisanz des Falls für mich noch unterstrich.

Keine Frage, das Buch entpuppte sich als echter Pageturner, mit starken, charismatischen Figuren und vor allem einem entschlossenen, risikofreudigen, aber durchaus empathischen Ermittler. Lee Crowe hatte schnell meine volle Aufmerksamkeit und Sympathie, denn er scheute sich nicht, im Laufe seiner Untersuchungen alle Register zu ziehen und traf dabei kluge, vorausschauende Entscheidungen. Dass sein Privatleben und seine Vergangenheit in dieser Geschichte nur wenig beleuchtet wurde, war für mich nicht von Belang. 

Nie hätte ich das Ausmaß an Unmoral und Verbrechen erwartet, welches das Crescendo letztlich mit sich brachte und mir die Tränen in die Augen trieb. Von Beginn an fesselte der Thriller von Seite zu Seite mehr, eine Entdeckung hier, ein Rätsel da, während sich die Informationen immer mehr verflochten, aber auch immer mysteriöser wurden. Aus meiner Sicht ein lesenswertes Buch, das alles vorzuweisen hat, was ein zeitgemäßer Thriller mitbringen sollte!

Bewertung vom 09.09.2024
Wir treffen uns im nächsten Kapitel
Bickers, Tessa

Wir treffen uns im nächsten Kapitel


gut

Rückblickend haben sich meine Erwartungen an Romantik und das Miterleben einer außergewöhnlichen Liebesgeschichte hier leider nicht erfüllt. Obwohl meine Begeisterung nach der Leseprobe groß war, konnte mich die Story am Ende nicht abholen. Schon nach dem ersten Drittel des Buches legte ich Lesepausen ein, weil mich das Ganze eher deprimierte, als in Neugier versetzte.

Das schicksalhafte Zusammentreffen von Erin und James fand ich zwar ganz nett, vor allem die Idee der Kommunikation mittels bestimmter Bücher, doch die Unterhaltungen an sich langweilten mich zunehmend, da ich nicht alle Werke kenne, auf die sich die Protagonisten bezogen. So fühlte ich mich ein wenig abgehängt, wenn sich die beiden an philosophischen Gedanken zur jeweiligen Literatur abarbeiteten. Außerdem hatte ich nicht den Eindruck zu Erin oder James durchzudringen, da ich deren Lebenswege viel zu oberflächlich betrachtet empfand, und die mich darüber hinaus, trotz allem Leid, emotional nicht recht erreichen konnten. In meinen Augen stand hier Trauerarbeit im Vordergrund und nicht die Liebesgeschichte durch eine zweite Chance.

Meiner Meinung nach gestaltete sich „Wir treffen uns im nächsten Kapitel“, nach einem durchaus gelungenen Start, insgesamt ziemlich langatmig und schmückte sich zu oft mit vielen belanglosen Szenen. Die von Melancholie geprägte Geschichte konnte meiner Vorfreude auf aufregende Momente daher leider nicht entsprechen. Selbst die Auflösung des unbekannten Buchfreundes kam zu leise und unspektakulär daher und ließ mich am Ende mit Enttäuschung auf den Roman zurückblicken. / 2,5 Sterne
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Bewertung vom 28.08.2024
Mord in der Charing Cross Road
Hamilton, Henrietta

Mord in der Charing Cross Road


gut

„Mord in der Charing Cross Road“ war für mich ein Buch, das letztlich schlicht an mir vorbeizog. Mir gefiel zwar die zeitgeschichtliche Atmosphäre und die Darstellung der zugehörigen Etikette, die stimmungsvolle Bilder einer 60er-Jahre schwarzweiß-Filmproduktion à la Agatha Christie in meinen Geist zauberten, sowie das Rätsel selbst, das Sally und Johnny zu lösen versuchten, aber im Großen und Ganzen zog sich der Krimi für mich unbequem in die Länge.

Ich hatte Schwierigkeiten konzentriert bei der Sache zu bleiben, da der Roman, meines Erachtens nach, sehr monoton erzählt wurde. Da half leider auch kein fieser Kerl wie Butcher, der sich als Typ für krumme Geschäfte geradezu prädestiniert zeigte, oder das vage Annähern des Juniorchefs Johnny an die Buchhändlerin Sally, was mir eine Weile eher suspekt war, mich als Liebesgeschichte am Ende aber auch nicht unbedingt begeisterte, da mir hier gänzlich die Emotionen fehlten.

Insgesamt wog meine Freude an Idee und Atmosphäre die für mich kraftlose Erzählung nicht auf. Daher werde ich die Reihe wohl nicht weiter verfolgen. Fans der guten alten Zeit haben hier vielleicht eine andere Wahrnehmung, daher kann ich interessierte Leser nur ermutigen, sich persönlich mit der Lektüre zu beschäftigen.

Bewertung vom 13.08.2024
Das größte Rätsel aller Zeiten
Burr, Samuel

Das größte Rätsel aller Zeiten


weniger gut

Die Gemeinschaft der Rätselmacher knabbert bis heute an einer ungelösten Frage. Woher kam Clayton, der als jüngstes Mitglied der Gruppe vor mehr als zwanzig Jahren in einer Hutschachtel vor die Tore von Creighton Hall gelegt wurde? Nach dem Tod der Vorsitzenden Pippa, macht Clayton sich auf, um dieses Geheimnis zu ergründen.

Dieses Buch hat mich maßlos enttäuscht! Es versprach mir die Aufdeckung des "größten Rätsels aller Zeiten", führte mich am Ende jedoch auf eine langatmige, uninteressante Kreuzworträtsel-Schnitzeljagd. Zudem fand ich es der Situation absolut unangemessen, einer jungen Seele, die nach seiner wahren Herkunft sucht, solche belanglosen Spielchen aufzuerlegen, statt einfach endlich mit der Wahrheit herauszurücken. Denn Clayton schien mir auch nicht wirklich glücklich in seiner Lage. Insofern fand ich die Idee des Autors schrecklich, deren Umsetzung mich furchtbar gelangweilt und die Atmosphäre irgendwie deprimiert hat.

An für sich erwartete ich mit diesem Roman eine fulminante, geheimnisvolle Geschichte, da sich diese Gemeinschaft der Rätselmacher in Buchteaser und Titel, sehr elitär und besonders, ja sogar ein wenig magisch darstellte, was für mich in Richtung Geheimgesellschaft deutete. Letztlich fand ich aber nur eine Gruppe von Einzelgängern, die einfach nur Rätsel liebten, welche man in herkömmlichen Zeitungen finden kann - von Mystik keine Spur. Dazu, wie aktuell so oft, natürlich einen jungen Mann, der im Laufe des Geschehens seine sexuelle Identität findet.

Allerdings muss ich zugeben, dass sich das Buch sehr gut lesen ließ. Doch abgeholt hat mich der Autor trotzdem nicht. Seine Figuren waren zwar skurril erdacht, wirkten dafür aber überaus unscheinbar und die zwischen den Zeilen eingebauten Rätsel schienen mir erstaunlich unspektakulär.

Insgesamt hatte ich wenig Spaß an der Lektüre und ich frage mich, warum dieser Roman so sehr beworben wurde. Über ein wohlwollendes „nett“ kommt meine Bewertung am Ende daher leider nicht hinaus. Dieses Buch erhält von mir zwei Sterne, für die Erzählkunst des Autors und das Cover, jedoch keine ausdrückliche Leseempfehlung. Mein bisheriger Flop des Jahres.

Bewertung vom 12.08.2024
Letzte Lügen / Georgia Bd.12
Slaughter, Karin

Letzte Lügen / Georgia Bd.12


ausgezeichnet

Zum ersten Mal wurde ich nicht sofort mit einem Thriller aus der Feder von Karin Slaughter warm. Lange Zeit schlängelte sich die Story recht sacht den Handlungsstrang entlang und fesselte mich nicht so sehr wie ich es von der Reihe bisher gewohnt war. Allerdings gefiel mir der Handlungsschauplatz von Anfang an, der durch die äußerlichen Umstände, in eine Art „Locked-Room-Murder“ - ein Mord in geschlossenem Raum - führte. Der Täter war somit immer in der Nähe, während Will und Sarah das Rätsel zu überblicken versuchten.

Die Persönlichkeiten sowie die Hintergründe der Figuren, inklusive zum Teil zutiefst verstörender Geheimnisse, waren wirklich gut durchdacht und vielfältig angelegt, was mich auch nach kurzer Zeit eifrig zum Miträtseln motivierte. Ich versagte allerdings auf ganzer Linie, denn zum Ende hin überschlugen sich die Wendungen gefühlt im Sekundentakt. Die Autorin gab alles und zeigt damit einmal wieder ihr Talent für Spannungsaufbau.

Das Crescendo um die Wahrheit entpuppte sich letztlich als regelrechter Schocker. Hier tummelten sich schwere Verbrachen aller Art, gepaart mit abartigen, grauenvollen menschlichen Abgründen, die ich in solch einer Dichte nicht erwartet hätte. Passend dazu traten die Protagonisten Sarah und Will aus meiner Sicht ein wenig in den Hintergrund, was der Geschichte jedoch keinen Abbruch tat und die grauenvollen Umstände sogar noch eindringlicher werden ließ. Hier war durchatmen gefragt.

Für mich ein gelungener Thriller, der die gewohnten Pfade der Reihe ein wenig verließ, insgesamt in seiner Intensität allerdings auf dem altbekannten Niveau spielte. Sollte euch der Beginn etwas langatmig vorkommen, lest weiter! Es lohnt sich. / 4,5 Sterne

Bewertung vom 12.07.2024
Signum / Stormland Bd.2
Lindqvist, John Ajvide

Signum / Stormland Bd.2


gut

Kim Ribbing hat ein Problem. Sein ehemaliger Arzt, den er entführt hat und nun in seinem Keller liegt, muss weg. Eigentlich hatte Kim nur eine Befragung des grausamen Mediziners geplant, die allerdings etwas aus dem Ruder lief. Muss Julia, die zeitgleich die kriminelle Vereinigung der „Wahren Schweden“ untersucht, Kim nun bei der Polizei auflaufen lassen?

Mich hat dieser zweite Teil der Reihe leider ziemlich enttäuscht. Ich suchte hier vergebens nach aufregenden Momenten oder interessanten Handlungsschauplätzen, wie sie im ersten Teil in Hülle und Fülle vorhanden waren. Meinem Empfinden nach geschah hier deutlich zu wenig. Es offenbarte sich auch kein richtiger Fokus, sondern mir erschien das Geschehen eher wie ein Einheitsbrei aus Nebensächlichkeiten. Die Intelligenz und das Können Kim Ribbings kam nur mit angezogener Handbremse zum Vorschein, und auch der Blick auf seine etwas geheimnisvolle Persönlichkeit schärfte sich in diesem Band nicht merklich. Zudem entwickelte sich die ungewöhnliche Beziehung zwischen ihm und Julia auch kaum weiter, wobei mir diesbezüglich die wenigen, sogenannten Highlights, seltsam fremd vorkamen. Dafür wurden mir andere Figuren präsentiert, wie z.B. Julias Ex-Mann Jonny und weitere ermittelnde Polizisten, deren Privatleben mich wenig interessierte. Der einzige Lichtblick im Geschehen war für mich die junge Astrid, deren Charakter erschreckend psychopathische Züge annahm. Aber auch in dem Fall hatte ich das Gefühl, nur die Hälfte erfahren zu dürfen. Schade.

Im Grunde agierten, meiner Ansicht nach, ausnahmslos alle Figuren auffällig zurückhaltend in diesem Thriller, was die Handlung recht zäh und langatmig werden ließ. Mehr Ideen und Bewegung für das Geschehen sowie etwas mehr Tiefe und Entwicklung für die einzelnen Akteure, hätte der Geschichte eindeutig gut getan. Dass Julia das Thema „Rechte Gewalt“ zum Recherchestoff für ihr neues Buch ausmachte, ist wohl dem heutigen Zeitgeist geschuldet. Originell fand ich dies nicht wirklich, da dieser Punkt aktuell in so vielen Storys besprochen wird. Political Correctness everywhere.

Am Ende hat mich „Signum“ nicht vom Hocker gehauen. Eine gefühlt stagnierende Handlung, ohne echte Knüller und mit meist oberflächlichen Charakteren – für mich ein starker Kontrast zum Auftaktband „Refugium“, der mich im letzten Jahr absolut begeistern konnte. Trotzdem werde ich die Trilogie zu Ende lesen und mich überraschen lassen, ob der Autor zum Schluss mit seinen Ideen noch einmal aufs Gaspedal treten wird. / 2,5 Sterne

Bewertung vom 29.06.2024
Zwei in einem Leben
Nicholls, David

Zwei in einem Leben


sehr gut

Die Lektorin Marnie lebt in London und verbringt die meiste Zeit alleine in ihrem Zuhause. Allerdings will sie nun ihr Leben ändern und der Einsamkeit den Kampf ansagen. Und da gibt es noch Michael, der nach einer Scheidung auf ausgedehnten Spaziergängen nach sich selbst sucht. Spannend wird es, als eine gemeinsame Freundin die beiden auf einer Wanderung zusammenbringt, denn das aufeinander Einlassen ist gar nicht so einfach wie gedacht.

Ich war gespannt, welche Form der Autor diesem Verkupplungsversuch geben würde. Denn mal ehrlich, unerhört neu ist die Idee ja nun nicht. So startete ich mit Neugier in die Geschichte und lernte schnell eine reflektierte und mutige Marnie kennen, deren Lebensgefühl sich herrlich authentisch erwies, und die sympathische Mittdreißigerin damit enorm nahbar wirken ließ. Auch Michael gefiel mir gut, allerdings wirkte er auf mich wesentlich zurückhaltender als Marnie. Zwischen den Zeilen spürte man die Verlorenheit der beiden, was jeder auf andere Weise zu kompensieren versuchte und mir damit eine Vielfalt an emotionaler Bandbreite präsentierte. Von humorvollen Dialogen über ernsthafte, bis sehr persönliche Gespräche, war hier so ziemlich alles vertreten, was die Entwicklung des Kennenlernens interessant gestaltete und den Raum zwischen den Protagonisten immer wieder veränderte. Sehr süß fand ich in diesem Zusammenhang die Erkenntnis, dass sich Marnie und Michael früher schon einmal begegnet waren, aber damals einfach nicht richtig hingeschaut hatten. Letztlich fand ich hier eine bedachtere Methode der Annäherung vor, die nicht mit der ungestümen Leichtigkeit von jungen Erwachsenen vergleichbar war, weil die Vergangenheit der Hauptfiguren bereits tiefe Narben hinterlassen hatten. Die Umstände verzeichneten also eine gewisse Tiefe, deren verletzliche Momente, durchaus passend, mit Mut und Witz verflochten wurden.

Neben David Nicholls unverfälschter Art zu schreiben, mochte ich auch die Struktur der Kapitel, die relativ kurz gehalten wurden und abwechselnd die Gedanken beider Protagonisten aufgriffen. Die Wanderung, die als Haupt-Handlungsschauplatz einigen Raum einnahm, war allerdings nicht so sehr nach meinem Geschmack. Neben Marnies und Michaels eher unspektakulärem Aufeinandertreffen hätte ich mir als Kontrast einen spannenderen Hintergrund gewünscht.

Rückblickend hat der Roman zudem etwas Anlauf gebraucht, bis er mich begeistern konnte. Doch am Ende wird mich "Zwei in einem Leben" gedanklich noch etwas begleiten, woran vor allem die wunderbare Gestaltung der letzten Kapitel großen Anteil hatte. Meiner Meinung nach eine Erzählung, die unterhält und gleichzeitig Herausforderungen des Lebens anklingen lässt. Lesenswert.

Bewertung vom 19.06.2024
Sieben Sommer
Toon, Paige

Sieben Sommer


ausgezeichnet

Mit diesem Buch hielt ich endlich einmal wieder einen Liebesroman in den Händen, der mir unter die Haut ging und meine vollste Aufmerksamkeit forderte. Bereits der wundervolle Epilog ließ die warmherzige Erzählkunst der Autorin erahnen, die in ihrem ungekünstelten Stil dem Text eine durchaus unterhaltende Note verlieh, sich aber auch schonungslos bemerkenswerten Themen annahm, ganz ohne Kitsch oder überzogene Dramatik. Beispielsweise integrierte sie Figuren mit Downsyndrom und zeigte deren Herausforderungen im Alltag auf, wodurch sich jedoch keinerlei Schwere über die Geschichte legte. Generell gefiel mir die facettenreiche Charaktergestaltung der einzelnen Persönlichkeiten, die viel Lebendigkeit und Authentizität in das Geschehen brachten. So mochte ich den bodenständigen, nachdenklichen und freundlichen Tom ebenso, wie den charismatischen, etwas geheimnisvollen, suchenden Finn, die beide im Laufe der Handlung unterschiedlich geprägte Beziehungen mit Liv hatten. Ich konnte die beiden Männer tatsächlich auf Augenhöhe betrachten und gab keinem den Vorzug, was ich nur als regelrechten Kunstgriff der Autorin werten kann. Denn damit fokussierte sich mein Blick auf das große Ganze und die Botschaften dahinter, was bei mir am Ende ausgesprochen versöhnliche Töne anschlug. Vor allem konnte ich aus diesem Blickwinkel Livs Entscheidungen auch weitestgehend nachvollziehen, obwohl ich die weibliche Hauptfigur nicht wirklich mochte, da sie ziemlich unzufrieden und verbohrt auf mich wirkte. Auch mit ihrem Studium der Bildhauerei konnte ich persönlich nicht viel anfangen.

Doch Paige Toon überraschte mich nicht nur mit einzigartigen Figuren, sondern auch mit dem ungewöhnlichen Aufbau der Geschichte, welcher zwei Zeitebenen gleichzeitig bediente und die verschlungenen Wege des Schicksals deutlich machte. Der Spagat zwischen romantischen, dramatischen, herzzerreißenden, aber auch tragischen Momenten gelang ihr mühelos, was mich mehr als einmal in ein emotionales Chaos stürzen ließ. Vielleicht bewegte sich deswegen stets ein Hauch von Melancholie zwischen den Zeilen, was aber vollkommen zu den kontinuierlichen Abschieden und Neuanfängen im Geschehen passte. Kein Wunder, denn die Wege der Protagonisten waren mit lebensverändernden Entscheidungen und mit Hinweisen auf Reifeprozesse gepflastert, aus denen sich alles in allem ein sehr authentischer Liebesroman auftat.

„Sieben Sommer“ wird mich in Gedanken wohl noch lange begleiten. Ein wunderschöner, emotional anspruchsvoller Roman vom richtigen Zeitpunkt, von Vergebung und Selbstfindung. Diese Geschichte hat mich beeindruckt und fantastisch unterhalten. Taschentücher zücken unbedingt erlaubt. Empfehlenswert!

Bewertung vom 19.06.2024
Bretonische Sehnsucht / Kommissar Dupin Bd.13
Bannalec, Jean-Luc

Bretonische Sehnsucht / Kommissar Dupin Bd.13


ausgezeichnet

Vorsicht! Der neue Dupin-Kriminalroman nimmt dich mit in die Anderwelt! Zumindest wirst du dich so fühlen, wenn du mit diesem Buch an den Ermittlungen auf der zauberhaften bretonischen Insel Ouessant teilnimmst. Du wirst überflutet von Mystik und Kultur, nicht nur seitens der Ausführungen des geschichtskundigen Inspector Riwal, sondern vor allem durch viele seltsame Begegnungen des Hauptkommissars mit Mensch und Natur.

In diesem Sinne fühlte sich meine Reise durch den Krimi überwiegend surreal an. Die Magie der Traditionen und der Sagenwelt ließ selbst Dupins Verständnis der Wirklichkeit schwinden, was dich wahrscheinlich zum Schmunzeln bringen könnte, denn das Gedanken-Ping-Pong des Ermittlers lief dadurch wieder einmal auf Hochtouren. Vielleicht wirst du aber auch über die erkennbare Feinfühligkeit des Kommissars überrascht sein, die sich im Laufe der Handlung immer wieder zeigte und ihn selbst verunsicherte. Doch im Grunde blieb er der altbekannte Dupin, mit seinen kulinarischen Vorlieben, undurchschaubaren Gedankengängen und der Kunst, sich in so manch schräge Momente hinein zu manövrieren. Wie die Ermittlung per E-Bike beispielsweise, welche immer mit etwas Situationskomik einherging und mich ein wenig an den Humor des Komödienmachers Dany Boon erinnerte. Wenn du mich fragst, wurde damit die Ernsthaftigkeit der Tätersuche aber nicht geschmälert, sie stand in diesem Band der Reihe allerdings nicht so groß im Raum, meiner Meinung nach. Ich selbst war von den mysteriösen Vorgängen und Sagen derart eingenommen, dass die Einzelheiten des Falls für mich ins Hintertreffen gerieten, was mich letztlich aber wenig störte. Diese Ermittlung hatte das gewisse Etwas! Wenn du Bannalec liest, brauchst du keinen Reiseführer mehr. Schöner und lebendiger kann man die bretonische Landschaft und Lebensart kaum beschreiben, was mir hier einmal wieder vor Augen geführt wurde.

Daher kann dir nur empfehlen, den Krimi selbst zu lesen. Wenn du die Dupin-Reihe noch nicht kennst, ist das kein Problem, denn der Autor hat dafür gesorgt, dass du dich in seiner Erzählung schnell zurechtfinden wirst. Dich erwartet ein außergewöhnlicher Kontrast zwischen der sachlichen Art eines Ermittlers und der fantastischen Glaubenswelt der Bretonen, mit schwindelerregender Anzahl an Bräuchen und Mythen der Region. Solltest du bereits ein Dupin-Kenner sein, erwartet dich hier noch mehr Atmosphäre und bretonischer Mystizismus als bisher. Selbst Dupins Kaffee-Konsum hielt sich hinsichtlich dieser fabelhaften Tätersuche in Grenzen.

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