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Top-Rezensenten Übersicht

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Lavendelgarten
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 21.08.2024
Mutternichts
Vescoli, Christine

Mutternichts


ausgezeichnet

Der Roman "Mutternichts" befasst sich mit einem Thema aus dunkler Vergangenheit. Die Tochter versucht nach dem Tod der Mutter das Geheimnis ihres Schweigens um die Kindheit zu ergründen. Es lag zeitlebens wie ein waberndes und nicht zu durchdringenden Nichts um die Mutter. In kraftvoller und sehr besonderer Sprache erzählt die Autorin ihre Kindheit. Eine Zeit, die viel härter und karger war, als es sich die Tochter vorzustellen vermochte. Die Mutter schwieg ihr Leben lang über diese Zeit, die Tochter traute sich nicht zu fragen, weil sie ahnte, keine Antworten zu erhalten. Obwohl das Buch recht wenige Seiten hat, sind sie doch eindringlich geschrieben und ziehen den Lesenden in den Bann. Wenn man sich auf die ungewöhnlich dichte Sprache der Autorin einlässt, spürt man trotz Melancholie die Schönheit der Erzählung. Ein Buch zum mehrmals lesen!

Bewertung vom 22.09.2020
Jahresringe
Wagner, Andreas

Jahresringe


ausgezeichnet

Das ist die Geschichte von Leonie. Sie flüchtet in den Kriegsjahren aus ihrer Heimat als junges Mädchen und versucht sich ein bescheidenes Leben durch Fleiß, Anpassung und viel Arbeit aufzubauen. Sie hat Glück und begegnet einem Mann, der sich väterlich um die junge Frau kümmert und ihr einen Arbeitsplatz geben wird. Eine große Rolle spielen die Moppen, eine Backspezialität, die sie lernt zu backen.

An die Menschen in der Neuen Umgebung kommt sie ihr Leben lang nicht ran, es ist immer eine unsichtbare Wand dazwischen. Trost findet sie im nahen Wald, der ihr Schicksal wird. Eine Generation weiter ist sie immer noch die Außenseiterin, aber sie hat sich inzwischen einen Namen gemacht. Dann der Schock, als sie durch die Rodung des Waldes den zweiten Verlust ihrer Wurzeln erfahren muss.

Ein Erstlingswerk eines Autors, von dem wir hoffentlich weitere Bücher lesen werden. Spannend und in einer klaren Sprache.

Bewertung vom 22.09.2020
Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
Cameron, Sharon

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete


ausgezeichnet

Dieses Buch lässt einen nicht mehr los! Es handelt sich um eine spannend erzählte Geschichte, die leider auf wahren Begebenheiten basiert. Fusia, die Hauptprotagonistin, beweist in der Zeit des zweiten Weltkriegs Mut und einen unbändigen Überlebenswillen. Sie wächst über sich hinaus, in dem sie Menschen zum Überleben der Gräueltaten hilft. Manchmal stockt einem der Atem, was da so alles passiert ist. Eigentlich weiß man es ja, aber aus der naiven jugendlichen Sicht in einfacher Sprache erzählt, gibt dieses noch eine ganz andere Dimension. Ich fand es sehr schön und interessant, dass im hinteren Teil des Buches Fotos von Fusias Familie gezeigt wurden. Fusia rückt noch näher und wächst mir mit jeder Seite mehr ans Herz. Obwohl das Buch ein dicker Wälzer ist, kann man ihn nicht mehr aus der Hand legen - unbedingt lesen!

Bewertung vom 17.09.2020
Das Leben ist ein wilder Garten
Buti, Roland

Das Leben ist ein wilder Garten


ausgezeichnet

Dies ist ein Buch der leisen Töne, die aber nachhallen. Wer eine actionreiche Erzählung sucht, ist hier definitiv falsch. Insofern führt der Klappentext auf eine falsche Fährte.

Der Autor formt die einzelnen Charaktere liebevoll und behutsam, allein schon die zarte Beobachtung der Vögel ist lesenswert. Überhaupt gibt es viel an Naturbeobachtung: Bäume, Vögel, Sträucher werden ausführlich beschrieben. (Die Mutter unterhielt sich beispielsweise mit einem Spatz.)

Man taucht in andere Welten ab, fühlt mit der Hauptperson mit, die zwischen den Stühlen sitzt (Frau weg, Tochter weg) und das Leben so dahin plätschert.

Das Geheimnis der Mutter wird schließlich gelüftet, aber es ist für die Geschichte gar nicht so wichtig, es gilt eher: der Weg ist das Ziel.

Für mich ein wunderbar altmodisches Buch, das man ans Herz legen möchte.

Bewertung vom 03.08.2020
Im nächsten Leben wird alles besser
Rath, Hans

Im nächsten Leben wird alles besser


ausgezeichnet

Arnold, ein etwas miesepetriger 53jähriger Ehemann, legt sich nach einem Streit mit seiner Frau im Jahr 2020 ins Bett und wacht 2045 wieder auf, ohne zu wissen, was in den letzten 25 Jahren passiert ist. Er wird in eine Welt hineinkatapultiert, die er mühsam begreifen muss. Ausgerechnet ein Roboter, der schon langsam in die Jahre gekommen ist, hilft ihm dabei und wird zu seinem besten Freund. Arnold möchte wissen, wie er die letzten 25 Jahre verbracht hat. Nach und nach wird ihm klar, dass da so Einiges schief gelaufen ist, woran er auch nicht ganz unschuldig ist. Er hofft auf eine neue Chance oder irgendeine Möglichkeit, etwas wieder gut zu machen. Ob er sie bekommt? Das Buch ist spannend geschrieben und einmal angefangen, kann man es nicht mehr zur Seite legen. Man fiebert mit Arnold mit, freundet sich mit Gustav an, dem Roboter-Entschuldigung: "der künstlichen Intelligenz mit einem synthetischen Körper" wie er immer wieder geduldig erklärt und lernt, was Nanobots sind. Das Buch ist teilweise witzig geschrieben, immer fühlt man aber Nachdenkliches zwischen den Zeilen, es lässt den Leser nicht mehr los. Wunderbar! Unbedingt lesen!