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Julia Goldfeuer

Bewertungen

Insgesamt 66 Bewertungen
Bewertung vom 19.09.2024
Love Letters to a Serial Killer
Coryell, Tasha

Love Letters to a Serial Killer


sehr gut

Hannah ist frustriert, weil ihre beste Freundin heiratet und ihr eigenes Leben anders läuft als erhofft. In einem True-Crime-Forum sucht sie Ablenkung. Die Mitglieder versuchen, Morde an vier Frauen aufzuklären, die allesamt in derselben Schlucht in Atlanta gefunden wurden. Als ein gutaussehender Anwalt verhaftet wird und immer mehr Beweise gegen ihn sprechen, beginnt Hannah ihm wütende Briefe ins Gefängnis zu schreiben... und erhält Antwort...
Letzten Monat (Aug'24) war das Thema in den sozialen Medien allgegenwärtig, das Tasha Coryell in ihrem Debüt aufgreift. Unzählige Menschen schwärmten unverhohlen und öffentlich über den inzwischen verurteilten, mehrfachen Frauenmörder Wade Wilson. Man könnte meinen, es handle sich um Einzelfälle, doch der Prozess und der aktuelle Hype um Dark Romance vermitteln den Eindruck, dass das sexuelle Interesse an Schwerverbrechern, die sogenannte Hybristophilie, zunehmend salonfähig wird.
"Love Letters to a Serial Killer" gewährt uns Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt einer "dieser Frauen".
Tasha Coryell schreibt in einem leicht verständlichen und flüssigen Stil kurze Kapitel, durch die man nur so durchfliegt. Der Prolog wirkt durch seinen beinahe humorvollen Ton etwas befremdlich und provokativ, doch nach und nach wird uns die Protagonistin Hannah nähergebracht, und man kann sich in ihre Ansichten aus ihrer Perspektive durchaus hineinversetzen – mal mehr, mal weniger. In der ein oder anderen Alltagssituation erkennen sich bestimmt viele von uns mit einem Schmunzeln oder einem Stirnrunzeln wieder. Das macht die Entwicklung des Charakters um so faszinierender. Durch die Ich-Perspektive spürt man förmlich, wie der Frust über die Mittelmäßigkeit ihres Lebens eine Tür aufstößt und Hannah allmählich die vermeintliche Kontrolle verliert, wodurch sie ihre besondere Vorliebe in sich entdeckt.
Andere Sichtweisen gibt es nicht, nur in dem Briefverkehr bekommt man auch ein paar Einblicke in das Innere unseres begehrten Mörders William.
Hannah ist ein Charakter, für den ich Mitgefühl empfinden konnte, ich fand sie aber auch häufig zum Fremdschämen. Abgesehen von ihrer offensichtlichen Paraphilie, die Dreh- und Angelpunkt des Werkes ist, haben mir einige ihrer anderen Eigenheiten ein gewisses Unwohlsein verursacht. Ihre ständige, extreme Selbstkritik und Unsicherheit, vor allem, aber nicht nur in Bezug auf ihr Äußeres, waren auf Dauer etwas anstrengend. Doch mit seinen 352 Seiten hat das Buch eine ideale Länge, um die Leselust aufrecht zu erhalten.
Hannahs zum Teil nachvollziehbare, zum Teil bizarre Gedankengänge machen den Reiz des Romans aus. Es ist eher Neugier als Spannung, die einen anzieht. Für Thriller-Leser kommt der Twist gegen Ende nicht überraschend aber trotzdem muss ich sagen, etwas Vergleichbares habe ich noch nicht gelesen und ich wurde richtig gut unterhalten.
Wie die Geschichte für Hannah endet, entspricht zwar nicht meinem Geschmack, aber abgesehen davon ist "Love Letters to a Serial Killer" ein empfehlenswerter Roman für True Crime Fans und alle anderen, die das Thema interessiert.

Bewertung vom 16.09.2024
Der Gesang des Wassers / Fable Bd.1
Young, Adrienne

Der Gesang des Wassers / Fable Bd.1


sehr gut

Nachdem ich vor einigen Jahren schon Eelyn in "Das Herz der Kämpferin" gerne begleitet habe, war ich begeistert, mich nun mit Adrienne Young und ihrer Protagonistin Fable auf hohe See zu begeben.
Seit ihr Vater sie als Kind auf einer Insel zurückließ, kämpft Fable ums Überleben. Mit dem Tauchen nach wertvollen Steinen, dem "Schürfen", hält sie sich über Wasser. Sie heuert schließlich auf einem Handelsschiff an, um ihren Vater zu finden, doch das Meer birgt Gefahren und der Kapitän West verbirgt seine wahren Absichten. Fable muss alles aufs Spiel setzen, für ihr Erbe und ihre Zukunft...
Sie erzählt ihre bewegende Geschichte aus der Ich-Perspektive. Ihre Vergangenheit und die starke Persönlichkeit, zu der sie wurde, gefallen mir sehr. Alle Nebenfiguren haben ihre eigenen Beweggründe, aber über sie hätte ich gerne noch mehr erfahren, um den schon ganz gut umgesetzten Found-Family-Trope innerhalb der Schiffsbesatzung noch stärker zu fühlen.
Die Handlung bietet nichts bahnbrechend Neues, ist aber dennoch so fesselnd, dass ich das Hörbuch gar nicht unterbrechen wollte. Adrienne Young kann ECHTE Slow-Burn-Romances schreiben. Man erfährt nicht schon in den ersten fünf Seiten, wen sie heiß findet... Stattdessen bleibt die Romanze angenehm dezent und überlässt der eigentlichen Geschichte den Vorrang – zumindest in diesem ersten Teil der Dilogie.
Ich bezweifle, dass die Autorin viel zum Thema Tauchen recherchiert hat, denn die angegebenen Tauchtiefen wirken alles andere als realistisch und wurden leider auch nicht magisch erklärt. Es gibt zwar kleine magische Aspekte in der Geschichte, aber die betreffen eine andere Thematik.
Eine wichtige Aktion gegen Ende wurde für meinen Geschmack viel zu knapp beschrieben, obwohl die Erzählgeschwindigkeit im Allgemeinen eher gemächlich ist. Doch gerade dadurch entsteht eine bezaubernde, maritime Atmosphäre.
Der Spannungsbogen hätte einfach etwas straffer gespannt sein dürfen.
Insgesamt ein gelungenes Hörbuch, angenehm vorgetragen von der Sprecherin Sarah Dorsel, die mit ihrer Stimme perfekt zu Fable passt.
"Fable - Der Gesang des Wassers" bleibt mit den minimalen Schwächen sympathisch und hat mir große Lust auf den 2. Band gemacht!

Bewertung vom 11.09.2024
Der Krieg der Zwerge / Die Zwerge Bd.2
Heitz, Markus

Der Krieg der Zwerge / Die Zwerge Bd.2


sehr gut

"Die Zwerge" ist ein wahres Highlight für mich und nachdem ich diesen ersten Band schon zum zweiten Mal als Hörbuch gehört hatte, musste ich endlich erfahren, wie es mit dem Geborgenen Land weitergeht.
Markus Heitz startet mit einer atemberaubenden Anfangsszene, die mich sofort wieder in die Welt der Zwerge hineinzog. Johannes Steck, der die Hörbucher wunderbar vertont, lässt die Spannung förmlich spürbar werden. Ein besonderes Lob gebührt dem Autor dafür, dass er uns gekonnt auf den vorherigen Band zurückführt, ohne zu viel zu wiederholen. Perfekt für alle, die eine Auffrischung brauchen.
Die erste Hälfte des Buches konnte meinen hohen Erwartungen allerdings nicht zu 100% gerecht werden.
Mir hat das Beziehungsdrama nicht besonders gefallen und mir fehlte es etwas an Klarheit, wohin der Weg eigentlich gehen soll. Ich hätte mir eine kürzere erste Hälfte und eine längere zweite gewünscht.
Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Markus Heitz packt ein paar unvorhersehbare Wendungen aus und schreckt nicht davor zurück, seine Charaktere in dramatische Situationen zu stürzen – manchmal mit schmerzhaften Ergebnissen, die einen schockieren, manchmal mit coolen Entwicklungen, die einen begeistern.
Eine Sache werde ich ihm nie verzeihen 😭 aber ich bin trotzdem schon sehr gespannt, wie es in Band 3 weitergeht.
Trotz kleinerer Schwächen hat mich "Der Krieg der Zwerge" insgesamt wieder gefesselt. Markus Heitz gilt zurecht als ein Meister des Fantasy-Genres 🥰
4⭐️

Bewertung vom 03.09.2024
Five Broken Blades
Corland, Mai

Five Broken Blades


gut

Unter dem tyrannischen Gottkönig Joon werden die Armen ärmer und die Reichen reicher. Statt der erwarteten fünf Protagonisten machen sich in "Five broken blades" sechs Attentäter auf, um ihn zu töten und müssen lernen, sich gegenseitig zu vertrauen.
Man begleitet sie allesamt aus der Ich-Perspektive im Präsens, was dem Ganzen eine nahbare, saloppe Erzählweise verleiht. Die Anpassung der Sprache an die jeweilige Figur, unterstützt durch den Einsatz von gleich drei Übersetzern, finde ich gelungen.
Grundsätzlich haben mir die Figuren, ihre Hintergründe und die Dynamiken zwischeneinander gut gefallen aber all das bleibt oberflächlich. Die Sechs reisen anfangs in drei Paaren durch Yusan und es enspinnen sich greifbare Romanzen, die leider etwas von Klischees getrübt werden. Nachdem alle ab ca. 200 Seiten aufeinander treffen, konnte ich die "found family", die freundschaftlichen Bande, nicht wirklich fühlen.
Regelrecht enttäuscht hat mich die Ausarbeitung der beiden weiblichen Hauptfiguren. Aeri hat in den anfänglichen Szenen einen wunderbaren ersten Eindruck auf mich gemacht aber das änderte sich recht bald, denn ihre Motivation bleibt bis zum Ende schwer nachvollziehbar und ihre unpassenden sexuellen Anspielungen ließen mich die Stirn runzeln. Sora wiederum verfolgt einen Plan, der so offensichtlich keinen Sinn ergibt, dass ihre ganze Glaubwürdigkeit wankt.
Über die finale Bewertung musste ich mir eine Weile Gedanken machen. Einerseits hat es mich stellenweise gut unterhalten und es lässt sich leicht lesen, andererseits hatte ich das Gefühl, ich lese schon ewig daran und werde nicht fertig. Das Buch wird ja als erster Teil einer "epischen High-Fantasy-Trilogie" beworben und enttäuscht leider komplett, wenn man es in diesem Genre verorten möchte.
Für ein episches Fantasy-Buch ist die Handlung zu zäh, die Sprache zu plump und der Fokus liegt zu wenig auf dem Worldbuilding und zu sehr auf den drei (!) Romanzen. Bis auf wenige Begrifflichkeiten habe ich den koreanischen Flair vergeblich gesucht.
Kurzfristig veröffentlichte der Verlag ein Schaubild der Tropes, bei dem "Five broken blades" auf einmal als "Spicy Romance" betitelt wird.
Leute, die erotische Romantasy erwarten, werden aber genauso enttäuscht, denn die spicy Szenen werden nur angedeutet und nie explizit ausgeschrieben. Dass es gleich drei Pärchen sein mussten, geht auf Kosten des Tiefgangs.
Schlussendlich bin ich der Ansicht, dass die Ideen, die Mai Corland einfließen lässt, großes Potenzial haben aber für das, was es letztlich ist – mittelmäßige, klischierte Romantasy ohne expliziten Spice mit einem für das Genre leider typischen, oberflächlich gehaltenen Worldbuilding – vergebe ich 3⭐️
Mein Leseerlebnis war ganz gut, nachdem ich meine Erwartungshaltung angepasst hatte aber den Rest der Reihe werde ich nicht weiter verfolgen.
Ich würde mir wünschen, dass Verlage künftig eine klarere Linie in der Vermarktung finden, damit Fantasy-Leser genau das erhalten, was sie suchen und die Bücher passende Leser bekommen, die sie zu schätzen wissen...

Bewertung vom 22.08.2024
Dunkler Abgrund
Lillegraven, Ruth

Dunkler Abgrund


gut

Kurz nach dem Tod ihres Mannes wird Clara Lofthus Norwegens neue Justizministerin. Obwohl sie Drohungen erhält, verweigert sie den Polizeischutz und findet eines Tages ihr Haus leer vor: Ihre Zwillingssöhne sind entführt worden. Verzweifelt sucht sie nach ihnen und wird von ihrer dunklen Vergangenheit eingeholt...
Zu Beginn des Buches war ich ziemlich irritiert von den vielen Figuren. Wieso muss ich erst mal das halbe Dorf, aus dem Clara stammt, kennenlernen und wissen, wer wessen Mama oder Papa ist, bevor die Handlung überhaupt richtig los geht? Ich habe mir alle erwähnten Personen notiert, da ich sonst den Überblick verloren hätte. Es gibt sechs Erzählperspektiven und viele weitere Charaktere, die eine Rolle spielen.
Ich nahm an, man sei dicht bei Clara, aber ihr Handlungsstrang nimmt erst etwa ab der Hälfte des Buches so richtig Fahrt auf.
Man erfährt relativ früh, was sie in der Vergangenheit getan hat. Auch das hat mich etwas irritiert. Erst am Ende der Lektüre habe ich begriffen, dass "Dunkler Abgrund" ein zweiter Band ist, da im Anschluss der erste Teil "Tiefer Fjord" beworben wurde. Das hat zwar Klarheit gebracht, was den Aufbau des Buches angeht, hat es aber nicht wirklich besser gemacht. Hätte ich Vorkenntnisse aus Band 1 gehabt, hätte mich das Buch vermutlich ziemlich gelangweilt, da die neue Handlung alleine nicht so viel her gibt.
Da mir Clara, ihr Umfeld und deren Geheimnisse aber neu waren, hat das Buch dann doch eine Sogwirkung entwickelt. Ich liebe es einfach, die schmutzige Wäsche einer Nachbarschaft / Dorfgemeinschaft aufzudecken.
Clara ist in meinen Augen keine sympathische Protagonistin. Sie wirkt ein wenig instabil und reagiert ab und zu befremdlich, was jedoch ihren Reiz ausmacht. Wer moralisch graue Figuren mag, wird sich hier gut aufgehoben fühlen.
Ruth Lillegraven schreibt greifbar, ohne groß auszuholen, sie hat einen angenehmen, flotten Stil. Das Buch war ruck zuck durchgelesen, es ging wie von selbst.
Der Schluss kam ziemlich abrupt, für manche Dinge hätte ich gerne noch eine Erklärung gehabt. Vielleicht fehlte mir da doch Vorwissen aus "Tiefer Fjord". Die genannten Kritikpunkte veranlassen mich zu einer 3⭐️-Bewertung, gut unterhalten wurde ich allemal aber es war einfach keine ganz runde Sache. Von der Autorin würde ich definitiv wieder etwas lesen!

Bewertung vom 19.08.2024
Die Schwestern
Johnson, Daisy

Die Schwestern


gut

"Daisy Johnson ist das dämonische Kind von Shirley Jackson und Stephen King." The Observer

Dieser Untertitel ist in meinen Augen irreführende Werbung.
"Die Schwestern" ist definitiv kein schauriges Horror-Buch, keine Gothic-Novel und auch stilistisch ganz weit weg von den genannten "Eltern".
Stattdessen bekommt man einen literarisch anspruchsvollen Roman, der den Leser in die düstere und verworrene Welt zweier Schwestern führt.
Daisy Johnsons Sprache ist manchmal fast schon poetisch, aber auch oft sehr abgehakt. Sie nutzt gerne kurze oder halbe Sätze und deutet vieles nur an. Ich empfehle dringend, in die Leseprobe hineinzuschauen, um sich einen Eindruck davon zu verschaffen, da der Stil sicherlich nicht jedermanns Sache ist.
Die Lektüre fühlt sich an, als würde man sich durch einen dichten Nebel kämpfen, bei dem man nie sicher ist, was real ist und was nicht. Da steckte so einiges Unausgesprochenes zwischen den Zeilen.
Diese stilistische Stärke ist jedoch gleichzeitig auch eine Schwäche des Romans. Der Aufbau ist so verworren und die Symbolik so dicht, dass es mir schwer fiel, der Handlung klar zu folgen.
Man an begleitet hauptsächlich Juli, ab und zu auch ihre Mutter, aber in erster Linie ist es ein Psychogramm der jüngeren Schwester. Die Beziehung zwischen Juli und September wirkt sehr eng und intensiv, fühlte sich für mich aber befremdlich an. Ihre Darstellung verfehlt irgendwie die emotionale Wirkung, die für eine Geschichte, die sich so stark auf psychologische Elemente stützt, eigentlich unerlässlich wäre.
Inhaltlich lässt sich kaum etwas dazu sagen, um bei nur 192 Seiten nichts vorweg zu nehmen.
Mir fehlte es an erzählerischer Klarheit und emotionaler Resonanz, um wirklich überzeugt zu werden. "Die Schwestern" ist ein Buch für Leser, die Lust auf literarische Experimente haben und sich gerne in dunkle, komplexe Geschichten verstricken. Wenn man sich darauf einlassen kann, findet man sicherlich interessante Aspekte, aber man sollte sich auch auf einige Stolpersteine einstellen.
3⭐️

Bewertung vom 16.08.2024
From Below - Die Toten warten
Coates, Darcy

From Below - Die Toten warten


ausgezeichnet

Bei der derzeitigen Sommerhitze hat mir ein Tauchgang mit Darcy Coates im fast 0°C kalten Bottnischen Meerbusen etwas Abkühlung verschafft.
In "From below" erforscht ein Taucherteam die SS Arcadia, die 1928 versank und mehr als 300 Meilen vom ursprünglichen Kurs entfernt wiederentdeckt wurde. Doch die Expedition steht unter keinem guten Stern. Die Technik streikt und unter Wasser lauern düstere Überraschungen...
Die Autorin lässt großes Schreibtalent erkennen. Sie stellt die sieben Charaktere so lebendig dar, dass ich mir von Anfang an alle gut einprägen konnte und sehr interessiert an deren Schicksal war. Zum anderen schafft sie eine großartige, packende, beklemmende Atmosphäre, die das Buch zu einer besonderen Perle macht. Die fast 600 Seiten gaben mir erst zu denken aber ich habe jede einzelne davon genossen und super schnell weggelesen.
Ein Schiffswrack stellt ein nicht gerade alltägliches Setting dar, wie es z. B. ein Wald / Keller etc. ist, deshalb erfordert es detaillierte Beschreibungen, die die Autorin meisterhaft liefert. Darcy Coates muss unglaublich viel Arbeit in die Recherche gesteckt haben, da sie die Tauchvorgänge und die Begebenheiten unter Wasser glaubwürdig und bildgewaltig beschreibt, ohne einen mit zu viel Fachwissen zu überfordern.
Tiefseetauchen an sich hat schon etwas Bedrohliches und was die Crew dort im Wrack aufdeckt, jagt einem einen Schauer über den Rücken. Der geschickte Wechsel zwischen Gegenwart und einem zweiten Zeitstrang, der die Geschehnisse kurz vor dem Untergang der Arcadia beleuchtet, bringt nach und nach Licht ins Dunkel.
"From below" ist ein Highlight für mich, die perfekte Sommer-Lektüre für Horror-Fans.

Bewertung vom 14.08.2024
Der Exorzismus der Gretchen Lang
Hendrix, Grady

Der Exorzismus der Gretchen Lang


gut

Gretchen ist Abbys beste Freundin, seit sie Kinder waren. Am Ende ihrer Highschoolzeit passiert beim Feiern etwas Merkwürdiges: nach einem LSD-Trip verschwindet Gretchen im Wald und taucht am nächsten Morgen verstört in einer verlassenen Hütte auf. Ihr Verhalten wird immer seltsamer, sie verhält sich abweisend und grausam, als wäre sie nich sie selbst. Abby beschleicht der Verdacht, dass etwas von Gretchen Besitz ergriffen hat... Oder verliert sie selbst den Verstand?
"Der Exorzismus der Gretchen Lang" startet mit der Kindheit der Mädchen und dieser Einstieg hat mir extrem gut gefallen. Die kindlichen Sichtweisen und die 80er Vibes bringt der Autor sehr gut rüber.
Die eigentliche Geschichte spielt sich 1988 ab, als die Freundinnen 16 Jahre alt sind. Nachdem Gretchen von ihrem unheimlichen Ausflug in den Wald zurückkehrt, beginnen die Albernheiten.
Die Mischung aus Horror und Humor hat für meinen Geschmack nicht ganz funktioniert. Manchmal war es mir zu albern und übertrieben. Einige Szenen sind jedoch wirklich gruselig und eklig, von denen ich gerne mehr gesehen hätte.
Unterhaltsam war es für mich durchgehend aber wegen dem Humor und einiger loser Fäden vergebe ich gut gemeinte 3⭐️

Bewertung vom 03.08.2024
More better Deals - Tödliche Geschäfte
Lansdale, Joe R.

More better Deals - Tödliche Geschäfte


ausgezeichnet

“More better deals” von Joe R. Lansdale war mein erstes Buch von diesem Autor und ich muss sagen, dass ich den leicht zu lesenden, mit schwarzem Humor untermalten Schreibstil gerne mag.
Ed als Protagonist überzeugt, weil er einerseits total menschliche, nachvollziehbare Beweggründe hat, aber andererseits ein moralisch verdrehter Chaot auf Abwegen ist. Es hat Spaß gemacht, ihn und Nancy auf ihrem Weg zum immer besseren Deal zu begleiten.
Man kann das Buch einerseits lockerflockig durchlesen, ohne sich viele Gedanken zu machen, andererseits schwingen aber auch gesellschaftspolitische Thematiken mit, die Ed als Charakter und seinen Entscheidungen mehr Tiefe geben. Es wird nicht explizit genannt aber vermutlich spielt das Buch irgendwann Ende der 60er Jahre, kurz nach dem Ende der Rassentrennung. Ed hadert mit sich und seiner Position in der Gesellschaft, da seine Mutter weiß und der Vater schwarz ist. Seine Mutter verhält sich extrem abwertend und rassistisch und beeinflusst Eds Motivation, “jemand zu werden” dadurch stark. Dieser unerwartete Tiefgang der Geschichte hat mir sehr gut gefallen.
Viele Figuren äußern sich abfällig bezüglich Hautfarbe und Figurtyp, wofür eine Warnung im Buch steht. Wenn ihr das schwer ertragt, dann Finger weg, ansonsten gibt's eine Leseempfehlung von mir.
Ich habe nichts zu meckern an dem Buch, 5 ⭐️

Bewertung vom 12.07.2024
Die Hazienda
Cañas, Isabel

Die Hazienda


sehr gut

Während des mexikanischen Unabhängigkeitskrieges wurde Beatriz' Vater hingerichtet und ihr Elternhaus niedergebrannt. Rettung soll die Heirat mit Don Rodolfo Solórzano bringen. Doch als Rodolfo sie auf seinem Anwesen San Isidro allein lässt, bekommt Beatriz den Eindruck, dass es in der Hazienda spukt . Ihre Schwägerin Juana nimmt sie nicht ernst, doch sie und die Haushälterin scheinen mehr zu wissen, als sie zugeben. Auf der Suche nach Hilfe wendet Beatriz sich an den jungen Padre Andrés aus dem Ort.
Isabel Cañas liefert mit "Die Hazienda" eine klassische Spukhausgeschichte vor einer ungewöhnlichen, neuen Kulisse, mit interessanten Figuren, die sich den gesellschaftlichen Problemen zwischen spanischstämmigen Mexikanern und Ureinwohnern stellen müssen. Wer keine Vorkenntnisse über Mexiko und seine Geschichte hat, sollte bereit sein, selbst nachzuforschen. Die Autorin thematisiert häufig historische Gegebenheiten, ohne diese näher zu erklären. Trotz dieser Lücken bleibt die grobe Handlung nachvollziehbar, doch für ein besseres Verständnis der Situation und Figuren lohnt es sich, eine Suchmaschine zurate zu ziehen. Mir persönlich hat diese Eigenrecherche riesigen Spaß gemacht und ich konnte viel Neues lernen.
Wegen meiner mangelnden Kenntnisse und ein paar holpriger Formulierungen hatte ich ein wenig Startschwierigkeiten, doch als ich einmal in der Geschichte angekommen war, las sich das Buch wie von selbst.
Beatriz und Padre Andrés sind sympathische und vielschichtige Protagonisten, deren Wohl mir sehr am Herzen lag.
Der Horror ist hervorragend beschrieben, man bekommt oft eher ein Gefühl als ein konkretes Bild vermittelt. Beim Lesen kommt echter Grusel auf und die ein oder andere Szene gestaltet sich auch sehr explizit. Isabel Cañas beschreibt vor allem das Haus auf einzigartige Art und Weise. Das bleibt einem noch lange im Gedächtnis hängen.
Leider verläuft die Handlung relativ geradlinig und große, schockierende Wendungen bleiben aus. Der Klappentext verrät bereits viel, daher empfehle ich, ihn lieber nicht zu lesen.
Das Ende empfinde ich als besonders, irgendwie anders als bei den meisten gängigen Horrorgeschichten.
Ich empfehle das Buch wegen seiner düsteren und gelungenen Atmosphäre allen Freunden von Spukhausgeschichten.