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Hanka

Bewertungen

Insgesamt 98 Bewertungen
Bewertung vom 26.08.2025
Bailey, Anna

Unsere letzten wilden Tage


sehr gut

Dieses Buch hatte mich bereits nach den ersten Seiten gepackt. Die Erzählung rund um Cutter, ihre Brüder und den abgelegenen Ort Jacknife ist rau, schnörkellos und unverblümt.

Loyal kehrt in ihren Heimatort zurück, um ihre Mutter zu unterstützen. In ihrer Jugend war sie eng mit Cutter befreundet, aber der Kontakt besteht schon seit vielen Jahren nicht mehr. Als Cutter tot aufgefunden wird, ist Loyal die Einzige die sich dafür interessiert und die Umstände aufklären will. Denn für den Sheriff bedeutet Cutter von klein auf nur Ärger. Entsprechend unmotiviert scheint seine Ermittlung. Doch Loyal will Gerechtigkeit für ihre tote Freundin und brennt vor Entschlossenheit.

Es sei gesagt, dass dieser Roman keine leichte Kost und kein Wohlfühlroman ist! Weder vom Setting noch von den Protagonisten.
Die Lebensbedingungen in diesem Landstrich sind rau, hart und unwirtlich. Sie sind geprägt vom täglichen Kampf ums Überleben. Man fühlt sich am Ende der Welt. Ist umgeben von Sümpfen, in denen Alligatoren leben. Es ist schwülwarm und die Luft ist voller Moskitos. Und so hart dieses Hinterland ist, so sind auch seine Bewohner. Echte Sympathieträger sucht man vergebens.
Lässt man sich darauf ein, wird man feststellen, dass genau diese schonungslosen Beschreibungen von Land und Leuten die große Stärke des Romans sind.

Die Auflösung um Cutters Tod erfolgt langsam und zieht eine Spur von Drogenhandel und Korruption nach sich. Gleichzeitig versucht sich die Geschichte um einen versöhnlichen Abschluss.

Bewertung vom 19.08.2025
Hauff, Kristina

Schattengrünes Tal


gut

Der Roman beginnt atmosphärisch stark. Ein idyllisch gelegener Ort. Mitten im Grünen, wo andere Leute Urlaub machen. Und trotzdem entsteht bereits nach wenigen Seiten ein Gefühl der Unruhe und subtilen Bedrohung. Denn bei der Feier für Simon gibt es einen mutwillig herbeigeführten Stromausfall. Er selber bekommt eine anonyme Nachricht, verbirgt dies aber vor seiner Frau Lisa. Das heruntergekommene Hotel von Lisas Familie, mit seiner kaputten Heizung und dem Hauch vergangener Zeiten, verstärkt die beklemmende Stimmung. Besonders auffällig ist Danielas merkwürdige Weigerung, das nicht beheizbare Hotelzimmer zu verlassen, ein Verhalten, das Fragen aufwirft.

Der Schreibstil ist ruhig, aber eindringlich. Emotional, präzise und fesselnd. Man möchte zu diesem Zeitpunkt unbedingt wissen, was sich hinter den Fassaden der Figuren versteckt.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Lisa, eine warmherzige, hilfsbereite Frau mit einem ausgeprägten Bedürfnis, für andere da zu sein. Sie unterstützt Freunde, Familie und sogar Hotelgäste wie Daniela, die in dem kleinen Ort ein neues Leben beginnen möchte. Lisa ist jemand, der sich selbst zurücknimmt, um anderen zu helfen.

Doch je mehr Daniela in der Gemeinde Fuß fasst, desto stärker gerät Lisa ins Abseits. Die Dynamik kippt. Aus der Unterstützerin wird eine Außenseiterin. Lisa wird von ihren Freunden gemieden. Die Beweggründe dafür bleiben unklar. Daniela hingegen übernimmt zunehmend Raum, nicht nur im sozialen Gefüge des Ortes, sondern auch in der Erzählstruktur des Buches.

Daniela wirkt auf mich keinesfalls sympathisch. Eher übergriffig und aufdringlich. Umso irritierender ist der Kontrast zur Darstellung im Buch. Dort will man sie unterstützen und integrieren. Man hilft ihr, um Freunde und eine Wohnung zu finden. Diese unterschiedliche Wahrnehmung finde ich absolut widersprüchlich und unglaubwürdig.

Es ist durchaus interessant zu lesen, wie eine einzelne Person ein bestehendes Gefüge beeinflussen und ins Wanken bringen kann, doch ist es in diesem Ausmaß realistisch? Warum wird keiner misstrauisch? Warum glaubt man Daniela mehr als Lisa, obwohl sie Lisa seit Jahren kennen? Was sind das für langjährige Freunde? So habe ich meine Schwierigkeiten damit, die Handlungen einiger Personen nachzuvollziehen.

Insgesamt hat mich dieses Buch leider unzufrieden zurückgelassen. Ich habe schlicht und ergreifend die Beweggründe von Daniela nicht verstanden. Ich will hier nicht spoilern und zu sehr darauf eingehen, aber warum ist sie nach Herzogsbronn gekommen? Was ist ihr Hintergrund? Was ihre Intention? Obwohl das Buch ihr Auftauchen und ihre Wandlung thematisiert, sind mir ihre Ziele und Absichten komplett schleierhaft geblieben. Ihre Rolle wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet.

Bewertung vom 06.08.2025
Hausmann, Romy

Himmelerdenblau


ausgezeichnet

Theo hat einen letzten Wunsch. Er möchte das Verschwinden seiner Tochter aufklären. Doch die Zeit drängt, denn er ist an Demenz erkrankt. Als ein Podcast den alten Fall neu aufrollt, sieht er darin eine letzte Chance, Antworten zu finden. Er setzt sich über die Bedenken seiner Tochter Sophia hinweg und erklärt sich zu einer Zusammenarbeit mit den Podcastern Liv und Phil bereit.

Das Buch besticht mit seinen wechselnden Perspektiven. Dadurch bekommen alle Personen ihre eigene Stimme, was einen tiefen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt ermöglicht. Besonders eindrucksvoll ist dies bei Theo. Eine Unterhaltung, etwas mit seiner Tochter Sophia, kann für beide Seiten anstrengend sein. Da wir hier beiden Seiten verfolgen können, ist klar, dass jeder seine eigenen Gedankengänge hat. Beide machen total Sinn und sind nachvollziehbar, aber leider nicht deckungsgleich, was zu Konflikten und Unverständnis führen kann. Obwohl die Demenz hier einen großen Raum einnimmt und typische Symptome wie Wortfindungsstörungen, das Verlegen von Gegenständen oder impulsives Verhalten thematisiert werden, wurde sie nie als Problem oder Belastung dargestellt. Vielmehr gelingt es der Autorin, die Krankheit mit großer Sensibilität zu behandeln.

Dadurch, dass hier alle Parteien ihre Stimme bekommen, wird deutlich, wie weitreichend das Verschwinden von Julie nicht nur für die Angehörigen war, sondern auch für Menschen aus ihrem Umfeld wie ihren Ex-Freund oder ihren Sportlehrer. Vorverurteilungen und Verdächtigungen sind schnell ausgesprochen und können das Leben der betroffenen Personen beeinflussen.

Es gab auch vor 20 Jahren einen möglichen Täter, dem jedoch nie etwas nachgewiesen werden konnte. Doch die Verdächtigungen haben bei ihm tiefe Spuren hinterlassen und die erneute Beleuchtung des Falles reist diese Wunden wieder auf. So logisch und einfach diese Erklärung scheint, ist man hin und her gerissen, ob sie auch der Wahrheit entspricht. Reicht „komisches“ Verhalten und zurückgezogenes Leben aus, um ihn an den Pranger zu stellen, sogar für alle zugänglich in einem öffentlichen Podcast?

Natürlich musste man zunächst in die Geschichte eintauchen und die Protagonisten kennenlernen, aber ab etwa der Hälfte habe ich die gleiche Unruhe und Ungewissheit wie Theo empfunden. Das Rätsel um Julie musste aufgeklärt werden und ich war sehr auf die Auflösung gespannt. Nur sehr widerwillig habe ich das Buch aus der Hand gelegt.

Die Auflösung um Julie stellt vielleicht nicht jeden zufrieden, aber sie ist ein mögliches, realistisches und nachvollziehbares Szenario. Und eine schmerzhafte Wahrheit ist immer noch besser als Ungewissheit. Aber alles hat seinen Preis. Und so stellt sich zum Schluss die Frage, wie weit man für sein eigenes Leben und das seiner Familie gehen würde?

Fazit: dieses Buch ist mehr als die Suche nach der Wahrheit von Julies Verschwinden. Es ist tiefgründig, spannend, vielschichtig und gespickt mit kleineren Denkanstößen.

Bewertung vom 28.07.2025
Russ, Rebecca

Der Weg - Jeder Schritt könnte dein letzter sein


gut

Eine einsame Wanderung in Nordeuropa. Nur zu zweit und ganz viel Natur. Doch es kommt, wie es kommen musste und Julia und Nicki sind den Naturgewalten hilflos ausgeliefert und kämpfen ums Überleben. Dies erinnert mich an „Der Ausflug“ von Ulf Kvensler oder auch „The Hike“ von Lucy Clarke und muss sich damit messen lassen. Also kein neues Setting, aber trotzdem anders interpretiert.

Schon der Einstieg über den Prolog ließ mich zweifeln. Generell bin ich kein Freund davon, aber wenn er schon da ist, sollte er auch nachwirken und Spannung aufbauen. Dieser hier hingegen bleibt blass und überflüssig. Alles, was er erzählt, ist ohnehin im Klappentext zu erahnen.

Auch gestört hat mich die sehr schlichte Sprache. Zwar sorgt sie für ein zügiges Leseerlebnis, doch leider blieb ich emotional auf Distanz. Gefühle und Ängste sind hier nicht transportiert worden. Trotz der bedrohlichen Situation, in der sich Julia befindet, war es weder fesselnd noch ergreifend oder emotional. Ich habe selten echte Spannung oder Empathie empfunden.

Und als man sich fragt, wie denn jetzt der tatsächliche Hergang war, wird plötzlich und viel zu schnell die Auflösung präsentiert. Aber für mich hat sie Lücken und so wirklich rund und stimmig sind mir die Abläufe nicht.
Einige Elemente scheinen stillschweigend mit vagen Erklärungen abgetan zu werden. War es nun Halluzination, Verdrängung oder schlichtes Vergessen?

Fazit: schnelle Lektüre, aber weder inhaltlich, nicht sprachlich wirklich überzeugend

Bewertung vom 11.07.2025
Seeck, Max

Blindspiel


gut

Ich habe mich wirklich auf dieses Buch gefreut. Dafür musste ich nicht den Klappentext lesen. Alleine das Wissen um ein neues Buch von Max Seeck, hat mir ausgereicht. Schließlich waren seine bisherigen Bücher spannend und darüber hinaus auch klug und raffiniert.

Der Einstieg überzeugte mit einer packenden Ausgangssituation. Ein Dieb, der zum Gejagten wird. Ein Laptop mit brisanten Informationen, der nicht in falsche Hände gelangen darf. Und eine junge Frau, die sich auf das Date mit der falschen Person einlässt.

Doch je mehr Milo, ein externer Berater der Polizei, ins Zentrum rückte, desto mehr entfernte sich die Geschichte vom eigentlichen Fall.
Ich habe lange Zeit mit Milo gefremdelt. Zu dominant war mir seine Person. Zu unklar ist mir seine Position geblieben. Was zeichnet ihn beruflich aus? Wie ist sein Background? Was sind seine bisherigen Verdienste? Bei welchen Fällen hat man schon zusammengearbeitet? Nachdem ich mich daran gewöhnt habe, habe ich mich jedoch gefreut mehr über seine Kindheit zu erfahren. Mit jeder zusätzlichen Information, hatte ich das Gefühl ihn etwas besser verstehen zu können. Sein Verhalten war nun deutlich nachvollziehbarer. Insgesamt wirkte er authentisch, wenn auch nicht unbedingt sympathisch.

Die Präsent von Milo, hat mir den Zugang zur Geschichte deutlich erschwert. Der Fall wurde komplett in den Hintergrund gedrängt. Irgendwann habe ich den Faden verloren und damit auch das Interesse. Obwohl die Grundidee des Falls spannend und neu war, wirkte es in der Umsetzung zu konstruiert.

Nur wenige Tage nach Beenden des Buches musste ich überlegen, wie die Auflösung und die Zusammenhänge waren. Ein Zeichen dafür, dass es keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Schade, denn das Potenzial war definitiv da.

Bewertung vom 08.07.2025
Leciejewski, Barbara

Am Meer ist es schön


ausgezeichnet

Titel und Cover des Buches können nicht über den ernsten Inhalt hinwegtäuschen.
Susanne wird mit gerade mal 8 Jahren zu einem 6-wöchigen Kuraufenthalt am Meer geschickt. Und ihre Eltern versprechen ihr, dass sie rechtzeitig zur Mondlandung zurück sei wird. Doch die erste Unruhe macht sich bereits bei der Zugfahrt breit. Platzwechsel ist nur mit Erlebnis möglich. Namensschilder müssen getragen werden. Und wehe, man verstößt gegen diese Regeln. Auch auf weinende Kinder wegen der Trennung von den Eltern wird nicht eingegangen.

Schon auf den ersten Seiten hat man als Leser einen Kloß im Hals, so real, beklemmend und dennoch einfühlsam ist diese Zugfahrt erzählt. Doch das ist erst der Anfang. Im Haus Morgentau geht es mit strengen Regeln, Vorschriften und emotionaler Kälte weiter. Keines der Kinder ist alt genug, sich dagegen zur Wehr zu setzten. Und die Tanten haben sich harte Strafen ausgedacht für jedes Kind, das es trotzdem versucht.

Als Luise, die Mutter von Susanne, im Sterben liegt und die Worte „Es tut mir leid“ spricht, brechen die alten Wunden wieder auf. Susanne erzählt ihr, ihrer Tochter und den Geschwistern von ihren traumatischen Erlebnissen während der Kur. In Rückblenden erfahren wir mehr über das systematische Vorgehen von Demütigung, Erniedrigung und bloßgestellt werden. Es entfaltet sich das ganze Ausmaß der seelischen Grausamkeit, die sie als Kind erleben musste.

So fiktiv der Roman ist, so wahr ist der historische Hintergrund. Barbara Leciejewski gelingt es dabei, eine tief berührende, einfühlsame und zugleich kraftvolle Geschichte zu erzählen, die man nicht so schnell vergisst.

Bewertung vom 27.06.2025
Cors, Benjamin

Aschesommer / Gruppe 4 ermittelt Bd.2


sehr gut

Benjamin Cors liefert mit Aschesommer einen spannenden und leicht zu lesenden Thriller. Das ich den ersten Band nicht kennt, störte mich dabei überhaupt nicht. Mit den Mitgliedern des Teams war ich schnell vertraut. Die Gruppendynamik und Zusammenarbeit wirkte glaubwürdig und lebendig.

Die Handlung entfaltet sich in mehreren Erzählsträngen, bleibt dabei aber gut strukturiert und keineswegs überladen. Trotzdem undurchsichtig und rätselhaft. Also genau so, dass man sich auf die folgenden Seiten freute und direkt weiterlesen wollte. Mit immer neuen Entwicklungen wurde die Spannung hochgehalten. Während sich einige Zusammenhänge allmählich erschließen, tauchen gleichzeitig neue Fragen auf. Das Team um Jakob und Mila kämpft unter Hochdruck gegen die Zeit, um weitere Opfer zu verhindern.

So gut und spannend der Thriller war, so sehr folgte er dennoch einem gängigen Muster. Bei den ersten Opfern tappen die Ermittler im Dunkeln und der Täter ist stets einen Schritt voraus. Irgendwann haben sie eine Idee wer in Gefahr ist, können die Person trotzdem nicht rechtzeitig warnen. Und beim nächsten Opfer ist es ganz, ganz knapp und sie kommen dem Täter immer näher. Dieser Verlauf wirkt sehr vorhersehbar und wenig überraschend.

Umso wirkungsvoller ist die überraschende Wendung am Ende, die so nicht absehbar war und dem Buch einen starken Abschluss verleiht.

Trotz vielen Lobs für diesen Thriller, hat er für mich auch ein paar Schwächen und Unstimmigkeiten. Auch wenn ich für manche Ungereimtheiten eigene Erklärungsversuche finde, empfinde ich es als störend, dass der Autor diese unbeantwortet lässt.

Wahrscheinlich soll Aschesommer in erster Linie spannend unterhalten und legt dabei weniger Wert auf absolute Realitätsnähe. Und das gelingt dem Buch zweifellos.

Bewertung vom 23.05.2025
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der zweite Verdächtige / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.5


ausgezeichnet

Dies ist erneut ein überzeugender Justiz-Krimi, der diesen Namen auch verdient hat. Man merkt, dass man mit Florian Schwiecker einen Autor hat, der etwas von seinem Gebiet versteht und weiß, wovon er schreibt.

Neben dem eigentlichen Fall werden die rechtlichen und gesetzlichen Aspekte erklärt. Wie läuft ein Haftprüfungstermin. Wie sind die Abläufe vor Gericht. Sind die Beweise angreifbar und schnell zu entkräften oder nicht. Aber auch die Rolle von Staatsanwaltschaft auf der einen Seite und Strafverteidigung auf der anderen Seite werden beleuchtet. Selbst der Blick auf die moralische Verantwortung eines Strafverteidigers und eventuell vorhandene Gewissenskonflikte werden angesprochen.

Es wird versucht, die Erklärungen in Bezug auf das Gerichtsverfahren geschickt mit der Handlung zu verknüpfen. Trotzdem kann es passieren, dass der Fall rund um den Mandanten Jan Staiger etwas steif daherkommt und nicht immer im Mittelpunkt steht. Ich fand diese Ausführungen trotzdem überaus bereichernd und sie unterstützen die Authentizität. Diese realistische Wiedergabe und der Blick hinter die Kulissen sind für mich das große Plus des Buches.

Der Fall braucht sich hinter diesen Ausführungen nicht zu verstecken. Rocco ist sich nicht sicher, ob er sich auf sein Bauchgefühl und die Unschuld seines Mandanten verlassen kann. Und so wissen wir Leser auch nicht sicher, wohin die Reise geht. Alles scheint gegen den Beschuldigten zu sprechen, erst recht, als ein zweiter Toter auftaucht. Die Stimmungsmache in den sozialen Medien ist da nur wenig hilfreich. Denn natürlich ist die Aufklärung nicht so offensichtlich, wie es anfangs scheint.

Fazit: wer nicht nur auf Aktion aus ist, sondern sich auch für die Abläufe eines Gerichtsverfahrens interessiert, ist hier sehr gut aufgehoben

Bewertung vom 21.05.2025
Hoven, Elisa

Dunkle Momente


ausgezeichnet

Die überzeugte Strafverteidigerin Eva Herbergen nimmt uns mit auf eine Reise zu 9 Fällen, die sie selber erlebt hat. Die klassische Story fehlt. Die geschilderten Fälle bieten den Hintergrund, um zu verstehen, dass auch Eva Herbergen mit ihrem Job und den Erlebnissen hadert.

Die hier erzählten Fälle sind zwar fiktiv, fühlen sich aber sehr real an. Sie sind komplett unterschiedlich gelagert, aber immer geht es um menschliche Tragödien und menschliche Abgründe. Denn es reicht ein schwacher Moment, eine falsche Entscheidung um zum Täter zu werden.

Doch die Schicksale offenbaren sich erst, wenn man das komplette Bild kennt. Zum Teil sind sie erschütternd und nur schwer verdaulich, sodass eine Pause zwischen den einzelnen Fällen von Nöten ist. Diese kann auch problemlos eingelegt werden, da die Fälle in keinem Zusammenhang stehen. Man kann also das Buch auch gerne zur Seite legen und zwischendurch etwas anderes lesen.

Ich würde aber empfehlen, einen einzelnen Fall am Stück zu lesen. Auch dieser ist in unterschiedliche Kapitel unterteilt. Aber die Beleuchtung des Hergangs, der Verteidigungsstrategie, aber auch der Hintergründe sind in ihrer Komplexität nur zu erfassen, wenn man keine Pause einlegt.

Doch auch wenn man das komplette Bild kennt, ist es schwer, das Verbrechen einzuordnen. Gerichte können nur nach Tatsachen bzw. Beweisen gehen und dadurch nicht immer ein gerechtes Urteil fällen. Unser moralischer Kompass ist nicht immer deckungsgleich mit den gesetzlichen Vorgaben. Trotzdem kann es auch unsere Moralvorstellung nicht leisten, hier ein gerechtes Urteil zu sprechen. Aber was ist hier überhaupt ein gerechtes Urteil? Dieses Buch hat mir einmal mehr gezeigt, dass eine kurze Nachricht im Radio, TV, Social Media nicht ausreicht, um sich eine Meinung bilden zu können. Und zum anderen, dass ich nicht in der Haut von Richtern, Anwälten, Verteidigern … stecken möchte.

Fazit: empfehlenswert, da das Buch auf eine kluge Weise hinterfragt

Bewertung vom 13.05.2025
Suter, Martin

Wut und Liebe


sehr gut

Eigentlich bin ich im Krimigenre beheimatet. Aber zur Abwechslung lese ich auch sehr gerne einen Roman. Wobei ich mich dann unweigerlich frage, was uns der Roman mit auf den Weg geben will. Manchmal vielleicht nichts, da es sich um einen Wohlfühlroman handelt. Doch ein Wohlfühlroman ist Wut und Liebe trotz der sehr leichten Schreibweise nicht. Also, was für eine Geschichte will uns Suter erzählen?

Einer der prägnantesten Sätze ist „Ich liebe dich, aber nicht das Leben mit dir“. Dies sagt Camilla zu Noah. So trifft sie eine sehr rationale Entscheidung und verlässt Noah. Sie will ein Leben ohne finanzielle Sorgen und nicht den mittellosen Künstler Noah durchfüttern. Dieser wiederum liebt Camilla, will sie zurück und braucht dafür Erfolg bzw. Geld. Dieses Geld könnte er durch ein unmoralisches Angebot seiner Zufallsbekanntschaft Betty bekommen. Bei ihr sitzt der Hass auf den Geschäftspartner ihres verstorbenen Mannes tief. Und sie kann sich vorstellen, für seinen Tod zu bezahlen.

Die anfänglich gestellt Frage, ob man auch arm glücklich sein kann, wird aus den Augen verloren. Stattdessen rückt nun in den Mittelpunkt, wie weit man für die Liebe bereit ist zu gehen und ob man für sie morden würde. Oder auch wie tief Hass und Rachegedanken sitzen können.

Alle drei Hauptpersonen werden vor moralische Fragen gestellt. Ihre jeweilige Motivation ist vielleicht rational erklärbar. Aber um die daraus folgende Entscheidung und Handeln zu verstehen, hätte es mehr Tiefe bedurft. Mir sind die Charaktere zu blass geblieben, um ihr bedenkliches Handeln nachvollziehen zu können.

Der Plot-Twist war gut vorbereitet, aber für mich nicht wirklich überraschend. Eigentlich habe ich auf eine Auflösung in diese Richtung gewartet.

Fazit: gute Unterhaltung im besten Sinne. Die aufgeworfenen Fragen sind interessant, aber die Geschichte selbst und die Charaktere sind zu seicht und oberflächlich.