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Cassiopeia

Bewertungen

Insgesamt 11 Bewertungen
12
Bewertung vom 24.03.2024
Der Weg der Wünsche
Rothfuss, Patrick

Der Weg der Wünsche


sehr gut

Ein ereignisreicher Tag aus dem Leben eines Fae
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„Der Weg der Wünsche“ ist eine weitere, großartige Novelle aus der Königsmörder-Chronik, geschrieben von Patrick Rothfuss.

In diesem Band geht es um den Fae Bast, eine Figur, die bereits aus den vorherigen Büchern bekannt ist. Man erlebt einen ganzen Tag, von der Morgendämmerung bis zur Mitternachtsstunde, aus dem Leben von Bast. Dadurch ist man stets hautnah dabei, wenn er die kleinen und größeren Abenteuer und Aufgaben meistert, die seinen Tag schmücken.

Bereits die ersten Bände dieser Chronik „Der Name des Windes“ und „Die Furcht der Weisen I+II“ haben mich unheimlich begeistert und so wurde ich schon vor einigen Jahren von den Schreibkünsten des Autors und seiner nie endenden Fantasie überzeugt. Wie P. Rothfuss in seinem Nachwort von diesem Werk über Bast jedoch anmerkt, passiert in diesem kleinen Buch vergleichsweise wenig. Versteht mich nicht falsch, dieser eine Tag aus dem Leben von Bast ist wirklich sehr ereignisreich. Anders als man es vielleicht aus anderen Fantasy-Romanen gewohnt ist, kommt es in dieser Novelle jedoch nicht zu solch komplexen Handlungssträngen. Da ich dies bereits im Voraus wusste, konnte ich jede einzelne Seite dieses Buches gleichwohl genießen. Wer auch die andere Novelle dieser Chronik über Auri „Die Musik der Stille“ kennt, kann vielleicht ein wenig nachvollziehen, was ich meine. Tatsächlich mochte ich den Einblick in Basts Alltag sogar noch mehr als die kurze Geschichte über Auri.

Es fällt einem so wunderbar leicht, wieder in diese fantastische Welt einzutauchen – eine mystische Welt voller Geheimnisse, von denen noch unsagbar viele nicht gelüftet sind, trotz der umfassenden ersten Königsmörder-Romane. Durch die Erzählungen des Autors wirkt der Charakter von Bast hier regelrecht wie ein kleiner Junge. Allerdings wird im Verlauf des Buches immer wieder betont, dass Bast ja schon volljährig ist. Durch den wundervollen, mitreißenden Schreibstil von Patrick Rothfuss gelingt ihm so eine fabelhafte und nur allzu realistische Illusion. Geht es nicht vielen Erwachsenen so, dass sie sich im Inneren eigentlich noch ganz jung fühlen? Diese Erkenntnis, in Kombination mit einer herausragend eingearbeiteten Menschenkenntnis, macht die Lektüre zu einem echten Leseerlebnis, wodurch man nur so über die Seiten fliegt.

Während dieses Werk für Neulinge dieser fantasievollen Welt vielleicht nicht unbedingt geeignet ist, kann ich Basts Kurzgeschichte jedoch allen Fans der Königsmörder-Chroniken wärmstens empfehlen! Nun bleibt nur zu hoffen, dass wir den nächsten Band dieser Reihe auch bald lesen können! Ich kann ihn schon jetzt kaum erwarten.

Bewertung vom 21.03.2024
Schule der Meisterdiebe / Meisterdiebe Bd.1
Arcanjo, J. J.

Schule der Meisterdiebe / Meisterdiebe Bd.1


ausgezeichnet

Vom Außenseiter zum Meisterdieb mit Herz
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Mit dem Jugendroman „Schule der Meisterdiebe“ liefert J. J. Arcanjo ein unheimlich spannendes Leseabenteuer mit vielen wertvollen Lektionen über das Leben und das menschliche Miteinander.

Schon auf den ersten Buchseiten lernt man den Jungen Gabriel, seine besonderen Talente und seine Oma kennen. Als Baby wurde er von seinen Eltern unter mysteriösen Umständen verlassen, daraufhin hat ihn die liebenswerte ältere Frau, ohne zu zögern, bei sich aufgenommen. Er wuchs fortan bei seiner „Großmutter“ auf. Doch nun leben die beiden in sehr ärmlichen Verhältnissen. Nicht selten überlässt die Oma ihrem Enkel auch ihren Anteil an einer Mahlzeit. Gabriel nutzt daher seine erstklassigen diebischen Fähigkeiten regelmäßig, um sich und seiner Großmutter ein wenig Geld dazuzuverdienen. Nur bei dem einen Diebstahl am Bahnhof wird er von dem fremden Mann mit silbrigen Haaren überlistet. Aber nicht nur das – statt einer Strafanzeige erhält er von ebendiesem Mann eine rätselhafte Einladung inklusive eines Vollstipendiums für die äußerst geheime Schule „Crookhaven“. Dieses Internat liegt verborgen auf einer Insel und ist darauf ausgerichtet, angehende Gauner mit einzigartigen Diebeskünsten oder mit berühmt-berüchtigten Gauner-Eltern zu Meisterdieben auszubilden. Jedoch dient das dortige Training ausschließlich dem Zweck, etwas Positives zu bewirken.
Ausgerechnet an diesem Ort für Außenseiter trifft Gabriel auf einige Gleichgesinnte mit ähnlich speziellen Begabungen – und doch hat ein jeder und eine jede von ihnen seine ganz eigenen Stärken. Zum ersten Mal in seinem Leben kann er echte Freundschaften schließen. Gemeinsam mit den neuen Freunden schmiedet er den Plan, den diesjährigen Gaunerpokal aus dem Schulleiterbüro zu stehlen. Können Gabriel und seine Mitschüler:innen diesen unmöglich erscheinenden Wettbewerb gewinnen? Und was hat es mit dem Verschwinden seiner leiblichen Eltern auf sich?

Dieser Auftakt der Reihe rund um Gabriel ist einfach wundervoll geschrieben. Die Charaktere sind herrlich vielfältig und tiefgründig. Die liebevolle Ausarbeitung der Figuren hat mir solch ein Vergnügen beim Lesen bereitet, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte. Hier und da gab es ein paar kleinere Ähnlichkeiten mit Harry Potter, aber genau das hat mich oft zum Schmunzeln gebracht. Letztendlich ist der Schulalltag im Internat „Crookhaven“ jedoch von J. J. Arcanjo so außergewöhnlich konzipiert, dass er für die jungen Leser:innen so einige Überraschungen bereithält. Zudem sind die Erlebnisse der Schüler:innen mit vielen kleinen und großen lehrreichen Botschaften in angenehm kurze Teilgeschichten verpackt.

Überhaupt fällt es erstaunlich leicht, in die fantasievoll gestaltete Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt und gegenseitiges Vertrauen einzutauchen. Die durchweg fesselnde Handlung hat mich in diesem ersten Band wahrlich mitgerissen. Ein wirklich tolles Buch, das nachdenklich macht und gleichzeitig zum Lachen und Miträtseln einlädt! Mit diesem spannenden Cliffhanger freue ich mich jetzt umso mehr auf das nächste Abenteuer von Gabriel und seinen Freunden.

Bewertung vom 08.03.2024
Change My Mind / Infinity Falling Bd.2
Sprinz, Sarah

Change My Mind / Infinity Falling Bd.2


ausgezeichnet

Starke Frauen, keine Scheu vor Tabuthemen und eine wundervoll emotionsgeladene Liebesgeschichte
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Mit "Infinity Falling – Change My Mind" hat Sarah Sprinz eine unheimlich gefühlvolle Lovestory am Set des Blockbusters „Infinity Falling“ mit großartigen Rivals-To-Lovers-Vibes erschaffen!

Holly Triano, die Managerin von Aven, kann ihren Kollegen oder vielmehr Konkurrenten Ruben Belton nicht ausstehen. Ruben ist der wohlhabende Sohn eines britischen Medienunternehmers und dafür bekannt, sich die Klienten seiner Kolleg:innen rücksichtslos unter den Nagel zu reißen. Allein sein Nachname scheint zu genügen, damit ihm jegliche Wünsche mit nur einem einzigen Fingerschnippen erfüllt werden. Wohingegen Holly sich ihren Erfolg sehr hart selbst erarbeiten musste. Doch ausgerechnet Ruben managt Avens Schauspielpartner und festen Freund Hayes. Während ihrer Arbeit sind Ruben und Holly auf diese Weise gezwungen, eng zusammenzuarbeiten und sich bei Veranstaltungen gut abzustimmen. Dabei müssen die beiden immer wieder feststellen, dass sie sich vielleicht doch nicht so unsympathisch sind …

Bisher habe ich alle veröffentlichten Werke von Sarah Sprinz gelesen und die Geschichten und ihren Schreibstil jedes Mal sehr genossen! Schon den ersten Band von „Infinity Falling“ habe ich mit all seinen Charakteren geliebt, die mir unheimlich ans Herz gewachsen sind. Tatsächlich gefällt mir dieser zweite Band sogar noch besser als der erste! Auch hier wurde ich wieder durch den wundervollen Erzählstil schnell in die Geschichte eingesogen und konnte mit den Protagonist:innen mitfühlen. Ganz besonders hat mir dabei gefallen, dass die Autorin die beiden Perspektiven von Holly und Ruben so unglaublich toll ausgearbeitet hat, sodass man beim Lesen wirklich recht gegensätzliche Personen und Meinungen kennenlernen kann. Dass man sogar die gleichen Events aus (größtenteils) recht verschiedenen Sichtweisen erleben kann, hat mich dann vollends überzeugt! Und als kleinen Bonus obendrein erfährt man immer mal wieder etwas Neues von Aven und Hayes, den beiden Protagonisten aus dem ersten Teil der „Infinity-Falling“-Reihe.

In diesem zweiten Band der Trilogie kann ich mich sehr mit Holly und ihrem Job, der derzeit leider noch von Männern dominiert wird, identifizieren. Frauen begegnen auch heutzutage diesem Phänomen und den damit verbundenen zusätzlichen Herausforderungen in den unterschiedlichsten Berufen. Es wird definitiv immer noch zu wenig darüber gesprochen und nicht ausreichend nach umsetzbaren Lösungen für solche Problematiken gesucht!
Nun ebenfalls Rubens Perspektive und seine Gedanken kennenzulernen, war wirklich ein überraschendes Leseerlebnis – er ist ein so unerwartet tiefgründiger und vielschichtiger Charakter! Aber auch in diesem Buch müssen beide Charaktere neben all dem Drama noch ihr eigenes emotionales, problembehaftetes Päckchen tragen. Die jeweiligen Schwierigkeiten in Hollys und Rubens Leben wirken auf mich jedoch sehr authentisch und, dass man deren Probleme auf den ersten Blick (so wie man die beiden aus Avens und Hayes Perspektiven aus Band 1 kennengelernt hat) gar nicht wahrnehmen kann, trifft auf die meisten von uns wohl zu. Man weiß eben nicht immer, was hinter der Fassade von Menschen steckt.

Generell sind einige Handlungsstränge so wunderbar realitätsnah ausgearbeitet. Es ist eben nicht immer alles so schnell Friede-Freude-Eierkuchen. Stattdessen ist vieles eher ein Prozess, der sich über viele Jahre ziehen kann und zumeist seine Höhen und Tiefen hat. So ist auch das Ende in diesem Werk konzipiert. Ich persönlich begrüße es tatsächlich sehr, dass es nicht bei jedem Handlungsstrang ein perfektes „Happy End“ gab! Das mag für die ein oder andere lesende Person vielleicht etwas ernüchternd sein, aber ich empfand die letzten Seiten als sehr menschlich und wunderbar emotionsreich. Letztendlich wirkt es dadurch nur authentischer – weil, sind wir mal ehrlich – genau so ist es doch auch öfters im echten Leben.

Alles in allem hat mich das Buch durchweg begeistert, die Charaktere und deren Entwicklung wurden unfassbar ausdrucksstark umgesetzt! Sarah Sprinz hat durch ihren Schreibstil definitiv eine oftmals wunderbar realistische und dennoch behutsame Atmosphäre erzeugt, die für die Seelen der lesenden Personen und auch der beiden fiktiven Charaktere eine Wohltat ist - obwohl oder eben gerade weil sie sich nicht davor scheut, Tabuthemen anzuschneiden und das reale Leben zu zeigen. Dieser Roman gehört schon jetzt zu meinen Lesehighlights! Ich freue mich nun umso mehr auf den letzten Teil der Trilogie!

Bewertung vom 07.03.2024
The Serpent and the Wings of Night / Crowns of Nyaxia Bd.1
Broadbent, Carissa

The Serpent and the Wings of Night / Crowns of Nyaxia Bd.1


ausgezeichnet

Ein Mensch revolutioniert die grausame Welt der machtgierigen Vampire
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Was für ein Fantasy-Romance-Gemetzel! Das Hörbuch von Carissa Broadbents „Crowns of Nyaxia: The Serpent and the Wings of Night“ lässt an Spannung und Nervenkitzel nichts zu wünschen übrig.

Oraya wurde als kleines Mädchen von dem Vampirkönig Vincent adoptiert und konnte so in den goldenen Palastmauern aufwachsen. Doch der Schein trügt, denn Oraya muss nicht nur in der Außenwelt ständig um ihr menschliches Leben fürchten, sondern auch im Palast lauert die Gefahr hinter jeder Ecke. Daher hat sie schon früh gelernt, sich stets so gut wie möglich zu verteidigen – als Mensch in einer Welt voller Vampire. Um endlich nicht mehr die Beute sein zu müssen, wagt Oraya die Teilnahme am Turnier der Göttin des Todes, dem Kejari. Während der mörderisch brutalen Teilaufgaben des Turniers macht sie Bekanntschaft mit dem mysteriösen, unglaublich gutaussehenden, aber auch äußerst bedrohlichen Raihn. Um das Kejari zu überleben, muss Oraya ausgerechnet mit diesem Vampir ein vorübergehendes Bündnis eingehen, wohl wissend, dass sie sich erschreckend zu ihm hingezogen fühlt und dass sie sich danach wieder auf Leben und Tod bekämpfen müssen. Kann Oraya diese tödlichen Kämpfe überleben und sich ihren Traum von einer Zukunft ohne die ständige Bedrohung ihres Lebens verwirklichen?

Carissa Broadbent hat mit ihrem wundervollen Schreibstil eine tolle Geschichte zum Mitfiebern kreiert, die eine großartige Mischung aus Fantasy und Vampir-Romance bietet. Ganz besonders hat mir bei diesem Hörbuch die unheimlich angenehme Stimme von Vanida Karun gefallen. Dadurch hat die Protagonistin gleich viel mehr Tiefe erhalten. Oraya und ihr Charakter sind mir im Laufe des Romans ans Herz gewachsen: Sie ist stets mutig, zögert nicht, sie ist ein wenig stur (was ihr schon oft das Leben gerettet hat) und sie lässt sich nicht von ihren Plänen abbringen, nur weil sie einen Mann kennengelernt hat, der ihr etwas den Kopf verdreht. Sehr gut gelungen ist auch die Dynamik und die spürbare Anziehung zwischen Oraya und Raihn! Lediglich die Beziehung von Vincent zu seiner Adoptivtochter wirkte über weite Strecken des Buches recht bizarr. Erst gegen Ende wurde dieser Handlungsstrang für mich nachvollziehbarer.
Die vielen unerwarteten Wendungen sind definitiv ein weiterer großer Pluspunkt dieses ersten Bandes. Allerdings hätte ich mir ein klein wenig mehr Worldbuilding gewünscht, um insbesondere beim Hören von Orayas Geschichte noch besser mitfiebern zu können. So tauchen vor allem in der zweiten Buchhälfte einige Situationen auf, in denen von langjährigen Gegebenheiten, der Existenz verschiedener Regionen und ihrer Bevölkerung sowie deren kulturellen Kontexten oder typischen Verhaltensweisen in dieser Fantasywelt berichtet wird. Diese kamen für mich eher aus dem Nichts, hatten aber eine ziemlich große Wirkung auf den Alltag in dieser Welt der Vampire und somit auch auf Oraya. Vielleicht wollte die Autorin an dieser Stelle die Sichtweise von Oraya verdeutlichen, da sie in ihrem bisherigen Leben auch vergleichsweise unwissend gehalten wurde?

In jedem Fall ist dieser erste Band ein wirklich hervorragendes, durchweg fesselndes Romantasy-Abenteuer mit viel Potenzial für die Fortsetzung. Ich habe jede Minute des Hörerlebnisses genossen! Nach diesem fiesen Cliffhanger freue ich mich nun schon riesig auf den zweiten Band!

Bewertung vom 04.03.2024
Wer ist schon normal? / Willkommen bei den Grauses Bd.1
Bohlmann, Sabine

Wer ist schon normal? / Willkommen bei den Grauses Bd.1


ausgezeichnet

Die bunte Vielfalt macht die Welt erst richtig schön
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Sabine Bohlmanns neues Werk „Willkommen bei den Grauses – Wer ist schon normal?“ ist ein zauberhaftes Buch über Freundschaft, Zusammenhalt und den respektvollen, toleranten Umgang mit anderen Menschen und Lebewesen - auch wenn sie anders sind als man selbst!

In diesem Buch erlebt Ottilie Schmidt den Einzug der wunderlichen Familie Grause in die „Sackgasse“. Sie wird etwas stutzig, da die neuen Nachbarn ausgerechnet bei Nacht und Nebel in das heruntergekommene Haus gegenüber von Ottilie einziehen. Und auch sonst verhalten sich die drei Kinder Muh, Wolfi und Husch, deren Eltern und ihr Hund etwas sonderbar. Ganz zu schweigen von dem stets brummeligen Opa, der immer eine Pflanze auf dem Kopf trägt, sehr seltsam redet und nicht zu wissen scheint, wie man sich angemessen benimmt. Trotz all der kuriosen Zwischenfälle siegt jedoch Ottilies Neugier und sie beginnt, mit den Kindern zu spielen und sich mit ihnen anzufreunden.
So erfährt sie recht bald, dass die Grauses eigentlich vom „Institut für andersartige Wesen“ sind und nun lernen müssen, sich ganz „normal“ wie „normale, langweilige Menschen“ zu verhalten. Nur wenn ihnen das gelingt und sie die Liste mit den grauen Punkten nicht voll machen, dürfen sie weiterhin in der menschlichen Welt bleiben. Denn die fiese Krähe auf dem Dach kräht bei jedem Vergehen, wenn ein Grause-Familienmitglied den Menschen nicht normal erscheint. Dann kommt ein weiterer schrecklicher, grauer Punkt auf der Liste. Aber oje, der Großvater sammelt so furchtbar schnell ganz viele Punkte …

Dieses erste fantastisch skurrile Abenteuer der Familie Grause wird von wunderbar humorvollen Illustrationen von Daniel Steudtner begleitet. Ottilie und die bunt zusammengewürfelte Familie sind mir im Laufe des Buches so unheimlich ans Herz gewachsen. Die Autorin erschafft mit ihrem großartigen Schreibstil so hervorragend schrullige Charaktere, mit denen sich Jung und Alt identifizieren können, obwohl oder vielmehr gerade weil sie alle so anders sind. Ich habe immer wieder herzhaft gelacht – so viele Situationen beschreiben die oft recht eintönige Realität vieler Menschen so unfassbar gut. Eine Realität mit unrealistischen, scheinbar makellosen Erwartungen der Gesellschaft an alle, die in ihr leben, ohne jedoch die individuellen Stärken und Eigenschaften jedes Einzelnen zu berücksichtigen. Das Geschehen rund um Ottilie und die Grauses zeigt schon den jungen Menschen, dass eben nicht immer nur eine richtige Vorgehensweise existiert. Dass es das „perfekte, normale Leben“ gar nicht gibt. Es wird sehr deutlich gemacht, dass Vielfalt unsere Welt letztendlich nur besser und bunter macht. Und am schönsten ist es, wenn keine Person so ist wie eine andere!
Ottilie lernt zudem, dass man aus Oberflächlichkeiten und äußeren Erscheinungen nicht auf die inneren Werte schließen sollte. Stattdessen erkennt sie, worauf es im Leben wirklich ankommt: einen liebenswerten Charakter und das Herz am rechten Fleck.

Eine herrlich fantasievolle, unterhaltsame Geschichte mit einem Hauch Magie über eine wundervoll schräge Familie, deren Mitglieder auf den ersten Blick zwar ganz anders zu sein scheinen, aber eigentlich sind sie im Herzen genauso wie Du und ich – perfekt, so wie sie sind. Ein Kinderbuch mit einer besonders wichtigen Botschaft, die gerade in der heutigen Zeit der sozialen Medien und des anonymen Mobbings besonders relevant ist. Ich kann es nur empfehlen! Die Grauses gehören auf jeden Fall schon jetzt zu meinen Lesehighlights in diesem Jahr!

Bewertung vom 21.02.2024
Der Wortschatz
Gugger, Rebecca

Der Wortschatz


ausgezeichnet

Die Geschichte von Oskar und der Vielfalt der deutschen Sprache
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Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger haben mit "Der Wortschatz" eine wirklich herrliche Geschichte geschaffen! Sie gibt Jung und Alt die Möglichkeit, ihren Wortschatz spielerisch zu erweitern und gleichzeitig die Vielfalt der deutschen Sprache kennenzulernen. Besonders gut hat mir gefallen, dass auch die Bedeutung von gesprochenen Worten thematisiert wird.

Auf diesen Seiten entdeckt Oskar eine Truhe, die entgegen all seinen Erwartungen nur Wörter und keine „richtigen“ Schätze beinhaltet. Während er den Inhalt der Truhe durchwühlt und achtlos zur Seite wirft, nimmt er zum ersten Mal bewusst die Auswirkungen von Worten auf die Umgebung und deren Aussagekraft wahr. Nun ist seine Neugier auf die Sprache geweckt und er begibt sich auf der Suche nach immer noch mehr Worten. Dabei macht er allerlei seltsame Beobachtungen und interessante Bekanntschaften.

Die drolligen Grafiken passen sehr gut zu Oskars Geschichte und seinen Entdeckungen über die Wirkung von Adjektiven. So können die Lesenden oder auch die Kinder beim Vorlesen spielerisch den Umgang mit der deutschen Sprache besser erlernen. Auf diese Weise verdeutlicht dieses Buch schon den jungen Menschen die Komplexität und die große Bandbreite der deutschen Sprache. Richtig toll fand ich die Thematik mit den Wortneuschöpfungen. Dadurch wird zusätzlich die Kreativität der Zielgruppe im Umgang mit Sprache geweckt. Der stets unterschwellige Humor ist zudem überaus angenehm und macht Lust auf mehr! Von mir gibt es daher 5/5 Sternen. „Der Wortschatz“ ist ein wunderschönes Kinderbuch über die Kunst des Malens allein mit Worten und über die Wirkung eines jeden Wortes. Ich kann das Buch nur empfehlen!

Bewertung vom 11.02.2024
Hilda Hasenherz. Das Abenteuer im Fuchswald
Goldfarb, Tobias

Hilda Hasenherz. Das Abenteuer im Fuchswald


ausgezeichnet

Zuckersüße Hasen-Geschichte mit einer wichtigen Botschaft
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"Hilda Hasenherz - Das Abenteuer im Fuchswald" ist eine wunderbar herrlich geschriebene Geschichte von Tobias Goldfarb über die unglaublich kluge, neugierige und mutige junge Häsin Hilda Hasenherz.

Hilda lebt jedoch in einer grausamen und traurigen kleinen Welt. Sie und ihre Freundin Klara sind Buddelhasen und kennen bisher nur das harte Leben unter der Erde, wo sie jeden Tag Unmengen an Möhren für den Baron von Ratzezahn sammeln müssen. Der Baron behandelt die Buddelhasen jedoch nicht fair: Er ist respektlos, bestimmt über deren Tagesablauf und die einfachsten Bedürfnisse wie Essen oder Schlafen und er erzählt ihnen Lügen, um sie gefügig und unwissend zu halten. Außerdem wohnt zwischen seinen Ohren auch noch die fiese Giftspinne Ottilie, mit der er den Buddelhasen gerne mal droht.
Hilda fällt auf, dass an dem Grund zum Möhrensammeln irgendetwas nicht stimmen kann. Auch möchte sie sich das herablassende Verhalten vom Baron nicht länger gefallen lassen. Sie glaubt nicht daran, dass ihr Leben nur aus Buddeln und Möhrensammeln besteht und möchte viel lieber eine Abenteuerhäsin werden. Sie beginnt, einen Geheimgang zu buddeln und traut sich eines Tages an die Oberseite der Welt. So begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise durch den Fuchswald. Ihr Bestreben, die Buddelhasen- und häsinnen von ihrem Unrecht zu befreien, führt sie über einige Umwege zu dem gefährlichen Fuchs Sam Grau. Denn nur vor ihm hat der Baron noch Angst. Was Hilda alles auf ihrem Weg durch den Fuchswald erleben wird und wem sie unterwegs begegnet, das erfahrt ihr in diesem wunderschönen Buch!

Die Abenteuer von Hilda werden begleitet von sehr niedlichen und liebenswerten Illustrationen von Verena Körting. Die Geschichte ist nicht die leichteste Kost, aber dieses Buch vermittelt den jungen Menschen auf angenehme, unterhaltsame Weise viele wichtige Botschaften fürs Leben! Der Schreibstil von Tobias Goldfarb ist dabei durchweg kindgerecht, spannend und humorvoll. So hat er der unglaublich tollen Heldin Hilda viel Herz, Bedachtsamkeit, Entdeckerfreude und Courage mit auf den Weg gegeben.

Ich war auch sehr beeindruckt von Hildas Verhalten auf ihrer ereignisreichen Reise durch den Fuchswald, wo sie auf einige ihr fremde Tiere trifft. Sie ist auf alles Unbekannte unheimlich offen zugegangen und konnte auf diese Weise viele Freundschaften schließen. Ich fand den respektvollen Umgang der Tiere untereinander wirklich klasse, denn keiner hat sich über den anderen lustig gemacht. Stattdessen haben sie sich gegenseitig geholfen und jeder konnte etwas über die verschiedenen Vorlieben im Alltag (Schlafplatz, Lieblingsessen, …) und die unterschiedlichen Fähigkeiten der anderen Waldbewohner lernen.
Immer wieder macht Hildas Geschichte den lesenden Kindern zudem deutlich, dass sich Mut und Neugierde im Leben lohnen. Selbst wenn eine Aufgabe anfangs noch so schwierig und herausfordernd erscheint, kann man über sich hinauswachsen und fast alles meistern, wenn man nicht ständig an sich zweifelt und stattdessen volles Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten hat. Nimmt man dabei ein wenig Hilfe von anderen an, ist das nicht etwa ein Zeichen von Schwäche, sondern vielmehr von Stärke.

Mit diesem Werk können die Kinder auf zauberhafte Weise und leicht verpackt in perfekten kleinen Mengen wichtige Sozialkompetenzen und erste demokratische Grundgedanken kennenlernen. Ganz nebenbei werden sie auch an das Thema "Älterwerden" herangeführt.
"Hilda Hasenherz" eignet sich hervorragend für begeisterte Erstleser:innen oder auch zum Vorlesen. Durch die kurzen Kapitel kann das Buch auch super als Gute-Nacht-Geschichte gelesen werden. Eine großartige, herzerwärmende Lektüre für Jung und Alt über den Mut und das notwendige Hinterfragen so mancher "Tatsachen"!

Bewertung vom 30.01.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


gut

Mittelalterliche Burg vs. KI – ein (größtenteils) packender Thriller
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Mit ihrem neuen Thriller „Die Burg“ greift Ursula Poznanski ein derzeit brandaktuelles und recht umstrittenes Thema auf – den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im öffentlichen Leben. Im Mittelpunkt dieses Buches steht eine riesige Escape-Welt, die fast ausschließlich von einer KI generiert und beeinflusst wird. Schon auf den ersten Seiten gelingt es der Autorin, eine düstere Atmosphäre auf der fiktiven, mittelalterlichen Burg Greiffenau zu erschaffen. Deren komplexe, unterirdische Höhlen- und Tunnelsysteme bieten die idealen Voraussetzungen für eine mysteriöse und unheilvolle Handlung.

Der Milliardär Nevio hat einen seiner kostspieligen Träume verwirklicht, indem er eine recht zerfallene Burg renoviert und in ein Paradies für Escape-Games verwandelt hat. Die Burg Greiffenau und ihr riesiges, verzweigtes Tunnelsystem sollen in Zukunft für Escape-Fans aus aller Welt zugänglich gemacht werden. Diese sind mit modernster Technik ausgestattet und ermöglichen in Kombination mit der eingebauten KI stets unterschiedliche und abwechslungsreiche Spiele. Mit beeindruckend realistischen Bildern und dem Einsatz von Regen, Wind, Gerüchen und unterschiedlichen Temperaturen können so manche Schauplätze äußerst authentisch nachgebildet werden. Eine kleine Gruppe von fünf Personen wurde eigens zu dem Zweck eingeladen, um Nevios Kreation noch vor der offiziellen Eröffnung zu testen. In Begleitung vom Milliardär und einem Mitarbeiter begibt sich das zusammengewürfelte, fünfköpfige Team auf ein mehrstündiges Abenteuer durch die Kerker, Verliese und Höhlen. Nur ahnt noch niemand, dass die KI ihnen einen Strich durch die Rechnung machen möchte. Können die Test-Teilnehmer:innen wieder lebendig entkommen?

Ursula Poznanskis unverwechselbarer und sehr angenehmer Schreibstil im Zusammenspiel mit einer gelungenen Umsetzung der einzigartigen Konzeptidee haben dieses Buch zu einer wirklich mitreißenden Geschichte gemacht. Als lesende Person erlebt man das Ereignis aus zwei Perspektiven. Einerseits ist man mit dem Gast Maxim immer mitten im Geschehen, andererseits erfährt man durch Alissas Blickwinkel auch ein wenig, was hinter den Kulissen passiert. Die ausführlichen Schilderungen der Aufgaben und Herausforderungen, denen sich die Truppe in der Escape-Welt stellen muss, erzeugen den Eindruck, dass man selbst an diesem Experiment teilnimmt. Auch das Setting der mittelalterlichen Burg ist großartig gestaltet! Leider stimmt der Aufbau der beigefügten Karte der Höhlensysteme nicht immer mit den Beschreibungen im Text überein. Ich nehme an, dass dies daran liegt, dass die Grundriss-Karte von einer anderen Person entworfen wurde. So verliert man beim Lesen der verschiedensten Geschehnisse in den unübersichtlichen und unförmigen Tunnelanlagen schnell die Orientierung. Wenn man die Übersicht der Kellersysteme jedoch nicht allzu ernst nimmt, sollte man dennoch eine fesselnde Lektüre genießen können.

Dieser Thriller startet auf diese Weise wunderbar spannungs- und actionreich. Jedoch verliert er in der Mitte des Buches etwas an Schwung. Ohne hier zu viel zu verraten, liegt es ein wenig daran, dass einer der Gäste zwischenzeitlich überwiegend im Fokus der Ereignisse steht. Dies führt zu vielen, sich wiederholenden Szenarien. Auch die Tatsache, dass dieser Abschnitt mehr die Atmosphäre und die Details der Umgebung in den Vordergrund stellt, macht diese Mischung manchmal etwas ermüdend und langatmig. Zudem waren mir die beteiligten Personen ein wenig zu nüchtern dargestellt und nicht ausreichend charakterisiert. Das machte es mir ziemlich schwer, mit ihnen zu bangen und echte Gänsehautmomente zu erleben.

Nichtsdestotrotz vermag Poznanski den/die Leser:in immer wieder in den Bann zu ziehen und zu begeistern, selbst wenn der Spannungsbogen zeitweise etwas nachlässt. Es handelt sich hier definitiv um ein Buch, das zum Nachdenken anregt – wie auch schon andere Bücher der Autorin. Mit großer Vorfreude habe ich mich an dieses Exemplar gesetzt. Ich habe die erste Hälfte des Thrillers sehr genossen und regelrecht verschlungen, jedoch konnte es mich letztendlich nicht durchweg überzeugen. Vielleicht hatte ich einfach aufgrund der bisherigen Werke von Poznanski etwas zu hohe Erwartungen.
Ich bin jedoch überzeugt, dass diese Geschichte anderen Thriller-Fans ein intensives, fesselndes Lesevergnügen bietet. Mich hat es auf jeden Fall vollkommen davon überzeugt, dass die „guten alten“ Escape-Rooms mit deutlich mehr Requisiten und ohne KI sehr viel mehr Spaß machen, wenn man sich keine Sorgen ums Überleben machen muss …

Bewertung vom 25.01.2024
Star Bringer
Wolff, Tracy;Croft, Nina

Star Bringer


ausgezeichnet

Eine mitreißende Abenteuer-Reise durch den Weltraum mit der Crew der „Starlight“
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Tracy Wolff und Nina Croft haben mit „Star Bringer“ eine unheimlich spannende Fantasy Romance mit Sci-Fi Vibes geschaffen. Eine Geschichte rund um das Raumschiff „Starlight“, die ihren eigenen Kopf hat, und eine bunt gemischte Truppe auf der Flucht, die eine ganze Menge durchmachen muss: Verrat, mitreißende Romanzen und ganz nebenbei der Kampf ums Überleben und die Rettung des Sonnensystems.

Kalinda ist die Prinzessin des Senestris-Systems - ein Sonnensystem mit 9 Planeten, deren Sonne „Serai“ bald explodieren wird. Kalinda besucht als Stellvertretende der Kaiserin die Forschungs-Raumstation „Caelestis“, deren offizielles Hauptziel es ist, das Sonnensystem vor der vollständigen Auslöschung durch die Explosion der „Sterbenden Sonne“ zu bewahren. Es stellt sich recht bald heraus, dass dort nicht alles mit rechten Dingen zugeht und die hauptverantwortliche Wissenschaftlerin nicht nur gute Pläne verfolgt. Während der Besichtigung der Raumstation kommt es zu einigen Explosionen und die Vertreter:innen der 9 Senestris-Planeten sowie einige andere Personen müssen um ihr Leben laufen. Sieben Personen können mit dem mysteriösen Raumschiff „Starlight“ fliehen. Die notgedrungen zusammengewürfelte Crew, zu der auch Kalinda zählt, wird von dem kaltblütigen Söldner Ian angeführt. Schnell wird bei der Flucht durchs Sonnensystem klar, dass die behütete Prinzessin Kalinda bisher nicht viel von den realen Lebensumständen auf den 9 Planeten mitbekommen hat. Abgesehen davon entwickelt die Gruppe sich rasch zu einer eingespielten Gemeinschaft, muss aber stets aufs Neue versuchen, sich nicht doch gegenseitig umzubringen. Denn jedes Besatzungsmitglied verfolgt letztendlich seine eigene Agenda. Zudem scheint jede Macht im Senestris-System ihre eigenen Ziele zu verfolgen – ohne Rücksicht auf Verluste und fast alle zum Nachteil der „Starlight“-Crew.
Kurz gesagt: Es geht um einen Haufen Leute, die kämpfen, sich verlieben, die versuchen nicht zu sterben und gleichzeitig deren Heimat-Sonnensystem zu retten, und die sich rein zufällig auf einem Raumschiff in einer weit, weit entfernten Galaxie befinden. Wird es die kleine Gruppe rund um Kalinda, Ian, Rain, Merrick, Max, Gage und Beckett schaffen, den Gefahren zu entkommen? Wohin wird sie ihre Reise an Bord der „Starlight“ führen?

Mit einem sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil aus vier unterschiedlichen Perspektiven ist dieser Fantasy-Roman die perfekte Mischung aus Intrigen und Lügen, Action, Romance und der richtigen Menge an Spannung. Die von den Autorinnen geschaffene Welt wirkt auf mich wahnsinnig faszinierend und gut durchdacht. Auf gelungene Weise lassen die beiden zudem kritische gesellschaftspolitische Aspekte mit einfließen, so auch die gravierenden Unterschiede zwischen Armut und Reichtum auf den Senestris-Planeten.
Die „Starlight“-Truppe selbst entwickelt im Verlauf des Buches eine wirklich großartige Dynamik, die oft von herrlichem Humor begleitet wird. Die Protagonisten sind aufgrund ihrer unterschiedlichen Background-Stories sehr verschiedenen, aber sie sind alle auf ihre Art so wunderbar vielschichtig und liebenswürdig – viele von ihnen sind mir sehr ans Herz gewachsen! Diese Protagonisten leben zwar in einer sehr grausamen und harten Welt, wo jeder um sein eigenes Überleben kämpfen muss, aber in einem Punkt empfinde ich die von Wolff und Croft geschaffene Welt unglaublich toll: LGBTQ+-Beziehungen scheinen keine „Überraschung“ zu sein, sondern eher zur Normalität zu gehören. Andererseits musste ich auch feststellen, dass meine Erwartungen an die queere Repräsentation durch die Ankündigungen im Klappentext und auf Social Media deutlich höher waren. Diese wurde letztendlich jedoch nur durch relativ wenige Personen vertreten. Insgesamt ist „Star Bringer“ ein sehr fesselndes Fantasy-Weltraumabenteuer mit einigen unerwarteten Wendungen und phänomenalen Charakterentwicklungen. Ich kann dieses Buch definitiv allen Fantasy- und Sci-Fi-Fans empfehlen!

Da dieser erste Band (übrigens ein unfassbar wunderhübsches Buch!) mit einem wirklich gemeinen Cliffhanger endet, kann ich die Fortsetzung nun kaum erwarten und freue mich schon auf weitere überraschende Facetten im Worldbuilding rund um Senestris! Eine Geschichte mit so unheimlich viel Potenzial - der Fantasie von Tracy Wolff und Nina Croft sind keine Grenzen gesetzt!

Bewertung vom 02.01.2024
The Peace That Is You / Dreamcatcher Bd.2
Scott, Emma

The Peace That Is You / Dreamcatcher Bd.2


sehr gut

Eine Magie-Explosion von Emotionen und Gefühlen

Auch mit dem zweiten Teil der „Dreamcatcher“-Dilogie hat Emma Scott ein unglaublich emotionales Werk geschaffen. Besonders hervorzuheben ist auf jeden Fall ihr unverwechselbarer, immer berührender Schreibstil!

In „The Peace That Is You“ lernt man ganz hautnah Nikolai, seine innere Zerrissenheit und Gedanken kennen, aber auch Nikolais mysteriöse Gabe, die Gefühle und Emotionen der Mitmenschen in seiner Nähe „lesen“ zu können. Er musste eine furchtbare Kindheit und Jugend verleben und bleibt seitdem nie mehr als ein paar Tage an einem Ort. Zudem meidet er andere Menschen, soweit er kann, da er andernfalls ungefragt mit den Gefühlen der Personen in seiner Umgebung konfrontiert wird und diese ihn nicht selten überwältigen und überreizen. Nur bei illegalen Pokerspielen setzt er seine paranormalen Fähigkeiten bewusst ein, um sich etwas Geld zu verdienen. In einem eher verschlafenen Vorort von Savannah trifft er in einer Bar unerwartet auf Fiona. Wie Nikolai quälen auch sie traumatische Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit. Sie ist unter falschem Namen vor ihrem kontrollsüchtigen Noch-Ehemann auf der Flucht und plant einen Neuanfang auf Costa Rica – weit weg von all ihren Problemen. Können die beiden es dennoch schaffen, sich einander anzuvertrauen, sich aufeinander einzulassen und gemeinsam eine Zukunft aufzubauen? Kann Fiona ihre Träume verwirklichen und ihrem Ex entkommen?

All diese furchtbaren Erlebnisse, die Fiona und Nik in ihrem Leben bisher erfahren mussten, bringt Emma Scott so unfassbar authentisch und zugleich erschreckend real rüber! Und zugleich zeigt sie auf eine sehr einfühlsame Weise, dass jede dunkle Seite auch eine helle Seite voller Liebe, Hoffnung und Zuversicht hat. Auch die beiden Protagonisten wirkten auf mich sehr sympathisch und ich konnte viel mit den beiden auf deren Reise durchs Leben mitfiebern.
Nur ein paar unvorhersehbare Entwicklungen im Mittelteil waren für meinen Geschmack etwas zu plötzlich und hinterließen einen eher unrealistischen, erzwungenen Eindruck dieser sehr dramatischen Einschübe. Dies war in meinen Augen nicht notwendig. Andere Storylines in der Geschichte von Fiona und Nik kamen dadurch leider etwas kurz und wurden nur oberflächlich beschrieben.

Insgesamt ist dieser Roman ein perfektes Buch für zwischendurch, mit einer wahnsinnig faszinierenden paranormalen Grundidee rund um Niks Fähigkeiten. Dieser Hauch von Magie, der auf den Seiten mitschwang, war absolut bezaubernd und angenehm. Ein Hoch auf Emma Scotts Schreibkunst! Wer weiß, vielleicht gibt es solche Fälle von magischen Momenten ja auch in unserer „richtigen Welt“?

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