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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
PoisonIvy
Wohnort: 
Dresden

Bewertungen

Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 18.02.2021
Tecumah und der Orca
Schmäling, Marcel

Tecumah und der Orca


ausgezeichnet

Wie war das Leben früher im Land der „Twilight Saga“?
Richtig gelesen: Die Geschichte von Tecumah und dem Orca trägt sich zu an der oberen Nordwestküste der USA, ganz in der Nähe von Cape Flattery, La Push und Neah Bay. In den liebevoll gestalteten Zeichnungen im Buch kann man tatsächlich die typische Küstenlandschaft dieser Region wiederfinden. Die Hauptperson der Geschichte, Tecumah, ist ein Indianerjunge vom Volk der Makah, das traditionell vom Robben- und Walfang lebte. Tecumah ist ein neugieriger, aber auch etwas schüchterner und verträumter Junge, der abends gern auf einem Hügel sitzt und auf sein Heimatdorf blickt. Seine ersten Versuche bei der Jagd waren bisher nicht so erfolgreich, aber er wartet nur auf die nächste Gelegenheit, seinen Mut zu zeigen und dann dem stärksten der Stammeskrieger nachzueifern. Ein sehr einprägsames Erlebnis wird für Tecumah die erste Waljagd, an der er teilnehmen darf. Aber an diesem Tag lernt er nicht nur, bei welchem Wetter man besser zurück zum Ufer fahren sollte, sondern er lernt auch, dass es manchmal besser ist, auf sein Herz zu hören und nicht auf denjenigen, der am lautesten schreit.
Schön anzusehen waren beim Lesen auch immer wieder die detailverliebten Zeichnungen, in denen man wirklich gut die Kleidung, die Häuser und die wunderschön verzierten Boote der Makah kennenlernen kann.

Bewertung vom 03.02.2021
Der Eisbär und der Waisenjunge
Quanaq, Sakiasi

Der Eisbär und der Waisenjunge


ausgezeichnet

Ein Waisenjunge wird in der Wildnis ausgesetzt und lernt dort, sich zur Wehr zu setzen und für sich selbst einzustehen. „Hänsel und Gretel“ in der Inuit-Version – diesen Eindruck hatte ich kurz am Anfang des Buches. Diese alte, traditionelle Erzählung aus der Arktisregion im nördlichsten Kanada beginnt damit, dass ein Waisenjunge immer wieder von den Jägern des Dorfes in der Weite des Landes ausgesetzt wird, und dann allein nach Hause finden muss. Schließlich hat ein Eisbärenpatriarch Mitleid mit dem kleinen Menschenjungen, nimmt ihn mit in das Dorf der Eisbären und lehrt ihn dort, selbst ein Jäger zu sein. Jedoch wird der Waisenjunge bald auch bei den Eisbären missachtet und drangsaliert. Erst als der Junge gelernt hat, sich zur Wehr zu setzen und für sich selbst einzustehen, bringt das Eisbären-Oberhaupt ihn zurück zu den Menschen.
Fazit: Eine universelle Geschichte zum Thema "wehre dich - lass nicht alles mit dir machen" (womit wir sogar wieder bei Hänsel und Gretel sind ;-)).

Bewertung vom 01.02.2021
Im fahlen Licht des Mondes
Groeper, Kerstin

Im fahlen Licht des Mondes


ausgezeichnet

Im ersten Viertel des Buches geht es um die dramatischen Zustände, unter denen das Volk der Cheyenne seine Freiheit verliert und dann auf einer Reservation eingepfercht wird. Man wird direkt hineingeworfen in die schlimmen Umstände und fiebert mit, als die Cheyenne unter dramatischen Verlusten die Flucht aus den Reservation wagen.
Die Hauptperson des Buches, die junge Frau Moekaé, ist kurz vor dem Tod als sie von einer Familie weißer Siedler gefunden wird. Von der Brutalität, mit der die Armee die flüchtigen, halbverhungerten Indianer verfolgt, sind selbst die Siedler schockiert. Nach anfänglicher Ablehnung beginnt die gegenseitige Annäherung und das Verständnis für die jeweils andere Kultur.
Dabei gibt es beim Lesen auch durchaus auch amüsante Momente, wenn es darum geht, wie die verschiedenen Protagonisten der indianischen Kulturen der Cheyenne und Lakota und die der Weißen versuchen, miteinander klarzukommen. Und genau in dem Moment, wenn die Handlung in Richtung einer „Farmeridylle“ abdriften könnte, wird man als Leser dann wieder mit einer anderen, brutalen Wirklichkeit aus dieser Zeit konfrontiert, seien es heruntergekommene Vagabunden, schießwütige Soldaten oder eine weitere Gruppe hohlwangiger, zerlumpter Indianer auf der Flucht.
Insgesamt ist es ein wunderbar spannendes, einfallsreich geschriebenes Buch mit vielen historischen Bezügen. Ich konnte es kaum aus der Hand legen und war aus Neugier manchmal kurz davor, einfach mal ein paar Seiten nach vorne zu springen.
Am Ende wünscht man sich für Moekaé, dass es zumindest ab und zu tatsächlich ein solches Einzelschicksal gegeben hat, wo zumindest im Kleinen so etwas wie ein versöhnlicher Neuanfang möglich war.

Bewertung vom 01.02.2021
Geflecktes Pferdemädchen
Groeper, Kerstin

Geflecktes Pferdemädchen


ausgezeichnet

Das erste Mal habe ich dieses Buch meiner Tochter vorgelesen, als sie 8 Jahre alt war. Sie war erstmal zurückhaltend-neugierig, da sie bisher eher Indianerbücher im Comic-Stil kannte, aber dann war sie sehr schnell gefesselt und ist regelrecht in das Buch eingetaucht. Ich habe es mit meiner Tochter nach und nach als Gute-Nacht-Geschichte gelesen und es hat uns beiden soviel Spaß gemacht, dass wir am Abend oft mehr als ein Kapitel gelesen haben.
Ganz kurz die Handlung: Die 10-jährige Mary ist mit ihrer Familie auf dem Siedlertreck in Richtung Oregon unterwegs. Als unterwegs ihre Eltern sterben, wird von den anderen mitreisenden Siedlern allein zurück gelassen. Zusammen mit ihrem Pony versucht sie, der Gruppe zu folgen und kurz bevor sie alleine in der Prärie verdurstet wäre, wird sie von einer Gruppe Lakota-Indianer gefunden und in den Stamm adoptiert.
Was mir richtig gut gefallen hat: das Buch ist an sich fast schon ein Abenteuerbuch, so spannend wie es geschrieben ist und es macht auch als Erwachsener richtig Spaß, es zu lesen. Dabei ist das Buch aber auch absolut kindgerecht und auf Kinder-Augenhöhe geschrieben, obwohl teilweise auch ernste bzw. traurige Themen angeschnitten werden. Wir beide haben beim Lesen viel über das Alltagsleben der Prärieindianer gelernt: über die täglichen kleinen Pflichten der Frauen, Männer und Kinder, über die wiederkehrenden Wanderzüge, die Büffeljagd und wie man den Winter verbringt. Besonders interessant waren auch immer wieder die Vergleiche, die Mary durch den Kopf gehen, wenn sie ihr Leben bei den Weißen und ihr Leben bei ihrer indianischen Familie vergleicht, und welche Veränderungen sich für die Indianer ergeben haben dadurch, dass immer mehr Weiße ins Land kommen.
Kleines Extra für alle erwachsenen Fans von schöner (und gut recherchierter) Indianerliteratur: auch den berühmten Krieger "Crazy Horse" lernt man als etwas ungestümen jungen Anführer kennen!
Für meine Tochter war diese Buch absolut faszinierend und wir fangen gerade an, es jetzt zum zweiten Mal zu lesen.

Bewertung vom 01.02.2021
Die Fuchs Frau
Deer, Beatrice

Die Fuchs Frau


ausgezeichnet

Die Autorin Beatrice Deer ist aufgewachsen in dem winzigen Dorf Quaqtac im Norden von Kanada. In dieser kargen, nördlichen Polar-Region spielt auch die Geschichte von der Fuchs Frau. Als erstes war meine Tochter (10 Jahre) von der geheimnisvollen Stimmung mit den glühend-leuchtenden Polarlichter gleich zu Anfang des Buches beeindruckt. Auch die liebevolle und wunderschöne Darstellung der Füchsin fand sie toll. Man lernt kurz das Leben einer traditionellen Inuit-Familie kennen. Sehr interessant waren für mich auch die Fragen meiner Tochter dazu: „Was hat die Frau da für Streifen im Gesicht?“ (typische Inuit-Tätowierungen) oder auch die Feststellung meiner Tochter, dass das Wohnzelt der Familie aus Robbenfellen zusammengenäht wurde. Da habe ich auch als Erwachsene noch etwas gelernt.
Als der ältere Inuit-Sohn erwachsen wird, nimmt die Geschichte eine unvorhergesehene Wendung, als sich die Füchsin in eine Menschenfrau verwandelt, dabei aber trotzdem ein klein wenig „Fuchs“ bleibt….
Die Texte im Buch nehmen immer nur einen Teil der Seiten ein und die Zeichnungen sind wirklich toll. Von daher ist die Geschichte eigentlich nicht besonders lang, also auch für kleinere Kinder (ab 6 Jahren) geeignet. Tatsächlich erschließen sich aber der Inhalt und Sinn der Geschichte meiner Meinung nach erst für etwas größere Kinder (ab 9 Jahren).
Es geht um das Zusammenleben in Toleranz und Dankbarkeit, aber es geht auch darum, dass man manchmal seine Angst überwinden sollte, um sich so zu zeigen wie man wirklich ist.