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Benutzername: 
Favola
Wohnort: 
Diessenhofen

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 23.08.2023
Mein Leben als einsamer Axolotl
Bondestam, Linda

Mein Leben als einsamer Axolotl


ausgezeichnet

"Mein Leben als einsamer Axolotl" ist mir durch das Cover sofort ins Auge gestochen. Mich haben die Farbgebung und das Axolotl sofort angesprochen und ich dachte, ich bekomme ein wunderschönes Bilderbuch...

... doch ehrlich gesagt, bietet Linda Bondestam noch viel mehr. Die Illustrationen sind etwas Besonderes. Auf der einen Seite schön harmonisch, auf der anderen Seiten stechen einem grelle Sujets ins Auge, die stören... Klimawandel und Umweltschutz lassen grüssen.

Die Geschichte startet jedoch mit einer Art Evolution. Wir können auf einen Blick erkennen, wie sich die Welt mit und durch den Menschen verändert hat.
Der Handlungsort wechselt dann in einen See, in dem nur ein kleiner Axolotl aus insgesamt 987 Eiern schlüpft. Er hat genügend Nahrung und gemeinsam mit anderen Tieren besucht er die Schule. Dort freundet er sich mit den Tigersalamandern an. Doch als sich deren äussere Kiemen zurückgebildet haben und sie an Land gehen, bleibt der Axolotl alleine zurück.
Die Plumpiane (Menschen) werfen immer wieder Dinge ins Wasser. Das ist zwar auf der einen Seite spannend, doch die Wasserqualität verschlechtert sich zusehends. Es wird immer schwieriger, Freunde zu finden und so wird der Axolotl immer einsamer. An der Wasseroberfläche braut sich inzwischen eine Katastrophe zusammen, die alles verändern wird.

Geschichte und Illustrationen ergänzen sich zu einem grossen Ganzen. Das kleine Axolotl sieht in vielem nur das Positive und wir aussenstehende Plumpiane erkennen die menschlichen Vergehen an der Natur.
Die Art und Weise, wie Linda Bondestam dieses schwierige und wichtige Thema für kleine Kinder aufbereitet hat, ist wirklich toll. Der Axolotl ist im Vordergrund und man erlebt seine Lebensgeschichte, während sich im Hintergrund der Sturm zusammenbraut. So kann man neben dem süssen Axolotl die Themen Umweltschutz und Klimawandel besprechen, ohne den kleinen Kinder Angst zu machen. Denn trotz Naturkatastrophen endet dieses Bilderbuch mit ganz viel Hoffnung.

Fazit:
"Mein Leben als einsamer Axolotl: unten am Grund" von Linda Bondestam konnte mich wirklich überzeugen. Hier bekommt man nicht nur schöne, ausdrucksstarke Bilder und Sachwissen zu Axolotl sondern es werden einem vor allem auch der Umweltschutz und die Auswirkungen des Klimawandels vor Augen geführt. ich kann mir sehr gut vorstellen, diese brisanten und dringlichen Themen mit Kindern mit Hilfe dieses Bilderbuches aufzugreifen.

Bewertung vom 20.08.2023
Wikinger im Nebel Bd.1
Lupano, Wilfrid

Wikinger im Nebel Bd.1


sehr gut

Viele Kinder sind fasziniert von den Wikinger. Als ich diesen Comic entdeckt habe, kam mir gleich Wickie - ein Stück Kindheit - in den Sinn.
Ja wir kennen den Wikinismus (Gibt es den Begriff wirklich oder wurde er für diesen Comic erfunden?): Wikinger sind echte Kerle, die plündern, massakrieren und brandschatzen. Nach ihren erfolgreichen Raunzügen kommen sie mit reicher Beute zu ihren Frauen zurück, die sie schon sehnsüchtig erwarten.
So hätten es auch die Männer in "Wikinger im Nebel" gerne, doch leider haben sich die Zeiten geändert...

Hier folgen wir nämlich nicht nur den Wikingern auf ihre glorreichen Beutezüge sondern bleiben mit den Frauen zurück im Dorf und beobachten, wie diese sich von den unschönen und unbeliebten Mitbringsel ihrer Männer entledigen, kaum dass diese in See gestochen sind. Mit einen Augenzwickern lästern sie über ihre ach so starken Männer und bringen einen so schon zu Beginn zum Grinsen.

Dieser Beutezug soll wirklich glorreich werden, denn Oberhaupt Reidolf nicht zum ersten Mal seinen Sohn mit. Dieser ist das pure Gegenteil von dem, was man sich unter einem Wikinger vorstellt und so möchte der Vater ihm das Wikingerleben schmackhaft machen. Doch nichts läuft nach Plan. Als ihr Schiff im dichten Nebel auf einen Felsen aufläuft, sie durch das Meer waten müssen und es so in Strömen regnet, dass sie nicht einmal ein Dorf anzünden können, nimmt ihr Schicksal seinen Lauf.

Der Comic ist in sehr kurze Strips unterteilt, so dass man sich von Episode zu Episode hangelt die sich aneinandergereiht zu einem grossen Ganzen aufbauen.

"Wikinger im Nebel" ist wirklich witzig, denn der Comic strotzt nur so vor Anspielungen auf Rollenklischees, Religion und schwarzem Humor. Meiner Meinung nach verstehen zehnjährige Kinder diese Art von Humor jedoch noch nicht, so dass sich dieser Comic definitiv an Jugendliche und/oder aber sogar an Erwachsene richtet. Diese werden aber bestimmt ihren Spass haben.

Bewertung vom 08.03.2015
Atlantia
Condie, Ally

Atlantia


ausgezeichnet

Schon das erste Kapitel hat Ally Condie sehr geschickt eingefädelt, weckt damit Emotionen und treibt die Spannung in die Höhe.
Die Welt oben ist zerstört, darum wurde Atlantia unter Wasser geschaffen. Ein Teil der Menschheit muss oben arbeiten, um die unten am Leben zu erhalten. Diese arbeiten hart und sterben alle an einer Krankheit. Unten muss man zwar auch arbeiten, wird aber sehr alt. Rio und Bay sind Zwillingsschwestern und recht unterschiedlich. Bay ist mit der Unterwasserwelt sehr verbunden und Rio zieht es nach oben an die Luft, zur Erde. Doch als ihre Mutter, die Hohepriesterin, stirbt, gibt sie ihrer Schwester das Versprechen, unten zu bleiben. Und daran hält sie sich auch schweren Herzens am Tag der Entscheidung. Nicht so Bay. Geschockt muss der Leser mit Rio mitlerleben, wie diese sich für ein Leben an der Erdoberfläche entscheidet. Warum nur?
Für Rio steht nun fest, dass sie irgendwie auch nach oben muss. Erstens ist das schon immer ihr Traum und zweitens will sie ihre Zwillingsschwester zur Rede stellen. Doch das ist nicht so einfach. Ob ihr ihre Tante, die eine Sirene ist, oder True helfen können? Und vor allem: kann Rio ihnen vertrauen und sich helfen lassen?

Erzählt wird "Atlantia" aus der ich-Perspektive von Rio. Sie ist wirklich ein sehr spezieller Charakter. Zum Teil kann man ihr eigenwilliges Handeln wegen ihrer Vergangenheit verstehen, aber alles wird dadurch nicht entschuldigt. Ihre Zwillingsschwester Bay bleibt leider bis zum Ende nur ein Name, es hat sich nie ein Bild von ihr vor meinen Augen gebildet.

True ist wirklich ein sehr sympathischer und netter Typ, aber er blieb mir leider zu blass. Ich hätte sehr gerne mehr über ihn erfahren.
Maire empfand ich als den spannendsten und facettenreichsten Charaktere in Atlantia. Sie ist eine sehr mächtige Sirene, doch auch sie ist im System der Unterwasserwelt gefangen. Bis fast am Ende weiss man als Leser nicht, ob Rio ihrer Tante trauen kann oder ob diese doch nur für ihre eigenen Vorteile schaut.

Das Buch ist sehr flüssig und im Präsens geschrieben, so dass sich das Buch angenehm und sehr locker lesen lässt.

Ich muss sagen, dass mir der Anfang der Geschichte wirklich gut gefallen hat. Wir lernen Atlantia und seine Religion gut kennen und mich konnte die Geschichte fesseln, obwohl sie eher ruhig ist. Doch das Ende ging mir dann einfach viel zu schnell und vor allem auch zu einfach. Da habe ich mich dann gefragt, ob der Autorin eine gewisse Länge vorgeschrieben war ....
Und obwohl ich Einzelbände wirklich sehr schätze, hätte ich mir hier für einmal eine Fortsetzung gewünscht oder aber einfach am Ende 100 Seiten mehr. So hätten vielleicht noch einige blinden Flecken geklärt und Fragen beantwortet werden können.

Fazit:
Ally Condie konnte mich mit ihrem spannenden Weltenentwurf von Atlantia überzeugen. Religion und Politik sind gut durchdacht, Charaktere blieben mir jedoch viele zu blass. Trotzdem habe ich "Atlantia" sehr gerne gelesen, denn diese dystopische Geschichte ist zwar recht ruhig, hat aber viel Atmosphäre und baut kontinuierlich Spannung auf. Nur am Ende geht es mir dann einfach zu schnell und einfach.
(3.5 Sterne)

Bewertung vom 15.02.2015
Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
Lindner, Lilly

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin


ausgezeichnet

"Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" ist in Briefform verfasst und das auf eine ganze spezielle Weise. Im ersten Teil des Buches schreibt nämlich ausschliesslich Pheobe ihrer grossen Schwester April, die wegen Magersucht in der Klinik liegt. Sie ist so krank, dass Phoebe sie nicht besuchen darf und so schreibt sie April regelmässig und erzählt ihr alles, was ihr durch den Kopf geht: Viele Nebensächlichkeiten aus der Schule, aber vor allem auch von den Veränderungen in der Familie.Ich muss zugeben, dass mir der Einstieg ins Buch etwas schwer gefallen ist, denn Phoebes Schreibstil ist sehr eigen. Zum einen schreibt sie sehr kindlich und dann schreibt sie wieder derart philosophisch, haut Weisheiten raus und nimmt ständig die Wörter auseinander, um sie sich dann wortwörtlich zu erschliessen. Lange konnte ich mir nicht vorstellen, dass dies aus der Feder einer Grundschülerin stammen soll.Nach den ersten hundert Seiten hat mich Lilly Lindner jedoch total in ihren Bann gezogen. Trotzdem konnte ich nie wahnsinnig viel auf einmal lesen, denn Phoebes Briefe werden immer beklemmender und auch mir wurde das Herz immer enger.


Im zweiten Teil kommt endlich auch April zu 'Wort' und schon ihr erster Brief liess mir das Blut in den Adern gefrieren. Immer stärker kommt der Konflikt zwischen den beiden Schwestern und ihren Eltern zum Tragen. Beide sind wohl sprachlich 'hochbegabt' und fühlen sich von Mama und Papa nicht verstanden. Und Mama und Papa tun dies auch nicht - vor allem verstehen sie nicht, warum ihre beiden Töchter nicht wie 'normale' Kinder sein können.Aprils Briefe sind noch viel düsterer, beklemmender als die von Phoebe. Vom Schreibstil her sind sie sehr ähnlich, nur die kindlichen Gedankengänge fehlen völlig. Aber auch sonst merkt man, dass die beiden Schwestern aus dem gleichen Holz geschnitzt sind und die eine der Rettungsanker der anderen ist.

Ich weiss gar nicht, wann mich das letzte Mal ein Buch dermassen beschäftigt, mich dermassen mitgenommen hat. Ich konnte nie wahnsinnig lange an einem Stück lesen, sondern brauchte immer wieder Zeit zum Verarbeiten. Und vor allem brauche ich jemanden zum Reden.Die Thematik der Magersucht steht natürlich im Zentrum, doch auch die Verhältnisse innerhalb der Familie spielen eine tragende Rolle. Vor allem die Beziehung zwischen den Eltern und ihren beiden Töchtern löst Unverständnis und Diksussionen hervor. "Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" ist zu einem Teil autobiographisch und strotzt nur so vor düsteren Emotionen. Angst, Verzweiflung, Trauer, aber auch Wut schlagen über dem Leser zusammen und lassen ihn betroffen und erschüttert zurück.

Nach einem etwas schwierigen Start konnte mich Lilly Lindern dann mit ihrem jüngsten Werkt voll und ganz überzeugen. Es ist aussergewöhnlich und vor allem vom Schreibstil her ausserordentlich - emotional und philosophisch. Für mich steht nun fest, dass ich auch "Splitterfasernackt" lesen muss.

Fazit:
erschütternd, dramatisch, einfach nur traurig
Lilly Lindner lässt in "Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" die zwei Schwestern Phoebe und April einen Abschnitt ihres eigenen Lebens erzählen. Die Briefe der beiden sind äusserst emotional, gehen direkt unter die Haut und lassen kein Auge trocken.
So ist das Buch wirklich schwere Kost, doch auch sehr eindrücklich. Eine Leseerfahrung, die man ganz bestimmt nicht mehr so schnell vergisst.