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IchGebaere

Bewertungen

Insgesamt 18 Bewertungen
12
Bewertung vom 13.10.2021
Flora Salmanteri und die Mini-Piraten Band 1
Kunnas, Noora

Flora Salmanteri und die Mini-Piraten Band 1


ausgezeichnet

Wer wünscht sich nicht eine lustige Oma, die es faustdick hinter den Ohren hat und es mit falschen Tanzlehrern, aufmüpfigen Gartenzwergen und selbstherrlichen Bürgermeistergattinnen aufnimmt!? Und wenn diese Frau sowohl einen sprechenden Hahn als auch einen 3D-Drucker in ihrem Haus hat, kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen.
Für Mikko und Lilli zumindest ist Flora die Rettung! Die beiden Kinder sollen nämlich bei ihrem total fiesen Onkel Jim in Vammala bleiben, während ihre Eltern auf Dienstreise sind. Jim hasst Kinder -- die machen nur Dreck und Unordnung, findet er. So meint er zum Beispiel, die Kinder sollten doch nicht zu lange an einer Stelle der Terrasse sitzen, weil sonst der Beton noch Dellen bekäme.
Glücklicherweise erfährt Flora von Jims Besuch und lädt Mikko und Lilli ein. Die beiden lernen Floras Freund, den ehemaligen Piraten und jetzigen Blumenverkäufer Holzbein-Vorsteen sowie den sprechenden Hahn Pedro kennen. Sie erfahren vom anstehenden Blumenwettbewerb, den bisher immer die Frau des Bürgermeisters gewonnen hat -- kein Wunder, da der Bürgermeister doch der Juror war. In diesem Jahr aber kommt die Schlagersängerin Monika als Preisrichterin. Und Holzbein-Vorsteen hat eine geniale Idee: Er hat eine Miniatur seines ehemaligen Segelschiffes gebaut, das das Herzstück seines Wettbewerbsbeitrags bilden soll. Im 3D-Drucker haben er und Flora die entsprechenden Crewmitglieder gedruckt. Blöd nur, dass Lilli und Mikko ein Unglück passiert: Eines der vielen merkwürdigen Gläser in Floras Keller fällt um. Die Flüssigkeit erweckt die Mini-Piraten zum Leben, die daraufhin ihre ganz eigene Agenda haben.
Natürlich ist am Ende Friede - Freude - Eierkuchen. Immerhin handelt es sich um ein Kinderbuch. Bis dahin müssen allerdings verschiedene Handlungsstränge aufgelöst werden: Diebstahl, Freiheitsberaubung, Trunkenheit in der Öffentlichkeit und unlautere Vorteile beim Blumenwettbewerb stellen Flora, Mikko, Lilli und Vorsteen vor einige Herausforderungen.
Es macht großen Spaß, die Figuren bei diesen Herausforderungen zu begleiten. Wortwitz, kurzweilige Dialoge und lebendige Beschreibungen machen aus diesem Buch einen großen Spaß -- sowohl für meine Kinder, als auch für mich als Vorleserin.
Ein besonders Schmankerl für mich waren die kleinen finnischen Eigenheiten, die im Buch hervorblitzen. Lavatanssit am See, ausladende Kuchentische und eine Vorliebe für Rock lassen mich einerseits sehnsüchtig an meine zwei Jahre in Finnland zurückdenken und andererseits freudig die Fortsetzung der Reihe um die schrullige, herzliche und absolut liebenswerte Flora Salmanteri erwarten!

Bewertung vom 13.10.2021
Mutter werden. Mutter sein.

Mutter werden. Mutter sein.


ausgezeichnet

Das Buch behandelt in fünfzehn in sich geschlossenen Kapiteln das Thema „Mutterschaft“ aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Denn jede der Geschichten stammt von einer anderen Autorin.

Nicht alle Kapitel handeln von Geburten. Es gibt auch Kapitel über finanzielle Probleme von Alleinerziehenden, über schwarz angestellte Haushaltshilfen, über Adoptionen und Morde.

Beim Lesen wurde mir bewusst, dass das Buch nicht nur aus geburtsthematischer Sicht für mich persönlich sehr interessant ist. Denn viele Beiträge behandeln auch explizit die Situation von Autorinnen als Müttern von kleinen (und größeren) Kindern. Das trifft auf mich nun auch zu, immerhin habe ich mittlerweile drei Bücher veröffentlicht. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass viele der Probleme und Situationen auch Mütter treffen, die in anderen Branchen arbeiten.

Natürlich hätte ich mir Beiträge gewünscht, in denen es explizit um die Geburt ging — allein schon, damit das Buch umso besser zu meinem Blog passt… Es ist aber verständlich, dass viele Autorinnen die Zeit des Mutterseins in den Fokus rücken.

Stilistisch unterscheiden sich die Beiträge sehr stark von einander. Manche sind sehr persönlich, andere zielen eher auf das große Ganze ab. Und in dieser Vielfalt bilden die Beiträge dann doch wieder ein ziemlich vielstimmiges Bild von Mutterschaft. Wie auch schon in Mütter der Neuen Zeit kommen in diesem Buch vor allem diejenigen Frauen zu Wort, die eine bestimmte Voraussetzung erfüllen. Bei Mütter der Neuen Zeit war es ein Lebensstil ohne Kindergarten; in diesem buch war es nun die Schriftstellerei als Beruf.

Insofern bildet keines der beiden Bücher eine komplette Gesellschaft ab. Dennoch lassen sich aus beiden Büchern viele Anregungen und Denkanstöße ableiten, die über die persönliche Lebensgestaltung hinausgehen.

Wie wollen wir eigentlich leben? Welchen Aspekten schenken wir Beachtung und welchen nicht?

Mutter werden, Mutter sein hat mich manchmal zum Lachen, häufig zum Nachdenken gebracht. Und es hat mich darin bestärkt, dass es wichtig ist, Geburt und Mutterschaft nicht als Einzelschicksale zu sehen, sondern die gesellschaftlichen Zusammenhänge dahinter zu beleuchten und für eine Welt einzutreten, in der jeder Mensch geborgen geboren wird und aufwachsen kann.

Bewertung vom 07.07.2021
Boo und der Zaubernebel
Rögner-Schneider, Mirjam;Rademacher, Martin

Boo und der Zaubernebel


sehr gut

Neben den eigentlichen Fantasiereisen (die meine Kids mittlerweile übrigens Entspannungsgeschichten nennen) gibt es auch Meditationen und vorne weg eine Einleitung, in der der Sinn von Meditation erklärt wird. Außerdem gibt es einen Vorschlag, wie Eltern das Buch einsetzen sollten. Außerdem wird kurz die zum Buch passende App vorgestellt, die wir allerdings nicht nutzen.

In den einzelnen Fantasiereisen nimmt ein kleiner Zauberaffee, Boo, das angesprochene Kind mit auf eine Reise. Der Affe nutzt den Zaubernebel, um mit dem Kind an andere Orte zu reisen. Dort erleben die beiden zusammen kleine Abenteuer, die immer einen bestimmten Charakterzug hervorheben. Die Kernaussage jeder Geschichte steht übrigens bereits im Inhaltsverzeichnis unter dem Titel der Geschichte, so dass es leicht fällt, eine bestimmte Geschichte wiederzufinden. „Ich bin sicher und beschützt.“ „Ich bin aufmerksam“ und „Es ist schön, dass es mich gibt. Ich bin etwas Besonderes“, steht da zum Beispiel.

Während die Fantasiereisen immer mit Boo und dem Zaubernebel anfangen und zwischen sieben und zehn Seiten lang sind, sind die Meditationen kürzer. Boo kommt hier gar nicht vor. Die Meditationen sind tatsächlich eher wie klassische Meditationen gehalten: „Atme dreimal ganz tief in deinen Bauch ein und aus.“ Sie richten sich thematisch nach den Geschichten, so gibt es beispielsweise eine Selbstliebe-Mediation passend zur Geschichte „Ich bin etwas Besonderes“.

Das Vorlesen der Fantasiereisen dauerte um die zehn Minuten; die Meditationen sind kürzer und damit auch gut als Einstieg für Kinder geeignet, die bisher mit Meditationen keine Erfahrung haben. Insgesamt gibt es neun Geschichten und je eine dazugehörige Meditation.



Wir fingen mit der ersten Geschichte an, weil diese erklärt, wer Boo ist und wie der Zaubernebel funktioniert (das war im Einleitungskapitel dankenswerterweise auch so vorgeschlagen worden). In der Geschichte reist das Kind mit Boo in die Savanne und lernt einen alten Löwen kennen, der sich selber nicht mehr als Teil der Gemeinschaft sieht. Als jedoch drei Löwenkinder verloren gehen, rettet der alte Löwe die Situation durch sein lautes Gebrüll. Fazit der Geschichte: Wir alle sind wertvoll, und wir alle werden geliebt.

Die Geschichten sind einfach erzählt und dauern beim Vorlesen etwa zehn Minuten. Ich fand sie angenehm: Die Atmosphäre ist ruhig, der Spannungsbogen nicht zu steil und die Beschreibungen bildhaft.

Meine Söhne fanden sie dagegen eher langweilig.
In den nächsten Tagen bot ich immer mal wieder an, aus dem Zaubernebelbuch zu lesen. Der Große (6 Jahre alt) war einverstanden. Der Vierjährige wollte viel lieber andere Bücher lesen.

Ich las dann manchmal nur für den Großen und manchmal lies sich der Kleine überreden, auch zuzuhören.


Fazit

Ich hatte das Buch gekauft, weil ich mir wünsche, dass meine Kinder Ruhe finden. Beim Vorlesen des Buches wurde mir dann allerdings klar: Nur, weil etwas für mich funktioniert, muss es nicht für meine Kids funktionieren.

Die Jungs entspannen auch. Aber nicht immer brauchen sie dafür eine Fantasiereise.

Ich habe beschlossen, sie aus dieser Blase nicht mutwillig herauszuholen, um sie zu einer mir wohlfeilen Meditation zu bewegen. In einer solchen Situation hörten sie vielleicht die Worte, aber die Wirkung bliebe wohl aus. Die Meditationen und Fantasiereisen aus dem Buch sind gut gemacht und hilfreich – aber sie sie kein Allheilmittel. Insofern empfehle ich das Buch durchaus; allerdings eher für Schulkinder statt für jüngere Kinder; und auch nicht unbedingt als einzige Option, zur Ruhe zu finden. Denn jedes Kind ist anders. Dass etwas für das eine Kind funktioniert, garantiert nicht, dass es für alle gut ist.

Bewertung vom 31.03.2021
King Eddi und das Monster von Krong
Riley, Andy

King Eddi und das Monster von Krong


ausgezeichnet

WORUM GEHT ES?
Eddi ist König von Eddiland. Als ein Eremit auftaucht und von einem Monster in der Einöde von Krong erzählt, beschließt Eddi, das Monster aufzuhalten. Dabei hat er die Rechnung allerdings ohne den bösen Imperator Nurbison gemacht. Dieser hasst Eddi und beschließt, das Monster für seine eigenen Zwecke einzuspannen. Er überlistet das Monster und bringt es dazu, Eddiland anzugreifen. Doch gemeinsam mit seinen tapferen Untertanen gelingt es Eddi, das Monster zu besiegen und den Imperator zu vertreiben.



MEINE MEINUNG
King Eddi und das Monster von Krong habe ich mit meinem Nachwuchs gelesen. Zwischendurch konnten die beiden (6 und 5 Jahre alt) kaum stillsitzen vor Spannung.

Glücklicherweise wurde die Situation immer recht zügig aufgelöst, so dass die Knirpse wieder etwas entspannen konnten.

Die Handlung ist wunderbar ironisch. Die Kinder lesen eine tolle Abenteuergeschichte voll von Mut, Freundschaft und Verantwortungsbewusstsein.

Die Erwachsenen lesen einen Text voller kleiner Seitenhiebe, lustiger Wortspiele und Anspielungen auf große Texte der Literatur.

Meine Kinder waren begeistert. Zitat: "Es war so toll, als sie das Monster mit den Riesenzucchini besiegten! Und danach musste es dann ganz dolle auf's Klo!"

Die Schwarzweißzeichnungen sind übrigens genauso großartig und kurzweilig wie die Texte. Das fängt schon bei der Kartenzeichnung im Einband an, auf der neben den wichtigen Standorten auch so großartige Dinge wie "ein Kieselstein" verzeichnet sind.

FAZIT:
Auch, wenn ich zwischendurch fürchtete, meine Minis seien noch etwas zu jung für das Buch, konnte ich ihre Gefühle doch gut einfangen. Die positiven Gefühle überwogen eindeutig, und ich wurde in den vergangenen Wochen immer wieder aufgefordert, das Buch erneut zu lesen.

Bewertung vom 01.03.2021
2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt
Richter, Noah

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt


ausgezeichnet

Worum geht es?
Der Roman spielt in Deutschland. Leela ist mit Zwillingen schwanger, als ihr Freund Jakob ihr brisante Dokumente schickt und kurz darauf bei einem tragischen Unfall ums Leben kommt. Jakob war Polarforscher und Klimaaktivist. Die Dokumente enthalten Beweise, wie die großen Ölkonzerne bewusst Regierungen manipulieren, um Maßnahmen gegen den fortschreitenden Klimawandel zu verhindern.
Leela verschreibt sich Jakobs Mission: Sie will die Dokumente an die Öffentlichkeit bringen und die großen Ölfirmen aufhalten in ihrer hemmungslosen Ausbeutung der Erde und ihrer Bevölkerung. Doch ihr Plan, die recht klimaaktivistische deutsche Regierung ins Boot zu holen, scheitert. Leela radikalisiert sich. Zunächst nimmt sie an Anschlägen auf Gebäude teil. Schließlich wird sie zur Attentäterin.

Meine Meinung:
Ich hatte ein bisschen Bammel, das Buch zu lesen. Könnte ich danach noch ruhig schlafen?
Ich hatte Recht. Das Buch macht keine gute Laune. Aber es fesselt. Abstürzende Gletscher, Sturmfluten, Dürreströme. Noch ist es möglich, auf der Erde zu leben. Aber die Auswirkungen sind auch in Deutschland krass. Und die zerstörung der Natur hat vor allem zur Folge, dass auch unsere Kultur und Zivilisation in den Abrund gerissen werden.

Fazit
Am Ende gibt es viele Tote – namenlose, namentlich Bekannte und auch ein paar Hauptfiguren. Es gibt aber auch Überlebende. Viele Überlebende. Und das ist der Punkt: Ja, es ist wohl positiv für uns als Menschen, wenn wir uns nicht selbst ausrotten durch unser Handeln. Aber irgendwie überleben eben auch viele der „Falschen“. Versteht mich nicht falsch. Jede Person hat das Recht, zu leben, und kein Leben ist mehr wert als das andere. Dennoch habe ich mir als Lehrerin gewünscht, dass diejenigen überleben, die gegen den Klimawandel handeln, statt nur zu sprechen.

Ein genialer Schachzug am Ende sorgt übrigens dafür, dass die Grenzen zwischen den „Bösen“ und den „Guten“ stark verschwimmen. Und so bleiben schlussendlich die Reichen und Mächtigen die Reichen und Mächtigen. Sie ziehen im Hintergrund die Fäden – vielleicht sogar von Anfang an? – und sie retten sich selbst und damit die Welt. Sie waschen sich rein und machen weiter Kohle. Hust, was für ein Wortspiel.

Bewertung vom 28.01.2021
Mopsa - Eine Maus kommt ganz groß raus
Habersack, Charlotte

Mopsa - Eine Maus kommt ganz groß raus


ausgezeichnet

Meine Meinung ist dieses Mal nicht nur meine, sondern unsere. Ich habe das Buch zusammen mit meinen drei Kindern gelesen.
Ich stimme meinem Nachwuchs zu, dass das Buch spannend und interessant ist. Für mich kam außerdem dazu, dass es vor dem ersten Kapitel ein kurzes Vorwort gab, in dem die Geschichte zeitlich eingeordnet wurde: Frauen trugen Hüte, Herren Schnurrbärte. Es gab kein elektrisches Licht. Die Straßenbahnen wurden von Pferden gezogen. Es gab damals viel mehr Kinder als heute, und auch viel mehr Mäuse. Im Laufe der Geschichte wurde die zeitliche Angabe dann noch präzisiert. Wer meine bisherigen Buchrezensionen kennt, weiß, dass ich auf historische Details Wert lege. In diesem Buch ist das Ergebnis: Prinzipiell passt es schon.

Inhaltlich begleiten wir Mopsa nicht nur auf ihrem Abenteuer, sondern auf dem Weg zu sich selbst: Ist ihr das persönliche Ziel wichtiger als das Wohl der Gemeinschaft? Welchen Wert hat die Schauspielerei für sie? Gerade jetzt, da die Schauspielkunst erfahren muss, nicht systemkritisch zu sein, zeigt Mopsa, wie elementar Schauspielerei auch im Alltag sein kann.

Mopsa schließt Freundschaften, macht Fehler, erbittet Hilfe und spürt Trauer, Wut, Angst, Freude und Erleichterung.

Die kleinen pädagogischen Exkursionen sind meinem Nachwuchs wohl kaum negativ aufgefallen, mir aber sehr präsent. So geht es unter anderem um die Unterschiede zwischen einem despotischen Alleinherrscher und einer demokratischen Ordnung. Interessanterweise ist die Demokratie dabei kein selbstverständliches Allheilmittel: Zum einen muss demokratische Teilhabe geübt werden, bevor sie funktioniert, und zum anderen kann auch eine Mehrheitsmeinung für die einzelne Person (bzw. Fledermaus) unvorteilhaft sein.

Auch die männlichen und weiblichen Rollenbilder werden aufgegriffen und sehr subtil hinterfragt – allerdings die weiblichen mehr als die männlichen. So scheint es, als sei der männliche Weg derjenige, nachdem die Frauen und Mädchen streben, der ihnen aber oft verboten bleibt. Beim Hinweis, dass eine Haarnadel nicht nur den Hut hält, sondern auch als Mordinstrument herhalten kann, stutze ich innerlich kurz. Rechtfertigt die Unterdrückung der Ehefrau die Ermordung des Gatten? Die Frage bleibt im Buch offen.

Ich hätte mir gewünscht, dass immerhin eine männliche Person im Buch die herrschenden Rollenbilder ebenfalls hinterfragte. Das blieb aber aus.

Angenehm fand ich den vielfältigen Wortschatz. So ergaben sich für uns immer Anknüpfungspunkte, zum Beispiel zur Frage, was denn nun ein Zylinder ist und was voluminös bedeutet. Hach, leider gibt es auch hier wieder das gemeine „Wegen-Dem“-Problem. Ich mag nun wirklich nicht mehr. Oder bin ich da einfach zu altmodisch? Immerhin sage ich auch „Der Blog“ statt „Das Blog“…
Übrigens werden Hintergrundinformationen auch immer wieder im Buch in Form von Dialogen erklärt. Das gefällt mir gut, denn so lernen die Kinder einfach das, was den Gestalten im Buch erklärt wird – sei es nun zur Demokratie oder zu einem Panoptikum.



FAZIT:
Meine Kinder und ich sind uns einig: Mopsa – eine Maus kommt ganz groß raus von Charlotte Habersack ist unbedingt lesenswert. Für Eltern ist vielleicht dieser Hinweis noch wichtig: Das Buch hat 24 Kapitel und eignet sich somit auch gut als Adventskalenderbuch. Allerdings sind die Kapitel teilweise recht unterschiedlich lang. Das Versprechen, „noch ein Kapitel“ zu lesen, habe ich an manchen Tagen zu leichtsinnig gegeben.

Mopsa ist ein tolles Kinderbuch für all diejenigen, die daran glauben, dass Tiere miteinander sprechen können und eigentlich so sind wie wir Menschen – nur halt mir mehr Fell und weniger Angst vor Mäusen.

Bewertung vom 02.01.2021
Die Farbe von Glück
Bagus, Clara Maria

Die Farbe von Glück


gut

Antoine wächst ohne Vater auf. Als er 6 Jahre alt ist, verlässt auch seine Mutter ihn. Ab da kümmert sich die alleinstehende junge Krankenschwester Charlotte um ihn.

Ein paar Jahre später verrichtet Charlotte ihren Dienst im Geburtshaus, als ein Vater , Jules, sie in eine schwierige Lage bringt: Als die beiden sich sehen, spüren sie kurz eine innige Verbindung zu einander, doch dann verlangt Jules von Charlotte, zwei Kinder zu vertauschen. Anderenfalls werde er als Richter sich dafür einsetzen, dass Charlotte ihren Pflegesohn Antoine ins Heim geben muss.

Jules besteht auf dem Kindertausch, weil seine Frau bereits 3 Kinder bei oder kurz nach der Geburt verloren hat. Seine jetzige neugeborene Tochter ist ebenfalls sehr schwach und Jules fürchtet, sie zu verlieren. Er befürchtet, dass seine Frau und ihre Ehe durch einen erneuten Schicksalsschlag zerbrechen würden.

Charlotte vertauscht die Kinder. Danach bricht sie alle Verbindungen ab und zieht mit Antoine nach Fernost. Die vertauschten Kinder wachsen, ohne von einander zu wissen, bei falschen Eltern auf: die gesunde Tochter eines fernöstlichen Perlentaucherpaares wächst in der europäischen oberen Mittelschicht auf; die lungenkranke Tochter des Juristen und seiner Frau wächst in der Familie des Perlentauchers auf.

In den nächsten Jahren entfremden sich Jules und seine Frau immer weiter voneinander, weil das Geheimnis seine Seele belastet.

Jahre später finden die Beteiligten auf ungewöhnlichen Wegen wieder zueinander. Antoine erfährt, warum seine Mutter ihn verlassen hat. Die zerbrochene Ehe erfährt eine Art Heilung. Die Herkunft der vertauschten Mädchen klärt sich auf.

Selten habe ich ein Buch erlebt, dass bereits auf den ersten paar Seiten so leise, aber doch eindrücklich einen so starken Spannungsbogen aufbaut.

Als ich das Buch dann in der Hand hielt und komplett las, war ich zunächst enttäuscht. Das Tempo und die Dramatik der Ereignisse ließen nach. Die auslösenden Ereignisse waren vorbei; nun erzählte das Buch allmähliche Entwicklungen anhand von Ausschnitten aus den nächsten Jahren.

Dennoch tat es mir gut, zu lesen. Ich hatte die Charaktere, die alle sowohl gute und schlechte Eigenschaften haben, liebgewonnen. Ich wollte wissen, wie es weiterging.

Was mich dagegen beim Lesen störte, war die vermutlich bewusste Verschleierung von Ort und Zeit. Ich finde solche Ungenauigkeiten immer ziemlich frustrierend.

An manchen Stellen konnte ich die Handlungen und persönlichen Entwicklungen der Charaktere gut nachvollziehen. In anderen Dialogen dagegen hatte ich den Eindruck, dass dort noch schnell eine Lebensweisheit eingefügt werden musste, ohne dass mir verständlich war, wie die entsprechende Person nun zu dieser Einsicht kam.

Die Autorin widmet das Buch ihrer Familie und einem Land in Fernost, das sie tief geprägt hat. Genau das kommt immer wieder durch: Dankbarkeit, das Vertrauen auf eine übergeordnete Macht, die alles ordnet, und Liebe und Vergebung sind zwar nicht allein fernöstlichen Religionen vorbehalten, doch werden sie im Buch in der fernöstlichen Gesellschaft wesentlich stärker gelebt als im Westen.

Das Lesen und Nachdenken löste manchmal Zweifel an meinem eigenen Lebensweg aus. In wie weit lebe ich das, was mir gut tut? Wo lebe ich eine Lüge, und wie bin ich in diese Situation gekommen? Ich werde nicht aufgrund dieses Buches mein Leben radikal ändern. Doch es hilft mir, zu sehen, dass es nie zu spät ist, um die halbseidenen Elemente im Leben gegen das zu tauschen, was mich wirklich erfüllt.

Es ist ein lesenswertes Buch. Es macht nachdenklich, doch es beruhigt auch die Seele.

Bewertung vom 23.11.2020
Die Wellenreiterin
Clark, Liz

Die Wellenreiterin


gut

Mit dem Buch „die Wellenreiterin“ bin ich nur sehr zögerlich warm geworden. Die ersten Kapitel fand ich extrem langatmig. Gegen Ende wurde es besser, wobei ich zugeben muss, dass ich dann nur noch diejenigen Kapitel las, deren Überschrift ich interessant fand, oder die mir beim Durchblättern irgendwie ins Auge fielen.

Trotz dieser kritischen Einleitung möchte ich Liz Clark in keiner Weise absprechen, was sie Großartiges geleistet hat. Mit einem Segelboot um die Welt zu segeln, dabei manche Strecken sogar allein, ist fantastisch. Sie hat sich ihren Traum eines unabhängigen Lebens in der Extreme wahr gemacht. Sie hat sich gegen alle Zweiflerinnen und Zweifler durchgesetzt. Sie ist über ihre Grenzen gegangen und hat dabei die tiefsten Schatten und gleißende Lichtmomente erlebt.

Nichtsdestotrotz hat das Buch seine Längen. Vielleicht liegt es daran, dass ich vom Segeln tatsächlich null Ahnung habe. Für Menschen, die mit den Fachbegriffen etwas anfangen können, mögen sich einzelne Kapitel interessanter lesen.

Für mich als Nichtseglerin waren vor allem diejenigen Passagen interessant, in denen sie auf kulturelle und zwischenmenschliche Aspekte eingeht: Wie die Pazifikpassage mit ihrer Mutter die Beziehung der beiden Frauen auf die Probe stellte, oder wie sie sich als allein reisende Frau immer wieder als „Freiwild“ fühlte, weil Männer sie als schutzlos betrachteten.

Tatsächlich steht auf unserer Urlaubsliste für das übernächste Jahr ein kleiner Segeltörn. Ich habe mir vorgenommen, das Buch dann nochmal zu lesen – vermutlich kann ich dann mit vielem mehr anfangen.

Bewertung vom 15.11.2020
Das Schattenschiff / Aleja und die Piratinnen Bd.1 (4 Audio-CDs)
Kuzniar, Maria

Das Schattenschiff / Aleja und die Piratinnen Bd.1 (4 Audio-CDs)


sehr gut

Aleja lebt im vorindustriellen Zeitalter in Sevilla.
Ihr Leben wird auf den Kopf gestellt, als ein Schiff im Hafen einläuft, auf dem nur Frauen segeln: Piratinnen! Über eine Kombination aus Zufall und Manipulation gelangt Aleja an Bord. Es dauert nicht lange, bis die Crew zu ihrer zweiten Familie wird.
Auf dem Weg dahin erlebt Aleja aber auch Magie, tiefe Freundschaften, Geschichten aus fernen Ländern und überraschende Einsichten.
„Das Schattenschiff“ hat ein offenes Ende: Die Mission wurde erfüllt, doch ist sie erst der Auftakt zu weiteren Abenteuern.


„Ein Jugendbuch jenseits von Geschlechterklischees!“ Diese Hoffnung war es, die mich dazu trieb, das Buch zu lesen. In der Tat erfüllt Aleja und die Piratinnen: Das Schattenschiff die Bedingung, dass mehrere Frauen im Buch nicht nur Namen haben, sondern auch über andere Dinge sprechen als Männer.
Ich war etwas überrascht davon, Magie im Buch zu finden. Die Magie tut dem Buch in gewisser Weise gut, ich hätte es aber auch ohne solche Einschübe gern gelesen. Sie steht eher im Hintergrund und bildet den Anlass für einige unvorhergesehene Zwischenfälle. Es ist aber nicht so, als würde eine der Hauptpersonen bewusst Magie betreiben.
Ziemlich im Mittelpunkt der Geschichte stehen dagegen die Beziehungen der einzelnen Besatzungsmitglieder zu einander. Auf dem Schiff gibt es (abgesehen von einem Geist) nur weibliche Besatzungsmitglieder. Diese haben alle Namen und kommen aus unterschiedlichen Gegenden der Welt. Dass Piratin Malika eine Partnerin statt eines Partners hat, wird vollkommen unaufgeregt erzählt. Sie küssen sich beim Wiedersehen und ihre Partnerin – Habiba – übernimmt im Laufe der Geschichte kleine Aufgaben. Aljea wundert sich eher über die Tatsache, dass die kämpferische Malika eine feste Beziehung führt, statt über das Geschlecht der Partnerin. Einerseits finde ich diese Darstellung wunderbar, weil sie meinem Menschenbild entspricht. Andererseits ist sie für das 17. Jahrhundert vermutlich ziemlich ungewöhnlich. Aber gut, wer auf einmal mit magischen Wesen und Piratinnen über den Atlantik segelt, wundert sich vielleicht auch nicht mehr über gleichgeschlechtliche Liebe.
Positiv ist mir außerdem aufgefallen, dass das Buch nur so vor Allgemeinwissen strotzt.
Geschichten von Pirat*innen sind natürlich romantisiert. Selten werden Mangelernährung, Hygienezustände an Bord oder die moralische Rechtfertigung von Piraterie (ob nun eigenmächtig oder im Auftrag einer Regierung) angesprochen. In Bezug auf die Lebensumstände trifft das auch auf Alejas Geschichte zu. Allerdings lernen wir von verschiedenen Besatzungsmitgliedern, dass es gewisse ethische Grundlagen gibt, auf denen sie Piraterie ausüben: „Wir sind wie Robin Hood“, erklärt eine junge Piratin Aleja. Einerseits ist es verständlich, dass das Piratinnentum damit moralisch legitimiert wird. Wir sind schließlich alle für mehr Gerechtigkeit. Andererseits hätte ich mir gewünscht, dass diese recht bipolare Ansicht etwas aufgebrochen wird. Die Grenzen zwischen „Rettung der Armen“ und „Selbstbereicherung“ verlaufen eben nicht immer so klar.
Wie bereits gesagt: Ich hatte gehofft, dass Geschlechterrollen im Buch bewusst thematisiert und vielleicht sogar dekonstruiert würden. Dies ist aber nur teilweise der Fall.
Kurz wird thematisiert, dass die Piratinnen männlichen Gegnern meist an körperlicher Kraft unterlegen sind, dies aber die die Wahl der Waffe teilweise wieder ausgleichen können. Und hier sind wir auch schon bei einem wichtigen Punkt: Es gibt keine positiv besetzte männliche Person. Männer werden entweder als Randfiguren (wie der Teppichverkäufer) oder als Gegner (wie der berühmt-berüchtigte Piratenjäger) dargestellt. Statt die Rolle von Geschlecht kritisch zu hinterfragen, werden die Verhältnisse im Buch also eher umgedreht.

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