Lebens-Ansichten des Kater Murr - E.T.A. Hoffmann (MP3-Download)

ausgezeichnet

Wie gut ich den ollen Goethe verstehen kann, den dieses herrliche Werk dermaßen erzürnte! Es ist ja auch allzu vermessen, dem über jeden Zweifel erhabenen Wilhelm Meister des großen Weimarer Dichterfürsten einen schnöden Kater entgegenzusetzen und den Herrn Geheimrat gar entsetzlich zu vexieren! Und wie gut der kleine musikalierende und juristerierende Kammergerichtsrat Hoffmann diesen Jahrhundertroman zu parodieren wusste! Jeder Satz des aufgeblasenen und doch in seiner Einfalt seltsam liebenswerten Katerjünglings und nachmaligen Katzburschen Murr zeigt in beeindruckender Manier dessen grenzenlose Dummheit, Ignoranz und selbstverliebte Dickfälligkeit, die bei genauem und distanziertem Lesen auch der Wilhelm Meister ausstrahlt. Wie sehr kontrastiert dagegen die Figur des Johannes Kreisler nicht allein gegen Murr, sondern auch beinahe alle anderen Figuren, frappiert sowohl die Hofgesellschaft zu Sieghartsweiler als auch seine übrige, jener gegenüber deutlich im Hintergrund bleibende Bekanntschaft. Als eine Art Bindeglied zwischen Murr und Kreisler, da er in beiden Biographien regelmäßig vorkommt, kann der Orgelbauer und Meistertüfftler Abraham Liscov gelten, welcher mir denn mithin auch die liebste Figur ist. Wie herrlich und malerisch lesen sich in diesem Buche die sonst bei Hoffmann nicht eben üppigen Landschaftsbeschreibungen! Da verzeiht man dem Autor auch einzelne logische Fehlerchen, so zum Beispiel, wenn über die Rätin Benzon relativ am Anfang gesagt wird, niemals lache sie stark und laut, um sie das dann in einem der letzten Makulaturblätter doch tun zu lassen. Wie schade, dass der Tod des echten Kater Murr die Arbeit erst verzögerte, nur damit anschließend Hoffmanns tödliche Rückenmarkskrankheit diesen viel zu oft verkannten Geist aus dem Leben riss. Wie hätte ich einen solchen dritten Band geliebt! Kongenial ergänzt wird das schon wunderbare Gesamtpaket durch den Sprecher Wolfram Berger, der mir das Hören jedes Mal zu einem genießerischen Akt macht. Zwar leistet er sich hin und wieder kleine Aussetzer, so ist gleich im allerersten Abschnitt von einer girrenden Taube die Rede, während sie bei ihm gurrt, aber ansonsten hat er allein für diese Interpretation ein Sprecherdenkmal verdient. Ich habe gesprochen. Miau!

Elric (MP3-Download)

schlecht

Es ist mir absolut nicht nachvollziehbar, dass dieses Werk einen so großen Eindruck in der Fantasywelt hinterlassen konnte und einzig mit der Tatsache zu erklären, dass die ersten Bände bereits vor Jahrzehnten entstanden, als praktisch jeder Versuch, aus dem Einheitsbrei nach Tolkien herauszukommen, jubelnd begrüßt wurde. Alles wirkt auf mich höchst lieblos erzählt und eher, weil es nun einmal zum Genre gehört, in die Geschichte wie widerwillig eingebaut; die Charaktere machen zwar eine Entwicklung durch, jedoch ohne dass dieselbe für die Leser-/Hörerschaft nachvollziehbar illustriert würde. Keine unwahrscheinliche Wendung wird ausgelassen, kein noch so abgedroschenes Klischee entgeht der Verarbeitung. Freilich muss man immer unterscheiden, wo Klischees geboren und wo sie ausgeschlachtet werden, und sicherlich ist manches im Laufe der Jahrzehnte erst zu einem Klischee geworden, aber die hastige Art, mit welcher über die spannendsten Stellen hinübererzählt wird, verleidet mir diesen Fantasy-Meilenstein nachhaltig. Großartig ist es, dass das Werk neu übersetzt und kongenial als Hörbuch produziert wurde, aber erstens leidet die Übersetzung unter einigen höchst peinlichen grammatikalischen Klöpsen und zweitens scheint auch der Autor manche für die Übersetzung logistische Fragen überhaupt nicht berührt zu haben. Da wird Elric einmal als Kaiser, dann wieder als König bezeichnet, und Mr. Moorcock scheint sich um solche triviale Kinkerlitzchen überhaupt nicht gekümmert zu haben. Ich bin wirklich ein leidenschaftlicher Fantasy-Leser und -hörer, aber hier ist der Funke absolut nicht übergesprungen, tut mir leid.