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Benutzername: 
Karin Feldmann
Wohnort: 
Zürich

Bewertungen

Bewertung vom 07.12.2020
Der Tod der Schlangenfrau
Bliefert, Ulrike

Der Tod der Schlangenfrau


ausgezeichnet

In eine andere Zeit eintauchen
Berlin 1896: Der ungewohnte Lärm eines übers Kopfsteinpflaster ratternden Automobils reißt die Leute aus dem Schlaf, und der Anblick einer radfahrenden junge Frau grenzt in den Augen eines männlichen Zeitgenossen geradezu ans Obszöne: Es macht einfach Spaß, in sich über hundertzwanzig Jahre zurückzuversetzen, denn trotz der ernsten Thematik kommt der Humor in Ulrike Blieferts Roman nicht zu kurz.
Vor allem gefällt mir die Sprache; da finden sich 'altmodische‘ Wörter wie „düpiert" oder Begriffe wie „alter Hagestolz“ und die gelegentlich eingestreuten Heimatdialekte sind einfach großartig: Der Vater ist aus Ostpreussen, der Impresario „Juppi“ Weinfurth ist ein waschechter Rheinländer (und redet auch so), der Love-interest Jakob Wilhelmi verfällt gelegentlich ins Plattdeutsche, und natürlich sprechen der Liftboy und die Kaltmamsell Berlinerisch. Das Ende des Romans lässt auf eine Fortsetzung schließen. Man darf also gespannt sein, wie es mit Auguste Fuchs weitergeht.