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Ranke
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Remagen

Bewertungen

Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 21.10.2025
Sandmann, Elisabeth

Wir dachten, das Leben kommt noch


ausgezeichnet

Spannende Geschichtsstunde
Das neue Buch von Elisabeth Sandmännchen gefällt mir sehr gut und hat wieder die richtige Mischung aus fiktiver Handlung und spannender Geschichtsstunde.
Einige der Protagonisten/innen sind mir bereits aus Sandmanns Buch "Porträt auf grüner Wandfarbe" bekannt, vor allem die BBC-Journalistin Gwen Farleigh sowie ihre inzwischen verstorbene Großmutter Ilsabe.
Natürlich geht es auch etwas um Gwen und ihre Familiengeschichte, vor allem aber handelt das Buch von Pat Conway stellvertretend für die englischen SOE-Agentinnen, die England während der Besetzung Frankreichs vorwiegend in Paris eingesetzt hatte, um die deutschen Besatzer und ihre Fabriken oder ähnliches zu boykottieren. Gwen hat das Projekt angenommen über eben jene SOE-Girls zu recherchieren, deren lebensgefährliche Einsätze kaum je der Öffentlichkeit bekannt geworden sind. Die meisten dieser Girls, wenn sie denn den Krieg und die Gefangenschaft überlebt haben, sind irgendwie in ihr altes Leben zurückgekehrt. Die traumatischen Erlebnisse wurden größtenteils verdrängt.
Das Buch ist sehr interessant, spannend und ansprechend geschrieben.
Das Kennen des Vorgängerbuchs ist nicht unbedingt notwendig, hilft aber sicher, sie Familienverhältnisse von Gwen besser zu verstehen.
Das Cover zeigt ein Foto von zwei jungen Frauen, wie man sich die SOE-Girls gut vorstellen kann.

Bewertung vom 21.10.2025
Johannson, Lena

Aufgeben können die anderen / Sternstunden der Frauen Bd.1


sehr gut

Geschichte des Frauensports
Der historische Roman "Aufgeben können die anderen" handelt von Alice Milliet aus Nantes, die über ihren Kinderfreund und späteren Mann Joseph in Berührung mit dem Schwimmen kommt, was Anfang des 20. Jahrhunderts für Frauen komplett ungewöhnlich ist.
Als Alice nach ihrer Schulzeit als Kindermädchen nach London kommt, merkt sie, dass in England die Frauen schon viel weiter sind und beginnt sogar zu rudern.
Zurück in Frankreich erkrankt Joseph schwer und stirbt in jungen Jahren.
Alice geht nach Paris, dort findet sie in Jean-Luc einen guten Freund, der ihren Einsatz für den Frauensport unterstützt.
Nach mühsamem und jahrelangem Kampf kann sie endlich erleben, wie Frauen bei Olympia mit dabei sein dürfen. Pierre Coubertin, der Vater der modernen Olympischen Spiele zählt zu Alices engstem Frrundeskreis.
Das Buch war toll zu lesen, und mir war das gar nicht so bewusst, wie der Sport vor 100 Jahren praktisch ausschließlich von Männern ausgeübt wurde.
Da es ein historischer Roman ist, wird er natürlich mit vielen erfundenen Versatzstücken ausgestattet. Schönes Buch, passendes Cover.

Bewertung vom 06.09.2025
Huth, Peter

Aufsteiger


ausgezeichnet

Schwarzer Humor aus der Verlagswelt
Mir hat das Buch von Peter Huth sehr gut gefallen.
Natürlich sollte man den Inhalt nicht unbedingt ganz ernst nehmen, denn es kommen einige überraschende Wendungen, die wohl kaum so in der Realität passieren würden. Muss ja auch nicht.
Gut fand ich auch, wie das Buch konstruiert worden ist. Es beginnt ja mit einer nicht näher definierten Leiche, die in der Rechtsmedizin gelandet ist.
Im Verlaufe der Handlung habe ich mehrmals überlegt, um wen es sich dabei wohl handelt.
Dann die überraschende Erkenntnis für Felix Licht, dass nicht er zum Chefredakteur befördert wird, sondern eine seiner früheren Praktikantinnen. Einen solchen Rückschlag muss man erstmal verkraften.
Alles in allem finde ich das Buch gut geschrieben, teils spannend, teils sarkastisch aber auch gesellschaftskritisch. Es ist keine Abrechnung und auch kein feministisches Manifest. Also mir hat es großen Spaß gemacht.

Bewertung vom 24.08.2025
Flitner, Bettina

Meine Mutter


ausgezeichnet

Mutige Vergangenheitsbewältigung
Was für ein Buch über ein schlimmes Thema, Selbstmord(e) im engsten Familienkreis.
Bettina Flitner schreibt rund 40 Jahre, nachdem sie mit Anfang 20 ihre Mutter durch eine Selbsttötung verloren hat, ein Buch darüber. Damals hatten sie und ihre ältere Schwester den Tod der Mutter und die Beerdigung in Celle gemeinsam überstanden und offensichtlich nicht stark hinterfragt.
Jetzt bei einem erneuten Besuch in Celle kommt bei Bettina Flitner das Thema wieder hoch - gewisse Zufälle spielen dabei eine Rolle. Sie fährt nach Celle, um dort auf einer Lesung das Buch "Meine Schwester" vorzustellen. Die Tragik ist, dass auch ihre Schwester erst vor wenigen Jahren wie aus heiterem Himmel Selbstmord verübt.
Leider habe ich das erste Buch noch nicht gelesen, werde es aber nun nachholen.
In diesem Buch "Meine Mutter" geht Flitner mit Hilfe von Aufzeichnungen vom Opa und weiteren inzwischen verstorbenen Verwandten der Familiengeschichte der Mutter auf den Grund. Die Mutter stammt aus Wölfelsgrund in Niederschlesien. Die Vorkommnisse dort vor und während der Nazizeit sind atemberaubend.
1946 musste die Familie mit ihrer damals 9jährigen Mutter fluchtartig Niederschlesien verlassen, um in Celle neu zu beginnen.
Ich finde, diese ganze Vorgeschichte so wichtig, um die Beweggründe der Mutter verstehen zu können.
Das Buch ist einerseits distanziert andererseits schonungslos offen geschrieben.
Wie, so frage ich mich, kann man einen zweifachen Selbstmord im nächsten Umfeld überhaupt verkraften, ohne mit in den Abgrund gezogen zu werden?
Das Buch ist genauestens recherchiert und ich fand es sehr gut zu lesen.
Das Cover mit dem schwarzweiß Foto von Mutter und Tochter gefällt mir sehr.

Bewertung vom 17.08.2025
Allende, Isabel

Mein Name ist Emilia del Valle


gut

Plätschert so etwas dahin
Das aktuelle Buch von Isabel Allende hat mich nicht ganz überzeugt.
Dabei ist der Name del Valle für aufmerksame Leser eigentlich sehr bekannt. Im Geisterhaus ist Clara del Valle die Hauptprotagonistin, wobei nirgends im Roman Bezug darauf genommen wird.
Emilia del Valle ist als die uneheliche Tochter einer irischstämmigen Nonne und eines chilenischen Aristokrakten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in San Francisco geboren. Sie entwickelt sich zu einer der ersten weiblichen Journalistinnen und gerät dann in Chile auf der Suche nach Material und nach ihrem leiblichen Vater in die Wirren des Bürgerkrieges.
Eigentlich eine spannende Geschichte, trotzdem haben mir Herz und Spannung der früheren Romane von Isabel Allende gefehlt. Vielleicht hatte ich auch zu hohe Erwartungen. Das Buch konnte mich leider nicht fesseln.

Bewertung vom 13.08.2025
Gestern, Hélène

Rückkehr nach St. Malo


weniger gut

Langatmig
Das schöne Cover und der Klappentext haben mich zunächst begeistert und ich freute mich auf einen historischen Roman, der in St. Malo spielt.
Der Ich-Erzähler Yann, eigentlich Professor für Geschichte in Paris, erbt nach dem Tode des Vaters die Familienvilla in St. Malo und entschließt sich, ganz dorthin zu übersiedeln. In dem alten Gemäuer findet er Ruhe und kann die Meeresluft genießen. Yann erinnert sich an seine Kindheit, die er mit seinem inzwischen verstorbenen Zwillingsbruder dort verbracht hat.
Da er aus einer berühmten Reedersfamilie stammt, findet er im Archiv viele ihm bisher unklare Unterlagen über seine Vorfahren.
Leider zog sich die Erzählung über viel zu viele Seiten hin. Leider springt die Erzählung immer zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her, was ich mühsam fand.
Ich fand es bemerkenswert, daß eine Schriftstellerin hier einen männlichen Ich-Erzähler sprechen lässt.

Bewertung vom 13.08.2025
Engler, Leon

Botanik des Wahnsinns


sehr gut

Der ganz normale Wahnsinn
Das Cover mit den Pflanzenstudien ist schön gewählt und wirkt durch die Vogelaugen irgendwie sehr seltsam.
Der Klappentext klang sehr interessant.
Obwohl ich es nirgends explizit gelesen habe, handelt es sich wohl um stark autobiographische Berichte des Autors Leon Engler - allerdings wohl doch zum Teil verfremdet oder romanhaft abgewandelt.
Alles was die Mutter hinterlassen hat, ist versehentlich im Müll gelandet und so versucht der Ich-Erzähler die Geschichte(n) seiner Eltern und Großeltern aufzuspüren. Mutter und Vater sind längst getrennt und stark psychisch krank, sie Alkoholikerin, der Vater schwer depressiv. Auch die Großeltern hatten psychische Erkrankungen, so dass der Autor fürchtet, selber "verrückt" zu werden. Er landet in der Psychiatrie - als Psychotherapeut.
Das Buch liest sich aus meiner Sicht etwas holprig. Mal geht es um das Leben des Autors, mal um Familienangehörige, dann um die Krankheitssymptome der Klinikunsassen in Steinhof bei Wien, einer berühmten Klinik.
Dazu kommen noch Zitate und die Bücherliste des ehemaligen Nachbarn des Autors.
Mir ist das alles zu viel Hin und Her. Schwer erträglich empfinde ich die Distanz, die er gegenüber Vater und Mutter zu zeigen versucht. Dabei könnte man eigentlich schon vom Miterleben wahnsinnig werden.
Schwierig zu lesendes Buch über ein schwieriges Thema.

Bewertung vom 21.07.2025
Mikail, Nadia

Katzen, die wir auf unserem Weg trafen


ausgezeichnet

Was im Leben wirklich wichtig ist
Alles an diesem Buch ist ungewöhnlich. Bei "Katzen, die wir auf unserem Weg trafen" geht es auch um Katzen, was auch in sehr hübschen kleinen Zeichnungen Kätzchen in verschiedenen Posen seinen Ausdruck findet.
Die Autorin und die Grafikerin kommen ursprünglich aus Malaysia und leben jetzt in London. Der Roman spielt in Malaysia, die Schauplätze sind auf einer hübsch gezeichneten Landkarte eingetragen.
Es geht um die 17jährige Aisha, die schon viele Verluste erlebt hat. Im Angesicht einer unglaublichen Katastrophe - in 9 Monaten wird ein Asteroid die Erde vernichten - machen sich Aisha, ihre Mutter, ihr Freund Walter, dessen Eltern sowie Kater Flohsack auf den Weg, um June, Aishas ältere Schwester zu suchen. June hatte die Familie vor drei Jahren verlassen ohne sich zu melden.
Jetzt, wo das Ende bevorsteht möchte man sich versöhnen und zusammen sein.
Ich weiss nicht ob ein Buch für 12jährige ist auf jeden Fall sollten es auch Erwachsene lesen. Es handelt von einer sehr schönen Reise, von Menschen und ihren Gefühlen wie Trauer, Wut, Hoffnung und Liebe. Und auch wenn uns diese Katastrophe vielleicht so nicht droht wird doch jedes Leben relativ vor dem Tod, der uns ja alle irgendwann trifft.
Sehr schönes Buch mit in einem interessanten kulturellen Kontext.

Bewertung vom 19.07.2025
Hauff, Kristina

Schattengrünes Tal


ausgezeichnet

Ganz schön spannend
"Schattengrünes Tal" ist nach "In blaukalter Tiefe" bereits der zweite Roman von Kristina Hauff, den ich verschlungen habe. Das Cover passt zu den vielen Naturbetrachtungen tief im Schwarzwald, die einen Teil des Buches ausmachen. Die Sprache ist insgesamt sehr gewählt und der Roman liest sich gut.
Auch diesmal wieder fand ich es ausgesprochen spannend zu lesen, es passieren einige ziemlich krasse Sachen. Fast könnte es ein Psychothriller sein, aber es fehlt jegliche Brutalität.
Alles beginnt ganz sanft und harmonisch auf einer Geburtstagsfeier, aber dann kommt mit Daniela eine fremde junge Frau ins Dorf, die zunächst hilflos erscheint, sich aber vor allem durch Manipulation hervortut.
Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen, aber es ist toll, wie Lisa, die stets hilfsbereite und offene Hauptperson der Handlung, mehr und mehr in unangenehme Situationen verwickelt wird. Etwa ab der Hälfte des Textes beginnt man langsam zu verstehen, was los ist.
Tolles Buch, hatte es in zwei Tagen durchgelesen.

Bewertung vom 13.07.2025
Slocombe, Penelope

Sunbirds


ausgezeichnet

Menschen, die verschwinden
Eine sehr dichte Erzählung, die noch lange nachhallt.
Vorrangiges Thema des Buches Annes Suche nach ihrem Sohn. Torran ist vor 7 Jahren mit einer Freundin nach Indien aufgebrochen und seitdem spurlos verschwunden. Anne und Robert sind mehrfach nach Indien aufgebrochen, um nach Torran zu suchen. Während Robert sicher glaubt, dass sein Sohn längst tot ist, hält sich Anne nun bereits seit 3 Jahren in Manali auf, um doch noch einen Hinweis auf Ihren geliebten Sohn zu finden.
Bewegung kommt in die Geschichte, als Esther, ihre Nichte und Journalistin, einem Hinweis folgt und zu Anne nach Indien reist. Die beiden Frauen vetbindet eine lange Geschichte, die nicht unbedingt von Zuneigung geprägt ist. Esthers Mutter hat die Familie früh verlassen und Anne ist selbst mit 18 Jahren von ihrem zu Hause abgehauen.
Anne gibt nicht auf und folgt Torran immer weiter und ist doch immer eine Schrittlänge hinter ihm. Torran will auch nicht gefunden werden. Trotzdem hat man das Gefühl, dass Anne mehr und mehr zu sich selber findet.