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Ranke
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Remagen

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Insgesamt 76 Bewertungen
Bewertung vom 23.06.2025
Willbrand, Klaus;Razumovych, Daria

Einfach Literatur


ausgezeichnet

Ein Leben für die Literatur
Vor einiger Zeit hatte ich eine Empfehlung zu diesem Buch bekommen und habe mich sehr gefreut, dass ich es jetzt vor dem offiziellen Erscheinen lesen und rezensieren konnte.
Leider war mir Klaus Willbrand gar kein Begriff und leider kann ich ihn und sein Antiquariat in Köln nun auch nicht mehr besuchen, da er im Januar diesen Jahres leider verstorben ist. Dankenswerterweise hat Daria Razumovych das Werk beendet und zur Drucklegung gebracht.
Einfach Literatur, darum geht es hier. Der Antiquar Klaus Willbrand hatte einen spannenden Werdegang und sein Leben und Wirken wird in diesem kleinen Bändchen eindrücklich geschildert. Es hat mich berührt und an viele Menschen, z.B. meine Eltern, erinnert, für die Lesen und Literatur beinahe ein Lebensinhalt geworden ist.
Die Sprache im Buch ist mitreißend und nicht dozierend.
Die Aufzählung von lesenswerten Schriftstellern und Schriftstellerinnen deutschsprachiger, englischer und französischer Literatur wirkt locker und teils persönlich, teils oberflächlich. Es soll eine Anregung sein und zielt nicht auf Vollständigkeit ab.
Es ist ein Buch für Literaturfreunde, die sich hier Vorschläge für weitere wichtige Bücher der Weltliteratur holen können und sich bestätigt sehen, dass sie schon eine ganze Menge der genannten Schriftsteller kennen.
Ein schönes Buch, das Lust aufs Lesen macht. Danke dafür.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2025
Leciejewski, Barbara

Am Meer ist es schön


ausgezeichnet

Atemberaubend
Ich habe das Buch praktisch in einem Zug ausgelesen ich konnte es einfach nicht mehr zur Seite legen.
In diesem fiktiven Roman geht es um Susi, Matti, Rüdiger, Moni, Heiner und viele andere Kinder, die sich 1969 zur "Erholung" im Kinderheim Morgentau in St. Peter-Ording aufhalten.
Susi, die erlebt die schlimmste Zeit ihres Lebens, die Kinder werden mit grosser Brutalität von den "Tanten" im Heim gequält. Und als Susi endlich wieder nach Hause darf, glauben ihre Eltern ihr einfach nicht, was dort im Heim geschehen ist.
Nun, im Jahr 2018, liegt Susannes Mutter im Seniorenheim im Sterben und plötzlich kommen die Albträume zurück und die Erinnerungen an ein ziemlich verkorkstes Leben.
Animiert durch Bemerkungen der sterbenden Mutter beginnt Susanne ihrer Mutter und ihrer unehelichen Tochter, sowie ihren Geschwistern zu erzählen, welche traumatischen Dinge sich im Haus Morgentau zugetragen haben.
Natürlich ist es ein Roman und wurde auch so geschrieben - aber so und noch schlimmer hat es sich in den 50er/60er Jahren tausendfach wiederholt. Aus dieser Intention wurde das Buch geschrieben, um den Kindern, die diese Gräueltaten erlebt haben, eine Stimme zu geben.

Bewertung vom 03.05.2025

Schauplätze der Weltliteratur


ausgezeichnet

Neue Perspektiven
"Schauplätze der Weltliteratur" von John Sutherland ist eine Literatur-Enzyklopädie der anderen Art.
Ausgewählte Werke bzw. Romane werden hier vorgestellt, bei denen der Schauplatz also der Ort, an dem die Handlung spielt, eine besondere Rolle spielt. Die Autoren gehen sogar so weit, zu behaupten, dass die Handlung nur hier spielen kann.
Somit finden wir viele bekannte Autoren und Werke, jedoch auch etwas unbekanntere aber nicht weniger lesenswerte Romane.
Aufgeteilt wurde das Buch in Werke aus der Romantik, der Moderne, der Nachkriegszeit sowie der Jetzt-Zeit.
Jedem Roman sind 3 - 6 Seiten gewidmet, in denen der Autor und sein Werk kurz vorgestellt und mit Grafiken, Gemälden und Fotografien ergänzt werden.
Das Buch ist relativ Kleinformat. Insgesamt werden hier 73 Romane vorgestellt. Viele Bücher bzw. Autoren kennt man oder erinnert sich daran, davon gehört zu haben. Einiges war mir komplett neu.
Alles in allem ist das Buch sehr übersichtlich, ästhetisch und mit viel Liebe zum Detail gestaltet.
Man bekommt enorme Lust, darin zu schmökern und viele, der hier vorgestellten Werke zu lesen.
Tolles Buch zum Verschenken.

Bewertung vom 10.04.2025
Strohmeyer, Anette

Die Frau und der Fjord


ausgezeichnet

Gefühlvoll und sehr spannend
"Die Frau und der Fjord" ist der erste Roman von Anette Strohmeyer und ist mehr als gelungen.
Ein stimmungsvolles Cover zeigt ein einsames Haus am Fjord im sanften Abendrot.
Der Klappentext gibt eine knappe Zusammenfassung wieder, die mich aber sogleich fesselte.
Es geht um Gro, eine Norwegerin in den besten Jahren, die kürzlich ihren Mann bei einem nicht ganz geklärten Unfall verloren hat und hier in der absoluten Einsamkeit in einem alten Haus am Fjord in den Lofoten ihre Trauer verarbeiten möchte und wieder zu sich finden will.
Nach und nach erfährt man mehr über ihre Ehe, ihre unmögliche Schwiegermutter, Gros früheren Job auf Ölplattformen als leitende Geologin.
Wunderbar ist die Natur in der sie jetzt lebt, die Beschreibungen von Landschaft und den Tieren gehen ans Herz.
Gro ist sehr traurig und möchte zunächst keinen Kontakt zu den Bewohnern des nahegelegenen Dorfes bis sie in einer stürmischen Nacht den Fischer Jens aus Seenot rettet.
Das Buch ist so voll mit Details, die alle dermassen spannend oder gefühlvoll erzählt sind.
Ein außerordentlich gelungenes Buch.

Bewertung vom 02.04.2025
Armstrong, Tammy

Pearly Everlasting


ausgezeichnet

Poetisches Naturmärchen
Ich bin noch immer ganz gebannt von diesem wunderschönen phantasievollen Märchenbuch.
Das Mädchen Pearly Everlasting (ein Blumenname) und ihr Bär Bruno, der am Tag ihrer Geburt 1918 in die einfache Holzfällerhütte in der Wildnis Kanadas kam. Beide wurden von Pearlys Mutter gestillt und sind wie Zwillinge.
Die Wildnis und die Armut in der Pearlys Familie lebt ist bezeichnend für eine große Gruppe von Holzfällern. Pearlys Vater kocht für die Männer, ihre Mutter ist eine weise Heilerin. Geschichtenerzähler und böse Naturgeister bestimmen das Leben der Menschen und ein böser Vorarbeiter quält sie. Als er einem ungeklärten Tode zum Opfer fällt wird Bruno beschuldigt und fortgebracht. Die 15jährige Pearly macht sich auf den Weg, um ihren geliebten Bärenbruder wiederzufinden.
Toll geschrieben und die Liebe zu diesem Fellbündel überträgt sich sofort auf den Leser. Auch die angedeuteten Mythen, die vielleicht auf die Ureinwohner Kanadas zurückgehen sind packend und entführen in eine geheimnisvolle Traumwelt.

Bewertung vom 25.03.2025
Lloyd, Josie

Der Bright-Side-Running-Club


ausgezeichnet

Ernstes Thema - leicht verpackt
Der Bright-Side-Running-Club ist ein Roman, der sich mit einem ernsten Thema befasst, dem Brustkrebs und seiner Behandlung.
Keira steht mitten im Leben, sie hat eine Firma, ist mit Tom verheiratet und hat 3 Kinder. Sie feiert gerne mit Familie und Freunden und hat gerade wieder eine tolle Silvesterparty hinter sich. Völlig unerwartet wird bei einer Routineuntersuchung eine schwere Brustkrebserkrankung festgestellt.
Dieses Buch schildert aus Keiras Sicht, wie ihr Leben und das ihrer Familie auf den Kopf gestellt wird. Auf der einen Seite wird sehr intensiv ihre Erkrankung, die Behandlung und die Folgen geschildert, auf der anderen Seite laufen mehrere banalen Handlungsstränge, die das Ganze aber auch mit dem ganz normalen Leben würzen, das ja weitergeht. Und dann lernt Keira ganz am Anfang Tamsin kennen, die gegen ihre Brustkrebserkrankung mit Laufen ankämpft. Schnell entwickelt sich ein harter Kern von vier Freundinnen, die sich wöchentlich zum Laufen und zum Quatschen treffen. Mehr verrate ich nicht. Aber das Buch ist bis zur letzten Seite ergreifend und spannend. Toller Roman.

Bewertung vom 15.03.2025
Schroeder, Steffen

Der ewige Tanz


ausgezeichnet

Tanz in den Abgrund
Anita Berber (1899-1928), die große Diva des Tanzes, Nackttänzerin und Stummfilmstar liegt mit Tuberkulose im letzten Stadium, verarmt und alleine im Berliner Bethanien-Krankenhaus. In dem riesigen Krankensaal, in dem sie mit vielen anderen Frauen liegt und leidet, erinnert sie sich an ihr Leben, das ein kurzer wilder Tanz war. Gegen die Schmerzen und das Elend erhält sie Morphium und fällt so immer wieder in fiebrige Träume, in denen sie ihr Leben vor sich ablaufen sieht oder mit Menschen spricht, die gar nicht da sind.
Das Buch ist eine atemlose Romanbiographie, in der das gesamte unglaubliche Leben der Anita Berber wie ein Film im Zeitraffer vor dem inneren Auge des Lesers abläuft.
Anita wuchs bei ihrer sehr toleranten Großmutter Lou und ihrer Tante auf, ihren Vater, den Geigenvirtuosen Felix Berber lernte sie erst spät kennen, ihre Mutter, eine Chansonsängerin, die in frivolen Kreisen verkehrte, sah sie nur von Zeit zu Zeit. Ihr ganzes Leben litt Anita darunter, dass die Mutter sie nicht liebte sondern nur an ihre eigene Karriere dachte.
Nach einer Tanzausbildung bei Dresden nahm Anitas Karriere schnell Fahrt auf. Auftritte in Kabaretts, die berühmten Nackttänze und viele Filmrollen - alles in nur wenigen Jahren. Aus heutiger Sicht war ihr Leben skandalös, Männer, Frauen, Koks, Morphium, Alkohol, Betrügereien - nichts hat sie ausgelassen. Das Leben nach dem ersten Weltkrieg war in Künstlerkreisen wohl so und auch schamlos. Dass es auch Armut und Hunger gab, mit dem sich das Gros der Bevölkerung in Deutschland herumschlagen musste, wird nicht erwähnt. Es war der Tanz auf dem Vulkan.
Ich kann nicht sagen, dass Anita mir als Mensch durch dieses Buch sympathisch geworden ist. Sie wirkt so gedankenlos, wobei wir natürlich auch nicht wissen, was sie tief im Innern gedacht haben könnte.
Das Leben und der Tanz reißen sie in einen Strudel und letztendlich in den Abgrund.
Auf jeden Fall hat Steffen Schroeder hier eine tolle Charakterstudie vorgelegt, deren Hauptdarstellerin bei allem, was man über sie weiß, doch sehr distanziert bleibt.

Bewertung vom 12.03.2025
Moore, Georgina

Die Garnett Girls


ausgezeichnet

Viel Stoff zum Nachdenken
"Die Garnett Girls" von Georgina Moore kommen in einem schönen thematisch zum Inselleben passenden Cover daher. Der Bucheinband selbst ist komplett türkis mit Wellen gestaltet. Das ist sehr gelungen und bildet eine gute Ergänzung zum Ort des Geschehens, der Isle of White.
Es handelt von den Frauen der Familie Garnett, Margo, ihre Schwester Alice sowie Margos drei erwachsene Töchter Rachel, Imogen und Sasha.
Ein grosser Teil ihres Lebens spielt sich auch jetzt noch in der einstigen Ferienvilla Sandcove statt, die nach der Trennung von Margo und ihrer Jugendliebe Richard zum Hauptwohnsitz wurde, da waren die Mädchen so zwischen 4 und 12 Jahre alt.
Wegen Richard hatte Margo mit 16 ihr Elternhaus verlassen, eigentlich führten sie eine aufregende Ehe, die aber irgendwann an Richards Alkoholkrankheit scheiterte. Seitdem darf sein Name nicht mehr erwähnt werden.
Inzwischen führt Margo ein chaotisches Leben, gibt legendäre Parties, trinkt selber bemerkenswert viel Alkohol und hat wechselnde jüngere Liebhaber. Die jungen Frauen sind selber bereits verheiratet oder verlobt, haben Kinder.
Spannend finde ich die Unfertigkeit der Frauen, ihre starken oft unausgesprochenen Konflikte - aber auch immer wieder der Zusammehalt.
Jede einzelne steht mal im Mittelpunkt des Romans, da sie aber alle so vielschichtig sind, hätte man über jede ein ganzes Buch schreiben können. Ich hatte ein anderes Ende erwartet und bin aber irgendwie stark von diesem Buch angezogen worden.

Bewertung vom 02.03.2025
Constable, Harriet

Die Melodie der Lagune


ausgezeichnet

Eine Romanbiographie, die einen atemlos macht
Schon das wunderbare blaue Cover mit dem Violinschlüssel verrät eine grosse Tiefe, die sich beim Lesen der romanhaften Biografie "Die Melodie der Lagune" dem Leser entblättert.
Ich hatte von dem Titel ein eher leichtes Werk erwartet. Aber die frei nacherzählte Geschichte von Anna Maria aus dem Waisenhaus der Pieta in Venedig kann genauso gewesen sein.
In der Pieta lernen begabte Mädchen ein Instrument uns dürfen im Orchester spielen. Wer nicht gut genug ist, dem droht die Zwangsverheiratung.
Anna Maria ist eine unglaublich begabte Violonistin und Komponistin und ihr Lehrer ist der berühmte Musiker Antonio Vivaldi. Sie ist genauso gut wie Vivaldi und doch der Nachwelt unbekannt.
Es wurde Zeit, dass Ihr dieses wunderbare Buch gewidmet ist.
Anna Maria sieht die Musik wie Farben vor ihrem inneren Auge und sie tut alles, um berühmt zu werden.

Bewertung vom 13.02.2025
Bracht, Helene

Das Lieben danach


weniger gut

Buch hat mich leider nicht gepackt
Obgleich mich Cover, Klappentext und die Leseprobe zunächst sehr interessant erschienen, hat mich das vorliegende Werk von Helene Bracht leider nicht fesseln können.
Ich gebe zu, dass ich es ab Buchmitte etwa nur noch überflogen habe
Ich verspüre auch nicht den Drang, es erneut zu lesen.
Der jahrelange Missbrauch durch den pädophilen Nachhilfelehrer Strecker zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk, in dem es darum geht, wie Leben und Lieben danach überhaupt noch gelingen konnte.
Ein trauriges uns wichtiges Thema, trotzdem hat mich das Buch, wie erwähnt irgendwie nicht richtig überzeugt. Eigentlich ist es ein Sachbuch und doch auch wieder irgendwie eine Art Lebensbeichte. Es war bestimmt sehr schwer, diese Erlebnisse niederzuschreiben. Irgendwie fehlte mir die Distanz, das alles zu verarbeiten. Auch die Schilderungen über das Liebesleben der Mutter, all dies lässt mich schockiert und ratlos zurück.