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Ranke
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Remagen

Bewertungen

Insgesamt 89 Bewertungen
Bewertung vom 10.11.2025
Löckenhoff, Ursula;Sombecki, Simone

Tierschutzhund Lieblingshund


ausgezeichnet

Liebevoller Ratgeber
Der praktische Ratgeber "Tierschutzhund Lieblingshund" gefällt mir von der ersten bis zur letzten Seite sehr gut.
Die Gliederung und das Inhaltsvereichnis sind übersichtlich und umfangreich. Hier ist wirklich an alles gedacht worden.
Woher kommen die Hunde, welche Vermittlungsorganisationen gibt es, welches sind die "Schwarzen Schafe"? Impfung, Krankheit, Tierpass, Psychologie, die verschiedenen Entwicklungsstufen, Probleme mit der Erziehung - es fehlt nichts.
Erfahrungsberichte wurden an entsprechender Stelle eingestreut sowie ein Selbsttest, ob überhaupt ein Hund ins Leben passt.
Ich habe erst kürzlich sehr gute Erfahrungen mit der Vermittlung von zwei Katzen aus dem Tierheim gemacht und ich weiß, dass mein erster Hund auch aus einem Tierheim oder dem Tierschutz kommen wird.
Mit diesem Buch fühle ich mich in die Lage versetzt, so ein Projekt anzugehen.
Ganz großes Lob für dieses wunderbare, reich bebilderte Buch.

Bewertung vom 02.11.2025
Hertmans, Stefan

Dius


ausgezeichnet

Komplex und lange nachhallend
Mir fällt es schwer, eine Rezension zu schreiben, ohne mich zu sehr in Einzelheiten zu vertiefen. Besonders gefallen hat mir das Thema Kunst, Malerei und Bildhauerei und der Hauptschauplatz in der westflämischen Provinz. Die ruhige Schönheit dieser Landschaft am Meer beeinflusst den Stil dieses Romans.
Die Freundschaft zwischen dem temperamentvollen Kunststudenten Dius, der selber ein Kunstschaffender ist, und dem Kunstdozenten Anton, der ewig an seiner Dissertation schreibt, durchzieht das gesamte Buch. Es ist eine interessante und tiefe Männerfreundschaft, die Höhen und Tiefen unterliegt und die neben den Beziehungen zu ihren Frauen existiert.
Die ersten zwei Drittel des Buches verlaufen wie ein ruhiger Fluss, lange Beschreibungen von Landschaften, Kunstwerken, Diskussionen zwischen den Freunden. Im letzten Drittel nimmt die Geschichte Fahrt auf. Knoten entwirren sich und dramatische Entwicklungen in beider Leben werden aufgedeckt.
Das ist eine Freundschaft, die das Leben beider Männer bestimmt und geprägt hat - auch wenn lange Funkstille geherrscht hat.
Ich habe das Buch Dius jetzt zweimal gelesen und werde es ein drittes Mal tun. Am Schluss wurde mir erst die Bedeutung einiger Szenen klar, die mir durch die fast langweilige Geschichte zu Beginn irgendwie entgangen sind.
Ein Roman, der lange nachwirkt.

Bewertung vom 21.10.2025
Sandmann, Elisabeth

Wir dachten, das Leben kommt noch


ausgezeichnet

Spannende Geschichtsstunde
Das neue Buch von Elisabeth Sandmännchen gefällt mir sehr gut und hat wieder die richtige Mischung aus fiktiver Handlung und spannender Geschichtsstunde.
Einige der Protagonisten/innen sind mir bereits aus Sandmanns Buch "Porträt auf grüner Wandfarbe" bekannt, vor allem die BBC-Journalistin Gwen Farleigh sowie ihre inzwischen verstorbene Großmutter Ilsabe.
Natürlich geht es auch etwas um Gwen und ihre Familiengeschichte, vor allem aber handelt das Buch von Pat Conway stellvertretend für die englischen SOE-Agentinnen, die England während der Besetzung Frankreichs vorwiegend in Paris eingesetzt hatte, um die deutschen Besatzer und ihre Fabriken oder ähnliches zu boykottieren. Gwen hat das Projekt angenommen über eben jene SOE-Girls zu recherchieren, deren lebensgefährliche Einsätze kaum je der Öffentlichkeit bekannt geworden sind. Die meisten dieser Girls, wenn sie denn den Krieg und die Gefangenschaft überlebt haben, sind irgendwie in ihr altes Leben zurückgekehrt. Die traumatischen Erlebnisse wurden größtenteils verdrängt.
Das Buch ist sehr interessant, spannend und ansprechend geschrieben.
Das Kennen des Vorgängerbuchs ist nicht unbedingt notwendig, hilft aber sicher, sie Familienverhältnisse von Gwen besser zu verstehen.
Das Cover zeigt ein Foto von zwei jungen Frauen, wie man sich die SOE-Girls gut vorstellen kann.

Bewertung vom 21.10.2025
Johannson, Lena

Aufgeben können die anderen / Sternstunden der Frauen Bd.1


sehr gut

Geschichte des Frauensports
Der historische Roman "Aufgeben können die anderen" handelt von Alice Milliet aus Nantes, die über ihren Kinderfreund und späteren Mann Joseph in Berührung mit dem Schwimmen kommt, was Anfang des 20. Jahrhunderts für Frauen komplett ungewöhnlich ist.
Als Alice nach ihrer Schulzeit als Kindermädchen nach London kommt, merkt sie, dass in England die Frauen schon viel weiter sind und beginnt sogar zu rudern.
Zurück in Frankreich erkrankt Joseph schwer und stirbt in jungen Jahren.
Alice geht nach Paris, dort findet sie in Jean-Luc einen guten Freund, der ihren Einsatz für den Frauensport unterstützt.
Nach mühsamem und jahrelangem Kampf kann sie endlich erleben, wie Frauen bei Olympia mit dabei sein dürfen. Pierre Coubertin, der Vater der modernen Olympischen Spiele zählt zu Alices engstem Frrundeskreis.
Das Buch war toll zu lesen, und mir war das gar nicht so bewusst, wie der Sport vor 100 Jahren praktisch ausschließlich von Männern ausgeübt wurde.
Da es ein historischer Roman ist, wird er natürlich mit vielen erfundenen Versatzstücken ausgestattet. Schönes Buch, passendes Cover.

Bewertung vom 06.09.2025
Huth, Peter

Aufsteiger


ausgezeichnet

Schwarzer Humor aus der Verlagswelt
Mir hat das Buch von Peter Huth sehr gut gefallen.
Natürlich sollte man den Inhalt nicht unbedingt ganz ernst nehmen, denn es kommen einige überraschende Wendungen, die wohl kaum so in der Realität passieren würden. Muss ja auch nicht.
Gut fand ich auch, wie das Buch konstruiert worden ist. Es beginnt ja mit einer nicht näher definierten Leiche, die in der Rechtsmedizin gelandet ist.
Im Verlaufe der Handlung habe ich mehrmals überlegt, um wen es sich dabei wohl handelt.
Dann die überraschende Erkenntnis für Felix Licht, dass nicht er zum Chefredakteur befördert wird, sondern eine seiner früheren Praktikantinnen. Einen solchen Rückschlag muss man erstmal verkraften.
Alles in allem finde ich das Buch gut geschrieben, teils spannend, teils sarkastisch aber auch gesellschaftskritisch. Es ist keine Abrechnung und auch kein feministisches Manifest. Also mir hat es großen Spaß gemacht.

Bewertung vom 24.08.2025
Flitner, Bettina

Meine Mutter


ausgezeichnet

Mutige Vergangenheitsbewältigung
Was für ein Buch über ein schlimmes Thema, Selbstmord(e) im engsten Familienkreis.
Bettina Flitner schreibt rund 40 Jahre, nachdem sie mit Anfang 20 ihre Mutter durch eine Selbsttötung verloren hat, ein Buch darüber. Damals hatten sie und ihre ältere Schwester den Tod der Mutter und die Beerdigung in Celle gemeinsam überstanden und offensichtlich nicht stark hinterfragt.
Jetzt bei einem erneuten Besuch in Celle kommt bei Bettina Flitner das Thema wieder hoch - gewisse Zufälle spielen dabei eine Rolle. Sie fährt nach Celle, um dort auf einer Lesung das Buch "Meine Schwester" vorzustellen. Die Tragik ist, dass auch ihre Schwester erst vor wenigen Jahren wie aus heiterem Himmel Selbstmord verübt.
Leider habe ich das erste Buch noch nicht gelesen, werde es aber nun nachholen.
In diesem Buch "Meine Mutter" geht Flitner mit Hilfe von Aufzeichnungen vom Opa und weiteren inzwischen verstorbenen Verwandten der Familiengeschichte der Mutter auf den Grund. Die Mutter stammt aus Wölfelsgrund in Niederschlesien. Die Vorkommnisse dort vor und während der Nazizeit sind atemberaubend.
1946 musste die Familie mit ihrer damals 9jährigen Mutter fluchtartig Niederschlesien verlassen, um in Celle neu zu beginnen.
Ich finde, diese ganze Vorgeschichte so wichtig, um die Beweggründe der Mutter verstehen zu können.
Das Buch ist einerseits distanziert andererseits schonungslos offen geschrieben.
Wie, so frage ich mich, kann man einen zweifachen Selbstmord im nächsten Umfeld überhaupt verkraften, ohne mit in den Abgrund gezogen zu werden?
Das Buch ist genauestens recherchiert und ich fand es sehr gut zu lesen.
Das Cover mit dem schwarzweiß Foto von Mutter und Tochter gefällt mir sehr.

Bewertung vom 17.08.2025
Allende, Isabel

Mein Name ist Emilia del Valle


gut

Plätschert so etwas dahin
Das aktuelle Buch von Isabel Allende hat mich nicht ganz überzeugt.
Dabei ist der Name del Valle für aufmerksame Leser eigentlich sehr bekannt. Im Geisterhaus ist Clara del Valle die Hauptprotagonistin, wobei nirgends im Roman Bezug darauf genommen wird.
Emilia del Valle ist als die uneheliche Tochter einer irischstämmigen Nonne und eines chilenischen Aristokrakten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in San Francisco geboren. Sie entwickelt sich zu einer der ersten weiblichen Journalistinnen und gerät dann in Chile auf der Suche nach Material und nach ihrem leiblichen Vater in die Wirren des Bürgerkrieges.
Eigentlich eine spannende Geschichte, trotzdem haben mir Herz und Spannung der früheren Romane von Isabel Allende gefehlt. Vielleicht hatte ich auch zu hohe Erwartungen. Das Buch konnte mich leider nicht fesseln.

Bewertung vom 13.08.2025
Gestern, Hélène

Rückkehr nach St. Malo


weniger gut

Langatmig
Das schöne Cover und der Klappentext haben mich zunächst begeistert und ich freute mich auf einen historischen Roman, der in St. Malo spielt.
Der Ich-Erzähler Yann, eigentlich Professor für Geschichte in Paris, erbt nach dem Tode des Vaters die Familienvilla in St. Malo und entschließt sich, ganz dorthin zu übersiedeln. In dem alten Gemäuer findet er Ruhe und kann die Meeresluft genießen. Yann erinnert sich an seine Kindheit, die er mit seinem inzwischen verstorbenen Zwillingsbruder dort verbracht hat.
Da er aus einer berühmten Reedersfamilie stammt, findet er im Archiv viele ihm bisher unklare Unterlagen über seine Vorfahren.
Leider zog sich die Erzählung über viel zu viele Seiten hin. Leider springt die Erzählung immer zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her, was ich mühsam fand.
Ich fand es bemerkenswert, daß eine Schriftstellerin hier einen männlichen Ich-Erzähler sprechen lässt.

Bewertung vom 13.08.2025
Engler, Leon

Botanik des Wahnsinns


sehr gut

Der ganz normale Wahnsinn
Das Cover mit den Pflanzenstudien ist schön gewählt und wirkt durch die Vogelaugen irgendwie sehr seltsam.
Der Klappentext klang sehr interessant.
Obwohl ich es nirgends explizit gelesen habe, handelt es sich wohl um stark autobiographische Berichte des Autors Leon Engler - allerdings wohl doch zum Teil verfremdet oder romanhaft abgewandelt.
Alles was die Mutter hinterlassen hat, ist versehentlich im Müll gelandet und so versucht der Ich-Erzähler die Geschichte(n) seiner Eltern und Großeltern aufzuspüren. Mutter und Vater sind längst getrennt und stark psychisch krank, sie Alkoholikerin, der Vater schwer depressiv. Auch die Großeltern hatten psychische Erkrankungen, so dass der Autor fürchtet, selber "verrückt" zu werden. Er landet in der Psychiatrie - als Psychotherapeut.
Das Buch liest sich aus meiner Sicht etwas holprig. Mal geht es um das Leben des Autors, mal um Familienangehörige, dann um die Krankheitssymptome der Klinikunsassen in Steinhof bei Wien, einer berühmten Klinik.
Dazu kommen noch Zitate und die Bücherliste des ehemaligen Nachbarn des Autors.
Mir ist das alles zu viel Hin und Her. Schwer erträglich empfinde ich die Distanz, die er gegenüber Vater und Mutter zu zeigen versucht. Dabei könnte man eigentlich schon vom Miterleben wahnsinnig werden.
Schwierig zu lesendes Buch über ein schwieriges Thema.

Bewertung vom 21.07.2025
Mikail, Nadia

Katzen, die wir auf unserem Weg trafen


ausgezeichnet

Was im Leben wirklich wichtig ist
Alles an diesem Buch ist ungewöhnlich. Bei "Katzen, die wir auf unserem Weg trafen" geht es auch um Katzen, was auch in sehr hübschen kleinen Zeichnungen Kätzchen in verschiedenen Posen seinen Ausdruck findet.
Die Autorin und die Grafikerin kommen ursprünglich aus Malaysia und leben jetzt in London. Der Roman spielt in Malaysia, die Schauplätze sind auf einer hübsch gezeichneten Landkarte eingetragen.
Es geht um die 17jährige Aisha, die schon viele Verluste erlebt hat. Im Angesicht einer unglaublichen Katastrophe - in 9 Monaten wird ein Asteroid die Erde vernichten - machen sich Aisha, ihre Mutter, ihr Freund Walter, dessen Eltern sowie Kater Flohsack auf den Weg, um June, Aishas ältere Schwester zu suchen. June hatte die Familie vor drei Jahren verlassen ohne sich zu melden.
Jetzt, wo das Ende bevorsteht möchte man sich versöhnen und zusammen sein.
Ich weiss nicht ob ein Buch für 12jährige ist auf jeden Fall sollten es auch Erwachsene lesen. Es handelt von einer sehr schönen Reise, von Menschen und ihren Gefühlen wie Trauer, Wut, Hoffnung und Liebe. Und auch wenn uns diese Katastrophe vielleicht so nicht droht wird doch jedes Leben relativ vor dem Tod, der uns ja alle irgendwann trifft.
Sehr schönes Buch mit in einem interessanten kulturellen Kontext.