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FairyFlower
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Kiel

Bewertungen

Bewertung vom 27.06.2022
Die Apollo-Morde
Hadfield, Chris

Die Apollo-Morde


sehr gut

„Ich verlor mein linkes Auge an einem strahlenden Herbstmorgen, bei wolkenlosem Himmel.“ – 1. Satz

Der Prolog des Werkes „Die Apollo Morde“ von Chris Hadfield packte mich sofort und macht Lust auf mehr. Aufmerksam geworden bin ich auf das Buch, da mich realistischer Science-Fiction fasziniert und Chris Hadfield selbst Astronaut war und somit viel Sonderwissen und fachliche Kompetenz mitbringt. Ich war gespannt, was auf der 640 Seiten langen Reise der Astronauten wohl alles passieren würde, besonders da schon der Titel mehrere Todesfälle ankündigte.

Im Jahr 1973 soll die letzte bemannte Mondmission der Amerikaner, die Apollo 18, mit drei Astronauten an Bord starten. Das Ziel ist es, wertvolle Gesteinsproben auf dem Mond zu sammeln und damit vor der Sowjetunion eine entscheidende wissenschaftliche Entdeckung zu machen. Doch schon bevor die Mission überhaupt startet, kommt es zu einem rätselhaften Unfall und je näher die Mannschaft dem Mond kommt, desto klarer wird es, dass einer der Astronauten nichts Gutes im Sinn hat…

Der Thriller ist aus der Sicht der 3. Person geschrieben, wobei die Perspektive regelmäßig zwischen der Sowjetunion und den Amerikanern wechselt. Aus diesem Grund reißt einen der Wettlauf auch immer mehr mit und man hat zudem einen allumfassenden Blick über die Geschehnisse. Die Geschichte ist innerhalb des Buches nochmal in fünf Teile gegliedert, die eine zusätzliche Struktur bieten.

Am öftesten begleitet man den Flugleiter der NASA-Crew, Kaz Zemeckis. Er ist der Verbindungsmann zwischen der Besatzung und dem Militär. Außerdem verfügt er über Erfahrungen in Sachen Spionage von seiner Zeit bei der CIA. Von ihm als Insider bekommt man einen guten Eindruck über die sensiblen politischen Zuständen der Zeit und dem Druck, der auf solchen Mondmissionen lastete.

Nach und nach lernt man die Astronauten kennen und erfährt, wie genau sich diese auf die Mission vorbereiten müssen. Dabei wird sich auf keinen der Charaktere besonders konzentriert oder ihre Persönlichkeit hervorgehoben. Das Augenmerk liegt auf deren Fähigkeiten und Umgang mit der Extremsituation. Interessant fand ich den Charakter des Dr. Michael Esdale, welcher als erster dunkelhäutiger Astronaut in die Weltraummission startete sowie die Stellung der Frau bei der NASA im Vergleich zur Sowjetunion. Erwähnenswert ist, dass viele bekannte historische Persönlichkeiten zu Wort kommen. Es gibt Kapitel mit Richard Nixon, Henry Kissinger, James Schlesinger und Al Shepard oder auf Seiten der Sowjetunion Juri Andropow, Wladimir Tschelomei und Gabdul Latypov.

Gut gefallen haben mir die technischen Erklärungen besonders über den Raketenstart oder den Aufenthalt im Weltraum. Hilfreich war außerdem, dass der Autor am Ende des Buches ein Stichwortverzeichnis über alle realen Persönlichkeiten und Ereignisse angeführt hat. Trotzdem hatte ich anfangs Probleme, in den Thriller hineinzukommen. Ab ca. 100 Seiten und dem ersten Tod war mein Interesse jedoch geweckt und die Spannung baute sich auf. Ich mochte außerdem, wie sich die Mission immer weiter von einer wissenschaftlichen zu einer militärischen entwickelte. Schade fand ich aber, dass mir relativ schnell klar wurde, wer hinter den Morden steckt und ein falsches Spiel spielt. Außerdem konnte man keine emotionale Verbindung zu den Charakteren aufbauen, da sie nicht viel Hintergrundgeschichte bekommen.

Ich würde den Thriller denjenigen empfehlen, welche Science-Fiction gerne lesen und sich für die Zeit des kalten Krieges und das Wettrennen im Weltraum zwischen USA und Sowjetunion interessieren. Der Kriminalaspekt kommt leider etwas kurz und ist meiner Meinung nach auch vorhersehbar. Ansonsten ist es sehr beeindruckend zu lesen, wie wissenschaftlich korrekt Chris Hadfield die Geschichte um Apollo 18 aufbaut. Ich gebe 4/5 Sterne.