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vo.nicole

Bewertungen

Insgesamt 28 Bewertungen
Bewertung vom 06.09.2024
Der abenteuerlichste Island Reiseführer   Spektakuläre Orte, magische Gegenden und außergewöhnliche Erlebnisse   Das Bes
Jónsdóttir, Anna

Der abenteuerlichste Island Reiseführer Spektakuläre Orte, magische Gegenden und außergewöhnliche Erlebnisse Das Bes


sehr gut

„Der abenteuerlichste Island-Reiseführer“ von Anna Jónsdóttir verspricht spektakuläre Orte, magische Gegenden und außergewöhnliche Erlebnisse.

Auf mehr als 130 Seiten werden die 70 schönsten Plätze Islands aufgezeigt. Neben beeindruckendem Bildmaterial werden die Orte auch textlich erläutert sowie Tipps hinsichtlich bester Reisezeit, Preisen sowie Zeitumfang gegeben. Eine nummerierte Landkarte zu Beginn des Buches gibt einen geografischen Überblick zu den Orten und möglichen Routen für Touristinnen und Touristen. Darüber hinaus ist positiv hervorzuheben, dass mit QR-Codes gearbeitet wurde und man so auch interaktiv noch weitere Informationen zu Island erhält. Außerdem gibt es auch Tipps für einzigartige Übernachtungsmöglichkeiten, wie der Glass Lodge in Borgarnes oder das Torfhaus in Selfoss. Auch die isländische Kultur wird durch Nationalgerichte nähergebracht.

Ich hätte mir gewünscht, dass – gerade wenn man noch in den Anfängen der Planung steckt – auch explizite Reiserouten mit Angabe von Tagen und Kilometer/Fahrtzeiten angegeben werden. Damit könnte der Reiseführer noch reisefreundlicher gestaltet werden.

Ansonsten aber alles in allem ein sehr wertvoller Ratgeber, der Lust auf eine Reise nach Island macht.

Bewertung vom 30.08.2024
Pi mal Daumen
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


sehr gut

Der Roman „Pi mal Daumen“ von Alina Bronsky erzählt die Geschichte zweier Außenseiter, die gegensätzlicher nicht sein könnten – und die am Ende durch ein enges Band der Freundschaft verbunden sind.

Oscar ist hochbegabt, 16 Jahre alt und studiert Mathematik. Moni Kosinsky ist über 50, hat mehrere Jobs, ist schon mehrfache Großmutter und möchte sich nun den Traum des Mathematik-Studiums erfüllen. Gleich zu Beginn lernen sich die beiden kennen. Während Oscar die resolute Moni zu Beginn noch belächelt, erkennt er bald ihre Kompetenzen – und wie wichtig auch ihre Freundschaft für ihn wird.

Alina Bronsky brilliert in diesem Buch mit einem Schreibstil, der seinesgleichen sucht. Unglaublich charmant, kurzweilig und spritzig erzählt sie die Geschichte der beiden ungewöhnlichen Helden. Die Figuren sind auf ihre eigene Art sehr sympathisch und bieten Identifikationspotenzial. Der Spannungsbogen war für mich durchgehend hoch und ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen. Ich hätte mich gefreut, neben Oscar auch noch die Perspektive von Moni kennenzulernen – und hoffe daher auf einen zweiten Teil. Eine Fortführung würde mich auch reizen, da ich das Ende leider nicht ganz zufriedengestellt und abgeholt hat.

Alles in allem aber auf jeden Fall eine Empfehlung für diesen raffinierten und tragikomischen Roman.

Bewertung vom 31.07.2023
Vom Ende der Nacht
Daverley, Claire

Vom Ende der Nacht


sehr gut

Claire Daverley erzählt in ihrem Roman "Vom Ende der Nacht" die tiefsinnige Liebesgeschichte von Will und Rosie.

Will und Rosi könnten nicht gegensätzlicher sein und doch verlieben sich die beiden und spüren eine große Verbundenheit zueinander. Diese wird allerdings erschüttert durch das Leben. Die Welten der beiden zerbrechen und führen dazu, dass sie sich loslassen. Aber niemals ganz - über all die Jahre finden sie irgendwie immer wieder zueinander.

Bereits der Epilog des Buches verspricht Drama und Herzschmerz. Der Spannungsbogen hält über die Länge des Buches an. Mit einem sehr feinen und ansprechenden Schreibstil bindet Claire Daverley die Leserin bzw. den Lesern an ihr Buch. Die Charaktere werden dabei sehr schön und detailliert ausgearbeitet, bieten dadurch allerdings nur bedingt Identifikationspotenzial. Manche Verhaltensweisen können daher nicht immer nachvollzogen werden. Neben der durchweg aufwühlenden Liebesgeschichte der beiden Protagonisten werden darüber hinaus auch Aspekte wie Body Shaming, Zwangsstörungen, Homosexualität und Trauer werden ebenso thematisiert.

Alles in allem ein wunderbarer Herzschmerz-Roman, perfekt als Begleitung für den Sommerurlaub.

Bewertung vom 03.04.2023
Immer am Meer entlang
Jebens, Franziska

Immer am Meer entlang


ausgezeichnet

Der Roman „Immer am Meer entlang“ von Franziska Jebens ist ein Buch über Fernweh, Fahrtwind und Liebe im Gepäck – zwei Ausreißer finden auf ihrem Weg die Liebe und die Freiheit.
Josi und Paul sind die Protagonisten des Buches. Josi hegt schon lange den Wunsch mit einem alten Bulli Europa zu erkundigen und hat die dazugehörige Route schon jahrelang geplant. Paul hingegen zieht es kurzfristig in die Ferne und spontan baut er alle Zelte in Deutschland ab und begibt sich auf ein Abenteuer. Durch Zufall treffen die beiden aufeinander – aus Zufall wird irgendwann Absicht und immer mehr Gefühle entwickeln sich.
Der Roman wird aus den zwei unterschiedlichen Perspektiven von Josi und Paul geschrieben – beide Protagonisten bergen dabei großes Identifikationspotenzial und sind herrlich sympathisch. Der Perspektivwechsel hält den Spannungsbogen durchweg hoch. Der Schreibstil ist dabei ebenfalls sehr flüssig und man möchte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Sehr authentisch beschreibt Franziska Jebens die Orte in Europa – selbst als Leserin fühlt sich das Buch wie Urlaub an. Geschickt sind die Handlungsstränge und Orte aufeinander abgestimmt und harmonisieren perfekt zueinander.
Alles in allem eine große Empfehlung für jeden, der eine sonnige Flucht aus dem Alltag sucht.

Bewertung vom 28.12.2022
Das Zuhause
Coccia, Emanuele

Das Zuhause


gut

Das Sachbuch „Das Zuhause. Philosophie eines scheinbar vertrauten Ortes.“ des italienischen Philosophen und Professors Emanuele Coccia ist ein literarisches Werk über den Begriff „Zuhause“.

Emanuele Coccia sinniert in seinem Buch über die Bedeutung des Zuhauses und macht deutlich, dass „Drei Zimmer, Küche, Bad“ keineswegs bereits eine ausreichende Erklärung dafür ist. Im Verlaufe des Buches setzt er sich dabei mit einer Vielzahl von Themen auseinander, die zu einem „Zuhause“ dazugehören: Von Badezimmern und Schränken über Umzüge bis hin zu Haustieren und Gärten. Dabei nimmt er auch immer wieder Bezug zu den Großen seines Fachs – neben Pythagoras, Platon und Aristoteles bezieht er sich auch auf Prometheus oder die erste große Abhandlung über die Ökologie „De Oeconomia Naturae“ von Isaac Biberg. Schlussendlich arbeitet Coccia heraus, dass es für unsere Gesellschaft unabdingbar ist, das Zuhause feiner und flexibler zu gestalten, um der Volatilität unserer Erde begegnen zu können.

Der Schreibstil des Buches ist gut zu lesen, besonders die persönlichen Anekdoten des Autors sind dabei besonders spannend und erfrischend. Teilweise verliert sich das Buch in philosophischen Gedanken, die nicht unbedingt greifbar sind. Das Buch bedarf definitiv Konzentration und der Wille, sich auf dieses – teilweise doch – abstrakte Thema einzulassen.

Alles in allem vor allem für Philosophie-Begeisterte eine interessierte Abhandlung über den Ort, an dem wir die meiste Zeit unseres Lebens verbringen – unser Zuhause.

Bewertung vom 15.08.2022
Die Ewigkeit ist ein guter Ort
Noort, Tamar

Die Ewigkeit ist ein guter Ort


gut

Tamar Noort beschreibt in ihrem Roman „Die Ewigkeit ist ein guter Ort“ über eine junge Pastorin in einer Sinnkrise ihren Glauben betreffend. Kann man Gott vergessen?

Der Roman spielt in Köln und in einer norddeutschen Provinz. Protagonistin ist Elke, eine junge Pastorin mit großen Ambitionen, die urplötzlich die Worte des Vaterunsers vergisst. Erschrocken darüber fährt sie an den Ort ihrer Kindheit wieder und konfrontiert sich mit ihrer Vergangenheit. Liegt hier die Lösung zur Heilung ihrer „Gottdemenz“?

Der Schreibstil der Autorin ist grundsätzlich angenehmen und man findet – vor allem durch den seichten Anfang zur Karnevalszeit – gut in die Geschichte hinein. Tamar Noort spricht oft in Metaphern, bringt Aussagen prägnant auf den Punkt und stellt so die Glaubenskrise von Elke in den Mittelpunkt. Durch die Erzählung und Rückblick der Vergangenheit erscheint das Buch kurzweilig und auf mehreren Ebenen spannend. Mit Elke selber konnte ich mich als Leserin nicht wirklich identifizieren. Ihr Verhalten erschien mir teilweise etwas sonderbar. Vor allem ihre Beziehung zu Jan war nur schwierig zu greifen; hier konnte ich mehr mit Jan und seinen Ansichten mitfühlen.

Alles in allem ein Roman, der mich persönlich als Leserin nicht komplett abgeholt hat. Aber sicher für Menschen, die sich aktuell mit ähnlichen Fragestellungen wie Elke quälen, eine Bereicherung darstellen kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.07.2022
Carolas Chance / Das Haus der Hebammen Bd.2
Adams, Marie

Carolas Chance / Das Haus der Hebammen Bd.2


sehr gut

Marie Adams erzählt im zweiten Band der „Das Haus der Hebammen“-Trilogie die Geschichte rund um die drei Hebammen Susanne, Carola und Ella weiter. Im Fokus des Bandes steht Carola und der Balance-Akt zwischen Familie und Beruf.
Die Geschichte setzt einige Jahre nach Ende des ersten Bandes in der Mitte der 90er Jahre ein – nach wie vor führen die drei Freundinnen das Geburtshaus im Herzen Kölns. Während Ella sich in der Zwischenzeit ihren Traum vom Arbeiten in Afrika erfüllt hat, aber weiterhin mit der Männerwelt hadert, hat Susanne noch immer mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch zu kämpfen. Einzig Carola macht den Anschein, dass sie den Spagat zwischen Familie und Beruf souverän meistert. Doch der Schein trügt.
Wie bereits Band 1 überzeugt auch der vorliegende Roman mit einem sehr flüssigen Erzählstil. Der Wechsel der Perspektiven zwischen den drei Hebammen sorgt für Kurzweiligkeit und Spannung. Auch ohne Vorkenntnisse aus dem ersten Buch der Reihe lässt sich dieses Buch problemlos lesen, da in vielen Stellen auf die relevanten vorangegangenen Geschehnisse verwiesen wird. Die Figuren des Romans sind dabei durchweg sympathisch charakterisiert und machen einen authentischen Eindruck. Auch bei den zu behandelten Patientinnen wird ein Querschnitt an Charakteren dargestellt, wodurch das Buch einen insgesamt realistischen und glaubwürdigen Einblick liefert. Besonders gefallen haben mir als Leserin die vielen Verweise auf die typischen Merkmale und den Klatsch und Tratsch der 90er Jahre – sei es die Wahl von Heidi Klum beim Model-Wettbewerb von Thomas Gottschalk, Heike Makatsch als VIVA-Moderatorin oder auch die Anfänge von Günther Jauch.
Alles in allem ein realitätsnaher, unterhaltsamer und empfehlenswerter Roman über drei Freundinnen und deren Hebammen-Alltag im Köln der 1990er-Jahre.

Bewertung vom 11.07.2022
Die Familie
Krupitsky, Naomi

Die Familie


sehr gut

Der Roman „Die Familie“ von Naomi Kruptisky erzählt die Geschichte der Freundinnen Antonia und Sofia, die ins Mafia-Milieu hineingeboren werden. Die Geschehnisse in der „Familie“ stellen die Freundschaft der beiden auf eine harte Probe.

Die Geschichte spielt zwischen 1928 und 1948 in New York. Zu Beginn des Buches sind Antonia und Sofia fünf Jahre alt und – trotz ihrer gegensätzlichen Charaktere – unzertrennliche Freundinnen. Bis zu dem verhängnisvollen Tag, als Antonias Vater spurlos verschwindet und damit alles verändert. Wollte er die „Familie“ verlassen und musste dafür bezahlen? Das Buch begleitet fortan den Werdegang der beiden: Die Entschlossenheit, die „Familie“ zu verlassen und dann doch die Rückkehr in alte Muster. Die Hochzeiten, die Schwangerschaften und das stetige Damoklesschwert der „Familie“, das über allem schwebt. Finden die beiden wieder zueinander und kehren sie der „Familie“ den Rücken?

Der Schreibstil von Naomi Krupitsky ist sehr flüssig zu lesen und baut trotz des nüchternen Stils schnell Spannung auf. Als Leser:in möchte man das Buch somit gar nicht mehr aus der Hand legen. Der Fokus liegt nicht auf dem Mafia-Geschäft, sondern eher auf der Ebene von Antonia und Sofia. So werden die brutalen Machenschaften teilweise angedeutet, aber in der Tiefe erfährt man nur teilweise etwas über die rabiaten Vorgehensweisen der Mafiosi. Die Gefühlswelten der beiden Freundinnen hingegen werden sehr detailgetreu dargestellt und auch ihre Charakterzüge entsprechend skizziert. Für mich bot Antonia großes Identifikationspotenzial, wohingegen Sofia mit ihrer wilden und teilweise unvernünftigen Art immer wieder Spannungen in die Geschichte brachte, aber dadurch eher an Sympathiepunkten verlor. Die Perspektiven innerhalb des Buches wechseln stetig – dabei erfährt man nicht nur etwas über die Innensicht von Antonia und Sofia, auch ihre Mütter, Väter oder Ehemänner kommen zu Wort. Das sorgt für kurzweiliges Lesevergnügen. Einzig das Ende des Buches hat mich als Leser:in etwas unbefriedigt zurückgelassen und lässt meines Erachtens zu viel Raum für Spekulationen.

Alles in allem eine Empfehlung für Buchliebhaber:innen, die sich für historische Romane und das Leben der „Mafia-Familie“ interessieren.

Bewertung vom 11.04.2022
Die Magnolienfrauen
Jaeggi, Christine

Die Magnolienfrauen


ausgezeichnet

Der Roman „Die Magnolienfrauen“ der Autorin Christine Jaeggi erzählt von einer geheimnisvollen Familiengeschichte aus dem Blickpunkte zweier starker Frauen.

Die Geschichte spielt im Tessin. Die zwei Protagonistinnen des Filmes sind Felicia und ihre Urgroßmutter Alice. Felicia möchte nach dem Tod ihrer Großmutter Violetta mehr über ihre Herkunft erfahren und reist daher nach Brissago, wo sie einen Teil der Magnolienvilla geerbt hat. Gleichzeitig erzählt Alice ihre Geschichte zu Zeiten des Weltkriegs – wo ihr viel Unrecht wiederfahren ist, das bis heute nachwirkt. Auch Felicia stößt auf zahlreiche Ungereimtheiten und Geheimnisse. Gemeinsam mit dem Nachbar Nando bringt Felicia Licht in die dunklen Geheimnisse der Familie.

Die beiden Protagonistinnen des Buches werden sehr detailliert beschrieben und man spürt unmittelbar eine große Sympathie mit den beiden. Vor allem mit dem schweren Schicksal von Alice kann man sich gut identifizieren und sich in ihr Leben und ihr Leid hineinversetzen. Durch die abwechselnden Kapitel aus der Sichtweise von Felicia und Alice sowie den Handlungssträngen in der Gegenwart und in der Vergangenheit bleibt das Spannungsniveau durchweg hoch und als Leser:in möchte man das Buch gar nicht aus der Hand legen. Dazu sind auch die historischen Begebenheiten in den Kriegsjahren präzise und treffsicher formuliert. Sowohl der Faschismus in Italien, die deutsche Besatzung als auch die Schmuggler und das Thema Judenverfolgung kommen zur Sprache. Der Rückgriff auf diese historischen Tatsachen machen die Geschichte umso spannender. Das Motiv der Magnolie zieht sich dabei durch das gesamte Buch und stellt so einen stringenten Bezug sowohl zum Titel als auch zum Cover des Romans her.

Alles in allem ein wunderbares Buch und eine große Empfehlung für alle Leser:innen, die auf der Suche nach spannenden Familiengeschichte mit historischem Bezug sind. Ich freue mich auf weitere Werke der Autorin.

Bewertung vom 19.03.2022
Entmenschlicht
Mau, Huschke

Entmenschlicht


ausgezeichnet

Huschke Mau beleuchtet in ihrem Sachbuch „Entmenschlicht. Warum wir Prostitution abschaffen müssen“ die schonungslose Realität von Prostituierten in Deutschland. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Studien und Erkenntnissen sind es vor allem die autobiographischen Züge, die dieses Buch zu einer brutal ehrlichen Lektüre machen und wichtige Aufklärungsarbeit leisten.

Mau zeigt direkt zu Beginn des Buches die Gründe für das Abrutschen in die Prostitution auf – anhand ihrer eigenen Geschichte: Nach einer Kindheit voller Gewalt und Misshandlung flüchtet sie mit 17 Jahren aus ihrem Elternhaus. Traumatisiert durch die Kindheit, eine ökonomische Schieflage und ohne jede Unterstützung findet sie in einem Polizisten ihren ersten Zuhälter. Die Spirale beginnt und der beschriebene Alltag einer Prostituierten lässt einem als Leser:in nur erahnen, in welcher Situation Mau sich befand: Gewalt, Misshandlung, Unterdrückung, Drogen, Alkohol, Abhängigkeit. Erst nach zehn Jahren gelingt ihr der Ausstieg. Inzwischen engagiert sich Mau in Ihrem Netzwerk Ella für die Abschaffung der Prostitution und die Etablierung des Nordischen Modells.

400.000 Prostituierte in Deutschland, täglich 1,2 Millionen Freier-Besuche, ein 15 Milliarden schweres Gewerbe, wo mehr als 90 % der Frauen am liebsten sofort aussteigen möchten, 83 % der Frauen in ihrer Laufbahn mindestens ein traumatisches Erlebnis erfahren und wo der Mord an Prostituierten nichts Ungewöhnliches ist. Und das geschieht alles unter dem Schutzmantel des Prostitutionsgesetzes und vollkommen legal in Deutschland. Bereits die Zahlen schockieren, doch erst die Darstellung durch Huschke Mau in ihrem Buch lässt einen die Realität noch besser verstehen. Im Laufe des Buches durchlebt man als Leser:in eine ganze Palette an Emotionen: Wut. Ekel. Scham. Demütigung. Angst. Abscheu. Zeitweise muss man das Buch aus der Hand legen, da einem die Grausamkeiten, die diesen Frauen angetan werden, oft zu nahe gehen und man das Gelesene erst einmal verarbeiten muss. Die vulgare Sprache tut ihr übriges. Und immer wieder stellt man sich die Frage: Wie kann Prostitution in Deutschland weiterhin legal sein? Wieso machen wir in Deutschland es unserer Vielzahl an europäischen Nachbarn nicht nach und führen das Nordische Modelle ein? Und wieso wird immer mit fadenscheinigen Argumenten die Prostitution weiterhin verteidigt und auch medial beschönigt?

Dieses Buch bewegt, erschüttert und rüttelt auf. Danke Frau Mau für ihre erbarmungslosen und schonungslosen Worte. Dieses Buch sollte jeder – insbesondere unsere Politik und alle Freier, Zuhälter und Bordellbetreiber – lesen und verinnerlichen.