Guten Morgen, Genosse Elefant

ausgezeichnet

"Guten Morgen, Genosse Elefant“ von Christopher Wilson war für mich eine echte Überraschung. Erzählt wird die Geschichte vom 12-jährigen Juri Zipit, Sohn des Doktors Roman Alexandrowitsch Zipit, Professor für Veterinärmedizin und Spezialist für die Neurologie der Großhirnrinde. Zusammen leben die beiden im Hauptstadtzoo, direkt neben dem Elefantengehege. Juri erlitt im Alter von sechs Jahren einen Hirnschaden, verursacht durch eine Unfall, in dem ein Milchwagen und eine Straßenbahn involviert waren. Einige nennen ihn Idiotnik, aber hinter dem so lieben Gesicht, das die Leute dazu animiert, ihm all ihre Geheimnisse anzuvertrauen, ist Juri trotz seiner Naivität intelligent und er begreift und sieht mehr, als viele ahnen. Als er und sein Vater dann eines Nachts abgeholt werden, um sich einen wichtigen Patienten anzusehen, stecken die beiden plötzlich bis zum Hals in Russlands Politik und die Dinge nehmen eine gefährliche Wendung für Juri, der sich plötzlich inmitten von Machtkämpfen und Intrigen befindet und den berühmten Mann aus Stahl, Stalin, während seiner letzten Tage begleitet.

Juri ist mit seiner herzzerreißenden Unschuld der perfekte Erzähler für diese eng gestrickte, humorvolle, aber auch teilweise grausame Geschichte und „Guten Morgen, Genosse Elefant“ der perfekte Roman für all diejenigen, die sich für Geschichte interessieren, denen historische Romane aber häufig zu langatmig sind. Satirisch und sadistisch, eigenartig und einzigartig wird hier die Erzählung um die Personen in Stalins innerem Kreis gesponnen, die vor allem durch Juris Stimme zu einer scharfsinnigen und originellen Beobachtung des Diktators und seiner Entourage wird. Ein tolles Buch, das überrascht und definitiv noch länger nachhängt. Eine große Empfehlung.