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Bookwood
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Bad Honnef

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Insgesamt 126 Bewertungen
Bewertung vom 23.08.2025
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und die Pratermorde / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.4


ausgezeichnet

Eine historische Krimi-Serie, bei der das Lesen immer Spaß macht
„Der Totengräber und die Pratermorde“ ist nun schon der vierte Band in dem Oliver Pötzsch den Kommissar Leopold von Herzfeldt mit Unterstützung seiner Freundin Julia und dem Totengräber Augustin Rothmayer ermitteln lässt.
Für mich ist dieses Buch auf jeden Fall mit eines der besten aus der Serie, die der Autor im Wien des ausgehenden 19. Jahrhundert spielen lässt.
Bei einer Zaubervorführung wird die junge Assistentin eines amerikanischen Magiers grausam beim „Zersägen der Jungfrau“ getötet. Die Polizei ermittelt und stellt schnell fest, dass dies kein tragischer Unfall war, sondern ein eiskalter Mord. Die Spuren führen bald zur Artistengemeinschaft des Praters, wo es einige Verdächtige gibt. Leo verfolgt viele Spuren und kommt dabei Julia wieder näher, die sich inzwischen als Reporterin etabliert hat und feststellen muss, dass ihre Liaison mit dem Pianisten Fritz ein fataler Fehler war, der sie sogar selbst in Gefahr bringt.
Der Totengräber Augustin hat indessen Problem mit seiner Ziehtochter Anna, die langsam erwachsen wird und sich in einen Straßenjungen verliebt. Als es noch mehr Tote in Wien gibt wird auch Anna in die Mordserie verwickelt und als endlich klar wird, wer die wahnsinnigen Taten begangen hat, hat der Mörder bereits Julia in seiner Gewalt.
Obwohl der Krimi wieder ein relativ „dicker Wälzer“ ist, kann man ihn wirklich bis zur letzten Seite nicht aus Hand legen.
Oliver Pötzsch gelingt es meisterhaft die besondere Atmosphäre der Praterwelt mit seinen besonderen Attraktionen und Artisten einzufangen. Da entstehen bunte Bilder im Kopf der Lesenden, die sehr phantasievoll sind und Spaß machen.
Ich finde, der Krimi ist auch wieder die perfekte Mischung aus spannendem Kriminalfall, Milieubeschreibung und Liebesgeschichte. Für mich war es Unterhaltung vom Feinsten.
Die Covergestaltung hat einen hohen Wiedererkennungswert und die erhaben aufgedruckte Schrift schafft einen zusätzlichen schönen Effekt.
Ich hoffe, es wird auch noch einen 5. Band der Totengräber-Reihe geben. Ich werde ihn ganz bestimmt lesen.

Bewertung vom 23.08.2025
Winkelmann, Andreas

Ihr werdet sie nicht finden


sehr gut

Was geschah mit Isabell?
An den Büchern von Andreas Winkelmann beeindruckt mich immer sehr, wie eindrucksvoll es ihm gelingt, Einblicke in die Abgründe der menschlichen Seele zu geben.
So ist es auch wieder in seinem neuen Roman „Ihr werdet sie nicht finden“, der von mir, als großer Fan des Autors, schon sehnsüchtig erwartet wurde.
Dieses Mal geht es um das Verschwinden einer Sechzehnjährigen, die nach einer Party nicht mehr nach Hause kommt. Ihr Vater Jonas, selbst Polizist, muss verzweifelt mit ansehen, wie seine Kolleginnen und Kollegen es nicht schaffen, seine Tochter wiederzufinden. Das Leben der Eltern wird mehr und mehr zum Albtraum, der Jonas dazu bringt, einen fatalen Fehler zu begehen, der sein Leben vollständig zerstört.
Sieben Jahre später, wird der Vermisstenfall „Isabell“ im Zusammenhang mit dem Verschwinden eines anderen Mädchens wieder aufgerollt.
Die Großmutter von Silvia vermisst ihre Enkelin und engagiert die Privatdetektivin Franca, um sie zu finden. Bei der Suche nach dem Mädchen erkennt Franca, dass Silvia irgendetwas mit Isabells Verschwinden zu tun haben muss. Zusammen mit Jonas taucht sie tief in die Vergangenheit ein und kann so endlich aufdecken, was damals geschah.

Für mich ist das neue Buch von Andreas Winkelmann ein guter Krimi, aber sicherlich nicht einer seiner besten.
Spannung wird dadurch erzeugt, indem in Rückblenden erzählt wird. Auch gibt es ein paar unvorhergesehene Wendungen, die die Story interessant machen. Ansonsten plätschert die Geschichte aber phasenweise etwas dahin. Das Ende des Krimis war für mich besonders enttäuschend, da ich es doch etwas konstruiert fand.
Was mir aber gefallen hat, war das sehr gegensätzliche Ermittlerduo: Jan, der gebrochene Vater und Franca, die eigenwillige Privatdetektivin. Besonders Franca war mir sympathisch, die gerne unkonventionelle Wege in der Detektivarbeit geht.
Das Buch kann man wirklich gut lesen, ein absolutes Highlight der Krimiliteratur war es für mich aber nicht. Angenehm fand ich, dass es mit seinen 380 Seiten nicht so ein Riesenwälzer war.
Bei der Covergestaltung bräuchte ich das Schock-Grün des Schnittes persönlich nicht. Ich denke, die Neuerscheinungen von Andreas Winkelmann erhalten auch ohne solche Gestaltungselemente genügend Aufmerksamkeit.

Bewertung vom 23.08.2025
Wilson, Alexandra

Die feindliche Zeugin


gut

Interessant, aber kein Thriller
„Die feindliche Zeugin“ von Alexandra Wilson ist ein grundsätzlich gut konstruiertes Gerichtsdrama, hat meines Erachtens aber nicht das Zeug zu einem Thriller.
Die Geschichte ist logisch ausgedacht, legt aber den Schwerpunkt eher auf die Gerichtsatmosphäre als auf große Spannungsmomente.
So ist die Handlung auch recht überschaubar: in einem Park wird ein Mann erstochen, ein junger Schwarzer, Emmett, soll ihn ermordet haben und wird deshalb vor Gericht gestellt.
Verteidigt wird er von der noch recht unerfahrenen Anwältin Rosa, die alles in ihrer Macht stehende tun will, um einen Freispruch zu erwirken. Dabei hat sie selbst mit vielen persönlichen Problemen zu kämpfen. Da ihre Mutter selbst eine Freiheitsstrafe im Gefängnis verbüßt, lebt Rosa mit ihrem kleinen Bruder bei ihrer Großmutter. Ihre Großmutter ist zudem unheilbar an Krebs erkrankt. Rosa wird ständig hin und hergerissen, zwischen dem Pflichtbewusstsein gegenüber ihrer Familie und ihrer immensen beruflichen Herausforderung. Leider wird dieser Konflikt von der Autorin eher etwas langatmig dargestellt. Es hätte dem Buch mehr Spannung verliehen, wenn mehr auf den konkreten Mordfall eingegangen worden wäre. Die Aufklärung des Falles wird eher als Nebensache auf den letzten Seiten des Buches abgehandelt.
Man merkt, dass Alexandra Wilson selbst Juristin und vor Gericht „zuhause“ ist. Trotzdem empfinde ich die erzählte Geschichte als etwas blass. Auch die Personen, vielleicht mit Ausnahme von Emmett und Nana, sind eher oberflächlich gezeichnet. Selbst die Protagonistin ist etwas konturenlos. Die taffe Anwältin, die so wenig mit ihrem eigenen Leben nicht klarkommt, ist für mich in der Beschreibung nicht so recht stimmig.
Schade, dass die Spannung so zu kurz kam, sonst hätte mir das Lesen des Buches mehr Spaß gemacht.
Die Covergestaltung finde ich originell und passend.

Bewertung vom 13.07.2025
Lacrosse, Marie

Licht und Schatten / Montmartre Bd.1


ausgezeichnet

Ein Buch wie ein buntes Gemälde
Mit dem ersten Band ihres Mehrteilers, dem Roman „Montmartre - Licht und Schatten“ führt uns die Autorin Marie Lacrosse in die schillernde Welt des Parisers Viertels in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Es ist eine Zeit voller Ereignisse. Die große Weltausstellung ist in Vorbereitung und wird durch den Bau des Eiffelturms für alle Zeiten in Erinnerung bleiben. Vergnügung-Etablissements schiessen wie Pilze aus dem Boden. Eine besondere Bedeutung haben aber in erster Linie die schaffenden Künstler dieser Jahre, die teilweise schon berühmt sind, aber von denen es auch zahlreiche gibt, die sich mit ihrem moderneren Malstil noch etablieren wollen. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft weit auseinander und die Herkunft legt bei den Menschen meist den Grundstein für das weitere Leben. Nur wenigen, die in den Armenvierteln aufwachsen, gelingt der Aufstieg.
Die beiden Protagonistinnen des Romans Elise und Valerie kämpfen beide darum, sich ihre Träume zu erfüllen. Elise arbeitet hart an ihrer Karriere als Tänzerin. Als ehemalige Wäscherin versucht sie, ihre Mutter und ihren Verlobten finanziell zu unterstützen. Weil sie für einige Maler Modell steht, knüpft sie Verbindungen zur Künstlerszene und lernt dort auch Valerie kennen, die, obwohl sie einer begüterten Familie entstammt, gerne auch Malerin werden möchte. Doch Frauen werden unter den männlichen Malern und in den Akademien nur ungern geduldet. Als Valeries Vater in finanzielle Schwierigkeiten gerät, muss Valerie erkennen, dass auch sie nur eine Figur auf dem Schachbrett einer von Männern dominierten Welt ist.
Für mich war das Buch von Marie Lacrosse gleichsam ein buntes Gemälde aus dem Paris des 19. Jahrhunderts. Farbenfroh, abwechslungsreich und rasant erzählt, kommt die Handlung daher, die meisterhaft fiktive mit realen Personen verknüpft. Mich hat wirklich beeindruckt, wie gut recherchiert die Fakten sind. Faszinierend fand ich die Idee, die Geschichten derjenigen Personen zu erzählen, die z.B Maler wie Toulouse-Lautrec auf ihren Bildern festgehalten haben. Auch ein Pluspunkt des Buches ist die Liste mit Bildern, die im Roman erwähnt werden, um sie sich, wenn man möchte, im Internet anzuschauen.
Ich habe mit beiden Protagonistinnen mitgelitten, denn die Rolle der Frau im 19. Jahrhundert war, egal ob arm oder reich, keine, um die man sie heute beneiden würde.
Mich hat der erste Teil der Romanreihe absolut begeistert. Das war ein Buch, das ich sicher noch oft verschenken und weiterempfehlen werde. Die Covergestaltung finde ich sehr hübsch und auch sehr passend.

Bewertung vom 14.06.2025
Eng, Tan Twan

Das Haus der Türen


ausgezeichnet

Ein wunderschönes Buch
Der Roman „Das Haus der Türen“ von Tan Twan Eng ist bisher das Überraschungsbuch des Jahres 2025 für mich. Gekonnt verbindet der Verfasser fiktive Personen mit Personen, die tatsächlich existiert haben zu einer bewegenden Geschichte. Poetisch erzählt, schildert der malaysische Autor die Geschichte der Eurasierin Lesley Hamlyn, die mit ihrem britischen Mann Robert, einem Anwalt, zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Penang lebt. Ihre Ehe ist in eine Krise geraten und die beiden leben nur noch nebeneinander her. Als der Schriftsteller William Somerset Maugham mit seinem Sekretär Gerald, der in Wirklichkeit sein Geliebter ist, seinen Freund Robert besucht, vertraut sich Lesley ihm an und erzählt ihm eine Geschichte, die ihre Ehe vollständig zerstören würde, wenn sie ans Licht käme.
Was als sehr ruhige Erzählung beginnt, entwickelt sich im Laufe des Romans zu einer sehr vielschichtigen Story.
Eindrucksvoll wird dargestellt, welches Leben die britischen Kolonialherren damals führten, welches Rollenbild der Frau in diesem System dominierte und wie zerrissen Frauen waren, die ihrem Herzen folgten und aus ihren Rollen auszubrechen versuchten.
Außerdem wird sehr sensibel beschrieben, wie schwierig es war Homosexualität zu leben, die zu diesen Zeiten von der Gesellschaft noch absolut geächtet wurde.
Tan Twan Eng hat einen wunderschönen Schreibstil und dieser macht das Buch für mich wirklich so besonders. Man sieht die Schönheit der Insel quasi vor sich, ebenso wie die lebendigen bunten Viertel von George Town.
Auch wenn der Roman teilweise etwas melancholisch ist, so möchte man immer weiter lesen und sich in die besondere Atmosphäre verstricken lassen. Für mich war die Lektüre ein echter Lesegenuss und wer einmal ein kleines sprachliches Meisterwerk lesen möchte, dem kann ich „Das Haus der Türen“ nur empfehlen!

Bewertung vom 08.06.2025
Engel, Henrike

Die Lichter über St. Pauli / Elbnächte Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ella und Louise, zwei sympathische Heldinnen
Henrike Engel hat ihre neue Buchserie „Elbnächte“ mit dem Band „Die Lichter von St.Pauli“ eröffnet. Der Hamburg-Roman spielt kurz vor Beginn des 1. Weltkriegs und erzählt von drei Personen, die sich in ihrem Leben neu aufstellen müssen.
Da ist zuerst einmal Louise, die in Hamburg völlig mittellos strandet und feststellen muss, dass ihr Leben in den letzten Monaten eine einzige Lüge war. Ihr Mann ist ein Hochstapler und in keinster Weise der wohlhabende Gentleman, der er vorgibt zu sein. Er ist ein Betrüger und Spieler, der Louise nur benutzt hat und darüber hinaus auch dafür gesorgt hat, dass ihre Familie mit ihr gebrochen hat.
Ella hingegen hat in Lemberg als Prostituierte gearbeitet und wurde quasi von ihren bettelarmen Eltern verkauft, weil sie ihre Kinder nicht ernähren können.
Es gelingt ihr zu fliehen und sie landet zufällig in Hamburg, wo sie In einer billigen Unterkunft auf Louise trifft.
Und da ist schließlich noch Paul, der ehemalige Polizist, der im Dienst einen Arm verloren hat und deshalb auf eigenen Wunsch aus dem Dienst ausscheidet. Er kommt mit seinen neuen Lebensumständen nicht zurecht und droht an seiner Verzweiflung zu zerbrechen. Einzig seine Rachegedanken halten ihn am Leben.
Louise, Ella und Paul lernen sich in düsteren Lebenssituationen kennen. Die beiden Frauen freunden sich schnell an und schaffen es, ihr Leben zum Besseren zu wenden. Dabei ist es zunächst Ella, die durch ihre Tatkraft und durch ihr sonniges Gemüt Louise mitreißt und ihr neue Perspektiven aufzeigt. Aber auch Paul, der sich zur herzlichen Ella hingezogen fühlt, versucht wieder Sinn in seinem Leben zu sehen. Eine für ihn ungeheuerliche Entdeckung, die er bei der Verfolgung seines Erzfeindes macht, trägt dazu bei.
Mir hat der erste Teil der Hamburg-Serie wirklich sehr gut gefallen. Das liegt vor allem darin begründet, dass mir die beiden weiblichen Protagonistinnen in ihrer Gegensätzlichkeit so sympathisch waren.
Der historische Roman hat aber auch immer wieder spannende Momente, die dazu führen, dass die Geschichte nicht langweilig wird.
Die Atmosphäre Hamburgs kurz vor dem ersten Weltkrieg finde ich überzeugend geschildert und den Zeitgeist gut getroffen.
Ich freue mich schon auf den zweiten Band der Reihe und bin gespannt, wie es mit Louise, Ella und Paul in St. Pauli weitergeht.
Ich bin ein Fan von realistischen Coverbildern und mag deshalb die Umschlaggestaltung auch sehr.

Bewertung vom 25.05.2025
Cors, Benjamin

Aschesommer / Gruppe 4 ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Katz-und-Mausspiel mit einem Psychopathen
Mit Spannung von mir erwartet: der 2. Serienband von Benjamin Cors mit dem Ermittlerduo Mila Weiß und Jakob Krogh „Aschesommer“. Der erste Band „Krähentage“ war ein Krimi der Extraklasse und extrem gut gemacht und so waren die Erwartungen hoch gegenüber dem Folgebuch.
Von der ersten Seite an, wird klar: die beiden Ermittler kämpfen immer noch heftig gegen ihre persönlichen Dämonen. Jakob kann den Tod seiner Frau und seines Sohnes nicht verarbeiten, Mila leidet immer noch unter Albträumen, die ihr ihr Versagen in einem Entführungsfall bildhaft vor Augen führen.
Ganz ehrlich sind Mila und Jakob auch immer noch nicht zueinander, dabei müssen sie sich im Rahmen ihres neuen Falles eigentlich blind aufeinander verlassen können. Es gibt rasch hintereinander mehrere Mordfälle, die Parallelen zu verheerenden Katastrophen der Erdgeschichte aufweisen. Schnell führen alle Spuren zu einem Mann, der allerdings schon seit Jahren in einer psychiatrischen Anstalt einsitzt. Er kann die Morde offensichtlich nicht selbst ausgeführt haben und seine Kaltblütigkeit zeigt, dass er nicht nur die innersten Geheimnisse der beiden Kommissare kennt, sondern dass er auch andere Menschen meisterhaft manipulieren kann. Können Mila und Jakob das subtile Katz- und-Mausspiel mit ihm für sich entscheiden, oder kommt es zur Katastrophe?
Für mich war „Aschesommer“ wieder absolut gute Krimiunterhaltung. Eigentlich mag ich es nicht so gerne, wenn man als Leser schon weiß, wie der Fall konstruiert ist, aber bei diesem Buch konnte ich gut darüber hinwegsehen, da die Geschichte bis zum Schluss wendungsreich und spannend blieb.
Gut gezeichnet für mich, der eiskalte Manipulator Jan Christian Bode, der mit seiner Arroganz auf dem schmalen Grat zwischen Genialität und Wahnsinn wandelt. Teilweise hatte ich wirklich ein Gänsehaut-Gefühl.
Am Schluss bleibt leider etwas offen, ob es eine Fortsetzung mit Mila und Jakob gibt. Ich hoffe doch sehr und wäre traurig, wenn die Serie hier schon enden würde.
Die Covergestaltung finde ich sehr schön und passend.

Bewertung vom 25.05.2025
Mason, Simon

Ein Mord im November - Ein Fall für DI Wilkins


sehr gut

Ein sehr spezielles Ermittlerteam
Es gab ja schon viele sonderbare Ermittlerduos in Krimireihen der letzten Jahre, aber Simon Mason hat in seinem Buch „Ein Mord im November“ ein ganz spezielles Ermittlerpaar erschaffen. DI Ray Wilkins gehört zur englischen Upper Class. Er hat in Oxford studiert, trägt Markenkleidung und ist mit einer standesgemäßen Frau, die ihn sehr liebt, verheiratet. Sein neuer Partner, DI Ryan Wilkins ist in einem Trailerpark in der Peripherie der Collegestadt aufgewachsen, hat viel familiäre Gewalt erlebt und eckt mit seinem ungehobelten Benehmen überall an. Er hat einen kleinen Sohn, um den er sich hingebungsvoll kümmert, schafft es aber nicht, sein Leben zu regeln und gerät schnell ins Blickfeld, der polizeilichen Aufsichtsbehörden.
Ray und Ryan ermitteln in einem prekären Mordfall. Eine Frau wird ermordet im Büro der Collegeleitung aufgefunden. Die Ermittlungen sind kompliziert, die beiden ermittelnden Polizisten tappen irgendwie lange im Dunkeln, bis Ryan endlich die Fäden des Falles richtig verknüpfen kann.
Was in anderen Krimis, z.B. in denen von Elizabeth George tadellos funktioniert, nämlich Personen aus unterschiedlichen britischen Gesellschaftsschichten als Ermittlerduo auftreten zu lassen, setzt Simon Mason m.E. etwas holprig um. Mir ist die Figur von Ryan auch zu extrem und deshalb doch etwas zu unglaubwürdig geraten. Ich glaube nicht, dass jemand wie er tatsächlich ein britischer Polizist sein könnte.
Den Fall fand ich spannend, die Auflösung überraschend.
An der Lektüre eines Fortsetzungsbandes wäre ich schon interessiert, denn ich glaube, dass die Ermittlungsfiguren durchaus noch Potenzial haben und Oxford als Schauplatz einer Krimiserie finde ich absolut reizvoll.
Die Covergestaltung finde ich sehr schön und passend. Ich würde auf jeden Fall in einer Buchhandlung nach dem Buch greifen.

Bewertung vom 18.05.2025
Peters, Amanda

Beeren pflücken


sehr gut

Traurige Geschichte
„Beeren Pflücken“, der Erstlingsroman der kanadischen Autorin Amanda Peters, ist ein beeindruckendes Buch. Mich wundert es nicht, dass es in Kanada auf den Bestsellerlisten stand, beschreibt es doch mehr als einfühlsam die Geschichte einer Mi‘kmaq-Familie, die tief berührt.
1962 verschwindet die kleine Ruthie, die vierjährige Tochter der Familie plötzlich spurlos und es gelingt ihren Angehörigen trotz einer verzweifelten Suche nicht, sie wiederzufinden. Joe, ihr jüngster Bruder wird durch ihr Verschwinden völlig aus der Bahn geworfen und schafft es nicht, glücklich zu werden. Er wird quasi zu einem ruhelos Getriebenen, der am Leben verzweifelt. Die Familie muss auch noch den Tod eines weiteren Kindes verwinden. Seine beiden Brüder können nicht verhindern, dass er totgeprügelt wird.
Parallel zur Geschichte der Familie aus Nova Scotia wird die Lebensgeschichte von Norma erzählt, die in Maine als Einzelkind eines Ehepaars aufwächst. Obwohl sie materiell alles bekommt, was sie braucht und ihre Eltern alles für sie tun, fehlt ihr irgendwie die Wärme in der Beziehung zu ihren Eltern. Erst nach deren Tod beginnt sie jedoch, Ungereimtheiten ihres Lebens, die sie bereits als Kind entdeckt, aber verdrängt hat, zu erforschen und stößt dabei auf etwas Ungeheuerliches.
Die Story, die in „Beeren pflücken“ erzählt wird, ist schon eine sehr traurige. Einfach ungeheuerlich, wie jemand durch eine Tat egoistisch das Glück einer gesamten anderen Familie zerstören kann.
Der Erzählstil von Amanda Peters ist kein einfacher, deshalb fand ich die Lektüre des Buches streckenweise etwas anstrengend. Die Erzählweise passt aber gut zur Geschichte, die ja auch nichts Leichtes hat.
Mir hat das Buch gut gefallen, auch wenn ihm ein so ernstes Thema zugrunde liegt.
Die Umschlaggestaltung passt gut zum Titel, aber meiner Meinung nach passt beides nicht wirklich gut zum Inhalt des Buches.

Bewertung vom 02.05.2025
Moore, Georgina

Die Garnett Girls


weniger gut

Komplizierte Familiendynamik
Wenn ich ehrlich bin, hat mich in erster Linie die wirklich wunderschöne Gestaltung des Buchcovers dazu gebracht, den Roman von Georgina Moore „Die Garnett Girls“ zu lesen. Sie spiegelt einfach perfekt die Atmosphäre eines traumhaften Sommerferientages wider und war für mich deshalb unwiderstehlich. Zweiter Punkt, warum ich das Buch unbedingt lesen wollte war, dass die Geschichte überwiegend auf der Isle of Wight spielt, die ich als sehr atmosphärische Insel in positiver Erinnerung habe.
Der Klappentext verspricht ein „süchtigmachendes Familiendrama“. Also begann ich erwartungsfroh mit der Lektüre.
Leider entsprach der Roman aber dann nur sehr begrenzt meinen Erwartungen.
Die Geschichte hätte eigentlich viel Potential gehabt.
Die Garnett-Girls sind drei Schwestern, die relativ unterschiedlich vom Charakter her sind.
Rachel, die Älteste ist eine erfolgreiche Anwältin und hat von ihrer Mutter das Familienanwesen Sandcove auf der Isle of Wight übernommen, wo sie jetzt mit ihrem Mann Gabriel und ihren beiden Töchtern wohnt. Imogen, die mittlere Schwester hat sich gerade mit William verlobt, den sie aber eigentlich gar nicht liebt. Und schließlich gibt es noch Nesthäkchen Sasha, die mit einem Surfer verheiratet ist, der sie schlecht behandelt. Alle drei Frauen sind in einer Art Hassliebe mit ihrer Mutter Margo verbunden, die seit jeher alle Fäden in Bezug auf ihre Familie in der Hand zu halten scheint. Ihre Töchter agieren quasi wie Marionetten. Nur einmal hat Margo die Kontrolle über die Familie verloren: als ihr Mann Richard, ihre große Liebe, die Familie von einem Tag auf den anderen verließ. Obwohl Richard Alkoholiker war und das Leben mit ihm alles andere als einfach, hat Margo ihm das nie verziehen und ihren Töchtern jeglichen Umgang mit ihm verboten.
Margo ist mir leider in keinster Weise sympathisch. Sie ist für mich eine egoistische Diva, die glaubt, dass alle nur das tun dürfen, was sie für richtig hält, weil sie immer nur das Beste für alle will. Dabei setzt sie sich aber selbst über jegliche Moral hinweg und beginnt zum Beispiel eine Affäre mit einem verheirateten Mann, der noch kleine Kinder hat.
Auch empfinde ich die „Rebellionen“ die die verschiedenen Töchter gegen ihre Mutter führen, irgendwie als aufgesetzt.
Was mich aber an dem Roman besonders gestört hat, waren die mehrmals beschriebenen ausufernden Partys, bei denen man das Gefühl hatte, dass Alkohol als Problemlöser angesehen wird. Das war für mich absolut unverständlich.
„Die Garnett Girls“ konnten mich irgendwie nicht berühren, da half auch die Familienzusammenführung an Richards Sterbebett nicht wirklich. Schade, da hatte ich mehr erwartet.