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Benutzername: 
sapao64
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 17.06.2018
Alle lieben Urmel

Alle lieben Urmel


weniger gut

Max Kruse hat so viele wunderbare Urmelbücher geschrieben - müssen jetzt auch noch andere Autoren über das Urmel schreiben? Manche dieser Geschichten sind ja ganz nett, aber warum macht der Thienemann Verlag nicht mal was Neues? Seit Jahren ist dieser Verlag damit beschäftigt, den nächsten Aufguss vom kalten Kaffee zu servieren. Michael Ende, Preußler, Kruse, alles wird zum hundertsten Mal aufbereitet und noch mal verkauft. Gähn, kann man da nur sagen. Gibt es denn gar nichts Neues?

Bewertung vom 16.06.2018
Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete / Räuber Hotzenplotz Bd.4
Preußler, Otfried

Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete / Räuber Hotzenplotz Bd.4


schlecht

Würden Sie ein angeblich echtes Gemälde von Picasso kaufen, das sein Neffe nach einer Picasso-Bleistiftskizze gemalt hat? Auf dem Umschlag dieses Buches steht Otfried Preußler, obwohl der Text in dieser Form nicht von Preußler stammt, sondern von seiner Tochter. Erst ein Blick ins Impressum offenbart, dass hier versucht wurde, Preußlers Prosa-Erzählstil nachzuahmen - auf Grundlage eines kurzen Preußler-Puppenspiels aus den Sechzigern. Mit anderen Worten: Dialoge von Preußler, gestreckt mit Erzähltext seiner Tochter, die sich bemüht, so zu schreiben wie der Vater (und dabei aus den Original-Hotzenplotzbänden abkupfert). Für mein Empfinden ein Betrug. Und zudem Geldschneiderei mit einem großen Namen deutscher Kinderliteratur. Der Thienemann Verlag verspielt mit diesem Retortenprojekt eine Menge an Vertrauen. Pries das Buch zunächst sogar als "Sensationsfund" und (mit rotem Aufkleber) NEUE Hotzenplotz-Geschichte an, was dann peinlich revidiert werden musste, weil so mancher Leser offenbar besser zu recherchieren weiß als Preußlers Hausverlag. Man sollte diese Fälschung eines Uralt-Buches schon aus Prinzip nicht kaufen, zumal es genügend (echte!) gute zeitgenössische Kinderbücher gibt. Gelungen, das muss fairerweise erwähnt werden, sind die Illustationen von Thorsten Saleina, der einen lässigen Spagat zwischen Tripp-Tradition und Neuinterpretation hinlegt - nur hilft dies leider nicht über das Ärgernis hinweg, dass dies eine allzu dünne Story ist, der das Allerwichtigste fehlt: der humorvolle echte Preußler-Erzählton, geschrieben vom echten Autor Preußler. Bedenklich ist zudem, dass der Verlag es offenbar geschafft hat, auch so manchen Buchhändler zu täuschen (oder vom Mitschwindeln zu überzeugen) - Kunden berichteten, dass Buchhändler ihnen diesen Hotzenplotz als hundertprozentiges Werk von Preußler verkaufen wollten, soeben im Preußler-Nachlass fix und fertig in dieser Fassung entdeckt. Sorry, eine solches Täuschungsmarketing ist in der Literaturbranche ebenso skandalös und verwerflich wie Karl-Theodor zu Guttenbergs gezinkte Doktorarbeit oder die geschönten Abgaswerte bei VW. Der Thienemann Verlag sollte wenigstens so ehrlich sein, ab der nächsten Auflage die wahre Urheberin VORNE auf den Umschlag zu schreiben. Und vielleicht veröffentlicht er ja auch mal ein paar NEUE Bücher, anstatt die alten Verkaufsschlager in Dauerschleife zu recyceln.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.