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Benutzername: 
Heinz
Wohnort: 
Leipzig

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Bewertung vom 16.11.2017
Vision einer neuen Erde
Plehn, Anke

Vision einer neuen Erde


ausgezeichnet

Über 300 Seiten eines Romans zu lesen, der zugleich Bestandsaufnahme der derzeitigen Erde, Ursachenanalyse und Vision für eine neue Erde ist, braucht auch wegen der Dichte an Informationen zumindest ein Interesse am Fortbestand und an der evolutionären Entwicklung der Menschen.
Die Autorin spannt einen umfassenden Bogen von den schwerwiegenden Symptomen der heutigen Gesellschaft, ihren Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten bis hin eben zu einer Vision einer neuen Erde.

Sie verfügt sicher über sehr reiche Lebenserfahrungen und kann aufgrund ihres tiefen Verständnisses von der Natur des Menschen Auswege aus der schier hoffnungslosen Lage, in der wir uns befinden, aufzeigen.
Statt wie so viele apokalyptischen Endzeitprophetien, die uns vor allem durch Hollywoods Endzeitfilme suggeriert werden, hält sie uns den Spiegel vor das Gesicht und beendet die technokratische Fortschritts-Trance unserer Gesellschaft.
Sehr geschickt werden hier verschiedene Erzählstränge benutzt, um unsere fast trostlose und lebensfeindliche Gegenwart trotzdem in eine wünschens- und lebenswerte Zukunft zu führen.

Die Romanfigur Anne, die als Architektin in einer Lebenskrise steckt und vor allem die lebensfeindliche derzeitige Bauweise erkennt, wird langsam und intensiv durch die zunehmende Dichte an Wissen und Weisheit anderer Menschen zu einer realisierbaren Vision einer neuen Erde geführt, die überhaupt erst als zutiefst menschlich bezeichnet werden kann.
Aus der Autorin sprudeln förmlich die Erkenntnisse über die Ursachen der globalen Fehlentwicklungen und warum die Menschen im Angesicht des Raubbaues in der Natur und der zunehmenden Entfremdung mit sich selbst weiterhin wie fremdgesteuert den Kurs der Zerstörung beibehalten.

Gleichzeitig betont die Autorin immer wieder die dringende Notwendigkeit, dass der Mensch wieder seine Verbundenheit mit der Natur, mit seinen Mitmenschen und dem großen Ganzen erkennen, fühlen und danach leben muss. Der heute dringende Ruf ist auch im Roman nicht zu überhören, dass nur ein Bewusstseinswandel, das Erkennen der angeborenen, naturgegebenen Bedürfnisse das Ruder der Menschheit herumreisen kann.

Die Autorin redet Tacheles mit ihren LeserInnen wenn es darum geht, die begrenzte materialistische Sichtweise der Naturwissenschaften aufzuzeigen und die Lösung der dringenden Probleme auf der Basis eines holistischen Weltbild anzugehen. Dieses Weltbild wird nicht als neues Dogma vermittelt, sondern anhand vieler Beispiele und Erkenntnisse plausibel aufgezeigt.
Natürlich wird es vielen LeserInnen nicht erspart bleiben, ihre eigene Position nach dem Lesen des ersten Bandes selbstkritisch zu hinterfragen und daraus die Konsequenzen zu ziehen.

Somit sehe ich das Buch als wichtigen Beitrag zur Kursänderung der Menschheit an, die bei jedem Einzelnen beginnen muss.
Allerdings hätte es das Buch verdient, von einem Verlag lektoriert und herausgebracht zu werden, um die Dichte der Informationen etwas aufzulockern.
Am Ende des ersten Buches angelangt, ist man gespannt darauf, wie die Vision der neuen Erde im zweiten Band weiter vertieft wird.