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Benutzername: 
Denise H.
Wohnort: 
Rostock

Bewertungen

Insgesamt 51 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2024
Kleiner Garten - so viel drin
Klein, Anja

Kleiner Garten - so viel drin


sehr gut

Ein ehrliches und kreatives Gartenbuch

Vielen ist Anja Klein von ihrem Instagram-Kanal "Der kleine Horrorgarten" bekannt, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann Andreas von ihrem perfekt unperfekten Kleingarten berichtet. Der Spirit der Instagram-Kanals und Blogs wird gekonnt in ihr neues Buch "Kleiner Garten - so viel drin" übertragen.
Auf etwa 140 Seiten kann man zwar nicht das große enzyklopädische Wissen mit einzelnen Pflanzenporträts erwarten, aber man bekommt sehr viele kreative Ideen und Beispiele aus einem realen Umfeld zu sehen.

Und gerade das Sehen ist im Buch hervorragend umgesetzt. Die Fotos von Andreas und einige Illustrationen motivieren, selbst Hand anzulegen und Gemüse, Blumen und Sträucher anzupflanzen.
Anja legt großen Wert auf umweltfreundliches Gärtnern: sie arbeitet torffrei, düngt nur organischen und baut am liebsten alte Sorten an. Dazu passend wurde das Buch vom Kosmos-Verlag nachhaltig produziert.

Das Buch ist eher für Garten-Anfänger konzipiert. Aber auch Menschen, die gerade ein neues Grundstück in einen Garten verwandeln wollen oder neue Ideen für bestehende Gärten suchen, werden fündig. In den ersten Kapiteln erklärt die Autorin, wie man praktisch den Garten plant und neue Beete angelegt werden. Dann folgen Kapitel zu Kräutern, Gemüse und Obst sowie Blumenstauden. Am Ende gibt es geballtes Grundwissen von Bodenverbesserung über Ernte-Strategien und das Ziehen von Gemüse aus Samen.

Insgesamt macht das Lesen des Buches Spaß und bringt viele Inspirationen, insbesondere für die naturnahe Gartengestaltung. Für Leute, die sich bereits mit den Grundlagen auskennen und die konkrete Hilfe bei bestimmten Fragen (z.B. Mischkultur, Sortenbeschreibungen, etc.) suchen, sollten zu umfangreicheren Werken greifen. Die vielen Tipps und Tricks helfen aber eigentlich jedem hier und da weiter. Ich blättere sehr gerne einfach durch die Seiten, mit Vorfreude auf den Sommer, wenn bei mir hoffentlich auch alles Grünt und Blüht.

Bewertung vom 12.02.2024
Draußen in der Natur. Ein Sachbilderbuch über die vier Jahreszeiten
Hopgood, Tim

Draußen in der Natur. Ein Sachbilderbuch über die vier Jahreszeiten


gut

Mehr Kunstbuch als Sachbuch

"Draußen in der Natur" ist ein Buch, bei dem Erwartung und Inhalt ziemlich auseinander laufen. Angepriesen wird es als Sachbilderbuch für Kinder ab 5.

Tatsächlich würde ich es eher als Kunstbuch beschreiben, das Phänomene der Natur als Thema aufgreift. Es werden viele verschiedene Beobachtungen, Naturereignisse, Tiere und Pflanzen bunt und eindrucksvoll präsentiert. Die Illustrationen sind wirklich mit künstlerischem Anspruch umgesetzt. Ob Kinder das wertschätzen, kann ich schlecht beurteilen. Meine Tochter hat es leider nicht wirklich lesen bzw. anschauen wollen.
Außerdem fällt auf, dass das Buch einen starken Eigengeruch hat, der mich persönlich stört.

Inhaltlich geht mir der Autor zu wenig in die Tiefe. Es gibt nur wenige Seiten, auf denen tatsächlich etwas mehr Text ist. Gut gelungen sind hier die Beschreibungen für das Bauen des Insektenhotels oder einige Gedichte. Sonst gibt es oft mehr Impressionen von Frühblühern, Bienen im Großformat und ähnliches. Wer diese "Schnappschüsse" aus der Natur mag, dem wird das Buch gefallen. Insgesamt also ein ästhetisch ansprechendes Buch über die vier Jahreszeiten, das jedoch über eine emotionale, oberflächlich benennende Ebene der Phänomene nicht hinausgeht.

Bewertung vom 05.01.2024
Mina Wirbelfee (Bd. 1)
Magdalena, Zoe

Mina Wirbelfee (Bd. 1)


ausgezeichnet

Jeder hat seine eigene magische Kraft

Mina ist eine kleine Fee mit goldenem Zauberstab und wuscheligen Haaren. Jeder in ihrer Familie hat eine bestimmte Kraft. Die Mama kann leckere Pfannkuchen zaubern, die Oma gute Laune und der Papa gutes Wetter. Doch was kann Mina? Leider ist der Zettel der Feen-Königin nicht zu lesen und sie begibt sich auf den Weg zu ihr, um sie zu fragen, welche besondere Eigenschaft sie hat.

Mit Mut und Dackel Rüdiger macht sich Mina auf den Weg zur Wolke sieben. Es lauern kindliche Gefahren (böse Blumen, starke Meerjungfrauen, die sich als bärtige Meerjungmänner entpuppen, usw.)
Minas Unerschrockenheit und Kreativität zeichnet sie aus. Auch ohne zu wissen, was genau sie als Fee können sollte, ist sie aufgeweckt und löst die Probleme mit großem Herzen. Trotz der 100 Seiten ist die Geschichte auch für kleinere Kinder gut nachzuvollziehen. Es gibt immer wieder kurze Rückblicke auf die vergangenen Kapitel, sodass der Zusammenhang gut hergestellt werden kann. Fast jede Seite ist zudem mit super schönen Illustrationen verziert. Die Figuren sind zwar alle magisch, jedoch haben sie viel menschliches an sich, das die kleinen Leserinnen auf sich und die eigene Umwelt projizieren können.

Ein tolles, freches Buch zum Vorlesen oder ersten Selbstlesen. Schätzungsweise passend für 4-7-Jährige.

Bewertung vom 22.06.2023
Der Dschuha und der Eselritt / Im Licht der Zauberkugel Bd.1
Gemmel, Stefan

Der Dschuha und der Eselritt / Im Licht der Zauberkugel Bd.1


ausgezeichnet

Eine Fabel in modernem Gewand

Bisher wurden arabische Sagengestalten auf dem deutschen Buchmarkt eher spärlich behandelt. Noch seltener begegnete man ihnen in Kinderbüchern. Umso positiver erstaunt und überrascht mich der Dschuha in diesem kleinen Büchlein für die junge Leserschaft.
Die Geschichte beginnt mit einer Vorstellung der Charaktere. Damit lernen die Kinder bereits vorher die Figuren kennen und können sie einordnen. Es gibt nämlich reale und magische Gestalten und auch noch solche aus der Jetzt-Zeit und aus der Vergangenheit.

Der Hauptplot dreht sich um Alex, der Schwierigkeiten hat, sich gegenüber anderen, besonders Erwachsenen zu behaupten. Immer hat er das Gefühl, nicht das zu machen, was von ihm erwartet wird. Am Ende lernt er durch die Begegnung mit dem Dschuha, dass es manchmal gar nicht möglich ist, es allen recht zu machen und man manchmal einfach das tun sollte, was die eigene Seele braucht. Oder aber, dass man Erwartungen und Haltungen anderer leicht missverstehen kann, wenn man nicht offenen Herzens in die Kommunikation geht.

Das Buch wird angepriesen als Geschichte für Kinder etwa in der 3. Klasse, aber sie ist auch lehrreich und spannend genug gestaltet für etwas ältere Kinder.
Die Texte werden durch liebevolle und farbenfrohe Zeichnungen hervorragend begleitet. Als kleines Zusatzmaterial gibt es eine Erläuterung, wo die Figur des Dschuha herstammt und ein paar Wörter aus der Geschichte in fünf verschiedenen Sprachen geschrieben (Deutsch, Arabisch, Türkisch, Ukrainisch und Italienisch). Leider fehlt eine lautschriftliche Ergänzung, sodass man die fremdsprachlichen Wörter, z.B. in arabischer Schrift, eher nicht dem Kind vorlesen kann.

Mit solchen Geschichten lässt sich eine fremde Kultur leicht entdecken. Und vielleicht unterstützen Bücher so das Zusammenwachsen zwischen Menschen verschiedener Herkunft. Denn gegenseitiges Verständnis ist immer eine gute Basis.

Bewertung vom 24.05.2023
Bergfreundinnen
Schlosser, Antonia;Kestler, Katharina;Heudorfer, Katharina

Bergfreundinnen


ausgezeichnet

Emotionale Frauen-Geschichten aus felsigen Höhen

Oft sind bergige Erlebnisberichte von oder über Männer geschrieben, als ob Frau nie einen Fuß in die Berge setzen würde. Doch das ist nicht so. Und das beweisen Kaddi, Toni und Katharina, sowie ihre zahlreichen Interview-Partnerinnen im Buch "Bergfreundinnen".
Ausgehend vom erfolgreichen Podcast mit gleichem Namen, produziert vom bayrischen Rundfunk, schrieben die drei Autorinnen die Geschichten nun auf zum Nachlesen. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass sie wirklich mit ganzem Herzen Bergfrauen sind. Teilweise dort aufgewachsen oder hineingewachsen. Jede hat ihre eigenen Lieblingshobbies am Berg, sei es Mountainbiken, Klettern, Skifahren oder Wandern. Diese Vielfalt kann man dann auch in den jeweiligen Kapiteln wiederfinden. Doch man oder frau braucht keine langweiligen Berichte über die verschiedenen Sportarten oder Berggegenden erwarten, sondern es werden nach Frauen-Themen sortierte Erlebnisse anschaulich und authentisch erzählt. So kann man zum Beispiel mit der in Not geratenen Katja mitfiebern, sich mit Katharina der Höhenangst stellen oder sich mit Kaddi über fiese Regelschmerzen während der Alpenüberquerung ärgern.
Es gibt ruhigere und auch sehr aufwühlende Episoden, die niemals langweilig zu lesen sind, sondern genau die Interessen, Zweifel und Hindernisse ganz speziell von Frauen, Müttern, Freundinnen, Neuanfängerinnen und Profi-Alpinistinnen ansprechen. Auch Frauen, die bisher wenige Kontakte oder Ambitionen zum bzw. für Bergsport hatten, werden gut unterhalten, denn es gibt keine unverständlichen Passagen mit Fachvokabular, sondern es wurde anschaulich und eben weiblich geschrieben. Sehr sympathisch und zum Weiterempfehlen.

Bewertung vom 04.05.2023
Florentia - Im Glanz der Medici
Martin, Noah

Florentia - Im Glanz der Medici


sehr gut

Die hohe Kunst zu Bestehen

Florenz im Glanz der Medici. Viele Bücher wurden schon geschrieben über die glorreiche Familie der Medici, die Florenz und seine Künstler zu Ruhm und Ehre brachten. Welche Schwierigkeiten, Neid und Eifersucht ihnen entgegenschlugen, davon handelt Florentia. Und natürlich von seinen großartigen Malern, allen voran da Vinci und Botticelli.

Noah Martin verwebt in ihrem Roman historisch belegbare Figuren mit samt ihrer größtenteils wahren Geschichte mit ausgedachten, aber möglicherweise ähnlich existenten Figuren. Diese Mischung hat in meinen Augen viele positive Aspekte. Die Lesenden lernen die Brüder Lorenzo und Giuliano Medici kennen, als sie noch unter ihrem gichtvergrämten Vater in Florenz aufwachsen und jugendliche Kräftemessen über sich ergehen lassen müssen.

Doch schon bald und viel zu früh müssen sie selbst lernen, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Zuallererst für Florenz, aber dies bedeutet auch für die Familie. Oft heißt das für beide Brüder eigene Wünsche hintenan zu stellen. Seien es Liebschaften oder Lebensentwürfe, die über Bord geworfen werden müssen um den Laden am Laufen zu halten. Sie müssen sich gegen aufmüpfige Florentiner und machtgierige Päpste behaupten und gleichzeitig die Einwohner der Großstadt zufrieden halten ohne ihre eigenen Schwächen zu zeigen.

Eine der sympathischsten Figuren ist Fioretta, die trotz Widerstand ihres Vaters lieber Malerei erlernt als einen guten Ehemann zu finden. Die Handlung springt immer wieder zwischen den Hauptpersonen Fioretta, Lorenzo, Giuliano, Leonardo und der Pazzi-Verräterin Albiera. Diese lockeren und bunten Perspektiv-Wechsel in der Erzählung machen die Geschichte leicht lesbar. Ein wenig Anlaufschwierigkeiten in der Spannung waren zu erkennen, darüber kann man aber hinweglesen. Die zweite Hälfte entwickelte dann deutlich mehr Sogwirkung.

Das Buch ist zu empfehlen für Menschen, die sich für Kunst interessieren. Beispielweise werden Themen wie Perspektive und Farben detailreich beschrieben. Gut gefallen hat mir auch die Aktualität der Figuren, die teilweise aber auch historisch belegt sind - es gibt feministische und queere Figuren ohne Klischees und abgedroschener Kitsch.

Insgesamt ein moderner historischer Roman mit sympathischen und fiesen Charakteren, vielen spannenden Auseinandersetzungen und süßen Liebesgeschichten.

Bewertung vom 17.04.2023
Kathmandu & ich
Jähnel, Sven

Kathmandu & ich


sehr gut

Zum Hin- und Wegträumen

Sven Jähnels Debüt-Roman ist ein wunderbarer Roman zum Wegträumen und ist toll für Leser, die Genre-Mischungen lieben. Wir erleben viel Reise-Abenteuer, eine gute Prise Romantik und vor allem eine tolle Freundschaftsgeschichte.

Erik ist zu Beginn der Geschichte ein ziemlich durchschnittlicher Typ und himmelt seit längerem heimlich seine gute Freundin Jule an. Diese steckt jedoch noch in einer wenig glücklichen Beziehung. Aus einer Schnapsidee heraus verabreden sie sich, gemeinsam mit vier weiteren Freunden zu einer Reise nach Nepal. Nepal sehen sie, vor allem Jule, als Reiseziel mit einem gewissen Charme, Charakter und vor allem etwas Nervenkitzel an. Nicht einfach das gut alte Allgäu, wo man weiß, was man bekommt.

Doch beschlossen ist beschlossen und los geht die Reise. Die Geschichte entwickelt sich chronologisch entlang der Reiseroute mit einigen Rückblicken in die persönlichen Erlebnisse der Charaktere. Diese sind allesamt sehr individuell gestaltet und man spürt, dass sie zu großen Teilen echten Freunden des Autors nachempfunden sind. Dies trifft sehr wahrscheinlich auch auf viele der, teils witzigen, teil gefährlichen Begebenheiten während der Reise zu. Wie oft blieb mir die Luft beim Lesen weg oder ich habe mich schmunzelnd mitgefreut.

Im ersten Teil reist man mit den Freunden durch einen Nationalpark samt Ausflug in den Dschungel mit gefährlichen Tieren. Danach folgt, der für mich markanteste Teil der Geschichte, nämlich die Wanderung rund um die Annapurna. Herausforderungen jeglicher Art, ziemlich viele Höhen und Tiefen, man ist gerne dabei und fiebert mit. Die Beschreibungen des Ausblicks auf die Berge, die lokale Bevölkerung und die zwischenmenschlichen Interaktionen haben den Roman für mich zu etwas besonderem gemacht.

Lediglich die Liebesgeschichte hätte in meinen Augen noch etwas stärker ausgeschmückt werden können. Ein bisschen mehr Prickeln und Herzklopfen hier und da hätte die Geschichte perfektioniert. Aber nichtsdestotrotz eine gelungene Erzählung, die man in einem Rutsch durchlesen möchte.

Bewertung vom 06.03.2023
Morgen, morgen und wieder morgen
Zevin, Gabrielle

Morgen, morgen und wieder morgen


ausgezeichnet

Eine Welt ist nicht genug

Leider ist das reale Leben kein Spiel, das man, immer wenn man es braucht, von vorne starten kann. Diese harte Lektion lernen Sadie und Sam, die Hauptprotagonisten aus "Morgen, morgen und wieder morgen" am eigenen Leib. Beide sind sie brillante Köpfe, kreativ und hoch-intelligent. Und doch sehr verschieden. Manchmal wirken sie wie eine Einheit, ein anderes Mal wie zwei entgegengesetzte Pole.
Sadie und Sam lernen sich zufällig im Spielzimmer eines Krankenhauses kennen. Der junge Sam, der jahrelang traumatisiert mit keiner Menschenseele gesprochen hat, findet durch Sadie und ihre gemeinsame Leidenschaft zu Games zurück ins soziale Miteinander. Und trotzdem verlieren sie sich bald darauf durch ein blödes Missverständnis oder Nicht-Gesagtes aus den Augen. Dieses nicht Aussprechen begleitet beide leider ihr ganzes Leben.

Genau diese nicht vorhandene Perfektion der Beziehung macht das Gespann für mich so real, dass ich das Buch kaum aus den Händen legen konnte. Die Sehnsucht und das Bedauern spiegelt sich in so vielen Leben wider, die eben in der Wirklichkeit oft kein Happy End finden. Sam ist ein total Nerd, der sich auch Gefühle am liebsten rational erklärt. "Die Zeit war mathematisch erklärbar; es war das Herz - also jener Teil des Gehirns, für den das Herz steht - , das Rätsel aufgab." Das macht ihn zwar sympathisch, aber oft denkt man sich einfach: oh Mann, jetzt gib dir einen Ruck. Doch nicht nur die Hauptfiguren berühren. Gabrielle Zevin hat auch die Nebenfiguren so toll dargestellt, dass man sie spüren und mit ihnen mitfühlen kann.

Zevin beweist ihre große Kreativität und Gaming-Liebe in der Kapitel-Gestaltung. Und natürlich in den Entwürfen der Spiele, die Sadie und Sam im Laufe der Geschichte entwickeln. Total vertrackte, liebevolle, unangepasste Spiele. Man muss selbst kein Gamer sein, um der Geschichte folgen zu können. Aber es schadet definitiv nicht, von den ein oder anderen Spielen oder Spiel-Gestaltungen bereits etwas gehört zu haben.

Der große Sog, den die Story mit der Zeit entwickelt, eingebettet in die Game-Rahmen, schreit förmlich danach verfilmt zu werden. Obwohl sich Motivation und Hintergründe der Protagonisten erst mit der Zeit offenbaren, ist man von Anfang an dabei. Die Informationshäppchen sind gut dosiert, ebenfalls ausgewogen wechseln sich angenehme mit aufregenden Szenen ab. Einziges Manko in meinen Augen: eine Trigger-Warnung bezüglich Amok-Läufen wäre mehr als angebracht.

Für mich ist dieses Buch ein absolutes Highlight, gerade weil es die Grenzen der typischen Genres sprengt. Es ist sprachlich hervorragend, gar nicht platt, wie manche vielleicht bei dem Thema erwarten würden und vielseitig.
Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 14.01.2023
Mio und die Funkelsteine
Schwander, Livia; Schwander, Jana

Mio und die Funkelsteine


ausgezeichnet

Die Welt braucht mehr Wichtel

Funkelsteine sind ein Symbol für die Stimmung und das seelische Gleichgewicht der Wichtel. Wie praktisch wäre eine so offensichtliche Warnlampe in der heutigen Welt. Mio ist ein Wutzeli, der zu seinem heutigen Geburtstag eingeweiht wird in die Geheimnisse des Wichtelwalds und der Funkelsteine. Neben den Wutzeli gibt es noch andere Wichtel, die sich um das Wohl im Wald kümmern. Doch sie wurden beraubt: die Funkelsteine werden gestohlen. Nur von wem? Mio begibt sich auf die abenteuerliche Suche nach dem Übeltäter.

Das Buch der beiden Schwestern Livia und Jana Schwander fällt auf. Nicht nur durch das eher ungewöhnliche Querformat und die märchenhaften Figuren, sondern auch den besonderen und eher ungewöhnlichen Fokus der Selbstfürsorge in einem Kinderbuch. Dieses wichtige Thema taucht viel zu selten in Bilderbüchern auf. Aber auch wenn die Bedeutung des abstrakten Themas vielleicht nicht gänzlich bei den Kindern ankommen mag, geht die Geschichte und die Figuren zu Herzen. Kleinen Wichteln wird Verantwortung übertragen, sie stehen ein für die große Gemeinschaft und schaffen es sogar ihr Ziel zu erreichen.

Positiv hervor stechen auch die noch handwerklich erstellten Illustrationen, denen man ansieht, dass sie nicht oder nur wenig am Computer nachbearbeitet wurden. Ganz besonders detailreich und einladend wurden die Tannenhutzeli-Häuschen in den Bäumen gezeichnet.

Das Buch ist im Massel-Verlag erschienen, der noch sehr neu auf dem Markt ist und sich besonderen, herausfordernden Themen widmet. Ich wünsche ihm und auch den Autorinnen weiterhin viel Erfolg, eure Bücher sind klasse!

Bewertung vom 26.12.2022
Die schreckliche Adele im Land der unerzählten Märchen
Mr. Tan;Le Feyer, Diane

Die schreckliche Adele im Land der unerzählten Märchen


gut

Feministischer Kinder-Comic

Eine schräge Hauptfigur, Witz und eine gute Idee sollten doch eigentlich ein Garant für ein gutes Buch bzw. einen guten Comic werden. Die schreckliche Adele ist sicher dem ein oder anderem Leser bereits aus früheren Bänden bekannt. Ein Mädchen mit roten Zöpfen, das jedoch alles andere als lieblich und herzlich ist. Ihre markanten Augenbrauen und ihr hinterhältiges Grinsen geben bereits auf dem Cover den Hinweis, dass sie es faustdick hinter den Ohren hat.

In diesem Band geht es um niedliche Prinzessinnen, die im Märchenland an einem Talentwettbewerb teilnehmen um ihr persönlichen Märchen samt Prinz zu gewinnen. Adele muss gezwungenermaßen auch daran teilnehmen, obwohl sie große Ablehnung gegen schicke Kleidung, Glitzer und die zu sammelnden "Schmunzelpunkte" hegt. Alle Welt denkt, dass die Prinzessinnen nett und freundlich sind, doch im Hintergrund sind sie allesamt noch fieser als Adele. Ein wahrer Glitzer-Kampf bricht aus.

Anfangs habe ich wirklich nicht damit gerechnet. Mir gefiel, dass Adele sich nicht dem Klischee der Prinzessin in wallenden Kleidchen und schicken Frisuren fügen möchte. Aber, dass dann alles in einem Zicken-Krieg endet, in dem die geifernden Gören sich die Köpfe einschlagen, nur um bei einem Wettbewerb zu gewinnen, missfällt mir dann doch. Und, dass am Ende nichts reflektiert wird, keine Einordnung gegeben wird, warum die Prinzen immer noch besser wegkommen als die Mädels, halte ich für wenig pädagogisch sinnvoll. Wenn Jugendliche oder Kinder das Buch allein lesen, bezweifle ich, dass die Message, dass Gleichberechtigung angebracht ist, wohl nicht ankommt.

Die Zeichnungen an sich sind trotzdem gefällig und der Comic lässt sich gut an einem Stück lesen. Trotzdem ist die unklare Vermittlung der feministischen Werte für mich ein eindeutiger Minuspunkt.