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frankebremen
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Bremen

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Bewertung vom 08.05.2013
Die globale Krise
Roth, Karl Heinz

Die globale Krise


weniger gut

Karl Heinz Roth/Die globale Krise/VSA 2009
Rezension, Teil 1 v. Dipl.-Ökonom M. Franke-Bremen
Roth zeichnet im wesentlichen chronologisch den Entwicklungsgang der Wirtschafts- und Finanzkrise seit 2008 und die Abfolge der Kriseninterventionen der Einzelstaaten wie der politischen Wirtschaftsgemeinschaften oder internationaler Finanz- oder Wirtschafts-organisationen auf.
Diese Ansammlung statistischen Materials oder beschreibende Darstellung wäre eigentlich erst der Anfangs- und Ausgangspunkt einer analytischenn Aufbereitung, also einer polit-ökonomischen E r k l ä r u n g der aufgezeigten Krisenphänomene. In dieser Hinsicht mangelt es jedoch entscheidend in dem Buch von K.H. Roth.
Andererseits ist es nicht bloß beschreibendes Abbild der Krisenlage v.a. in Europa und USA seit 2008.
Insbesondere die Art und Weise, wie der Autor die Stellung und die Eingriffstätigkeiten der Staatenwelt referiert, läuft dies nicht auf eine schlichte Wiedergabe der Interventions- tatbestände auf der Staatenebene hinaus. Sondern die politische Sicht auf die Wirtschafts- und Finanzkrise und deren Ergebnisse sowie die interventionistischen Maßnahmen der politischen Aufsichtsinstanzen werden im Großen und Ganzen unkritisiert stehen gelassen, also im Grunde befürwortet. Der darin enthaltene Standpunkt der Umsorgung des untersuchten Gegenstandes, der Zustand der kapitalistischen Ökonomien in einer Krisenphase, ist das Gegenteil von wissenschaftlich korrekter Kritik. Welche fehlerhaften Implikationen dies mit sich bringt, wird in einer Fortsetzung dieser Rezension beispielhaft an den wirtschafts- und finanzpolitischen "Anti-Krisen-Programmen" bzw. an der darin angelegten sozusagen praktizierten Ideologie der Staaten aufgezeigt.

Rezension v. Dipl.Ökonom M. Franke-Bremen
Fortsetzung, Teil 2 – 08.05.2013

In diesem Teil der Rezension geht es um die Passagen in dem Buch, die unter Krisenbewältigung firmieren (s. Roth, Gl. Krise, insbes. S. 90-92).
Roths Diagnose und Rezept fassen sich darin zusammen, dass das Finanzmarktregime „zuwenig reguliert’“ worden wäre.
Bezeichnenderweise kommt diese Ansicht im Ergebnis der eingetretenen Krise zustande: vor der Krise waren offenbar „Deregulierung“ oder jedenfalls Varianten abgestufter Reglementierung oder „liberalisierter“ Regelung der nationalen Geschäftspraktiken die wirtschafts- oder ordnungspolitischen Mittel der Wahl. Letzteres ist auch nicht verwunderlich: die Staaten vertreten gar nicht per se oder absolut den Standpunkt
der „Regulierung“ oder „Deregulierung“. Sie wollen erst einmal die Freiheit der Geschäftsverfolgung, um an deren Erträgen i.w.S. (Ausbau der nationalen Wirtschaftskraft wie der Konkurrenzfähigkeit weltweit) und i.e.S. (Teilhabe in Form von
Steuern etc.) zu partizipieren. Marktwirtschaftliches Unternehmertum ist gar nicht anders denkbar, denn als freie Betätigung von Kapitaleigentümern in der Konkurrenz gegeneinander um die Erzielung von Geldüberschüssen, als wechselseitiges Streitigmachen derselben zwecks Vermehrung ihres Vermögens. Dies ist so von den Staaten gewollt, ja deren polit-ökonomische Räson. Schranken setzen die politischen
Wächter über das ökonomische Treiben diesem übergeordneten Prinzip nur in einer Hinsicht: die Konkurrenzsubjekte sollen sich in ihrer Gegensätzlichkeit nicht in einer Weise in die Quere kommen, dass dies für den gesamten marktwirtschaftlichen Betrieb nicht mehr funktional ist. – In der Krise kommt die den Geschäftsleuten konzedierte
Freiheit des Gewinnemachens dem Staat insofern störend, wenn der übergreifende nationalwirtschaftliche und finanzielle Nutzen betreffend dessen hoheitlichen Haushalt ausbleibt.
Denn Krise heißt allgemein, dass Fabrikherren, Handel und Finanzmanager ihre Ansprüche auf Vermehrung ihres Kaptitaleigentums in einer Weise übertrieben haben, dass sie nicht mehr einzulösen sind, bzw. die Kreditspekulationen des Finanzkapitals umfassend und verallgemeinert nicht mehr aufgehen ,die Erträge also generell ausbleiben.

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