Die Tote von Wandlitz

ausgezeichnet

Eine hervorragende Schilderung kriminalpolizeilicher Arbeit in der DDR, die auch dem heutigen, mit der damaligen Zeit nicht mehr vertrautem oder fachspezifisch laienhaftem Leser erahnen lässt, dass es bei Mordermittlungen und Untersuchungen anderer "bedeutender Straftaten" (die Interpredation dieses Begriffes möchte ich nicht weiter ausführen, da ein eigenes Kapitel) neben den aktuell jeweils modernsten wissentschaftlichen Methoden, hochkarätigen Spezialisten, entsprechend zur Verfügung stehenden oder extra bereit gestellten Ressourcen sowie einer speziellen polizeilichen Infrastruktur auch hochmotivierter Mitarbeiter bedurfte.
Deren oft langwierige und breit gefächerten, sich häufig wiederholende routinemäßigen ("Klinkenputzen") Ermittlungen erforderten ein hohes Maß an persönlicher Einsatz- und (u.a. Zeit-) Opferbereitschaft. Und natürlich fachliche Kompetenz. All dies wird dem Leser gut und im Detail dargestellt.
Die Schilderungen sind objektiv, die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe der einzelnen Vorgänge werden ebenso klar positioniert benannt.

Wer einen Krimi im Sinne dieses Wortes erwartet, wird enttäuscht. Wer etwas über spezielle Zeitgeschichte der DDR, dortigen Mordermittlungen im Allgemeinen (teilweise unter Verwendung des originalem zeitlichen Duktus ausgesuchter Unterlagen und Dokumente) sowie dem Fortschritt der forensischen Wissenschaften damals und seither erfahren will, wird belohnt.
Das Ganze ist außerdem so geschrieben, dass es schwerfällt, nach Lesebeginn das Buch vorübergehend aus der Hand zu legen.