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Kriminaltango

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 22.11.2020
Bergsalz
Kalisa, Karin

Bergsalz


sehr gut

Bergsalz ist ein Roman über eine Graswurzelrevolution in einer Dorfgemeinschaft im Allgäu. Im Dorf kennt jeder jeden. Dennoch gibt es sichtbare und unsichtbare Grenzen, die dazu führen, dass viele lieber für sich bleiben. Die "Revolution" geht von den älteren Damen aus, die damit beginnen, sich gegenseitig zum Mittagessen einzuladen. Treibende Kraft ist Franzi. Die Kinder sind aus dem Haus, der Mann verstorben. Durch den gemeinsamen Mittagstisch kommen wieder ein Ziel, Schwung und neues Leben ins Dorf. Die Idee wird ausgeweitet auf einen Mittagstisch für und mit den Flüchtlingen im Dorf und wächst dann immer mehr.

Verwoben wird dieser Teil des Romans mit einem zweiten Erzählstrang um einen Bauern aus dem Dorf, der rund um die Bauernkriege gelebt hat. Die Verbindung zwischen den Erzählsträngen fand ich nicht immer so gelungen.

Das Cover mag ich sehr. Aber Cover und Klappentext hätten mich auf eine falsche Fährte geführt. Wer ein sozialkritisches Buch erwartet, wird vielleicht enttäuscht werden. Die Figuren haben Schicksalsschläge erlebt und müssen Überzeugungsarbeit im Dorf leisten. Auch alle wichtigen gesellschaftspolitischen Themen halten Einzug ins Buch, aber sie sind eher die Hintergrundmelodie als das Hauptmotiv.

Dafür besticht das Buch mit „knarzigen“ Figuren, die mich ein ums andere Mal lächeln ließen. Die positive Energie, welche die Figuren zunehmend gewinnen, hat auf mich abgefärbt.

Für mich ist der Roman ein Seele wärmender Pageturner für ein graues Novemberwochenende.

Bewertung vom 25.10.2020
Bin noch da
Stricker, Sven

Bin noch da


ausgezeichnet

Pubertät ist, wenn die Eltern seltsam werden. Wenn das zutrifft, dann muss die Pubertät so um die Vierzig liegen. Bei Moritz, der Hauptfigur des Romans, liegt dieses Alter bei genau 38 Jahren. Ein Alter, in dem gerne bilanziert wird. Job, Karriere, Kinder, Beziehung,... Alles scheint bei Moritz perfekt bis der Vater unvermittelt vor ihm steht, zu dem er ewig keinen Kontakt hatte. Moritz ist gezwungen, sich mit seiner Kindheit, dem alternden Vater und dessen Wunsch zu sterben auseinanderzusetzen. Der Leser erlebt mit, wie Moritz sich löst und gleichzeitig seinen Platz in der Familie findet - erwachsen wird.

Die Auseinandersetzung mit diesen Themen berührt tief und klingt nach. Wer jetzt aber eine moralisierende Belehrung erwartet, liegt völlig falsch.

Sven Stricker ist ein grandioser Beobachter seiner Mitmenschen. Es gelingt ihm, diese Vater-Sohn-Beziehung mit Alltagskomik und Dialogwitz zu erzählen - zum Niederknien. Wo die Mitmenschen und gesellschaftliche Zustände kritisiert werden, geschieht dies immer mit einem wundervollen Humor. Wie seine Hauptfigur scheint auch der Autor seine Mitmenschen und die Welt zu mögen, egal wie unfreundlich und bekloppt sie daher kommen.

Es ist das Buch, das meine beste Freundin zu Weihnachten bekommt. Muss ich mehr sagen?

Bewertung vom 21.10.2020
Ada
Berkel, Christian

Ada


ausgezeichnet

Im Mittelpunkt dieses Romans steht das Unausgesprochene zwischen Mutter und Tochter. Dieser Konflikt ist beispielhaft für die Auseinandersetzungen, die diese beiden Generationen nach dem Zweiten Weltkrieg miteinander geführt haben.

Der Roman wird rückblickend erzählt und ist in eine Rahmenhandlung eingebettet, die zu Zeiten des Mauerfalls spielt. Ada, die Hauptfigur, blickt zurück auf ihr kompliziertes Leben.

Ada lebt zunächst mit ihrer Mutter, die wegen ihrer jüdischen Wurzeln geflohen war, allein in Argentinien. Nach der Rückkehr nach Deutschland muss sie sich mit einer neuen Kultur, der Frage nach ihrer Herkunft und den veränderten Familienverhältnissen auseinandersetzen. Als heranwachsende Frau macht sie ihre ersten Erfahrungen auf dem tabuisierten Gebiet der Sexualität.

Selten erfährt Ada Wärme und Hilfe auf der Suche nach ihrer Identität. Besonders zwischen ihr und ihrer Mutter dominiert das Unausgesprochene.
Ada muss sich lösen und ihren eigenen Weg finden.

Gesellschaftlich bildet zunächst der wirtschaftliche Wohlstand der Zeit des Wirtschaftswunders den Rahmen. Dann werden zunehmend die Spannungen in der Gesellschaft spürbar. Und die Generation der 68er rückt in den Vordergrund. Ich hatte nach dem Klappentext erwartet, dass dieser Teil früher und stärker im Mittelpunkt steht. Der Vorlauf war sehr lang, aber das war notwendig, um die Entwicklung zu verstehen.

"Ada" bildet die Fortsetzung zu "Der Apfelbaum". Der Roman kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Aber wer den ersten Teil gelesen hat, wird fasziniert sein, wie ein Teil der Handlung wieder aufgegriffen und aus einer anderen Perspektive dargestellt wird.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich weiß nicht, wie er es macht... Christian Berkel schreibt einfach faszinierend. Wer "Der Apfelbaum" geliebt hat, wird auch "Ada" verschlingen!

Bewertung vom 07.09.2020
ELBFANG (MP3-Download)
Wollschlaeger, Nicole

ELBFANG (MP3-Download)


ausgezeichnet

Wer auf humorvolle Regionalkrimis steht, ist hier genau richtig und sollte unbedingt einen Abstecher an die Elbe nach Kophusen machen.

Nicole Wollschläger hat ein Ermittlertrio entwickelt, dass mit Dialogwitz und liebenswerten Charakteren punkten kann. Elbfang ist der fünfte Band der Reihe. Wer mit diesem Band einsteigt, wird erst nach und nach in die Eigenheiten Kophusens und der Ermittler eingeführt. Vorwissen ist aber dennoch nicht notwendig.

Es gelingt Nicole Wollschlaeger, ein ernsthaftes, aktuelles Thema mit dem humorvollen Lokalkolorit Kophusens zu verbinden und daraus einen spannenden Fall zu konstruieren.

Der Krimi ist kurzweilig und der Schreibstil gut. Elbfang ist eines dieser Bücher, die man bis zur letzten Seite am liebsten nicht aus der Hand legen möchte und bei denen die Vorfreude auf den nächsten Band unbändig ist, weil sich die Lektüre anfühlt wie ein Wiedersehen mit Freunden.

Bewertung vom 01.09.2020
Hilfe, meine Eltern haben meinen Geburtstag gestrichen!
Simmons, Jo

Hilfe, meine Eltern haben meinen Geburtstag gestrichen!


ausgezeichnet

Das Cover ist bunt und hat mich sofort angesprochen. Es passt gut zu diesem verrückten und bunten Buch.
Die Geschichte ist total durchgeknallt! Es geht um einen Jungen, Tom, dessen Geburtstagsfeier von den Eltern gestrichen wurde, nachdem lauter Katastrophen in der Familie passiert sind. Tom gibt aber nicht auf und versucht, seinen Geburtstag auf eigene Faust zu organisieren. Er hat sehr ausgefallene Ideen und einige Ideen gehen gewaltig schief. Ich habe mich wirklich kaputt gelacht. Der Stil hat mich an „Ella in der Schule“ von Parvela oder an „Dirk und ich“ von Steinhöfel erinnert. Nur viel verrückter. Der Autor hat seeehr lustige Ideen.
Jetzt möchte ich unbedingt das andere Buch des Autors „Hilfe ich habe meinen Bruder im Internet getauscht“ lesen.

Bewertung vom 25.08.2020
Helle und der falsche Prophet / Kommissarin Helle Jespers Bd.3
Arendt, Judith

Helle und der falsche Prophet / Kommissarin Helle Jespers Bd.3


ausgezeichnet

Das Buch war keine Sekunde langweilig!
Mehrere Erzählstränge sind hier miteinander verflochten. Die Lebenswege eines jungen Paares auf der Flucht vor einer Sekte, eines jungen, abenteuerlustigen Mädchens aus gutem Hause und der Ermittlerin kreuzen sich. Dennoch ist es keine mühevolle Arbeit den Krimi zu lesen, sondern ein spannendes und leichtes Vergnügen.
Obwohl ich die ersten beiden Bände der Reihe nicht kannte, konnte ich mühelos in die Geschichte eintauchen. Vorwissen ist nicht nötig. Die Hauptfigur „Helle“ und ihre Familie sind sympathisch und glaubwürdig. Bis zur letzten Seite habe ich mitgefiebert und gelitten.
Auch wenn die Handlung im herbstlichen Dänemark spielt, für mich ein super Krimi für das Urlaubsgepäck in diesem Sommer!