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Benutzername: 
eulenmatz
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 189 Bewertungen
Bewertung vom 28.04.2025
Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken
Lorenz, Sarah

Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken


ausgezeichnet

MEINUNG:

Sarah Lorenz kenne ich von ihrem Kanal "Buchischnubbel" von Instagram und eigentlich auch nur über den Account von Margarete Stokowski. Darüber habe ich mitbekommen, dass ein Buch entsteht und wurde so aufmerksam auf Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken.

In Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken hören wir die Lebensgeschichte von Protagonistin Elisa, eingebettet in ein fiktives Gespräch mit der toten Dichterin Mascha Kalenko, die von ihr bewundert wird. Ich muss sagen, dass mir die Dichterin zwar bekannt ist, aber ich habe bisher nichts von ihr gelesen. Jedes Kapitel beginnt auch mit einem Gedicht von ihr, welches zum Thema passt. Die Gedichte geben dem Roman Struktur und sie geben auch Protagonistin Elisa Halt, Orientierung und auch ein wenig Struktur und Geborgenheit in ihrem Leben, welches wirklich kein einfaches war. Ich habe sonst wirklich wenig übrig für Lyrik, aber dieses Buch hat mich dazu gebracht, dass ich mir einen Gedichtband von Mascha Kalenko gekauft habe. Mir haben die Gedichte wirklich gefallen bzw. ich konnte mit ihnen etwas anfangen. Die Autorin springt zeitlich immer ein bisschen hin und her, aber es ergibt sich dann mehr und mehr ein Gesamtbild. Für ein Debütroman fand ich es großartig, wie man so eine Struktur zu Papier bekommt, die sich auch nicht in sich verliert. Für mich ist schon dieser Roman schwer zu toppen. 

Elisas Biografie hat mich wirklich oft schlucken lassen und ich war oft froh, dass die Erzählart aber auch Humor zuließ und die Gespräche mit Mascha, denn so wurde diese nicht so leicht verdauliche Lebensgeschichte einfacher zu lesen. Allein ihre Elternbeziehung ist schwierig, denn ihre Mutter hat sie mit 15 bzw. 16 Jahren bekommen und ihr Vater war deutlich älter und trotzdem war die Beziehung zum Vater liebevoller. Die Beziehung zur Mutter ist schwierig, dass diese wenig Zugang zu sich gewehrt. Elisa flieht früh von Zuhause, erlebt Drogenmissbrauch, sexualisierte Gewalt, Aufenthalte in Kliniken etc. und dennoch kommt sie immer wieder auf die Beine. Ihr Leben ist auch geprägt von stetigen Verlusten und dennoch niemals hoffnungslos. Die Autorin erweist hier eine große Sensibilität und radikale Ehrlichkeit, um mit solchen Themen umzugehen, ohne diese zu bewerten. 

FAZIT:

Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken ist ein sehr gelungenes Debüt, welches Poesie und schonungslose, harte Lebensgeschichte einer jungen Frau geschickt miteinander verknüpft, ohne dabei die Hoffnung und die Liebe zum Leben zu verlieren. Nach dem Debüt bin ich sehr gespannt, was wir von Sarah Lorenz noch lesen werden.

Bewertung vom 11.04.2025
Erdbeeren und Zigarettenqualm (eBook, ePUB)
Docherty, Madeline

Erdbeeren und Zigarettenqualm (eBook, ePUB)


gut

MEINUNG:

An dem Schreibstil musste ich mich erst ein wenig gewöhnen, denn es ist alles aus der Du-Perspektive geschrieben. Die Protagonistin, spricht ihre beste Freundin Ella direkt an. Ich konnte der namenlosen Protagonistin gegenüber nicht wirklich so viel Empathie gegenüber empfinden. Es fiel mir schwer ihre oft zerstörerische Lebensweise und vor allem den Umgang mit ihrer besten Freundin Ella nachzuvollziehen, obwohl ich verstehen konnte, dass Endometriose Diagnose ihr komplettes Leben auf den Kopf gestellt hat. Generell ist es absolut wichtig dieses Thema aus der Tabu Zone herauszuholen und hier mehr Aufmerksamkeit drauf zu legen. Es wird auch deutlich am Ende, dass sie da mehr Unterstützung von Ärzten hätte bekommen müssen, damit sein Leben führen kann, welches für sie lebenswert ist. Allerdings hat sie sich darum auch nicht aktiv bemüht, sondern lässt Arzttermine auch einfach ausfallen. In meinen Augen fehlte einfach ein Umgang mit der Erkrankung.

Jede Störung bzw. Symptome der Erkrankung hat die Protagonistin wieder in eine Krise gestürzt, zumindest ist es meine Vermutung, um das Verhalten von ihr zu erklären. Ich fand ihre Suchtverhalten, ihre sexuelle Beziehung, ihre Selbstmitleid und ihre Hilflosigkeit mit der Zeit anstrengend. Oft dachte ich einfach, dass sie ihre Leben einfach nicht allein auf die Reihe bekommt und immer auf die Hilfe von anderen angewiesen ist, vor allem auch in finanzieller Hinsicht. sonst wäre sie einfach obdachlos gewesen. Ella, ihre Freundin aus der ersten Unizeit ist eine Konstante, die sie immer wieder "retten" muss. Damit war die Beziehung der beiden auch ein wenig aus dem Gleichgewicht, denn Ella bekommt natürlich nicht alles genauso zurück. Möglicherweise sind die Eltern der Protagonisten bzw. auch ihre Kindheit ein Problem. Sie schien nicht sehr viel Liebe und Geborgenheit bekommen zu haben. Es gab eine Szene, die ich schon recht schmerzhaft fand.

FAZIT:

Erdbeeren und Zigarettenqualm greift ein wichtiges Thema in auf und zwar die Erkrankung Endometriose, allerdings wurde ich mit der Protagonistin nicht wirklich warm. Ich empfand auch die Freundschaft als schwierig. Die Autorin hat das Buch "Ella" gewidmet, also wird eventuell auch einige, persönliche Erfahrungen drin sein.

Bewertung vom 29.03.2025
Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben
Decker, Anika

Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben


gut

MEINUNG:

Ich mochte von Anika Decker richtig gerne Wir von der anderen Seite und schätze auch ihre viele Drehbücher, die ich uns wirklich gute Filme geschaffen haben, wenn von Til Schweiger als Darsteller mal absieht. Ich habe daher riesig auf Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben.

Die Autorin macht hier zu viel Themen und Perspektiven auf und verliert den roten Faden, dadurch fiel es mir irgendwann schwer beim Lesen bei der Stange zu bleiben. Ich habe das Buch auch immer mal wieder weg gelegt und bin dann ohne Probleme wieder rein gekommen. Es hat mich ein bisschen an eine leichte Daily Soap erinnert, denn das Buch hat auch knapp 500 Seiten und es passieren auch eine Menge Dinge, vor allem auch auf zwischenmenschlichen Ebene. Alles in allem finde ich vieles ein bisschen überspitzt und drüber, was für einen Film sicher mehr Sinn macht als in einem Roman. Für meinen Geschmack geht es sonst schnell ins Lächerliche. Vor allem am Ende ist mir das aufgefallen. Leider steht auch nicht die Liebesgeschichte zwischen Nina und David wirklich im Mittelpunkt wie es der Titel suggeriert, sondern viele, viele andere Themen wie Ninas Familienkonstellationen und Themen aus der Vergangenheit. Da Nina bei einer TV-Produktionsfirma arbeitet und da kommt zu einem Compliance-Fall. Es war interessant hier hinter die Kulissen zu schauen und ernüchternd, wie wenig man gegen sexuelle Übergriffe in der Branche ankommt. 

Nina war mir alles in allem viel zu schwach, obwohl ich ein Herz für sie hatte. Mich hat vor allem ihre Familie genervt mit ihrem Verhalten als sie herausbekommen, dass sie etwas mit einem jüngeren Mann hat und es wird auch nicht locker gelassen. Etwas was Ninas private Angelegenheit ist, wird plötzlich zur Familiensache gemacht, zu dem jede/r ihre Meinung sagt und am Ende noch sauer auf Nina ist. Ich wäre das schon ausgeflippt und hätte vor allem auch ihre erwachsenen Kinder in die Schrank gewiesen. Es fördert auch Ninas eh schon vorhandene Zweifel und Komplexe, die sie gegenüber David und ihrer Liaison hat, was ich wirklich schade fand. Die Sachen zwischen den beiden verliert sich dann zu sehr in der anderen Themen, die noch aufgemacht werden.

Dann ist da noch Ninas Schwester Lena. Man erfährt sehr viel, wie die beiden aufgewachsen sind und wie schwer es für alle war als der geliebte Vater so früh verstirbt. Das hat sich auch ein wenig negativ auf die Beziehung zwischen ihrer Mutter, Lena und Nina ausgewirkt. Lena hätte ich auch nicht unbedingt gebraucht, aber sie hat einen guten Kontrast zu Nina geboten. Nina, die nun frei ist nach der Scheidung und recht unkonventionell wirkt und dagegen Lena, die unbedingt ein schön, geordnetes Leben haben möchte, welches am besten in der Upper Class stattfindet. Sie hat es auch geschafft. Es fehlt dann nur noch, dass zu den Influencer Müttern dazu gehört. Zunächst fand ich Lena schwierig und anstrengend, konnte sie aber besser verstehen und mochte ihre Entwicklung, die ich bei Nina allerdings ein wenig vermisst habe.

FAZIT:

Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben habe ich mit Spannung erwartet, aber es lässt mich ein wenig enttäuscht zurück, obwohl ich den leichten, humorvollen Erzählstil von Anika Decker so gerne mag. Es fehlt mir leider ein rotes Faden. Ich habe hier doch eher eine Liebesgeschichte erwartet, aber die Autorin verliert in sehr vielen anderen Themen, die auch interessant waren, aber leider ist der Fokus verloren gegangen, der mich beim Lesen bei der Stange halten sollte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.03.2025
Der Gott des Waldes
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


ausgezeichnet

MEINUNG:

Nach Long Bright River habe ich mit großer Vorfreude festgestellt, dass es mit Der Gott des Waldes neuen und vor allem umfangreichen, neuen Lesestoff von Liz Moore gab. Besonders gut gefällt mir auch das Cover, auf dem es so viel zu entdecken gibt.

Mich hat das Buch sofort in seinen Bann gezogen, weil ich sofort Zugang zu der Ausarbeitung der Charaktere gefunden habe. Ich mag es sehr, dass hier erstmal sehr viel erzählt wird, so dass man es sehr guten Eindruck von den Charakteren bekommt und davon gibt es eine ganze Menge. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, zum einen von Alice van Laar (Barbaras Mutter) , der Ermittlerin Judyta, der Camp-Freundin von Barbara, Tracy und der Ferienbetreuerin Louise und noch ein paar mehr. Alle Personen stellen gleichzeitig auch unterschiedliche gesellschaftliche Schichten dar. Ich mochte wie fein und unterschwellig die Autorin hier auch gesellschaftliche Kritik mit verwoben hat, denn es wird schnell klar, dass reiche Familie wie die Van Laars und ihre Freunde sich mit Geld eine Menge kaufen können, auch Verschwiegenheit. Spannend ist vor allem Barbara kennenzulernen, auch wenn nicht direkt, denn schließlich verschwindet sie gleich am Anfang des Romans. Die Autorin führt uns geschickt durch die verschiedenen Jahre und Jahrzehnt, in denen man vor allem Alice kennenlernt. Eine große Tragödie ist auch das Verschwinden von Barbaras Bruder Bear, welches für Alice eine absolute Katastrophe war. Es ist nicht unerheblich Alices Geschichte zu kennen, um zu verstehen, in welcher Familie Barbara groß werden muss. 

Dreh- und Angelpunkt der örtlichen Handlung ist das Camp Van-Laar-Naturreservat der gleichnamigen Familie Van Laar. Jeder, der etwas auf sich hält schickt seine Kinder in den Sommerferien dorthin. Ich bin großer Fan von New England und das Buch befriedigt dieses Fernweh sehr, denn die Kulisse wird von der Autorin immer wieder beschrieben. Es war als würde ich selbst durch die Wälder und die Umgebung der Adirondacks Mountains streifen. Ebenso gut schafft die Autorin uns durch die verschiedenen Zeitstränge und Erzählperspektiven zu lotsen, war ihr mühelos gelingt, sodass ich zu keiner Zeit den Eindruck hatte, ich würde den Faden verlieren. Die Kapitel geben auch immer Hinweis darauf, wo man sich befindet. Für mich, die gerne Thriller und Krimis liest, war es gar nicht mal der Fall bzw. die Fragen, was ist mit Bear und Barbara passiert, sondern eher die Charaktere und deren Entwicklung, vor allem die weiblichen. Meine Lieblingspersonen waren definitiv Louise, Judyta und T.J. Hewitt, die Camp Leiterin, weil es diese Charaktere nicht einfach haben. Louise ist auf den Job angewiesen. Für T.J. Hewitt ist das Camp ihr ganzes Leben und Judyta ist eine der ersten weiblichen Ermittlerinnen und sie muss durchsetzen gegen die männlichen Kollegen. Die drei sind mir besonders ans Herz gewachsen, da sie ihren Platz in der Welt verteidigt haben und das trotz aller Umstände, dass sie nicht zur weißen Oberschicht gehörten.

FAZIT:

Der Gott des Waldes ist für mich eines der besten Bücher, die je und in diesem Jahr gelesen. Es ist nicht nur spannend und ein Pageturner, sondern überzeugt mich auch mit seiner gesellschaftskritischen Aspekten, sondern auch mit seinen unfassbar tief, ausgearbeiteten Charakteren, bei denen ich danach das Gefühl hatte, sie persönlich zu kennen. Ich verneige mich vor der Autorin, wie man so ein komplexes Konstrukt mit Personen und Ereignissen zu Papier bringen kann und am Ende noch alles schlüssig ist.Ich hätte trotz der Dicke des Buches noch ewig weiterlesen können.

Bewertung vom 24.03.2025
Echokammer / Ein Fall für Benjamin & Tong Bd.1
Johnsrud, Ingar

Echokammer / Ein Fall für Benjamin & Tong Bd.1


sehr gut

MEINUNG:

Skandinavische Spannungsliteratur steht bei mir immer hoch im Kurs und ich freue mich über jede neue Entdeckung. Ingar Johnsrud hatte ich mir älteren Büchern schon mal auf dem Schirm, aber mit Echokammer war es jetzt soweit den Autor zu entdecken.

Der Fall - eine Mord an einer zunächst unbekannten männlichen Person - ist relativ komplex. Da die handelnden Personen auch zu großen Teilen Politiker sind, würde ich den Thriller auch als Politthriller einstufen. Es geht neben dem Fall als solches auch viel über politischen Wahlkampf, denn die norwegischen Parlamentswahlen stehen kann. Parallel erfährt man also auch zu diesem Thema eine Menge. Es ist allerdings dauerhaft Aufmerksamkeit gefragt. Ingar Johnsrud hat hier sehr umfassend recherchiert und sicher auch das ein oder andere Hintergrundwissen aus seiner journalistischen Laufbahn beisteuern können. Ich habe am Anfang ein bisschen gebraucht, um in die Story reinzukommen, weil eben viele Akteure sind und es viele Handlungsstränge gibt. Ein bisschen leidet da auch der anfängliche Spannungsbogen. Die Geschichte nimmt erst allmählich Fahrt auf. Gegen Ende konnte ich das allerdings nicht mehr aus der Hand legen.  Es ist äußerst spannend ein Blick hinter die Politik zu werfen sowie in die Polizeiarbeit bei möglichen Terrorangriffen. Ich finde es gut, dass der Autor hier nichts beschönigt, auch bei seinen Charakteren nicht. Die sind alle mit Ecken und Kanten. Jeder hat seine Geheimnisse, schlechten Eigenschaften und sprichwörtlichen Leichen im Keller.

Beim zunehmenden Lesen ist mir aufgefallen, dass Ingar Johnsrud seinen Fokus auf die männlichen Charaktere legt. Von Martin Tong habe ich ein viel besseres Bild von seiner Persönlichkeit als von Lieslott Benjamin. Über sie erfährt fast überhaupt nichts. Auch von ihrem Gefühlsleben nicht, denn dieses beschreibt der Autor einfach gar nicht. Von Jens Meidell dagegen konnte ich mir ein sehr genaues Bild machen. Die Serie hätte lieber Tong und Meidell heißen sollen meiner Meinung nach, was auch richtig innovativ wäre, denn Meidell ist in seiner politischen Rolle und als ehemaliger Polizist eine spannende und vielschichtiger Persönlichkeit mit interessanter Vergangenheit. Ich habe zu ihm wohl die stärkste Beziehung aufgebaut, da ich seine Tochter, die unter schwierigen Bedingungen auf die Welt gekommen ist, sehr mochte. Diese sehr männliche Perspektive wäre mein einziger Kritikpunkt an dem Buch.

FAZIT:

Echokammer ist ein starker Auftakt und liefert erschreckend reale Szenarien, wie Terroranschläge ablaufen konnten. Zu dem gibt es spannende Hintergrundeinblicke. Wer politische Thriller mag und wen er nicht stört, dass der Autor auf die männlichen Charaktere sein Augenmerk liegt, ist hier goldrichtig. Auf Grund das Cliffhangers, werde ich hier auf jeden Fall den zweiten Fall lesen.

Bewertung vom 02.03.2025
The Florist
Pattison, C.L.

The Florist


sehr gut

MEINUNG:

Ich muss sagen, dass mich bei The Florist zuerst das schöne Cover angesprochen hat. Außerdem fand ich die Storyline spannend und mag alle Bücher, die in England spielen.

Der Aufbau ist abwechslungsreich. Es gibt normale Kapitel und es gibt Zeugenbefragungen, was ich sehr mochte, denn es hält beim Lesen bei der Stange und ich mag auch einfach Ermittlungsarbeit. Die normalen Kapitel springen immer zwischen Gegenwart und Vergangenheit, wobei ist da nicht immer ganz durchgesehen habe, aber beim Lesen wird klar, wo man sich zeitlich befindet. Es hätte meiner Meinung nach gerne etwas geordneter sein können. Meistens lesen wir die Geschichte aus Amys Sicht, nur einmal gibt es eine Ich-Sichtweise der Nachbarin, die gar reingepasst hat. Amy fand ich nur schwer greifbar, obwohl aus der Ich-Perspektive erzählt wurde. Ich fand sie ein bisschen seltsam und ich glaube, dass auch genau dieser Eindruck gewollt worden ist von der Autorin. Amy lebt ein recht einsames Leben, hat keinen Partner, keine Freunde. Dann gibt es noch irgendwas in ihrer Vergangenheit/ Kindheit. Als Isabel, genannt Izzy, in ihre Leben tritt, wird es auch alles noch seltsamer, denn Amy hat diese Begegnung geschickt eingefädelt. Man weiß also nicht so richtig, woran man bei Amy ist und es geht so ein bisschen in die Richtung "unzuverlässige" Erzählerin, was ich mochte.

Die Spannung schraubt langsam hoch. Das Buch braucht gut 150 Seiten um richtig Fahrt aufzunehmen. Was an dem besagten Partyabend bei den Elliotts dann passiert ist, fand ich zunächst relativ verworren, aber es klärt sich am Ende alles gut auf. Ich habe den Verlauf so nicht kommen sehen. Alles in allem geht hier um Schuld und Rache, was immer bitter ist, wenn dafür unschuldige Menschen sterben müssen. Die Elliotts waren so das typische High Society Paar: James ein erfolgreicher, gut aussehender Architekt und Eleanor seine sehr hübsche, kultivierte Frau. Der besondere Clou ist, dass Izzy die Schwester von Eleanor ist und Amy ihre Freundin ist, aber auch die Dienstleisterin der Elliotts.

FAZIT:

The Florist ist ein gut konstruierter Thriller mit einer Protagonistin, die auf den ersten Blick und auch zweiten Blick fragwürdig erscheint. Durch diesen besonderen Kniff habe ich ihr auch nicht so richtig getraut, dennoch kommt dann alles ganz anders. 

Bewertung vom 23.02.2025
Achtzehnter Stock
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock


gut

MEINUNG:

Achtzehnter Stock ist ein Debütroman, der mich zuerst vom Cover her angesprochen hat und auf den ich sehr gespannt war, weil ich selbst auch in Berlin in einer Platte groß geworden bin. 

Von den pastelligen Farben auf dem Cover sollte man sich nicht täuschen lassen. Die Grundstimmung des Romans ist durchgehend melancholisch bis hoffnungslos. Mir war es auf Dauer ein bisschen zu viel, auch es sehr authentisch erschien. Ich war ein bisschen froh als ich das Buch beendet habe. Gestört hat mich vor allem irgendwann Wandas Verhalten, ganz besonders ihrer Tochter Karlie gegenüber. Leider würde ich hier auch schon von Vernachlässigung sprechen wollen. Es gab stellen, wo ich mich gefragt habe, ob Karlie überhaupt etwas zu essen bekommt. Wanda lernt auch nicht so richtig aus ihrer Situation, sondern bringt sich eher noch in eine weitere Misere. Es dreht sich auch alles immer nur um Wanda selbst. Ein bisschen wirkt es immer so, dass sie annimmt, dass sie trotz allem noch etwas Besseres wäre und sie irgendwann als Schauspielerin das große Glück findet. Auch soziale Beziehungen kann sie scheinbar nicht gut führen. Von ihrer Nachbarin weiß sie nicht mal den richtigen Namen, sondern nennt sie immer nur "Aylins Mama".

Als Karlie eine schwere Entzündung bekommt, spürt man Wandas Verzweiflung, dass ihr jemand hilft. Die Stelle hat mich sehr berührt. Es zeigt, dass wie schwer es als alleinziehend Mutter in einem sozialen Brennpunkt ist, dennoch habe ich mich gefragt, ob Wandy sich selbst überhaupt so sieht. Der Roman ist ein stückweit auch eine Milieustudie. Schnell wird klar, dass Wanda selbst mit den besten Ambitionen für ein besseres Leben, nicht aus ihrer sozialen Schicht entfliehen kann. Ich habe mich so oft gefragt, von was Wanda eigentlich lebt, denn soziale Hilfen will sie auch nicht annehmen. Ich hätte sie am liebsten geschüttelt als sie dann endlich mal Geld hat und dass dann auch wieder nur sinnlos ausgegeben hat. Es hat einfach gezeigt, warum es so schwer ist, seiner sozialen Schicht zu entfliehen. Mit ein bisschen Geld ist es nicht getan. Es muss sich auch etwas an dem viel zitierten Mindset tun. Ich mochte zwar nicht die Protagonistin, aber ich mag den Schreibstil von Sara Gmuer.

FAZIT:

Achtzehnter Stock ist ein raues, ein düsteres Buch über eine sozialen Brennpunkt in Berlin mit einer Protagonistin, die ich leider nicht sympathisch fand und die mit den Verlauf auch immer anstrengender wurde, dennoch halte ich das Buch für realistisch. Ich bin gespannt, was wir von Sara Gmuer noch lesen werden.

Bewertung vom 23.02.2025
Dark Cinderella / Northern Royals Bd.1
Omah, Anya

Dark Cinderella / Northern Royals Bd.1


sehr gut

MEINUNG:

Ich liebe royale Liebesgeschichten bzw. Geschichten mit Standesunterschieden. Ich habe bisher von Anya Omah noch nichts gelesen, aber Dark Cinderella konnte ich nur schwer entziehen. Es ist der erste Band der Northern-Royals-Dilogie.

Mich hatte die Geschichte sofort, allein schon wegen dem Setting. Maximilian ist der Kronprinz von Skonien, einem fiktiven skandinavischen Land irgendwo in der Nähe von Schweden. Solche Sachzüge finde ich von AutorInnen immer gut, so ist man freier in der Gestaltung und Vergleiche zu realen Orten erübrigen sich ein bisschen. Der Titel lässt vermuten, dass es sich hier um eine moderne Cinderella Geschichte handelt, aber dem ist nicht ganz so. Die Geschichte ist auch ein bisschen düster, aber es ist keine Dark Romance. Ich vermute hier eher eine Anspielung auf Sofias Hautfarbe. Sofia Larsson ist zwar eine normale, bürgerliche Schwedin und Maximilian ist der Kronprinz von Skonien, aber Sofia hat noch so ihre eigenen Ziele, die im skonischen Königshaus verfolgt. Sie sucht nach ihrer verschwundenen besten Freundin, die zuletzt im Königshaus gearbeitet hat. 

Die Geschichte gerät in der Mitte ein bisschen ins Stocken für meinen Geschmack, allerdings haben die Beziehungen auch genug Zeit sich so zu entwickeln. Für meinen Geschmack hätte es ruhig ein bisschen mehr Handlung noch sein können. Ansonsten entwickelt sich Handlung flüssig und Sofia versucht ein paar Nachforschungen anzustellen. Schnell spürt man, dass jeder und jede so ihre eigenen Absichten hat. Ich bin mir nicht sicher, was ich von der Schwester von Maximilian halten soll. Prinzession Linnea hat selbst noch ein paar Geheimnisse, die sie noch nicht preis geben will. Zwischen Sofia und Maximilian entwickeln sich eine gewisse Anziehung. Ich fand gut, dass diese nicht ganz zum im Mittelpunkt steht, aber hätte mir trotzdem manchmal ein bisschen mehr Leidenschaft gewünscht, die auf mich beim Lesen förmlich überschwappt. Ich mag beide Charaktere gern, auch wenn sie gewissen Stereotypen entsprechen. Maximilian, der gut herzige, zuvorkommende Prinz, der sich gerne für die guten Dinge einsetzt und sein Schwester beschützen will. Man kann ihn gut und gerne als Green Flag bezeichnen. Sofia, die kluge Frau aus einfachen Hause, die nicht viel besitzt und große Teile ihrer Familie verloren hat. Das Buch endet mit einem ordentlichen Cliffhanger, der einige offene Fragen zurück lässt.

FAZIT:

Dark Cinderella ist ein gelungener Auftakt in die Dilogie Northern Royals. Es ist ein gute konstruierte Story, die sich nicht nur auf die Liebesgeschichte der beiden Protagonisten beschränkt. Es gibt noch viele offene Fragen, die hoffentlich dann im zweiten Teil geklärt werden.

Bewertung vom 19.01.2025
Die blaue Stunde
Hawkins, Paula

Die blaue Stunde


sehr gut

MEINUNG:

Bisher habe ich alle Bücher von Paula Hawkins gelesen. Natürlich ist sie am meisten bekannt für ihr berühmtestes Buch Girl on the train, aber auch für Wer das Feuer entfacht und Into the Water. Ich habe mich auf Die blaue Stunde sehr gefreut. 

Alles beginnt damit, dass in einer Skulptur der berühmten Künstlerin Vanessa Chapman ein menschlicher Knochen gefunden wird. Das ruft James Becker, den Kurator der Galerie auf, der Chapman all ihre Werke vermacht hat nach ihrem Tod. Die Galerie gehört seinem guten Freund und Sohn des Erbens. Er macht sich auf die Suche nach Eris, um Antworten zu finden und außerdem weitere Werke von Vanessa zu bekommen, die der Galerie eigentlich zu stehen würden. Dort trifft er auf Vanessas engen Freundin Grace.

Das Leben von Vanessa war sehr bewegt und wir lernen die posthum kennen bzw. gibt es Einblicke in ihre Sicht durch diverse Tagebucheinträge. Paula Hawkins verknüpft hier sehr geschickt Gegenwart, mit den Tagebucheinträgen und einigen Rückblicken. Es gibt ein relativ großes Beziehungsgeflecht rund um Vanessa, welches viele Frage aufwirft, u.a. die schwierige und toxische Beziehung zu ihrem Mann, der ebenfalls tot ist. Dessen Leiche man aber bis jetzt nicht finden konnte. Dann stellt sich die Frage, warum Vanessa die Werke der Fairburn Galerie vermacht hat, denn diese Beziehung war auch schwierig und zu guter Letzt ist das die Beziehung zu Grace. Ich hatte von Anfang ein seltsames Gefühl mit Grace.  Die Autorin hat hier einen interessanten Charakter geschaffen, aber Grace wird auch ein wenig stereotypisiert dargestellt. Sie, die graue Maus neben einer schillernden Person wie Vanessa und die auch alles für sie tun würde. Es ist schwierig diese beide Charaktere zu mögen. James Becker dagegen mochte ich, auch wenn er mir ein wenig zu naiv manchmal war. 

Mir gefielen vor allem die Landschaftsbeschreibungen von der fiktiven (Halb-)Insel Eris Island. Ich liebe einerseits sowieso Schottland und andererseits passt dieser Ort sehr gut zur Atmosphäre, die Paula Hawkins hier geschaffen hat. Die Abgeschiedenheit von Eris sorgt für die ein oder andere Situation, die vor der Gesellschaft und auch der Justiz verborgen bleibt.  Die Spannung baut sich langsam und stetig auf. Ich hatte irgendwann schon eine Ahnung, was und wer hier hinter einigen Dingen stecken könnte. Das Ende ist stark, aber auch diskutabel.

FAZIT:

Die blaue Stunde ist für ein sehr gelungener Mix aus Spannung, dunklen Geheimnissen sowie unaufgedeckten Kriminalfällen, komplexen zwischenmenschlichen Beziehung, die oft toxisch sind und natürlich viele Kunst. Für mich definitiv eines ihrer besten Bücher.

Bewertung vom 03.01.2025
Das Mondscheincafé Bd.1
Mochizuki, Mai

Das Mondscheincafé Bd.1


sehr gut

MEINUNG:

Das Mondscheincafé ist mir zufällig in die Hände gefallen und darüber war ich sehr froh, denn ich liebe asiatische Literatur und Katzen liebe ich auch sehr. Ich kann auch eine gewisse Anziehung zu Astrologie nicht verleugnen. 

Das Mondscheincafé taucht immer nur an Vollmondnächten auf und wird von Katzen betrieben. Es hat keinen festen Standort. Es gibt auch keine feste Karte, sondern jede bzw. jeder bekommt ein Gericht oder Getränk, was genau auf sie oder ihn passt. Dazu gibt es freihaus Lebensratschläge von den Katzen basierend auf Astrologie. Es kommt eine erfolglose Drehbuchautorin, die verzweifelt ist. Es kommen außerdem eine Friseurin und eine Schauspielerin sowie ein Inhaber einer IT-Firma.

Ich hatte ein bisschen mit den japanischen Namen. Interessant war aber, dass es zwar für sich stehende Kapitel waren, aber die Menschen, um die es ging, waren miteinander verbunden. Alle Stränge laufen am Ende auch zusammen und es gibt einen kleinen Ausblick für jede/n, wie das Leben für die BesucherInnen des Mondscheincafé weiter geht.  Mir hat der Bezug zur Astrologie gut gefallen, weil dafür auch etwas übrig haben. Besonders interessant fand ich die Unterteilung der Lebensphasen nach unseren Planten und was sie ausmacht. Interessant war auch der Ansatz, dass man jede Phase richtig abschließen sollte, damit man in der nächsten Phase keine Probleme bekommt. Außerdem erfährt man, dass wir uns seit Anfang 2000 im Zeitalter des Wassermanns leben. Zuvor waren 2000 Jahre im Zeichen der Fische und wir befinden uns noch immer im Wandel. Das Buch wird auch noch durch zusätzliche Zeichnungen des Tierkreises aufgelockert. Es hat mir gefallen, dass die Ratschläge gut und nachvollziehbar war und nicht so platt a la Du-wirst-nur-glücklick-mit-einem-Partner etc. Das Buch hat den besonderen Sound von asiatischer Literatur.

FAZIT:

Das Mondscheincafé ist ein kleines feines Buch für zwischendurch und alle, die asiatische Literatur schätzen, ein bisschen etwas für Astrologie und vielleicht auch für Katzen übrig haben. :)