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Cat
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Sachsen

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Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 14.07.2021
Das Wörterbuch des Windes
Blazon, Nina

Das Wörterbuch des Windes


ausgezeichnet

Die Geschichte wird einerseits aus der ICH-Perspektive von Swea, der tieftraurigen betrogenen Ehefrau aus Deutschland, erzählt und andererseits aus der von Einar, dem kauzigen, liebenswerten Lehrer in Pension, der ein Geheimnis mit sich herumträgt. Beide waren mir sofort sympathisch und beide müssen mit großen Enttäuschungen fertig werden. Swea’s Wunsch, selbstbestimmt und frei zu leben, konnte ich so gut nachvollziehen! Sie hat ihre Träume und Ziele irgendwann im Alltag aus den Augen verloren, hat ihrem Mann und der Familie zuliebe ihre eigenen künstlerischen Ambitionen aufgegeben, fühlt sich betrogen und ausgenutzt und muss nun ihr Leben erst wieder ordnen. Einar bietet ihr Unterkunft für unbestimmte Zeit an, genau wie er es auch bei Jón getan hat, einem wütenden Isländer, der durch den Bankencrash alles verloren hat. Sie sind zu dritt in Einars Haus am Meer.

„Draußen holt der Regen nur kurz Atem, die Sonne blinzelt zwischen den Wolken hervor und lässt das reingewaschene Land glänzen. Und seltsamerweise fällt mir ein, was Kim einmal zu mir sagte: „In Indien nennt man solche Zeiten im Leben Monsoon Point. Du stehst im Nichts, die Regenflut hat alles Vertraute und Sichere weggespült. Alles Alte ist weggebrochen, und das Neue ist noch nicht aufgebaut.“ Und da sind wir nun, denke ich, versammelt in einem Haus am Ende der Welt. Ein alter Mann, dessen Vergangenheit nur eine Lüge war, eine Touristin auf der Flucht, ein lahmendes Pferd und ein heimatloser Verlierer, der seine Zukunft in Alkohol ertränkt.“

Die Landschaft von Island wird so bildhaft beschrieben, dass ich nun noch lieber dahin fahren und alles mit eigenen Augen sehen möchte. Man erfährt einiges über den Lebensstil der Isländer, die durch ihre raue Natur und die besondere Kultur geprägt sind.

Mich hat der Roman begeistert! Es ist ein sehr ehrliches Buch und voller Weisheiten. Die Geschichte aus Vergangenheitsbewältigung und Neubeginn, aus Reue, Einsicht und Wandel ist raffiniert aufgebaut. Das Leben der Drei Protagonisten öffnet sich nach und nach und Nina Blazon beschreibt ihre Charaktere sehr liebevoll. Ich leide mit Swea, bin wütend aber auch froh über jeden kleinen Schritt, den sie zurück ins Leben findet. Swea lernt, Unbekanntes zuzulassen und ich lerne von ihr, dass man viel öfter loslassen sollte, was einen vergiftet und fertig macht. Auch wenn das Ende vorhersehbar ist, ist es deshalb nicht schlechter sondern es war interessant und spannend mitzuerleben, wie Swea‘s Weg verläuft. Es war mein erstes Buch der Autorin und direkt im Anschluss daran habe ich mir „Liebten wir“ von ihr besorgt, weil ich unbedingt mehr von ihr lesen möchte.

Bewertung vom 28.05.2018
Wenn's einfach wär, würd's jeder machen / Hamburg-Reihe Bd.5
Hülsmann, Petra

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen / Hamburg-Reihe Bd.5


ausgezeichnet

Zu Beginn des Buches wird es einem nicht leicht gemacht, Annika, die Hauptprotagonistin, zu mögen. Sie ist verwöhnt und bequem, macht nur Dienst nach Vorschrift, bleibt trotz der sehr freundlichen Aufnahme durch die neuen Lehrerkollegen reserviert und unverbindlich...
Aber im Laufe der nächsten 9 Monate, die das Buch erzählt, vollzieht Anni eine richtig gute Wendung. Sie findet ihre Freude an der Musik wieder, stellt sich dem großen Angst-Problem ihrer Kindheit, überdenkt ihre Einstellung und bezieht Stellung. Ihre Reaktionen und Entscheidungen sind dabei immer nachvollziehbar, das macht sie und das Buch sympathisch.
Die Figuren und die Handlung sind so richtig aus dem Leben gegriffen und nebenbei wird dem Leser Hamburg schmackhaft gemacht.
Natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte, die vorausschaubar sein könnte, es aber nicht ist. Es macht riesen Spaß den beiden Protagonisten zuzuschauen, wie sie umeinander herum schleichen. Man fiebert mit, spürt das Knistern und zumindest ich habe mich riesig gefreut, als die Beiden endlich zusammenkamen.
Das Buch lehrt uns wieder einmal, dass man nicht perfekt sein muss, sondern Spaß an dem haben sollte, was man tut. Dass es ok ist, Fehler zu machen, wenn man dazu steht.
Alles in allem ist „Wenn‘s einfach wär, würd‘s jeder machen“ trotz der vielen ernsten Themen ein richtiger Gute-Laune-Roman, der zu Herzen geht aber gar nicht kitschig daherkommt.