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Benutzername: 
Markus
Wohnort: 
Koblenz

Bewertungen

Bewertung vom 01.07.2020
Vermißt in Stalingrad
Peeters, Dieter

Vermißt in Stalingrad


schlecht

Sehr enttäuschend
Der Bruder meiner Oma ist in Stalingrad gefallen. Daher hat mich diese brutale Schlacht schon seit meiner Jugend interessiert, mein Wissen hierzu ist recht hoch. Das Büchlein des Zeitzeugen Peeters ist für mich eine komplette Enttäuschung. Warum? Es ist keine individuelle Erzählung des Weges nach und der Gefangenschaft aus Stalingrad. Der Autor (er selbst?) nennt weder seine Einheit, noch vollständige Namen der kurz erwähnten Kameraden oder Vorgesetzten. Er erzählt quasi aus Sicht des »einfach Soldaten« die übergeordneten strategischen Zusammenhänge und tut so, als wäre er in Stalingrad an allen üblicherweise genannten und bekannten Orten gewesen oder hätte vor Ort genaue Informationen hierzu bekommen... tut mir Leid, das ist unrealistisch. Er war einfacher Melder in einer Teileinheit, in einer Kompanie, die – unbenannt (welche?) – keine zentrale Rolle gespielt hat bei 330.000 eingekesselten Soldaten gesamt. Ich hätte gerne mehr erfahren aus der Sicht des einfachen Soldaten. Eine geschichtliche Kurzabhandlung zu Stalingrad insgesamt brauche ich nicht. Das Büchlein wirkt auf mich, als hätte jemand die spärlichen Fotos und Dokumente (nur die Zeit am Ende der Gefangenschaft ist tatsächlich belegt) auf dem Dachboden gefunden und mit dem allgemeinen Wissen aus Sachbüchern eine leicht individuell getönte Geschichte daraus gemacht. Herr Peeters kann ja durchaus in Stalingrad gewesen sein. Dann hätte er oder sein Autor (Peeters ist 1921 geboren) auch über seine Erlebnisse erzählen sollen. So sind es 95% allgemeine Geschichtsstunde ohne persönliche Note und 5% teilweise sehr konstruierte und überdramatisierte »eigene« Momente ohne nachvollziehbarem Zusammenhang (Wann, wo, mit wem?). Den Inhalt dieses Büchleins hätte ich mir auch überlegen können.