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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Anke Br.
Wohnort: 
Hannover

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 21.11.2021
Die Schwestern Grimm
Praag, Menna van

Die Schwestern Grimm


ausgezeichnet

Das Buch „Die Schwestern Grimm“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert.
In mehreren Handlungssträngen und Zeitebenen werden vier 17jährige Frauen beschrieben, die gemeinsam mit mir als Leserin, zunehmend mehr über ihr wahres Dasein und eine anstehende Aufgabe erfahren. Alles strebt auf ein spannendes Finale zu, aber auch die einzelnen Episoden erzählen viele verschiedene Geschichten über die Protagonisten/innen, ihre Freunde und ihre Familie. Bei allen magisch –fantastischen Inhalten lässt die Autorin, Menna van Praag, ihre Hauptfiguren auch schwere Lebensthemen wie Missbrauch und Demenz erleben und hat dadurch starke und interessante Charaktere geschaffen. Das angegebene Alter der jungen Frauen habe ich während des Lesens überwiegend ausgeblendet. Ihre Reife und Lebenserfahrung würde, meiner Ansicht nach, auch zu wesentlich älteren Frauen passen. Ich habe das allerdings nicht als Schwäche des Romans empfunden. Für mich hat sich dadurch eher das Alter möglicher Leser und Leserinnen erweitert.
Die detaillierte Beschreibung von Gedanken, Gefühlen, Eindrücken und Farben hat mich sehr begeistert. Ich konnte während des Lesens tief in die Welt dieses Romans eintauchen. Unerwartete Wendungen und Enthüllungen haben mir Spaß gemacht und mich beständig motiviert weiter zu lesen. Alle Hauptakteure dieses Romans haben mich interessiert, Handlungsstrang und Spannungsbogen waren für mich gerade richtig.
Ich würde dieses Buch allen Leser/innen empfehlen, die gerne Fantasy-Romane mit verschiedenen Handlungssträngen lesen, die gewürzt sind durch dunkle und helle Stimmungen, Nöte und Freuden und charaktervollen Frauenfiguren.

Bewertung vom 10.10.2021
Das Gedächtnis des Baumes
Vallès, Tina

Das Gedächtnis des Baumes


ausgezeichnet

Wie die Rinde eines Baumes, so ist die Gesichtshaut des Mannes auf dem Titelbild zu dem Roman „Das Gedächtnis des Baumes“ von Tina Vallès gefurcht.
Die Autorin hat in bewegenden, sehr liebevollen und feinfühligen Worten ein Buch darüber geschrieben, wie es sein kann, wenn ein Familienmitglied durch eine dementielle Erkrankung zunehmend mehr von seinem Gedächtnis verliert.
In der von ihr beschriebenen Familie wird aus der Sicht eines 10jährigen Jungen in kurzen Kapiteln beschrieben welche Beobachtungen, Erlebnisse und Gefühle die fünf Familienmitglieder bewegen.
Die Familie ist sich in Liebe und gegenseitigem Respekt zugetan. Diese Liebe trägt den Roman durch schwere Zeiten und Themen, die zwangsläufig aufkommen, wenn ein Familienmitglied zunehmend mehr vergisst und mehr und mehr von dem, was diesen Menschen ausgemacht hat, verschwindet.
Tina Vallès hat ein wertvolles Buch zum Thema „Leben mit einer dementiellen Erkrankung“ geschrieben. Durch ihre Wahl diese Geschichte von einem 10jährigen Jungen berichten zu lassen bietet sie die Möglichkeit dafür, dass Familien, in denen Kinder dieses Buch mit ihren Eltern lesen und darüber sprechen, ein Hilfsmittel an die Hand bekommen um eigene Gefühle und Gedanken besser zu verarbeiten.
Dieses Buch würde ich uneingeschränkt jedem Menschen empfehlen, der beruflich oder privat, mit einem an Demenz erkrankten Menschen Kontakt hat.

Bewertung vom 28.08.2021
Sternflüstern
Carlin, Paula

Sternflüstern


ausgezeichnet

Ich habe das Buch „Sternflüstern“ von Paula Carlin in einem Rutsch gelesen.
Die Geschichte um Irith und Lunis hat mich mit Leichtigkeit für sich interessiert und nicht mehr losgelassen, bis ich, mit ein wenig Abschiedsschmerz, die letzte Seite beendet hatte.
In diesem Buch sind mir alle Protagonisten sympatisch und ich habe
mit Ihnen gelacht, geschaffen, getrauert und Neues entdeckt.
Der klare, sehr angenehm bildhafte Schreibstil der Autorin hat es mir leicht gemacht für eine Weile in eine andere Welt abzutauchen. Es ist spürbar, dass dieses nicht ihr erster Roman ist.
In diesem Buch werden Schicksalsschläge betrauert, es gibt ein paar neue Wendungen und Enthüllungen und dann geht es auf recht gradlinigem Weg voran in eine optimistische Zukunft.
Für mich ist Sternflüstern ein ideales Urlaubsbuch oder ein Buch für die hellgrauen Tage im Leben. Es bietet den Leser/innen wunderbare Unterhaltung mit positivem Sog und ist somit sehr gut für ein kleines Aussteigen aus dem Alltag geeignet. Dabei bietet die Geschichte durchaus auch Ideen oder Anregungen für die eigene Lebensgestaltung.

Bewertung vom 20.08.2021
Wo auch immer ihr seid
Pham, Khuê

Wo auch immer ihr seid


ausgezeichnet

Dieses Buch bekommt meine absolute Kaufempfehlung.
Frau Pham hat ein Buch geschrieben in dem Tiefgang und Lesegenuss auf beste Weise vereint sind. Leser und Leserinnen erfahren Vieles über süd- und nordvietnamesische Menschen zur Zeit des Vietnamkriegs und der Tet-Offensive. Die Herausforderungen und Entfremdungen, die durch Flucht oder Ausharren in einem durch Krieg stark ausgebluteten Land entstehen können, werden von Frau Pham anhand der Geschichte einer Familie beleuchtet und beschrieben. Der Wunsch tiefer in diese Geschichte einzutauchen wird unmittelbar geweckt. Die Familienmitglieder, besonders die berichtende 30jährige Kim, wecken Sympathie. Es fällt mir leicht mit ihr zu fühlen.Dabei gelingt der Autorin eine ausgesprochen vielschichtige Beschreibung der Zeit rund um 1968 bis in unsere Jetzt-Zeit. Leser/innen erfahren viel darüber was ein Mensch fühlen kann, wenn er oder sie in eine absolut fremde Kultur versetzt wird und wie sich das auf Folgegenerationen auswirken kann. Dabei gelingt es Frau Pham durchgehend Verständnis für das Verhalten ihrer Protagonisten zu vermitteln. "Wo auch immer ihr seid" ist ein Roman, den ich nicht wieder aus der Hand legen konnte, bis ich ihn durchgelesen habe. Ich fühle mich von seinem Inhalt bereichert und auf ausgezeichnete Art und Weise informiert über geschichtliche, politische, soziale und sehr persönliche Aspekte einer Zeit, die auch heute noch aktuelle Paralellen in unserer Welt aufzeigt. Weltoffene Leser/innen, die mehr über die Menschen mit denen wir zusammenleben erfahren möchten und die Verbindung von Geschichte und persönlichen Schicksalen mögen, werden durch dieses Buch eine Bereicherung erfahren.

Bewertung vom 10.04.2021
Jenseits des Abgrunds
Miralles, Francesc;Doñate, Ángeles

Jenseits des Abgrunds


sehr gut

In ihrem Roman „Jenseits des Abgrunds“ schreiben Francesc Mireilles und Ángeles Donate über Menschen, die sich in einer zunächst aussichtslos erscheinenden Lebenssituation befinden, sich aber durch ein Gespräch mit einem weisen Mann wieder dem Leben zuwenden.
Der Roman ist inspiriert von einer wahren Begebenheit, allerdings wird der/die Lesende darüber im Unklaren gelassen, was Wahrheit und was Fiktion in diesem Roman ist.
Ein Mann, der sein Leben wie „an die Wand gefahren“ empfindet, kommt auf Umwegen zu einem weisen Japaner, der Zuhören, miteinander Sprechen und ein Quartier anbietet. Während mehrerer Gespräche erfährt er mehr über seinen Gastgeber und dessen Mission.
Jenseits des Abgrunds ist ein Roman, der sich mit schwierigen Lebenssituationen beschäftigt, aber immer wieder einen Weg, oder einen Gedanken aufzeigt warum es sich lohnt zu leben. Es werden verschiedene Lebenswege angerissen, deren Protagonisten zunächst gedacht hatten, dass es keinen anderen Weg mehr gäbe, als den Sprung von einer Klippe. Menschliche Zuwendung und ein „ins Gespräch kommen“, über die scheinbare Ausweglosigkeit, verhindern den Suizid der meisten Menschen, die Kosei-San begegnet sind.
Ich habe dieses Buch in die Hand genommen und an einem Nachmittag durchgelesen. Die schwierigen Lebensthemen wurden für mich durch einen ruhigen, von einer grundsätzlich optimistischen Haltung geprägten Schreibstil, lesbar, ohne dass ich einen negativen Sog empfunden habe. Richtig warm geworden bin ich leider mit keiner der agierenden Personen. Die Anregungen des weisen, alten Mannes waren für mich durchaus Wert darüber nachzudenken, aber ich hatte keine Momente, die mich richtiggehend gefesselt haben.
Empfehlen möchte ich dieses Buch Leser/innen, die Anregungen suchen dem Sinn des Lebens ein bisschen auf die Spur zu kommen. Hier wird ein breiter Strauß von möglichen Hindernissen im Leben und stärkenden Gedanken geboten. Wer einen klaren, ruhigen und durchaus menschlich-zugewandten Schreibstil mag wird sich an diesem Roman erfreuen.
Der abschließende Gedanke dieses Buches, ohne dass ich ihn hier verraten möchte, spricht mir aus dem Herzen und ich wünsche mir sehr, dass möglichst viele Menschen sich davon angesprochen fühlen und ins Handeln kommen.

Bewertung vom 10.03.2021
Der gefrorene Himmel
Wagamese, Richard

Der gefrorene Himmel


ausgezeichnet

„Der gefrorene Himmel“ von Richard Wagamese ist ein zutiefst beeindruckendes Buch.
Dem Autor ist es gelungen einen Roman zu schreiben, der einen tiefen und sehr persönlichen Einblick in das Leben der indigenen Menschen Kanadas zur Zeit der „Residential Schools“ bietet.
Die Willkürherrschaft in dieser Art „Schulen“ hat seit ihrer Gründung im 19.Jahrhundert bis zur Schließung Ende des 20.Jahrhunderts Generationen der Ojibwe in Kanada traumatisiert, entwurzelt und die Kinder, die in den Schulen ihren Peinigern ausgeliefert wurden, auf grausamste Weise gequält. Viele Kinder haben diese Tortouren nicht überlebt.
Andere, die Überlebenden, hatten einen schweren Lebensweg zu meistern.
Saul Indian Horse ist ein Überlebender. Das Buch handelt von seiner Lebens- und Leidensgeschichte und seinen Wegen damit einen Umgang zu finden, die exemplarisch für unzählige Menschen indigener Völker stehen könnten.
Noch nie habe ich einen Roman mit so deutlich beschriebenen Zusammenhängen von Traumatisierung und ihren möglichen Folgen gelesen. Allein dadurch würde ich dieses Buch schon als absolut unverzichtbar einstufen.
Richard Wagamese schreibt warmherzig, bildreich, ergreifend und gleichzeitig schonungslos über das Leben seines Protagonisten und dessen Familie.
Ich konnte dieses Buch nicht leicht lesen. Es hat mich sehr tief berührt, aber durch die, aus meiner Sicht absolut angemessenen Schilderungen der Traumatisierungen, gleichzeitig auch sehr herausgefordert.
Für mich ist dieses Buch ein Roman mit absoluter Leseempfehlung.
Die National Post kommentiert es für mich völlig zu Recht als „Ein unvergessliches Meisterwerk“, denn das wünsche ich mir für dieses Buch: dass es unvergessen bleibt.