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Benutzername: 
Mirella
Wohnort: 
Hamburg
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 17 Bewertungen
12
Bewertung vom 28.08.2024
Die Tage des Wals
O'Connor, Elizabeth

Die Tage des Wals


ausgezeichnet

Ein erfolgreicher Debütroman

In dem Roman „Die Tage des Wals“ geht es seicht und ruhig zu. Es ist das Debüt der Autorin Elizabeth O'Connor.

Als Leser wird man in die 1930er Jahre geführt, auf eine (fiktive) Insel vor der walisischen Küste. Hier scheinen die Uhren stehengeblieben, was der 18-jährigen Manod nicht genug ist. Sie lebt mit Ihrem Vater und ihrer jüngeren Schwester auf der Insel.

Überaus schön finde ich, wie es die Autorin geschafft hat Manods Zwiespalt aufzuzeigen: Einerseits sehnt sie sich nach einem neuen Leben fernab des eintönigen Lebens auf der Insel, andererseits liebt sie ihre Heimat und ihre Familie. Obgleich ihre Heimat ein Leben nach alten Traditionen und einen fortwährend gleich ablaufenden Alltag, mit rar gesäten Überraschungen, bedeutet. Einzig die wechselnden Jahreszeiten sorgen für Änderungen im Alltag der Bauern und Fischer.

Ich kann mich gut Manod einfühlen und spüre ihren Zwiespalt, Ihre Aufbruchsstimmung regelrecht, nicht zuletzt dank der Tagträume von Manod. Sie sehnt sich nach mehr, nach einem unabhängigen Leben, was greifbarer wird, als zwei unerwartete Begebenheiten einsetzen.

Eines Tages wird ein Wal an den Strand der Insel angespült; da wird auch der Titel und das passende Cover des Buches deutlich. Davon hören zwei Wissenschaftler, die daraufhin beschließen vom Festland auf die Insel zu reisen und das Leben der Einheimischen zu erforschen.

Beide stammen aus Oxford und damit einem Ort / einer Stadt, die alles andere als trist und monoton ist. Zu Manods Glück darf sie Assistentin und Übersetzerin für die beiden Engländer werden und kommt ihrem Traum damit näher denn je.

Mich hat das Buch von Anfang bis Ende begeistert. Es hat Tempo, auch dank der vielen kurzen Kapitel und trotzdem finde ich es nicht abgehakt. Dazu spiegeln die kurzen, prägnanten Kapitel das karge Leben der Insel wider, welches auch wie die Kapitel wenig Raum für Überraschungen und Ausschmückungen bereithält.

Alles in allem ein wunderschönes Debüt, mit einer absoluten Empfehlung.

Bewertung vom 15.07.2024
Ein Garten offenbart sich
de Vries, Katrin

Ein Garten offenbart sich


ausgezeichnet

Ein Buch das genau das bietet, was das Cover, der Titel und Klappentext versprechen.

In dem Buch geht es um Katrin de Vries und ihre beiden Söhne. Katrin zieht mit ihnen von einer Großstadt in ihre alte Heimat in Ostfriesland, wo sie sich ein Backsteinhaus mit großem Garten kaufen. Wie gesellschaftlich „erwartet“, hegt und pflegt sie diesen Garten zunächst, mitsamt dem Rasenmähen alle zwei Wochen, Unkraut entfernen etc. Doch es kommt ein Umschwung und sie entscheidet sich, den Garten seine eigenen Wege zu gehen.

Dieser Umschwung entspringt allerdings nicht der Ignoranz oder Faulheit. Im Gegenteil, aufgrund des Wandels der Pflanzen- und Tierwelt in ihrem Garten, schenkt sie diesem mehr Aufmerksamkeit denn je. Die Aufmerksamkeit wandelt sich - wie ihr Garten selbst - von reiner Arbeit und Pflege des Gartens, hin zu Faszination und Beobachtung der Entwicklung ihres Gartens. Dabei probiert sie sich auch aus und zwar stets mit freudiger Unterstützung ihrer Söhne, welche ebenfalls laufend Input und Inspirationen liefern.

Ein weiterer großer Teil des Buches sind die zahlreichen Erinnerungen von Katrin de Vries. Erinnerungen aus ihrer Kindheit mit ihren Großeltern, die ebenfalls einen großen Garten hatten, welcher einen hohen Stellenwert in ihrem Leben hatte. Für diese war der Garten allerdings, man könnte sagen, überlebenswichtig, da er sie mit ernährte. Sie pflanzten Kartoffeln und Gemüse zur Selbstversorgung, was harte Arbeit bedeutet.

Das Buch war für mich trotz der Stimmigkeit der Geschichte schwer zu lesen, gerade von der Mitte bis zum Ende des Buches. Denn obgleich ich sehr fasziniert von der Pflanzen- und noch mehr Tierwelt bin, habe ich nur einen kleinen Garten und damit weniger die Möglichkeit die Natur ihr eigenes Gesicht entwickeln und zeigen zu lassen (immerhin brauchen wir Platz als Familie mit zwei Kleinkindern, zum Spielen, Grillen etc.). Dazu bin ich an sich ein sehr unruhiger, stets getriebener Mensch, was u. a. wegen der Schnelllebigkeit der Welt und Konditionierung auf stets kurze Inputs (bspw. kurze Reels bei Instagram oder Shorts bei YouTube) und damit quasi dauerhafte Dopamin-Ausschüttung noch verstärkt wird. Dies macht es mir schwer die ach so gewünscht Langsamkeit im Alltag, das Leben im Moment, die Einführung von Ruhe und Achtsamkeit wirklich zu leben. Dieses Buch ist allerdings eine gute Übung dafür (vielleicht müsste ich mehr solcher Bücher lesen, um mich zu mehr Achtsamkeit zu konditionieren).

Wer Bücher liebt die entschleunigen, Achtsamkeit vermitteln und Themen wie Natur (Pflanzen- und Tierwelt im heimischen Garten) ansprechen, macht mit diesem Buch alles richtig.

Bewertung vom 06.04.2024
Jetzt ist Sense
Rath, Hans

Jetzt ist Sense


ausgezeichnet

Schon mit dem Cover hatte mich das Buch, durch die Farbgebung und dem Sensenmann am Tresen einer Bar. Und auch der Klappentext versprach einen unterhaltsamen, mal etwas anderen Roman.

Inhaltlich wurde ich bezüglich dieser Erwartung nicht enttäuscht; auch wenn der Klappentext mich seitens des Inhalts etwas auf Abwege gebracht hat. Ich dachte ich würde von einer Sitzung beim Psychologen zur nächsten blättern. Doch unerwarteterweise erlebte ich die beiden Hauptprotagonisten des Buches, die 50-jährige Psychologin Liv Bentele und ihren neuen Patienten den Sensenmann, seltener in einer Therapie-Sitzung als gedacht.

Doch das störte mich keineswegs, da das Buch mir alles lieferte um mich für einige Stunden gut zu unterhalten. Die Charaktere waren vielschichtig und ich konnte mich entweder mit ihnen identifizieren oder ihre Handlungen und Gefühle zumindest nachvollziehen. Dazu war der Schreibstil angenehm, weil leicht und flüssig zu lesen und trotzdem in perfekter Balance zwischen ausufernder bildlicher Sprache und zu wenig beschreibender Ausführungen.

Und auch langweilig wurde es nie, dank zahlreicher Wendungen in der Geschichte und einer guten Mischung aus Humor, Ernst und dem – in dieser Konstellation - eben nicht ausbleibendem Thema „Tod“. Überdies hat mich das Ende mehr als überrascht, was ich bei einem Buch stets sehr schätze.

Von mir daher eine klare Empfehlung.

Bewertung vom 23.11.2023
Das Glück der Geschichtensammlerin
Page, Sally

Das Glück der Geschichtensammlerin


ausgezeichnet

Das Cover und der Klappentext hatten mir gleich gefallen und ich freute mich auf ein Buch voller verschiedenster Geschichten. Und genau das bekam ich auch. Allerdings merkte ich während des Lesens, dass ich mir eben nicht bloß eine Art Aufzählung spannender Kurzgeschichten wünschte. Ich war auch auf der Suche nach einer spannenden Hauptgeschichte, die alles zusammenhält. Und auch dies existierte, mit Janice der Putzfrau in der Hauptrolle. Sie ist diejenige, die all die Geschichten in dem Buch sammelt, da sie diese während ihrer Arbeit hört. Sie hütet die Geschichten in ihrem Kopf, da sie selbst (scheinbar) keine eigenen Geschichten hat.

Ins Rollen kommt die Hauptgeschichte, als Janice bei einer über 90-jährigen cleveren Dame putzt, die auch ihre Geschichte sieht. Und auch Janice fängt allmählich an daran zu glauben, dass sie ebenfalls eine eigene Geschichte zu erzählen hat.

Ich kam sehr gut in das Buch herein und auch sonst war es einfach zu lesen. Klasse war überdies, dass das Buch dank der verschiedenen Geschichten mit allem glänzen konnte: humorvolle Themen, ernste, traurige etc. Und auch die Beschreibung der Charaktere, ihrer Gefühlswelten und ihre Handlungen gefielen mir gut und waren eingängig.

Bewertung vom 22.06.2023
Apfelmania
Meuth, Martina;Neuner-Duttenhofer, Bernd

Apfelmania


ausgezeichnet

Du liebst Äpfel und kochst gerne? Dann ist dieses Buch genau das Richtige für dich. Es hat die perfekte Balance aus Rezepten und Informationen, rund um dieses leckere und vielseitige Obst.

Auch ich liebe sowohl Äpfel als auch das kochen. Dabei lerne ich auch immer wieder gerne neues rund um Lebensmittel und das Kochen. Und genau das bekomme ich hier. Das Buch gibt tiefgründiges und nützliches Wissen rund um den Apfel, von verschiedenen Apfelsorten und ihren Eigenschaften über Tipps zur Lagerung von Äpfeln bis hin zur Zubereitung dieser.

Und auch die Rezepte sind spannend und vielfältig. Die Autoren schaffen es zu zeigen das Äpfel in schier jeder Variation seinen Platz findet, ob in Vorspeisen, Hauptgerichten oder Nachspeisen; ob süß oder herzhaft. Dabei gefällt mir auch die Darstellung der Rezepte: die Schritte sind verständlich, es gibt stets ein Bild zum fertigen Gericht und es gibt eine Angabe zur Zubereitungsdauer und für wie viele Personen das Gericht ist.

Für mich ein rundum gelungenes Kochbuch und eine super Idee eines zu einem so gesunden, natürlichen Lebensmittel zu schreiben.

Bewertung vom 02.02.2023
Wohn mobil!
Rechsteiner, Kevin

Wohn mobil!


gut

Spätestens seit einer Weltreise vor gut 4 Jahren hat mich die Leidenschaft fürs Reisen nie losgelassen. 1,5 Jahre war ich unterwegs, davon auch viele Monate am Stück im eigenen minimalistisch ausgebauten Auto. Daher reizt mich auch heute noch der Kauf und Ausbau eines eigenen Campervans. Dieses Buch ist da auf jeden Fall ein guter Anfang, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was vom Arbeits-, Zeit- und Kostenfaktor auf mich zukommen würde.

Zudem lädt es absolut zum Träumen ein, da viele Leute, teils (bekanntere) Influencer mit ihren bereits schön ausgebauten Wohnmobilen vorgestellt werden. Diesbezüglich erinnert es schon fast an ein Bilderbuch. An sich eine schöne Sache, wäre da nicht der Fakt, dass es explizit als großes Praxisbuch zum Ausbau angepriesen wird. Dieser Teil kommt nämlich leider viel zu kurz. Es werden eher kleinere "Baustellen" herausgegriffen und intensiver besprochen, aber einen wirklichen Ausbau von A bis Z sucht man vergebens. Da hilft mir auch die Aussage nicht, dass das ja jedem selbst überlassen sein soll; Stichwort Individualität beim Ausbau.

Gerade in Anbetracht des Preises bin ich eher enttäuscht, von Versprechungen die in dieser tiefe nicht eingehalten wurden. Für mich ist es damit kein großes Praxisbuch, sondern eines das einen ersten Einblick und Starthilfe geben kann. Für den wirklichen Ausbau von A bis Z braucht es dann andere Bücher oder Medien.

Bewertung vom 07.06.2022
Was es braucht in der Nacht
Petitmangin, Laurent

Was es braucht in der Nacht


ausgezeichnet

Das Buch „Was es bracht in der Nacht“ ist von der Geschichte her eine etwas schwerere Kost. In dem Buch geht es um eine kleine Familie in Frankreich, die nach dreijähriger Krankheit die Mutter verliert. Sie hinterlässt ihren Mann und zwei Söhne, Fus 10 und Gillou 7 Jahre alt.

Nun muss der Vater den Familienalltag allein beherrschen und nebenbei noch mit seiner eigenen Trauer und dem Verlust umgehen. Der Alltag ist plötzlich ganz anders. Vor dem Tod der Mutter drehte sich alle um die Krebserkrankung und Krankenhausbesuche standen quasi an der Tagesordnung.

Die Familie schafft es einen neuen Alltag zu finden, auch wenn gerade die ersten Jahre nach dem Tod schwer sind.

Dazu kommt, dass alles vor dem düsteren, tristen und aussichtlosen Hintergrund der Region abläuft. Zwar hat der Vater einen Job, aber der Rest der Gegend ist wirtschaftlich eher schwach aufgestellt.

Der Verlust, gepaart mit der Perspektivlosigkeit sorgt dafür, dass der ältere der beiden Söhne zunächst schlechter in der Schule wird und sich dann auch noch falschen Freunden anschließt; Freunden aus der rechten Szene. Und dabei engagiert sich der Vater schon seit Jahren politisch. Er ist Sozialist und auch seine Söhne hatte er politisch immer wieder eingebunden. Dies macht es dem Vater noch schwerer mit der Entscheidung seines Sohnes fertig zu werden. Er weiß sich nicht zu helfen und straft seinen Sohn monatelang mit einer ausweichenden, schweigenden Haltung ab; bis es zu einer Tragödie kommt.

Die Geschichte ist ohne viel Ausschmückung erzählt und trotzdem wirkt alles sehr tragisch und mitreißend. Etwas schwer tat ich mich damit, mich in den Vater hineinzuversetzen und seine Handlungen nachzuvollziehen. Der Trauerprozess erschloss sich mir, aber als sein Sohn Fuß sich der rechten Szene anschloss, verlor der Autor mich, in den Ausführungen des Verhaltens des Vaters.

Allerdings zeigt das Verhalten eindrücklich die Hilflosigkeit von Eltern, wenn Kinder auf den falschen Weg geraten und man sie so sehr liebt, dass man sie davor bewahren möchte, anstatt sie einfach aufzugeben.

Zudem kommt definitiv nie Langeweile auf, da das Buch stets auf den Punkt und kurz geschrieben ist. Damit eine Lektüre, die schnell und leicht zu lesen ist, aber deswegen trotzdem keineswegs leicht zu verarbeiten ist.

Bewertung vom 14.01.2022
Du hast gesagt, es ist für immer
Doller, Trish

Du hast gesagt, es ist für immer


ausgezeichnet

Liebesromane sind Dein Genre? Dann wirst du diesen Roman lieben und zwar nicht nur wegen des absolut umwerfenden und gelungen Covers. Trish Doller hat es mit ihrem Werk „Du hast gesagt, es ist für immer“ geschafft mich von der ersten bis zur letzten Seite in diese wundervolle und teils herzeisende Geschichte zu entführen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass das Buch direkt voll einsteigt und kein langwieriges Vorgeplänkel stattfindet.

Kurz zur Handlung: Auf der Suche nach einer Möglichkeit nach einem schweren Schicksalsschlag weiterzuleben, lernt sich Anna neu kennen. Ihre große Liebe Ben hat sich das Leben genommen und so beschießt sie nach einem Jahr die eigentlich gemeinsam geplante Segelreise allein anzutreten. Dabei lernt sie Keane kennen, der ihr als professioneller Segler helfen soll diese Reise zu meistern. Auch er hat mit einem Verlust zu kämpfen und so meistern sie gemeinsam nicht nur diese Reise, sondern auch mit dem Loch in ihrem Leben umzugehen.

Der Schreibstil ist bildhaft, und zwar im perfekten Maß um sich die Handlungen vorstellen, ohne in ausufernden Beschreibungen unterzugehen. Dazu ist er eingängig und flüssig. Trotz der Einfachheit beim Lesen, wirkte das Buch nie flach oder langweilig. Im Gegenteil, ich fand die emotionale Achterbahnfahrt unglaublich bewegend und mitreißend.

Auch die Charaktere haben mir sehr gut gefallen, ob nun die Hauptprotagonisten Anna und Keane oder die Nebenfiguren. Sie wirkten realistisch und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und ihr Verhalten und Beweggründe gut nachvollziehen. Die Wandlung vom zerrissenen Menschen ohne Lebensziel, zur lebensbejahenden Frau von Anna wirkt authentisch, was ich mir zu beging schwer vorstellen konnte. Doch genau so hatte es im echten Leben laufen können; als Weltenbummlerin, die 1,5 Jahre auf Weltreise war, weiß ich was Reisen und die Menschen, die man dabei trifft, in so kurzer Zeit in einem verändern können.

Für mich neu, aber angenehm, da ich gerne neues lerne, waren die zahlreichen Fachbegriffe aus dem Bereich des Segelns. Allerdings hätte ich ein Glossar am Ende des Buches mit den Begriffen gut gefunden. Dafür machen die Fachbegriffe die Geschichte noch authentischer, da das Segeln hier essenziell für die Geschichte ist.

Was mir nicht fehlte bzw. super war, war die Karte in der Innenseite des Covers. Auf dieser konnte ich stets nachvollziehen, wo die Reise Anna und Keane von Florida aus hinführt.

Alles in allem ein absolut lesenswerter Roman, der Liebesgeschichte, die Suche nach einem neuen Lebenssinn und die Freude am Reisen und Segeln vereint. Ich hatte nach dem Buch auf jeden Fall Lust, endlich mal wieder rumzureisen und mehr von dieser schönen Welt und ihren Menschen darin zu sehen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.09.2021
Raumfahrer
Rietzschel, Lukas

Raumfahrer


gut

In dem Buch geht es um die Geschichte der sächsischen Familien Nowak und Kern von der DDR bis hin zur Gegenwart. Gezeichnet wird dabei ein Bild aus Trostlosigkeit und Hoffnungslosigkeit.

Tatsächlich schafft es der Autor auch ziemlich gut dieses Gefühl zu transportieren und ich fühlte mich sowohl während des Lesens, als auch nach der Vollendung des Buches bedrückt. Dies liegt unter anderem auch an der beschreibend-nüchternen Erzählweise. Andere Gefühle, wie ein starkes Mitgefühl für die Protagonisten stellte sich allerdings nur schwer bis gar nicht ein. Schuld daran sind die unzähligen Charakter- und Zeit-Sprünge in dem Buch. An sich mag ich solche Sprünge, aber nur wenn diese auch verständlich sind. Hier musste ich oft länger lesen oder bekam gar nicht die Möglichkeit zu begreifen, wo ich mich auf der Zeitlinie gerade befinde oder an welchem Ort. Dies machte es unmöglich einen tiefen Einblick in das Gefühlsleben der Protagonisten zu erlangen und eine Bindung zu diesen aufzubauen. Ich bekam stets nur Momentaufnahmen und Schlüsselereignisse der Hauptcharaktere zu fassen.

Dafür kommt das Leben in der DDR-Zeit mit ihren Herausforderungen und Gefahren – Stasi – deutlich hervor. So gefiel mir der Tiefgang in der Behandlung dieser Thematik.

Zudem erschließt sich mir auch der Titel und der rote Faden: Wie hängen die Leben der beiden Familien zusammen? Wo bestehen die Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart?

Auch schafft es das Buch trotz des holprigen Lesens, aufgrund der Sprünge, einen Spannungsbogen aufzubauen, der gerade im letzten Drittel auf den Höhepunkt gebracht wird.

Um mich vollends zu überzeugen hätte das Buch viel mehr Tiefgang in der Erzählweise bezüglich der Charaktere und ihrer Gefühls- und Gedankenwelt benötigt. Dazu hätte ich mir gewünscht, dass die Einordnung der Sprünge keine so große Herausforderung gewesen wären.

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