Das Buch "Zwischen zwei Leben" von Minna Rytisalo handelt im wesentlichen von einer einzigen Person, der Protagonistin Jenny Hill. Sie befindet sich zu Beginn der Wechseljahre und steht nach der Trennung von ihrem Mann an einem bedeutenden Wendepunkt in ihrem Leben.
Neben kurzen Kapiteln, in denen man was über Jenny erfährt, gibt es abwechselnd auch Kapitel, die aus Sicht von Märchenfigurinnen erzählt werden. Hier kommen Beispielsweise Dornröschen, Schneewittchen und Aschenputtel zu Wort.
Leider hat sich mir der Sinn des Buches nicht so ganz erschlossen. Es gab für mich eigentlich keinen roten Faden einer Handlung, den es zu verfolgen galt. Außerdem gab es in der eigentlichen Geschichte ziemlich wenige andere Figuren, welche für Dialoge gesorgt hätten.
Die Idee, Märchenfiguren in den Roman einzubinden und sie über moderne Themen wie Frauenrechte und -Rollen zu Wort kommen zu lassen ist sehr spannend aber war meiner Meinung nach nicht durchdacht genug umgesetzt.
In "Die Probe" von Katie Kitamura geht es um die Beziehung zwischen drei Personen: ein Ehepaar und ein junger Mann, der ihr Sohn sein könnte.
Das Buch lässt sich grob in zwei Abschnitte unterteilen wobei sich der erste hauptsächlich um ein Gespräch zwischen der Protagonistin und ihrem vermeintlichen Sohn handelt. Im Raum steht vor allem die Frage nach der wirklichen Verbindung zwischen beiden da der große Altersunterschied abgesehen von Verwandschaft auch auf eine Liebesbeziehung hindeuten könnte.
In der zweiten Hälfte geht es um einen in der Zukunft liegenden Zeitraum, als der bereits ausgezogene Sohn zurück in die elterliche Wohnung zieht. Dies führt zu starken Spannungen und Machtverhältnisse werden verschoben.
Leider hat das Buch so garnicht meinem Geschmack entsprochen. Es wirkte wie ein Kammerspiel aus zwei Akten - bestimmt gut geeignet für ein Theaterstück aber beim Lesen hat es wenig Spaß gemacht. Nicht zuletzt dadurch, dass meiner Meinung nach die Beziehungen ungeklärt blieben.
Was für ein wunderbares Buch hat uns Kat Eryn Rubik mit "Furye" für diesen Sommer geschenkt!
Tief tauchen wir ein, in das Leben von Alec, einer Musikmanagerin und dürfen nicht nur ihre aktuellen sondern auch ihre vergangenen Geheimnisse aus Jugendzeiten erfahren. Wir begleiten sie, als sie in ihre frühere Heimat zurückkehrt und dort auf einen alten Bekannten trifft. Die Begegnung wirbelt einiges durcheinander und fördert viele Erinnerungen zutage.
Abwechselnd wird die Geschichte der Gegenwart und der Schulabschlusszeit der Protagonistin erzählt, was den Spannungsbogen straff hält.
Es geht um die Freundschaft zwischen drei Mädchen, jede für sich besonders, und ihre jugendlichen Sorgen. Neben gewaltbereiten oder dem Alkohol zugeneigten Eltern geht es auch um den Umgang mit großen sozialen Unterschieden.
Ein sommerlicher, hin und wieder emotionaler Roman der mit reichlich Spannung daherkommt und uns an unsere eigenen jungen Sommermonate erinnern lässt.
In "Der Schlaf der Anderen" schenkt Tamar Noort dem völlig alltäglichen
und doch vernachlässigten Prozess des Schlafes ganz viel Aufmerksamkeit.
Eine Begegnung der besonderen Art macht aus der Nachtwächterin und der Schlaflaborpatientin zwei Komplizen.
Mit Janis und Sina führen zwei starke aber grundverschiedene Frauen durch die Geschichte, wobei jede eine eigene Stimme bekommt. Beide Personen sind mir schnell ans Herz gewachsen!
Außerdem weichen etwas skurril wirkende Situationen die Ernsthaftigkeit der Probleme beider Frauen mit Humor auf. Eine wunderbar stimmungsvolle Geschichte, die einen zum Lächeln aber auch zum Nachdenken bringt.
Wie wichtig der Regenerationsprozess ist, wird ganz oft vergessen. Durch den Roman bekommt der Schlaf eine erneute Beachtung geschenkt, die unserem Alltag sehr gut tun kann.
Einziges kleines Manko: gegen Ende geht es mir ein bisschen zu schnell und ich wäre ganz gern noch etwas länger und ausführlicher im Roman geblieben. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Ich gebe zu, dass ich seit dem Lesen des Buches ein paar Sekunden mehr über die Reise ins Traumland nachdenke und schon allein das hat mich sehr bereichert.
Im Buch "Teddy" von Emily Dunlay lernen wir die junge, frisch verheiratete Teddy Huntley Carlyle kennen, die durch ihrer Eheschließung mit einem Diplomaten einen Neuanfang wagt.
Am anderen Ende der Welt hofft sie darauf, endlich in ein Leben voller Glamour, Stars und Sternchen eintauchen zu können und gerät doch recht schnell selbst ins Rampenlicht. Sie sammelt ihre Erfahrungen damit, was es heißt eine Diplomatengattin zu sein und erkämpft sich dennoch einen Stand durch ihre Tätigkeit als Kunstkennerin.
Leider muss sie auch früh lernen, wie scharfsinnig die Presse ist und wie schnell ein kurzer Moment der Unachtsamkeit, riesige Steine ins Rollen bringen kann.
Der Roman ist wirklich toll geschrieben und hat einen wunderbaren Spannungsbogen. Von einer dialogartigen Rahmenhandlung eingebettet, wird hauptsächlich in Rückblicken erzählt.
Thematisch werden toxische Beziehungen, klassische Rollenverhältnisse und in gewisser Weise die Me-Too-Bewegung aufgegriffen.
Ein Lesegenuss für Fans von Romanen wie denen von Taylor Jenkins Reid!
Im Buch "Eine Welt nur für uns" gibt uns Claire Deya einen Einblick in das Nachkriegsfrankreich und beleuchtet dabei einen sonst eher unbekannten Teil der Geschichte: den Einsatz von deutschen Kriegsgefangenen zur Minenräumung. Auch wenn es ein sehr männerdominierter Roman ist, kommen doch auch ein paar starke Frauen vor - sei es als ehemalige Geliebte, aus den Lagern frei Gekommene oder Resistance-Kämpferinnen.
Das Buch ist für all jene geeignet, die gern in historischem Kontext stehenden Erzählungen mit durchaus recht viel Detailwissen und Tatsachenberichten stöbern. Die Autorin macht keinen Hehl aus ihrem umfassenden Wissen dank ihres Geschichtsstudiums und lässt dies ebenso wie einige wahre Begebenheiten einfließen.
An manchen Stellen waren es viele technische Bezeichnungen zum Entschärfen von Minen aber dieses Abschweifen wurde an anderen Stellen wieder durch überraschende, spannungsaufbauende Wendungen gutgemacht.
Was im Roman wirklich gut dargestellt ist: manchmal geht es mehr um den Mensch und eben die Menschlichkeit als um Herkunft oder Motive.
Mit dem Roman "Das Haus der Türen" ist es dem Autor Tan Twan Eng gelungen, durch das Einbeziehen historischer Ereignisse, den Bogen zu sehr aktuellen Themen wie gleichgeschlechtlichen Beziehungen und Moral zu spannen.
Im Zentrum befinden sich eigentlich zwei Frauen: Lesley und Ethel. Lesley ist eine Anwaltsgattin und vertraut sich einem Schriftsteller an, der in ihrem Haus zu Gast ist. Dabei wird nicht nur das Eheleben von Lesley selbst sondern auch eine alte Geschichte aufgerollt, die seinerzeit für Furore sorgte. Hierbei dreht es sich um den Gerichtsprozess der des Mordes Angeklagten Ethel.
Bis zum Ende verrät der Roman Stück für Stück immer mehr Geheimnisse und vermittelt einen guten Einblick in das Leben von ausgewanderten Europäern im asiatischen Raum. Man erfährt etwas über die Geschichte Chinas und die Gerichtsbarkeit in früheren Zeiten.
Das Buch ist atmosphärisch gut erzählt und dank der Zeitsprünge sehr schön gegliedert. Eine Empfehlung für alle, die gern mal über Moral und Werte nachdenken.
Das Buch "Verheiratete Frauen" von Cristina Campos inszeniert das Leben dreier Frauen in ihren mittleren Jahren und legt dabei den Fokus auf die Abgründe der Ehen. Alle drei Frauen haben nur vordergründig eine gut funktionierende Beziehung aber fernab dessen ein zweites Leben.
Was mir an dem Buch wirklich gut gefallen hat ist der Handlungsort gewesen: eigentlich fand der Großteil am Meer oder immerhin in sommerlicher Atmosphäre statt, was auch hier den lang auf sich wartenden Frühling etwas herbeigezaubert hat.
Auch wenn es hauptsächlich um Gabriela, ihren Mann und ihren Geliebten ging war genug Raum für andere Figuren und ihre Leben sodass es nicht langweilig wurde.
Leider wurde meiner Meinung nach ein reinweg negatives Bild der Ehe und von langfristigen Beziehungen gezeichnet. Daher entsprach das Buch nicht ganz meinem Geschmack.
Ich würde es all denen empfehlen, die eine leichte Literatur für das Vertreiben des Winterblues suchen und vielleicht über das negative Image von Langzeitpartnerschaften hinwegsehen können.
Mit seinem neuen Roman "Was ich von ihr weiß" gelingt Jean-Baptiste Andrea das Verweben zweier Lebensfäden, die durch viele Differenzen geprägt sind, und sich doch ineinander verschlingen.
Einerseits wird das schillernde Luxusleben der privilegiert aufwachsenden Viola geschildert und andererseits der beschwerliche und durch Arbeit geprägte Alltag von Michelangelo. Vor dem Hintergrund des Weltgeschehens mit Krieg und aufstrebendem Faschismus wird dennoch eine Geschichte voller Liebe und Freundschaft erzählt.
Dank nahezu poetischer Sprache, die zusätzlich für ein südländisches Flair sorgt, kommen nicht nur Liebende der schönen Worte sondern auch Italien-Fans auf ihre Kosten.
Thematisch ist für jeden etwas dabei, sei es der historische Kontext oder aktuellere Themen wie die Emanzipation der Frau. Auf knapp über 500 Seiten wird es kaum langweilig.
Der Roman "Hier draußen" von Martina Behm lässt den Leser einen Einblick in das echte Dorfleben erhaschen. Ausgehend von einem Wildunfall und einem alten Fluch, welcher sich angeblich auf den Unfallverursacher legt, wird ein typisches Dorf aus unserer heutigen Zeit skizziert.
Eingesessene Bauern treffen auf moderne Städter, die Lust auf Landluft bekommen haben und das führt natürlich zu dem Aufeinanderprellen zweier Welten. Mit manchmal etwas überspitzt dargestellten Situationen und Personen wirkt der Roman sehr lebhaft und lässt sich dadurch wirklich toll lesen!
Auf den ersten Blick hat mich das Buch an Juli Zehs "Unter Leuten" erinnert aber es ist keinesfalls eine bloße Kopie. Mit sympathischen und manchmal auch etwas schrulligen Persönlichkeiten, die man aus verschiedenen Erzählperspektiven erlebt, entsteht ein angenehmer Lesegenuss der durchaus Lust auf das Landleben macht!
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