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Lesepixie7

Bewertungen

Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 15.10.2021
Der Gesang der Berge
Que Mai, Nguyen, Phan

Der Gesang der Berge


ausgezeichnet

Dieser Roman hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Man wird in das Vietnam des Vietnamkriegs versetzt, erfährt über die Zusammenhänge und darüber, wie es der Bevölkerung von Hanoi und den Soldaten dabei geht. Bisher kannte ich Beschreibungen dieses Krieges nur aus amerikanischer Sicht. So war dies eine wirkliche Bereicherung für mich.
Durch die Erzählungen der Großmutter wird man auch in die Zeit der Französischen Besatzung und dann der Landreform zurückversetzt, worüber ich vorher praktisch nichts wusste.
Durch das "Miterleben" der vietnamesischen Geschichte durch die Augen der sympathischen und authentischen Hauptpersonen "Guave" und ihrer Großmutter erhält man ein tieferes Verständnis der vietnamesischen Geschichte, der Lebensverhältnisse zur jeweiligen Zeit und der Traditionen. Ergänzt wird dies durch Personen, die noch einmal eine andere Perspektive einbringen.
Obwohl in diesem Buch auch über viel Grausames zu lesen ist, hat es mich nicht schockiett oder bedrückt sondern behielt immer eine gewisse Leichtigkeit. Es versprüht viel Hoffnung.
Das Buch ist sehr flüssig und angenehm zu lesen, nur bei den vietnamesischen Begriffen und Sätzen, die immer wieder vorkommen, hätte ich mir gewünscht, ich wüsste, wie man sie ausspricht.
Da ich das englische Original nicht kenne, kann ich nicht beurteilen, wie genau die Übersetzerin gearbeitet hat, aber da die Sprache sehr schön und gut zu lesen war, hat sie aus meiner Sicht sehr gute Arbeit geleistet.
Das schön gestaltete Cover rundet das Bild ab.
Ich kann dieses Buch uneingeschränkt weiterempfehlen. Leser, die sich ein wenig für Vietnam und seine Geschichte interessieren, werden viel Freude damit haben.

Bewertung vom 15.10.2021
Wie schön wir waren
Mbue, Imbolo

Wie schön wir waren


sehr gut

Das Cover finde ich etwas nichtssagend, allerdings erscheint mir die Farbwahl für diesen Roman sehr passend.
Die Geschichte des Dorfes Kosawa und seiner Bewohner, die unter der Ölförderung durch das amerikanische Unternehmen Pexton sehr leiden, wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven fortlaufend erzählt. Hierbei kommen unterschiedliche Dorfbewohner abwechselnd zu Wort. Das jeweilige Kapitel trägt in der Überschrift den Namen des oder der Erzähler*innen. Das finde ich sehr interessant, da einem dadurch verschiedene Sichtweisen sehr anschaulich vermittelt werden.
Das Thema, das mich schon in Helon Habilas "Öl auf Wasser" sehr bewegt hat, wird hier noch eindrücklicher beschrieben. Der Leser erfährt viel über Traditionen und Lebensweise der Dorfbewohner und wie diese zuerst von den Kolonialherren und nun von korrupten Regierungen und Ausbeutung durch z.B. Ölfirmen zerstört werden. Sehr anschaulich wird einem hier vor Augen geführt, wie wenig die Dorfbewohner dagegen tun können, egal für welchen Weg sie sich entscheiden. Es wird auch sehr deutlich, dass sie trotz aller Probleme in ihrem Dorf leben wollen. Hier findet man gute Argumente für Diskussionen mit Menschen, die meinen, Flüchtlinge hätten es doch nur auf unseren Wohlstand abgesehen, wenn in ihrem Land aktuell kein Krieg herrscht. Es wird einem aber auch das große Konfliktpotential in vielen afrikanischen Ländern noch einmal klarer.
Abgesehen davon, dass das Buch auch einige längen enthält, ist es eine sehr lesenswerte Lektüre.

Bewertung vom 07.12.2020
Wo du nicht bist
Gebert, Anke

Wo du nicht bist


sehr gut

Romane, die im dritten Reich spielen und das Unrecht sowie die Gräueltaten jener Zeit abbilden machen mich beim Lesen immer wieder von Neuem fassungslos. Aber gerade in der heutigen Zeit werden sie leider wieder immer wichtiger, da es zu viele gibt, die das damals Geschehene vergessen zu haben scheinen oder gar schlichtweg verleugnen, wodurch die Gefahr wächst, dass sich Geschichte wiederholt.
In diesem Buch wird die wundervolle, tiefe Liebe eines Paares, Irma und Erich, beschrieben, das wirklich gelebt hat. Der Leser erfährt, wie sie sich kennen und lieben lernten, wie sie lebten, wie sich Deutschland um sie herum veränderte und ihnen das Leben schwer machte, wie sie unter der Stimmung und den neuen Gesetzen litten bis sie nicht mehr zusammen sein durften und Erich das Schicksal mit so schrecklich vielen Juden teilen musste und ganz aus seinem Leben gerissen und schließlich umgebracht wird.
Wie stark ihre Liebe war, sieht man eindrücklich daran, wie Irma auch über den Tod hinaus für diese kämpft und Erich schließlich post mortem doch noch heiraten darf. Doch der Weg dahin ist lang und steinig.
Da der Roman mit der Hochzeit beginnt, und man die deutsche Geschichte ja kennt, wird der Leser von den Ereignissen nicht überrascht. Was einen mitreißt, sind einerseits diese starken Gefühle, die Irma zu diesem ungewöhnlichen Schritt bewegen und der Weg, den sie einschlägt, um ihren Erich doch noch heiraten zu dürfen, andererseits Ereignisse sowie Gedanken und Handlungen der Protagonisten, die eindrücklich veranschaulichen, warum so selbst begüterte Menschen meist nicht rechtzeitig fliehen konnten.

Bewertung vom 22.10.2020
Das letzte Licht des Tages
Harmel, Kristin

Das letzte Licht des Tages


ausgezeichnet

Eine schwierige Situation auf einem Weingut in der Champagne. Während des Zweiten Weltkriegs und der Besatzung durch die Deutschen, müssen sich sowohl die Bewohner des Weinguts als auch Freunde im nahen Reims entscheiden, wie sie mit der Situation umgehen. Die Augen vor der Gefahr verschließen? Jüdische Mitbürger retten? Gegen die Deutschen kämpfen? Sich wegducken und hoffen, dass man so gut durch die Zeit kommt? Mit den Deutschen kollaborieren? Die Entscheidungen fallen sehr unterschiedlich aus.
Auch Entscheidungen in Liebesdingen beeinflussen die Zukunft maßgeblich.
Inès, unbedarft und sehr selbstbezogen, rutscht in Entwicklungen und Entscheidungen, die sie den Rest ihres Lebens bereut.
Was hat Liv, die in New York lebt und 2019 geschieden wird, mit dieser Geschichte zu tun? Ihre Großmutter Edith holt sie nach Frankreich, wo sie nach und nach ihre Familiengeschichte erfährt.
Als Leser nähert man sich der Geschichte aus verschiedenen Perspektiven und Zeiten. Mal verfolgt man, was Inès erlebt, mal begleitet man Céline und dann wieder Liv. Das lässt einen die Geschichte hautnah miterleben und mit den Charakteren mitfühlen. Durch die stimmungsvolle Beschreibung der Champagne und Erklärungen zur Champagnerherstellung wird diese eigentlich sehr traurige und tragische Geschichte nicht schwer und erdrückend.
Unbedingt lesenswert.

Bewertung vom 30.09.2020
Baskische Tragödie / Luc Verlain Bd.4
Oetker, Alexander

Baskische Tragödie / Luc Verlain Bd.4


sehr gut

Ein kleiner Junge findet ein schwarzes Paket an einem Strand in der Nähe der Dune du Pyla, aus dem weißes Pulver rieselt. Da er es für Puderzucker hält, probiert er ein wenig davon und fällt ins Koma. Das Paket enthält nämlich reines Kokain, und das Probieren bringt den Jungen in Lebensgefahr. Commissaire Luc Verlain möchte die Drogenschmuggler unbedingt finden und deren lebensgefährlichem Treiben ein Ende bereiten.
Dann erhält er jedoch die Nachricht, dass er eine Tochter hat, die in Gefahr ist, wenn er nicht sofort ins Baskenland kommt. Er macht sich sogleich auf den Weg, wird jedoch selber verhaftet, des Drogenschmuggels und eines Mordes beschuldigt und muss nach Spanien fliehen. Dort in San Sebastián angekommen, beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel, an dessen Ende sein Tod geplant ist. In Rückblenden erfährt der Leser peu à peu die Vorgeschichte und erkennt Zusammenhänge. Wird Luc diesen teuflischen Plan überleben? Wie kann er da noch entkommen?
Mir persönlich haben in diesem Buch besonders die Beschreibungen der Gegend, insbesondere die von San Sebastián, sehr gefallen und Lust gemacht dorthin zu reisen. Die anfängliche Flucht Lucs, fand ich wenig mitreißend, in San Sebastian wurde die Geschichte dann jedoch äußerst spannend und hielt überraschende Wendungen bereit. Ein insgesamt spannender und empfehlenswerter Krimi mit Urlaubsfeeling.