Benutzer
Benutzername: 
Isa.Literature.Love
Wohnort: 
Hamburg
Über mich: 
Read more review's on my #bookstagram Account and let's get in touch ◡̈

Bewertungen

Insgesamt 209 Bewertungen
Bewertung vom 03.08.2025
Kuhn, Yuko

Onigiri


ausgezeichnet

»Wenn ich jammere, unsere Familie sei so verkorkst, sagt meine Mutter entscheiden, alle Familien hätten Probleme.« (85)

In »ONIGIRI« 🍙 reist die ich-Erzählerin Aki ein letztes Mal mit ihrer Demenz-erkrankten Mutter Keiko in deren Heimatland Japan 🇯🇵. In der Hoffnung, dass ihre Mutter sich an ihr Leben vor der Emigration nach Deutschland erinnert und die gemeinsame Reise die Mutter-Tochter-Beziehung neue Erinnerungen schafft. Die Erzählung wechselt zwischen Szenen und Sequenzen aus dem Aufwachsen von Aki mit ihrer japanischen Mutter in Deutschland und der Jetzt-Erzählung. Aus diesen Rückblicken und Erinnerungen wird deutlich, wie sehr die Heimatlosigkeit der eigenen Mutter auch die Tochter beschäftigt und wie sehr sie sich zwischen den Kulturen gefühlt hat. Da sind so viele Differenzen im Leben von Aki und ihrem Bruder Kenta: Zwischen ihren Eltern, zwischen dem Aufwachsen bei ihrer Mutter und den langen Ferien bei ihren deutschen, wohlhabenden Großeltern …

»ONIGIRI« 🍙 von Yuko Kuhn ist ein berührender, feinfühliger und reflektierender Roman über Mutter-Tochter-Beziehung, den Umgang mit Demenz der eigenen Mutter, aber auch die Differenzen mit der eigenen Mutter. Es ist ein ruhiger Roman, dessen Erzählweise gerade durch diese tiefe Ruhe umso mehr trifft, wenn Sätze fallen, die den Schmerz zwischen den Zeilen erkennen lassen. 💔 Es ist dabei auch ein versöhnlicher Roman, der viel Verständnis hat und bringt und zeigt, dass es auf die Perspektive ankommt.

Ich bin sehr gespannt, was wir von dieser Autorin noch lesen werden und kann gar nicht glauben, dass dieser Roman ein Debüt ist. Große Leseempfehlung ❤️

[4.5/5 ☆]

Bewertung vom 29.07.2025
Rubik, Kat Eryn

Furye


ausgezeichnet

»Wir lachten weg, was grabesschwer in uns lag. Lachten sie alle aus. All jene, die uns verletzt hatten. Mit ihrem Dasein oder ihrem Fehlen. Aber am meisten wohl uns selbst.« (305f) 💔

Der Sommer der Furien — an diesen erinnert sich die Ich-Erzählerin, die wir als Alec kennenlernen und im Heute als erfolgreiche Musikmanagerin Karriere macht. In abwechselnden Kapiteln (BTW: in unterschiedlichen Fonts geschrieben — sehr nice 🤌🏼) erfahren wir mehr über Alec’s jetziges Leben & Struggels und D I E S E N einen Sommer, der flirrend heiß ist. Dieser Sommer, der 20 Jahre her ist und für drei Freundinnen alles verändern wird — das erahnen wir als Lesende schnell. In Anlehnung an die drei Furien — aka Rachegöttinnen — hat Meg die drei Besties in Alec, Meg & Tess benannt und will Gerechtigkeit in a men’s world. Und dann ist da noch Romain, ein gutaussehender, smarter, richer Einzelgänger, der eine wandelnde Red-Flag ist 🚩, und der für Alec weit mehr als ein Crush wird … Was hat dieser Sommer mit der heutigen Alec zu tun, die nicht weinen kann und ihre Mutter auf Abstand hält? Check it out 🔥

»Der Deal ›Ich bringe Karriere und Geld, Du kriegst das Kind‹ funktioniert eben nur in eine Richtung.« (232)

Ich sag’s , wie es ist: Ich habe diesen Roman aufgeschlagen, begonnen und erst wieder zur Seite gelegt, als ich die letzte Seite beendet habe. 🥵 Dieser Roman hat mich sehr berührt, die Vibes habe ich sehr mitfühlen können und auch, wenn ich einige Entscheidungen überhaupt nicht antizipieren konnte, habe ich jede Seite geliebt. ❤️‍🔥

»FURYE« erzählt nicht nur eine Coming-of-Age & Love-Story, die es in sich haben, sondern die Autorin Kat Eryn Rubik hat viele weitere Themen aufgegriffen: Friendship, Selbstfindung, Mutterschaft, Kinderwunsch, Familie, soziale Ungleichheit, Klassismus, Patriarchat, 90ties/2000er Teenie-Zeit mit all den Red Flags und Dingen, die wir damals hingenommen haben, obwohl sie natürlich krass waren. 😮‍💨 Rubik versteht es, die Erzählstränge nach und nach zusammenzuführen. Ich habe mir so viele Stellen markiert, weil der Schreibstil und die Sätze einfach krass gut sind. 💎

Große Herzensempfehlung ❤️‍🔥 und ganz große Liebe für dieses großartige Cover von Ana Cardoso. 🩵💚

Bewertung vom 22.07.2025
Szántó, Henrik

Treppe aus Papier


weniger gut

»In dem Augenblick, den du Gegenwart nennst, leben in uns sechzehn Personen, aufgeteilt auf acht Parteien.« (S. 24)

Ich glaube, ich habe noch nie einen Roman aus Sicht eines Mehrfamilienhauses gelesen. 👀 DAS ist eine wirklich coole Erzählperspektive und großartige Idee! Und jetzt kommt leider das ABER: Aber es waren mir leider zu viele Themen gewollt, die der Roman für mich nicht umsetzen konnte. Die Grundthematik — die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Verdrängen der eigenen Rolle bzw. der eigenen Familie in diesem System — ist wichtiger denn je, aber dieses Thema hätte noch viel stärker in den Fokus gestellt werden können, wenn da nicht 1-12 Nebenschauplätze aufgemacht worden wären (z.B. Queer-Awakening, CoA-Story, Familiendrama, etc.). Side Note: Zumal ich es wirklich leid bin, weibliche Protagonistinnen von Männern geschrieben zu lesen. Warum hätte mensch nicht aus der Perspektive schreiben können, mit der sich selbst identifiziert wird? Das wäre für mich viel authentischer und glaubwürdiger. So war die Lovestory zwischen Nele und Laura für mich vor allem eins: konstruiert und abstrakt. Der Austausch zwischen Irma und Nele fand ich gut ausgearbeitet und passend zur Storyline.

»TREPPE AUS PAPIER« von Henrik Szántó ist ein Roman, der wichtig & richtig den Nationalsozialismus und die Rolle der Bevölkerung sowie unsere Erinnerungskultur kritisiert. Für mich hat der Roman aber zu viele Nebenstränge, die nicht genutzt werden und sich dadurch kein stimmiges Gesamt-Konstrukt ergibt.

»Man muss für die richtige Sache einstehen, unabhängig vom Ergebnis. Mutlosigkeit ist Verrat an der eigenen Menschlichkeit.« (S. 149)

Bewertung vom 13.07.2025
Sauer, Anne

Im Leben nebenan


sehr gut

»Während Toni sich durch die Tristesse ihres Tages wühlt, wird nebenan gelebt. Gearbeitet, geschafft, gepflegt, gegessen, geliebt und gevögelt, gestritten und gelacht.« (187)

»IM LEBEN NEBENAN« hat Anne Sauer (aka @fuxbooks) das Game: ›Wie sähe mein Leben aus, wenn ich mich damals an der entscheidenden Lebensstelle für X entschieden hätte?‹ perfektioniert. X ist hier: Die Heimat und die erste große Liebe nicht für ein Studium und Leben in einer Metropole verlassen zu haben (= Toni’s Leben), sondern genau dieses andere Leben weitergelebt und jetzt ein Baby zu haben (= Antonia’s Leben). Wir lesen parallel zwischen Toni’s Leben, wie es als Achterbahn der Gefühle weiterverläuft, und Antonia’s Leben, DEM ›falschen‹ also dem Leben nebenan mit Baby 👶 und Ehering 💍, in dem Toni überraschend aufwacht.

»Frausein ist immer zu viel von allem, was weißt du schon davon, wie viel ich in mir rumtrage und ertrage.« (129)

Toni’s und Antonia’s Leben prägen beide auf ihre jeweilige Weise Erfahrungen, die vom Patriarchat, Mutterschaft, Kinderwunsch, Alltag, Frau-Sein & Partnerschaft geprägt werden. Es geht um, gesellschaftliche Normen und Erwartungen, Verlust, Selbstermächtigung, (widersprüchliche) Gefühle, (Lebens-)Entscheidungen, Liebe, Feminismus und das Ankommen — im eigenen Leben.

»Niemand sieht ihr Lächeln.
Sie ist nicht alleine, sie ist nur für sich.« (233)

Anne schreibt einfühlsam, ruhig, mit Humor & Sarkasmus an den passenden Stellen und viel Gefühl darüber, dass das Leben eine Aneinanderreihung von Entscheidungen & Entwicklungen ist. Manche davon können wir selbst treffen, mit manchen werden wir konfrontiert und müssen das ›Beste‹ daraus machen. Egal wie das aussieht — es bleibt unser Leben ❤️ und vielleicht hilft uns, dass WAS-WÄRE-GEWESEN-WENN-Game manchmal aus der Realität zu entfliehen oder, sie so zu verändern, wie wir sie uns wünschen. Ein moderner Roman, der viele aktuelle Themen aufgreift. Mir persönlich bleibt er an einigen Stellen ein wenig zu oberflächlich, ich hatte manchmal das Gefühl: Da steckt noch mehr drin, aber vielleicht wollte das hier einfach nicht erzählt werden. Und das ist OK. Als Anne-Sauer-Fangirl gibt’s eine Herzensempfehlung von mir für dieses einfühlsames Romandebüt.

BTW: Was für ein Wahnsinns-Cover ❤️‍🔥

Bewertung vom 07.06.2025
Hughes, Siân

Perlen


weniger gut

»Ich weiß, auch dafür gibt es ein Wort. Bagatellisierung. Viel einfacher als völlige Verleugnung. Verleugnung erfordert die Fähigkeit, die selbst wahrgenommenen Primärdaten einfach wegzuschieben. Beim Bagatellisieren kann man sie sehen und hören und muss sie dann nur in eine weniger dramatische Kategorie einordnen.« (S. 78)



Als die Protagonistin Marianne ein 8-jähriges Mädchen ist, verschwindet ihre Mutter während ihrer kurzen Ruhepause vom Alltag und lässt die Tochter, das kleine Baby Joe und den Vater zurück. ›Wie konnte ich sie verlieren und nicht wiederfinden?‹ — diese Frage begleitet Marianne durch ihre Kindheit, Jugend, als Erwachsene und schließlich als sie selbst Mutter ist noch immer. In Fragmenten blickt sie auf ihr Leben zurück und mäandert in ihren bruchstückhaften Erinnerungen, die ihr langsam bei der Lösung des Rätsels helfen.

»PERLEN« von Siân Hughes (übersetzt von Tanja Handels) erzählt in der Rückblende vom frühen und rätselhaften Verlust der eigenen Mutter; der Aufarbeitung dessen und Trauerarbeit, die ein Leben lang andauert.

Obwohl dies ein sehr emotionales Thema ist, die düsteren Kinderreime und -Lieder zu Beginn der Kapitel die Stimmung des Romans untermauern, die Natur authentisch beschrieben wird, bleibt mir die Protagonistin fremd und ich finde keinen Zugang zu diesem Roman. Ja, es gibt poetische Passagen und lebenskluge Sätze, die zum Nachdenken anregen können. Aber dennoch lässt mich »PERLEN« unberührt und mit unbefriedigenden Fragezeichen zurück, die vielleicht auch gewollt sind. Mich konnte der Roman leider nicht begeistern, aber die vielen anderen Stimmen sprechen für den Roman. Ein CN zu Beginn wäre angemessen. Wer sich mit Trauma- & Trauerarbeit sowie psychischer Erkrankung auseinandersetzen möchte, findet hier sicherlich einen möglichen Weg dafür.

[2.5/5 ☆]

Bewertung vom 25.05.2025
Novak, Genevieve

No Hard Feelings


weniger gut

»NO HARD FEELINGS« 🍊 ist der Debütroman von der Autorin Genevieve Novak. Es geht darin um die 27-jährige Protagonistin Penny, die gerade in vielerlei Hinsicht struggelt und alles andere als happy ist. In ihrem Job erhält sie die gewünschte Beförderung nicht, in ihrer On-Off-Beziehung mit ihrem Ex ist sie maximal unreflektiert und ignoriert alle Red-Flags 🚩. In ihren Freundschaften vergleicht sie sich und surprise, wird dadurch nicht glücklicher, sondern im Gegenteil, ihre Ängste werden dadurch verstärkt. Schade, dass hier nicht Sisterhood und Zusammenhalt im Vordergrund stehen, sondern Neid und an der ein oder anderen Stelle auch noch gepaart mit sehr toxischen Gedanken in Bezug auf Körper … On top: Es scheint in der Literatur fast ein Trend geworden zu sein, dass extrem viel Alkohol konsumiert und dies nicht kritisch konnotiert wird; so auch hier. Den positiven Aspekt dieses Romans sehe ich darin, dass Penny sich Hilfe in Form einer Therapie sucht. Allerdings wird dies sehr oberflächlich bearbeitet. Cherry on top 🍒 des Romans ist: Ein Happy End für Penny.

»Es ist, als ob ich wartete, dass mein Leben beginnt.« (37)

NO HARD FEELINGS … but I didn’t enjoyed it that much. 😮‍💨 Mich hat Penny zunehmend genervt, immerhin hier konnte ich mit ihren Freundinnen relaten. Doch das Ignorieren von Red Flags - egal in welchem Lebensbereich - , der verherrlichte Alkoholkonsum, die ‚alles-wäre-besser-wenn-ich-dünner-wäre‘ Gedanken hätten aus meiner Sicht deutlich besser geframed werden müssen. Mir fehlte es an Witz, zeitgemäßem Umgang mit den angerissenen Themenbereichen und Herausforderungen, mit denen sicherlich einige Personen Mitte / Ende 20 relaten könnten. Ich hätte den Roman gerne mehr gemocht, aber mir fehlte es an Tiefe, Authentizität, ernsthafter Auseinandersetzung in einem passenden Framing für einen Roman. SORRY, but … NO HARD FEELINGS 🫶

Bewertung vom 25.05.2025
Kramer, Christoph

Das Leben fing im Sommer an


weniger gut

»DAS LEBEN FING IM SOMMER AN« von Ex-Fußballprofi Christoph Kramer ist ein autofiktionaler Roman über einen Sommer im Leben des 15-jährigen Teenies Chris, in dem er seine große Liebe trifft und vorher in einem anderen Girl diese sucht. So far so well-know — diese Art von Coming-of-Age-Story. 🤝🏼 Was macht diese Story hier besonders — außer eben, dass der Autor als Ex-Fußballprofi gefeiert wird? Nicht viel, ist meine kurze Antwort. Etwas länger: Ich finde gut, wie der junge Protagonist sich seiner Gefühle bewusst wird, Unsicherheiten (Akne, Gefühl Dazu-gehören-zu-wollen & Coolness) darstellt und, dass er nicht raucht, als sein Crush ihm eine Zigarette anbietet. Ansonsten gibt es für mich aber viele Klischees, die bedient werden; einen mäßigen Storyplot; und aber auch einen größeren Kritikpunkt: den verherrlichten, gewohnt patriarchalen male-gaze auf Frauen 🚩 (ausgeklammert natürlich Mutterfiguren, wie die eigene Mutter, Kioskbesitzerin oder auch Freizeitbadmitarbeiterin), mit dem negativen Lowlight in strafbaren Nackt-Fotos einer Frau, was auch im Kontext nicht entsprechend konnotiert und kritisiert wird. Das ist nicht nur eine Red-Flag, sondern ein NO-GO für heutige Literatur.

Eine kurzweilige Sommerlektüre, die schon viele begeisterte Leser*innen erreicht hat. Für mich war es kein Perfect Match. Vermutlich bin ich als Feministin und viellesende Booklover auch kein Teil der Zielgruppe. BTW, ich habe zwar eher halbherzig analysiert, aber ich bin mir sicher, den Bechdel-Test würde dieser Roman nicht bestehen. Ich habe deutlich bessere CoA-Stories gelesen, die weniger problematisch in der Darstellung von FLINTA waren, und würde daher eher auf andere zurückgreifen, als auf diesen Roman.

[1.5/5 ☆]

Bewertung vom 25.05.2025
Kullmann, Katja

Stars


schlecht

Das war leider kein Match mit »STARS« 🔮 von Katja Kullmann und mir. So viel direkt vorab gesagt. Mit der Protagonistin, Star-Astrologin - wider Willen - und Philosophie-Studienabbrecherin (hier war ich kurz interessiert) Carla Mittmann (aka Cosmic Charlie) bin ich weder warmgeworden, noch hat mich das Buch, der Inhalt oder das Ende überzeugen können. Vielleicht waren meine Erwartungen an den neuen Roman der Autorin nach ihrem Buch »DIE SINGULÄRE FRAU« zu hoch? Vielleicht sollte es einfach nicht sein mit dem Roman und mir. Wie auch immer: Mit mir hat das Buch nichts gemacht, außer dass ich von Carlas selbstauferlegter Mittelmäßigkeit, ständigen Ironie und sich - stückweit auch - selbst für etwas Besseres halten, genervt und gelangweilt war. Und das habe ich wirklich (!) sehr selten mit Büchern. Im Übrigen halte ich es für absolut fahrlässig, einen Steinwurf und fragwürdige Zuspielung mit einem Karton voll Dollars nicht zu melden — and I am aware, it’s ficton. … Keine Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 25.05.2025
Bilkau, Kristine

Halbinsel


sehr gut

»Lass mir diese Ruhe doch. Was sind schon einige Woche, in denen alles etwas langsamer läuft? Zwei, drei Monate in einem ganzen Leben?« (100)

»HALBINSEL« von Kristine Bilkau ist ein einfühlsames, ruhiges Porträt einer Mutter-Tochter-Beziehung. Mit ihrem erstaunlichen Sinn für die feinen Beobachtungen von menschlichem Verhalten und Beziehungen erzählt die Autorin von Annett und Linn, letztere ist nach einem Zusammenbruch auf einer Konferenz wieder bei ihrer Mutter im gemeinsamen Zuhause an der Nordsee eingekehrt. Im wieder Zueinanderfinden und Austausch erfahren nicht nur die Mutter und Tochter mehr übereinander, sondern auch die Lesenden werden ganz geschickt zum Nachdenken angeregt, wenn es um Spannungen zwischen den Generationen, Zusammenleben, Familie, Verlust, Verantwortung und (persönliche) Sinnsuche geht. 💭 Vor dem Setting des norddeutschen Wattenmeers 🌊 wird eine gelungene und nie aufgesetzte Atmosphäre geschaffen.

»Inzwischen habe ich begriffen, es grenzt an ein Wunder, wenn man geliebte Menschen um sich hat und sie nicht zu früh verliert. Ein noch größeres Wunder ist es, wenn es einem mehrmals im Leben gelingt, jemanden zu finden, der es gut mit einem meint.« (50)

Trotz dieser existenziellen Fragen und Gesellschaftskritik verliert das Buch nie seine Leichtigkeit und erheitert mit dem ein oder anderen Gespräch und Gedanken (Stichwort Stellenanzeigen). 🫧 Ein wunderbares Buch, das nachhallt und ich sehr gerne weiterempfehle. 🩷

»Mit der Gewissheit, dass es ins Leere laufen würde, fragte ich sie zwischendurch: Alles okay? Als hätte diese Floskel jemals einen Menschen zum Reden gebracht.« (62)

Bewertung vom 21.04.2025
Reilly, Rebecca K

Greta & Valdin


gut

»Er [Dad] lächelt. »Greta, du lebst dein Leben und hoffst jeden Tag, dass etwas Spannendes passiert. Du hättest sie fragen können, was los ist; du weißt, wie man gut mit anderen kommuniziert. Aber das hast du nicht getan, weil du nicht hören wolltest, dass da nichts zwischen euch ist, dass das Mysterium ein Ende hat.« Er zuckt mit den Schultern. Ich falte das kleine Stück Papier, das um meine Eiswaffel gewickelt war.« 🍦 (S. 58)

ROMCOM but make it queer and divers and funny. 💙 Das ist das Debüt »GRETA & VALDIN« von der maorischen Schriftstellerin Rebecca K. Reilly aus Neuseeland (großartig übersetzt von Jasmin Humburg🫰🏼). 🇳🇿

Greta und Valdin sind Geschwister mit maori-russisch-katalanischen Wurzeln. Die beiden wohnen zusammen und sind beide queer, Anfang / Mitte 20 und unglücklich verliebt. In kurzen sich abwechselnden Kapiteln lesen wir aus der Sicht von Greta und Valdin über deren Leben, Familie und Lieben. Der Roman ist dabei nicht stringent um Handlungsstränge aufgebaut, sondern character-driven. In diesem Kontext ist es sehr gut, dass zu Beginn das Buchs ein Personenverzeichnis steht, da die Personen zum einen nicht immer eingeführt werden und zum anderen Namensdoppelungen existieren.

Es ist ein Roman, der lustig, sarkastisch, modern, impulsiv ist und dessen ernstere Themen (Migration, Rassismus, Ausgrenzung) vor allem zwischen den Zeilen gelesen werden. Ich habe etwas gebraucht, um in den Roman reinzukommen, und um nicht direkt wieder rauszukommen, eignet er sich am besten, um ihn durchzubangen. Ganz mitfühlen konnte ich nicht, aber ich habe mich sehr gut von Greta und Valdin unterhalten gefühlt.

Leseempfehlung für alle, die statt einer Serie zu einem Buch greifen möchten und Bock auf eine moderne und queer Liebes- & Familiengeschichte haben.