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meggie3

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Insgesamt 142 Bewertungen
Bewertung vom 30.08.2025
Johnston, Bret Anthony

We Burn Daylight


sehr gut

Schwer auszuhalten

Es ist das Jahr 1993 in Waco, Texas. Die 14-jährige Jaye ist gemeinsam mit ihrer Mutter aus Kalifornien auf die Ranch des religiösen Führers Lamb gekommen. Ihre Mutter war ihm in den vergangenen Monaten verfallen. Jaye kann mit den religiösen Überzeugungen und der Lebensweise auf dem Anwesen wenig anfangen, auch mit den anderen Menschen dort tut sie sich eher schwer.

Roy ist ebenfalls 14 und lebt mit seiner Mutter und seinem Vater, dem örtlichen Sheriff, in Waco. Sein älterer Bruder ist im Irak. Hobbymäßig beschäftigt sich Roy mit dem Knacken von Schlössern und arbeitet daran, über die Trennung von seiner Freundin hinwegzukommen.

Auf einer Waffenshow laufen sich Jaye und Roy erstmals über den Weg. Über die nächsten Wochen nähern sich die Beiden an. Gleichzeitig gerät die Sekte um Lamb mehr und mehr in den Fokus der Ermittlungsbehörden. Die Situation spitzt sich zu. Als zunächst ATF und dann auch das FBI versuchen, sich Zugang zu der Ranch der Sekte zu verschaffen, eskaliert die Situation.

Der Roman orientiert sich an der realen Tragödie von Waco und der Sekte Branch Davidians, weicht in einigen Punkten aber von den realen Geschehnissen ab.
Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus den Perspektiven der Teenager Jaye und Roy. Unterbrochen werden die kurzen Kapitel von Interviewausschnitten eines Podcasts, der sich im Jahr 2024 mit den dramatischen Ereignissen von 1993 auseinandersetzt. Gäste des Podcasts sind verschiedene Personen, die 1993 in unterschiedlicher Form beteiligt waren (Sektenmitglieder, der Sheriff, ATF-Mitarbeiter etc.).

Auf der einen Seite wird die zarte Liebesgeschichte von Jaye und Roy erzählt, die sich langsam entwickelt und intensiviert. Auch die „normalen“ Unsicherheiten der beiden Teenager werden authentisch beschrieben. Auf der anderen Seite wird im ersten Teil des Romans die Anbahnung der Katastrophe von Waco beschrieben, die zu jeder Zeit unterschwellig präsent ist. Die zweite Romanhälfte befasst sich dann mit der Belagerung der Ranch durch die US-Behörden und deren furchtbarem Ende.

Aufgrund der Tatsache, dass einem beim Lesen des gesamten Romans klar ist, was letztlich in Waco passiert bzw. aus Romanperspektive noch passieren wird, fand ich das Lesen sehr bedrückend und auch düster. Dies zieht sich durch den gesamten Roman, schon beim ersten Aufeinandertreffen von Jaye und Roy schwebte für mich die sich anbahnende Tragödie über allem. Ich habe das als sehr intensiv wahrgenommen, was für mich das Lesen schwer gemacht. Gleichzeitig finde ich die gewählten Teenagerperspektiven sehr gelungen: Auf der einen Seite Jaye, die sich auf der Ranch im Dunstkreis von Lamb befindet, und auf der anderen Seite Roy, der als Sohn des Sheriffs versucht, Infos zu bekommen und das Schlimmste zu verhindern. Die Sorgen, die er sich während der Einkesselung der Ranch der Sekte macht, sind auch bei mir als Leserin intensiv angekommen. Ich habe den Schreibstil zum Teil als etwas distanziert wahrgenommen, wobei ich diesen in Anbetracht der doch sehr aufwühlenden Ereignisse auch sehr angemessen finde. Allerdings habe ich als Leserin zum Teil auch Roy und Jaye gegenüber eine gewisse Distanz empfunden und mich teilweise etwas schwer damit getan, den Beiden zu folgen.

Mir ist während des Lesens erneut aufgefallen, dass ich das Verhältnis der Menschen in der beschriebenen Region in Texas zu Waffen und dem Besitz von Waffen absolut nicht nachvollziehen kann. Gleichzeitig hat mir der Roman dahingehend nochmal einiges verdeutlicht, genauso wie den Einfluss, die die Katastrophe von Waco bis heute in der Diskussion um Waffenbesitz in den USA hat. Spannend finde ich auch, wie sich die Sekte finanziert hat und welche Rolle Waffen und Waffenshows gespielt haben.

Generell finde ich die Mischung aus Realität und Fiktion sehr gelungen. Ein wenig Eigenrecherche zu Waco und der Sekte Branch Davidians habe ich automatisch bei Leseunterbrechungen betrieben, da viel angerissen wird und ich mich regelmäßig gefragt habe, ob das Fiktion oder Fakt ist. Dadurch habe ich auch noch einiges über den Roman hinaus über die Sekte und auch die politische Dimension und die Umstrittenheit des Eingreifens der US-Behörden erfahren. Ich hätte mir allerdings noch ein bisschen mehr Tiefe bei der Beschreibung des Sektenführers Lamb gewünscht.

„We burn daylight“ regt definitiv zum Nachdenken und zur tiefergehenden Auseinandersetzung mit dem Thema an. Der Roman ist intensiv und war für mich oftmals schwer auszuhalten – ein Roman, der - wie es so schön heißt – noch lange nachhallt.

Bewertung vom 24.08.2025
Slaughter, Karin

Dunkle Sühne / North Falls Bd.1


ausgezeichnet

Komplexer, stark geschriebener Thriller

In der kleinen Stadt North Falls verschwinden beim Feuerwerk anlässlich des Nationalfeiertags zwei Teenager: Madison und Cheyenne. Emmy Clifton ist Deputy vor Ort und versucht, die Beiden zu finden. Für sie ist das Verschwinden der Mädchen besonders brisant und persönlich, da Madison die Tochter ihrer besten Freundin ist. Emmy ermittelt gemeinsam mit ihrem Vater, dem Sheriff von North Falls, und muss feststellen, dass in der kleinen Stadt nicht alles so ruhig, klar und sicher ist, wie alle denken. Nicht nur die beiden verschwundenen Teenager haben Geheimnisse…

Ich mag Thriller von Karin Slaughter generell sehr gerne lesen und so war es auch dieses Mal. Sie hat einen sehr fesselnden Schreibstil, sodass ich von Seite eins an voll dabei war. Auch wenn sie sich in einigen Passagen viel Zeit nimmt, um die Beziehungen in North Falls, die Personen und die Ermittlungsschritte zu beschreiben, fand ich nie, dass es sich zog. Im Gegenteil, gerade das Gespür für die Komplexität der Ermittlungen und der Charaktere fand ich sehr überzeugend. Ganz besonders Emmy als Protagonistin wurde wirklich mehrdimensional mit vielen unterschiedlichen Facetten dargestellt.

Die Komplexität sowie die etwas längeren Kapitel erfordern vielleicht mehr Aufmerksamkeit als bei anderen Thrillern. Genügend Zeit und die Muße, sich auf einen auch emotional fordernden Thriller einzulassen, sollte beim Lesen mitgebracht werden.

Für mich ist „Dunkle Sühne“ ein rundum gelungener Thriller, der mich als Leserin sowohl gefesselt als auch gefordert hat!

Bewertung vom 24.08.2025
Gestern, Hélène

Rückkehr nach St. Malo


sehr gut

Etwas anstrengend, aber lohnend

Yann de Kérambrun, Historiker mit Lebensmittelpunkt in Paris, beschließt nach dem Tod seines Vaters eine Auszeit vom anstrengenden, nervigen Uni-Alltag zu nehmen. Er zieht zurück in seinen Heimatort Saint-Malo, in das Haus seiner Familie, um an seiner Forschungsarbeit über die Piraterie zu arbeiten. Als er jedoch in dem Haus Aufzeichnungen seines Urgroßvaters Octave findet, der eine bis heute erfolgreiche Reederei gegründet hat, beginnt er sich mit seiner Familiengeschichte zu befassen. Stück für Stück arbeitet sich Yann durch die Handlungsbücher und privaten Korrespondenzen seines Urgroßvaters und stellt weitere Recherchen an. Er erfährt viel über die Geschäfte des Unternehmens und wie diese durch den ersten Weltkrieg beeinflusst wurden. Gleichzeitig geht es auch um Octaves Liebe zu seiner Frau Julia und seine privaten Herausforderungen. Yann verbeißt sich in die Geschichte und setzt alles daran, die Rätsel in seiner Familiengeschichte zu lösen.

Für mich ist „Rückkehr nach St. Malo“ ein durchaus anstrengender, aber lohnender Roman. Gemeinsam mit Yann habe ich unglaublich viel über das Leben und Geschäftemachen im frühen 20. Jahrhundert erfahren, genauso wie über die Geschehnisse in der Region während des ersten Weltkriegs. Besonders spannend fand ich die kleinteilige Recherchearbeit von Yann. Als Leserin konnte ich ihm und seiner Arbeit genau folgen und selbst überlegen, was vor über hundert Jahren passiert sein könnte. Positiv fand ich auch, wie Yann sukzessive eigene Erfahrungen im Kontext seines zunehmenden Wissens über seine Vorfahren anders einordnen konnte. Auch er selbst, der durchaus auch privat strauchelt, entwickelt sich authentisch persönlich weiter. Mir gefallen die Personenzeichnungen in dem Roman ausgesprochen gut. Die historischen Einschübe in Form von Briefen oder Beschreibungen haben noch eine andere Ebene in den Roman gebracht. Auch die Natur, insbesondere die Kraft des Meeres, wird in dem Roman sehr eindrücklich beschrieben und so spielt die Bretagne als Handlungsort fast schon eine Hauptrolle.

Sehr hilfreich waren die Familienstammbäume der de Kérambruns und Octaves Geschäftspartner hinten im Buch – ohne wäre ich wohl vor allem in der ersten Romanhälfte aufgeschmissen gewesen. Insbesondere die ersten 250 Seiten fand ich zwar sprachlich ebenfalls ansprechend, aber doch inhaltlich sehr anstrengend. Es sind viele Namen und verwandtschaftliche Verflechtungen, die für mich schwer einzuordnen waren. Dies hat den Lesegenuss für mich leider etwas geschmälert.

Mir hat der Roman gut gefallen, auch wenn ich ihn zu Beginn aufgrund der Komplexität der Familienverhältnisse eher anstrengend fand. Die Recherche und die Familiengeschichte von Yann haben mich aber fasziniert und auch sprachlich hat mich der Roman überzeugt!

Bewertung vom 02.08.2025
Wiater, Benjamin

Der Bräutigam


gut

Hat mich erst spät gefesselt – dann aber richtig!

Im alten Land geht ein Serientäter um, der Frauen entführt und tötet. Er wird der Bräutigam genannt, weil er in einer Lokalzeitung sowohl Hochzeitsanzeigen als auch Todesanzeigen schaltet.

Die beiden Schwestern Nora und Sofie sind zu Gast im alten Land, um die Goldhochzeit ihrer Großeltern zu feiern. Am Morgen, nachdem sie durch ihren Cousin vom Bräutigam erfahren, erscheint dann Sofie nicht zum Frühstück. Die Suche nach ihr beginnt, neben der Polizei macht sich auch Nora auf die Suche nach ihrer jüngeren Schwester. Schon bald erscheint in der Lokalzeitung eine neue Hochzeitsanzeige. Die Braut: Noras Schwester Sofie.

Ich habe mich mit den ersten zwei Dritteln des Thrillers leider schwergetan. Obwohl ich den Plot nach wie vor interessant finde, konnte mich das Buch lange nicht wirklich fesseln. Geändert hat sich das dann im letzten Drittel, da konnte ich den Thriller kaum noch aus der Hand legen. Erst dann wurden die Schwestern, aber auch der Täter, für mich greifbarer.

Das Ende hat mich dann überrascht, sodass ich aufgrund des letzten Drittels geneigt war, den Thriller deutlich besser zu bewerten. Wenn ich aber den gesamten Thriller betrachte, komme ich auf gute 3 Sterne.

Bewertung vom 29.06.2025
Eng, Tan Twan

Das Haus der Türen


ausgezeichnet

Sehr lesenswert

Der Roman beschreibt das Leben zur Zeit der britischen Kolonialherrschaft Anfang des 20. Jahrhunderts in Penang, Malaysia. Es gibt zwei Protagonist:innen aus deren Sicht der Roman erzählt wird. Auf der einen Seite ist das Lesley Hamlyn, Ehefrau des Rechtsanwalts Robert Hamlyn, die in ihrer Ehe und dem für sie eigentlich recht bequemen Leben mit Houseboys und Köchen unglücklich ist. Auf der anderen Seite wird ein Teil des Romans aus der Sicht des bekannten Schriftstellers William Somerset Maugham („Willie“) erzählt, der bei Lesley und Robert mit seinem Sekretär und Geliebten Gerald im Jahr 1921 einige Wochen zu Besuch ist. In diesen Wochen erzählt ihm Lesley aus ihrem Leben: 1910 unterstützte sie Sun Yat-Sen, einen chinesischen Revolutionär, der zu diesem Zeitpunkt zwecks der Finanzierung seiner Revolutionspläne zum Sturz der Quing-Regierung in Penang war. Gleichzeitig traf sie sich mit einem Mitstreiter Sun Yat-Sens und entfloh so ihrer sie nicht zufriedenstellenden Ehe. Parallel zu diesen Ereignissen stand ihre Freundin Ethel Proudlock wegen Mordes vor Gericht.

Mich hat der Roman sehr gefesselt, obwohl ich gar nicht genau sagen kann, was mich exakt in den Bann gezogen hat. Ich finde die Mischung aus Fiktion und realen Ereignissen und Personen sehr gelungen (William Somerset Maugham, Sun Yat-Sen und auch der Prozess gegen Ethel Proudlock). Der Roman behandelt zum einen gesellschaftliche Themen wie die Kolonialisierung und die Geschichte Penangs, die Rolle der Frau und den Umgang mit Homosexualität zu der Zeit oder die historischen Ereignisse in China, zum anderen aber auch die persönlichen Gedanken, Gefühle und Lebensumstände der beiden Protagonist:innen Lesley und Willie. Die Charakterzeichnungen haben mich überzeugt. Obwohl sich die Ereignisse in dem Roman nicht überschlagen, sondern eher im Rückblick erzählt werden, kommen viele Themen und Aspekte zusammen. Sicherlich hätte es an einigen Stellen noch mehr in die Tiefe gehen können. Trotzdem wurden die Ungerechtigkeit und Auswirkungen der Kolonialisierung deutlich, obwohl sie nicht explizit im Zentrum des Romans stehen.

Mich lässt der Roman nachdenklich zurück, ich habe einiges gelernt und den Roman als sehr lesenswert empfunden. Außerdem fand ich die Sprache sehr schön, fast schon poetisch, genauso wie die Beschreibungen der Häuser und der Natur – so werden sicherlich weitere Romane des Autors Tan Twan Eng auf meiner Leseliste landen.

Bewertung vom 29.06.2025
Hope, Anna

Wo wir uns treffen


sehr gut

Detailreiche Charakter- und Landschaftsbeschreibungen

Als Philip Brooke, Familienoberhaupt der Familie Brooke, stirbt, versammelt sich seine Familie auf dem Anwesen in Sussex. Frannie, die älteste Tochter und Mutter der 7-jährigen Rowan, hat gemeinsam mit ihrem Vater in den vergangenen Jahren aus dem Anwesen ein renaturiertes, nachhaltiges Projekt gemacht. Sie erbt das Anwesen und möchte das Projekt weiterführen und ausbauen. Ihre beiden jüngeren Geschwister Milo und Isa haben mit dem Projekt wenig zu tun, wobei Milo für den zugehörigen Wald eigene Pläne hat. Einen tut die Geschwister, dass sie alle in ihrer Kindheit und Jugend erlittene Verletzungen verarbeiten müssen. Auch ihre Mutter hatte es schwer und hadert mit ihrem Leben mit Philip Brooke. Zur Beerdigung hat Isa außerdem Clara eingeladen, eine junge Doktorandin aus den USA, die Philips Tochter aus seiner Zeit in den USA sein könnte.

Mir haben die Beschreibungen der Landschaft und der Natur außerordentlich gut gefallen und auch die detaillierten Schilderungen der etwas düsteren Atmosphäre in dem herrschaftlichen, aber auch etwas heruntergekommenen, Gutshaus sind sehr gelungen. Ich finde auch, dass die Charaktere zwar nicht unbedingt Sympathiepreise gewinnen, aber authentisch und detailliert beschrieben sind. Ich fand sehr gut, dass neben den Geschwistern auch die Perspektive langjährig Beschäftigter auf dem Anwesen abgebildet wird. Trotz all der positiven Aspekte hat mich der Roman nicht 100-prozentig überzeugt. Ich hatte immer wieder das Gefühl, dass der Roman sich etwas zieht. Auch hätte ich mir gewünscht, dass Clara etwas mehr Raum bekommen und es eine noch tiefergehende Auseinandersetzung mit ihren Rechercheergebnissen gegeben hätte.

Insgesamt lässt sich der Roman gut lesen und mir hat die Schreibweise gut gefallen. Wer sich auf detaillierte Charakter- und Landschaftsbeschreibungen einlassen mag, kann durch „Wo wir uns treffen“ gut unterhalten werden.

Bewertung vom 23.06.2025
Cors, Benjamin

Aschesommer / Gruppe 4 ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Sehr spannender Thriller mit interessanten Ermittler*innen

Nachdem ich den ersten Krimi „Krähentage“ um die Gruppe 4 nahezu verschlungen habe, hatte ich große Erwartungen an „Aschesommer“. Diese wurden nicht enttäuscht!

Bei sengender Sommerhitze werden in einem aufwendig hergerichteten Kühlraum unter der Erde zwei Tote entdeckt. An der Wand steht geschrieben: „Das erste Sterben hat begonnen“. Offensichtlich hat es die Gruppe 4 um die Ermittler*innen Jakob und Mila erneut mit einer Mordserie zu tun. Unter schwierigen Bedingungen beginnen die Ermittlungen, die die Beiden gemeinsam mit ihrem Team in tiefe Abgründe führen.

Ich liebe Krimis, in denen ich als Leserin Ermittler*innen bei ihren Ermittlungsschritten folgen kann. Auch deshalb mag ich diese Krimi- bzw. Thrillerreihe. Gleichzeitig wird durch die Kapitel, die beispielsweise aus der Perspektive eines Opfers oder potenzieller Täter geschrieben sind, eine größere Emotionalität bei mir ausgelöst. Diese Mischung aus Perspektiven sorgt für eine stetig steigende Spannung, sodass ich den Thriller irgendwann gar nicht mehr aus der Hand legen mochte.
Auch zwischenzeitliche Spannungen im Team und die Päckchen, die die Ermittler*innen zu tragen haben, tragen zur Sogwirkung des Krimis bei. Auch hier gefällt mir die Ausgewogenheit zwischen Ermittlungsarbeit und Einblicken in die Leben der Ermittler*innen.

Insgesamt kann ich den Thriller und zweiten Band um die Gruppe 4 auf jeden Fall allen weiterempfehlen, die spannende Thriller und Krimis mögen. Einen dritten Teil lese ich bestimmt!

Bewertung vom 23.06.2025
Dreyer, Tine

Morden in der Menopause mit dem richtigen Mindset


ausgezeichnet

Macht viel Spaß und adressiert gleichzeitig wichtige gesellschaftliche Themen

Liv arbeitet inzwischen wieder in Vollzeit als Küchenplanerin, während ihr Ehemann Jörn zuhause bleibt und mehr oder weniger den Haushalt schmeißt. Ihr Job, die drei pubertierenden Kinder und die Schwiegereltern halten die 48-jährige Liv eigentlich schon genug auf Trab – sie hat allerdings auch noch mit den Auswirkungen ihrer Menopausenbeschwerden zu kämpfen, genauso wie mit der Tatsache, dass sie, ohne es zu wollen, zur Mörderin geworden ist.

Natürlich bleibt es nicht bei den bisherigen Vorfällen, im Gegenteil, die Situation um Liv spitzt sich zu.

Für mich war das Lesen des Buches ein großes Vergnügen. Der Roman trifft an vielen Stellen genau meinen Humor und ich habe des Öfteren lachen müssen bzw. dürfen. Gleichzeitig thematisiert die Autorin fast nebenbei und damit mit großer Leichtigkeit wichtige gesellschaftliche Themen, wie zum Beispiel die Frage nach Teilzeitbeschäftigungen bei Frauen, Vorurteilsbildung oder Gender Health Gap. Selbstverständlich erfährt man auch einiges über die Menopause, für mich war wieder einiges Neues dabei. Diese Mischung macht den Roman für mich so überzeugend.

Ansonsten habe ich natürlich gerne die Geschichte von Liv verfolgt, die sich unbeabsichtigt immer tiefer ins Schlamassel manövriert, gleichzeitig aber ihre Mitmenschen nochmal ganz neu kennen und schätzen lernt. Die Charaktere sind wirklich liebevoll beschrieben.

Ich empfehle den Roman sehr gerne weiter, würde aber dazu raten, Band eins vor dem zweiten zu lesen. Es gibt immer wieder Verweise auf die Geschehnisse aus dem ersten Teil, da der zweite direkt auf Band eins aufbaut. Mögliche weitere Bücher um Liv würde ich sehr gerne lesen!

Bewertung vom 19.05.2025
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


ausgezeichnet

Überzeugender, spannender Roman gepaart mit Gesellschaftskritik

Jedes Jahr findet auf dem Land der Van Laars ein Sommercamp für Kinder wohlhabender Familien statt. In dem Naturreservat kommen Kinder, Jugendliche, aber auch Betreuer:innen und weitere Angestellte zusammen. Parallel dazu laden die Van Laars im Anwesen „Self-Reliance“ zu einem mehrtägigen Fest mit einflussreichen Gästen und schillernden Künstlerpersönlichkeiten.

Doch dann verschwindet die Tochter der Van Laars aus dem Sommercamp, die 13-jährige Barbara. Eine großangelegte Suche wird in die Wege geleitet. Allerdings ist Barbara nicht das erste verschwundene Kind der Van Laars: 14 Jahre zuvor, 1961, verschwand Barbaras Bruder Bear - ebenfalls im Sommer.

Der Roman wird multiperspektivisch aus der Sicht verschiedener Protagonist:innen erzählt. Immer wieder wechselt die Zeitebene, mal wird aus der Zeit von Bears Verschwinden erzählt, mal aus den Monaten vor Barbaras Verschwinden und der Zeit direkt nach Barbaras Verschwinden. Dies macht den Roman sehr spannend und lässt es zu, sich als Leser:in Gedanken zu machen. Durch die verschiedenen Sichtweisen, z.B. von der Mutter von Bear und Barbara, einer Betreuerin aus dem Camp oder der jungen Ermittlerin Judy, entsteht ein vielschichtiges Bild des Lebens rund um die Van Laars.

Besonders hervorzuheben sind für mich die detailliert beschriebenen weiblichen Charaktere. Die Kämpfe, um sich zu behaupten, die jede von ihnen auf ganz unterschiedliche Weise führen muss, sind wirklich stark beschrieben. Ebenfalls beeindruckend arbeitet die Autorin die soziale Ungleichheit zwischen den Van Laars sowie ihren Gästen und den Angestellten und anderen Bewohner:innen der Adirondacks heraus.
Außerdem geht es in „Der Gott des Waldes“ selbstverständlich auch um die Frage, was mit Bear und Barbara Van Laar geschehen ist.

Für mich ist der Roman absolut empfehlenswert und ich habe ihn sehr gerne gelesen. Inhaltlich wie sprachlich finde ich ihn sehr überzeugend.

Bewertung vom 12.05.2025
Crouch, Sarah

Middletide - Was die Gezeiten verbergen


sehr gut

Unterhaltsamer Genremix

Nachdem Elijah Leith mit 18 Jahren seinen Heimatort Point Orchard und seine Jugendliebe Nakita zurückgelassen hat, kehrt er Jahre später nach einem relativ enttäuschenden literarischen Debüt zurück in seine alte Heimat. Er beginnt das etwas heruntergekommene Haus, in dem er aufgewachsen ist und das nach dem Tod seines Vaters leer stand, wieder herzurichten. Als dann nicht weit von seinem Haus eine Tote gefunden wird, gerät Elijah unter Verdacht, für ihren Tod verantwortlich zu sein.

Der Roman lässt sich sehr gut lesen und hat mich gut unterhalten. Zwischenzeitlich hatte ich etwas Sorge, ob er mir vielleicht etwas zu kitschig werden könnte, aber das ist zum Glück nicht passiert. Im Gegenteil, die Spannung hat im Laufe des Buches zugenommen. Die Geschichte lässt sich nur langsam zusammensetzen, da die Kapitel zu unterschiedlichen Zeiten spielen und somit auch zwischen den Zeiten springen. Außerdem wird die Geschichte nicht nur aus Elijahs Sicht erzählt, als Leser*in begleitet man auch die Ermittlungen. Meine Kritik an dem Roman betrifft zwei Punkte: Erstens habe ich mich zu Beginn etwas schwergetan, in den Roman reinzukommen und habe ihn als etwas langatmig empfunden. Und zweitens hätte ich mir etwas mehr Tiefe bei den Charakterzeichnungen gewünscht. Wirklich gut gelungenen sind aber die atmosphärischen Landschaftsbeschreibungen sowie die Beschreibungen von Elijah als Selbstversorger auf seinem Stück Land.

Insgesamt hätte ich mir vielleicht etwas mehr Tiefe gewünscht, habe mich aber gut unterhalten gefühlt und wollte auch bis zum Schluss gerne wissen, wie die Geschichte aufgelöst wird.