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Miro76
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Österreich

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Insgesamt 183 Bewertungen
Bewertung vom 14.10.2025
Stiefvater, Maggie

Grand Hotel Avalon


sehr gut

June Hudson - Hoss - ist die Direktorin des Grand Hotel Avalon in den Appalachen in West Virginia. Das Avalon ist das nobelste Hotel in ganz Amerika und die High Society liebt es, dort eine Auszeit zu verbringen, denn June und ihr Hotel verstehen es, Luxus auf eine ganz besondere Weise zu gewähren. Hier werden Wünsche erfüllt, bevor sie überhaupt gedacht werden.

Wer dieses Buch liest, taucht tief in die Welt des Avalon ein und bei mir hat es definitiv den Wunsch geweckt, dort ein paar Tage zu verbringen. Die Autorin schildert das Leben in und um das Hotel so plastisch, dass man fast meint, die Gerichte zu schmecken, die aus der "Grotte" kommen.

Just das Avalon muss nun, 1942, kurz nach dem Angriff auf Pearl Harbour, eine Delgation deutscher und japanischer Diplomaten aufnehmen, die man irgendwo festsetzen muss. June hatte sich gewehrt gegen diesen Beschluss, doch sie hatte keine Chance. Sie muss sich in das Dilemma fügen, den verhassten Angehörigen der Achsenmächte einen Luxushotelaufenthalt zu gönnen. Zwischen der Fürsorge für ihr Personal und den Ansprüchen der speziellen Gäste verliert sich June fast selbst aus den Augen.

Und hinzu kommt noch die geheime Kraft des Süßwassers. Es hat ein Fünkchen Magie in sich, scheint belebt und es entspinnt sich eine Wechselwirkung zwischen dem Wasser und den Gästen. Das Wasser muss beruhigt werden, wenn so viel Spannung herrscht im Haus. Keine leicht Aufgabe für June, die ihr Leben dem Hotel und dadurch auch dem Wasser verschrieben hat.

Somit verwebt die Autorin dieses magische Element mit historischen Tatsachen. Die Wirren des Krieges zwingen die Protagonistin einen kühlen Kopf zu bewahren, um die globalen Konflikte, die sich nun in ihrem Hotel abspielen in geregelte Bahnen zu lenken und Herz und Verstand in Einklang zu halten. Sie bringt den Mut auf Menschlichkeit in diesen unmenschlichen Zeiten zu leben und trifft eine Entscheidung, die viele Leben verändert. Das Wasser als magisches Element durchdringt die ganze Geschichte, bleibt aber immer mysteriös und nebulös.

Bewertung vom 21.09.2025
Boyle, T. C.

No Way Home (deutschsprachige Ausgabe)


gut

Dr. Terrence Tully ist Assistenzarzt in der Notaufnahme und gerade im Dienst, als er telefonisch über den plötzlichen Tod seiner Mutter informiert wird. Sofort macht er sich auf den Weg nach Boulder City, eine Kleinstadt in Nevada, wohin die Mutter nach dem Tod seines Vaters gezogen ist. Terry kennt die Stadt kaum und ist wenig motiviert, sie kennenzulernen, denn die Wüste mag er nicht.

Doch dann lernt er Bethany kennen, die sich in sein Leben schleicht und in seiner Abwesenheit in sein Haus einzieht. Terry verliebt sich Hals über Kopf doch Bethany hängt auch noch an Jesse, ihrem Ex-Freund. Ein Motorradrowdy, der zu Gewalt neigt und Bethany zurückgewinnen möchte.

Terry ist eigentlich ein guter Mensch, doch diese Dreiecksbeziehung drängt ihn in eine Abwärtsspirale, die die schlechtesten Seiten an ihm hervorkehrt. Jesse und Terry bedrohen sich, verletzen sich und verklagen sich gegenseitig und Bethany schafft es, mit ihrem leichtsinnigen Verhalten, das Ganze noch auf die Spitze zu treiben. In ihrer Co-Abhängikeit verzeiht sie Jesse jede Gewalttat und stellt Terry damit in ein negatives Licht. Vielleicht liegt es auch daran, dass Jesse ein Einheimischer ist und Terry ein Fremder, denn Boulder City ist ein klischeebehaftete Kleinstadt mit rechtslastig denkenden Bewohner*innen. Alles in allem kein sympathischer Ort.

Diese ganze Spirale aus Hass und Gewalt war mir fast zu viel. Die Figuren sind allesamt unsympathisch und eine Entwicklung ist nicht zu erkennen. Terry hätte schleunigst die Reißleine ziehen und diese Brücken abbrechen sollen, denn eine Frau wie Bethany findet er auch in LA. Wieso er sich das alles gefallen lässt, ist mir schleierhaft und dadurch wirkt die Figur auch unglaubwürdig.

Diese Scharade aus Machtgehabe, Rivalität und Obsession fand ich etwas anstrengend zu lesen und für meinen Geschmack auch etwas zu ausufernd erzählt. Das offene Ende hat mir hier auch nicht wirklich gefallen, denn ich bin immer noch der Meinung, dass ein gebildeter Mensch wie Terry es schaffen müsste, sich daraus auch wieder zu befreien. Daher vergebe ich nur 3 Sterne für diesen Roman.

Bewertung vom 15.09.2025
Kang, Minyoung

Plant Lady


ausgezeichnet

Yu-hee hat genug von ihrem Bürojob, der sie nicht erfüllt und stürzt sich in ihrem Traum, einen eigenen Pflanzenshop zu eröffnen. Schnell wird dieser zu einer grünen Ruheoase und von Menschen aus allen Ecken der Stadt aufgesucht. Vor allem Frauen finden in dem Laden einen Platz zum Ausruhen und bei Yu-hee ein offenes Ohr für ihre Nöte.

Yu-hee hat keine guten Erfahrungen gemacht mit Männern. Schon als Teenager war sie Mobbing-Attacken ausgesetzt und als Erwachsene ist sie auch immer wieder an Männer geraten, die in ihr ein leicht manipulierbares Opfer sahen. Doch irgendwann wollte Yu-hee auch aus diesem patriarchalen Gesellschaftsgefüge aussteigen und begann an der toxischen Männlichkeit Rache zu nehmen. Männer sind ein guter Dünger und ihre Pflanzen gedeihen hervorragend!

Als Leserin kann ich ein bisschen mit Yu-hee mitfühlen, aber die Brutalität ihrer Taten geht doch über bloßen Rachegedanken weit hinaus. Es ist diese Ambivalenz, die diesen Roman so spannend macht. Da ist einerseits die gefühlvolle Pflege der Pflanzen, ihre Geduld und Empathie, wenn es um das Leid anderer Frauen geht und andererseits die kaltblütige Mörderin, die vor nichts zurückschreckt und nie Spuren hinterlässt.

Die Motive sind klar und die Opfer haben Strafe verdient, aber Selbstjustiz kann man natürlich niemals gutheißen. Somit lädt der Roman dazu ein, über Geschlechterrollen, Gerechtigkeit, Schuld und Verantwortung nachzudenken. Und das mit einer brise schwarzem Humor. Hat mir ausgesprochen gut gefallen!

Bewertung vom 12.09.2025
Sauer, Anne

Im Leben nebenan


gut

Toni hat das Kleinstadtleben hinter sich gelassen, lebt mit ihrem Hipsterfreund in einer tollen Altbauwohnung und ist erfolgreich in ihrem Job. Doch ihre Freunde ziehen mit Kleinfamilie ins Umland, während Tonis eigener Kinderwunsch unerfüllt bleibt. Der Druck, den das Umfeld unbeabsichtigt ausübt und die Tatsache, dass Sex keinen Spaß mehr macht, sondern zur Aufgabe wird, lassen sie fast zusammenbrechen.

Doch plötzlich wacht sie in ihrer ehemaligen Heimatstadt auf mit einem Baby und den Mann, den sie zu Schulzeiten liebte, neben sich. Ihre Verwirrung ist groß, das plötzliche Kind überfordert sie und sie versucht anfangs diesem "neuen" Leben zu entfliehen.

Erzählt wird in abwechselnden Abschnitten. Wir lesen von Toni und Antonia. Die eine hat den Absprung geschafft, die andere ist geblieben. Das Szenario ist so nicht ganz unbekannt und die Frage, was wäre wenn, hat sich wohl jede*r schon mal gestellt.

Auch die Problematik des unerfüllten Kinderwunsches ist in unserer Zeit allen ein Begriff. Ich denke, alle Menschen kennen Paare die damit hadern oder den steinigen Weg der künstlichen Befruchtung beschreiten. Mit Antonia zeigt die Autorin auf, dass auch mit Nachwuchs nicht alles eitel Wonne ist. Als Mutter bleibt man anfangs selbst auf der Strecke. Man muss sich in die neue Rolle einleben und sich seine Freiräume schaffen.

Warum ich es so empfinde, dass das "was wäre wenn" hier nicht ganz aufgeht, ist die Tatsache, dass Toni, die in der Großstadt weiter sozialisiert wurde, plötzlich als Antonia wieder Kleinstädterin ist. Doch Antonia ist nie weggezogen, hat nie Großstadtluft geschnuppert und hat nie den Mut bewiesen, ihre eigenen Wege zu beschreiten. Antonia wäre ein komplett anderer Mensch! Sie würde anders denken und handeln. Viele ihrer Zweifel hätte sie nicht, denn sie würde bestimmt weniger hinterfragen. Und die Tatsache, im anderen Leben aufzuwachen, ist ausreichend, um komplett durch den Wind zu sein und als verrückt zu gelten.

Es ist völlig normal, dass Antonia mit dem Baby vorerst nicht zurecht kommt, denn sie hatte keine neun Monate Zeit, sich darauf vorzubereiten, kann sich an keine Geburt erinnern und kennt ihren Mann eigentlich nicht, denn dieser war ein Junge, als sie sich von ihm getrennt hatte.

Also ich würde wahrscheinlich durchdrehen!

Stilistisch ist das Buch wenig aufregend. Es liest sich flott und flüssig, ist nicht zu emotional. Die Sprache ist klar, es gibt nicht zu viele Metaphern und die Trennung der zwei Lebensentwürfe gelingt durch die Verwendung des Kosenamens im ersten Strang problemlos. Die Idee finde ich prinzipiell nicht schlecht, aber die Antonia hier erscheint mir nicht ganz glaubwürdig. Von mir gibt es nur eine bedingte Empfehlung.

Bewertung vom 11.09.2025
June, Joana

Bestie


ausgezeichnet

Delia fühlt sich auf voller Länge gescheitert. Der Freund ist weg, das Studium geschmissen. Als Lilly will sie sich neu erfinden und in Hamburg völlig neu durchstarten.

Anouk ist Influencerin. Ihre Themen sind ganz klassisch Beauty, Lifestyle und Fitness. Mit ihren Kooperationen finanziert sie ihren kostspieligen Lebensstil. Ihre Reichweite ist schon ganz gut. Ihre besten Freundinnen sind ebenfalls im Geschäft und gut vernetzt. Doch vieles ist auch Schein und so braucht sie doch wieder eine Mitbewohnerin um sich die monatliche Wohnkosten zu teilen.

Als sich Lilly bei ihr vorstellt wirkt sie schüchtern und leicht beeinflussbar, was Anouk ganz praktisch erscheint. Außerdem hat sie einen berühmten Vater. Doch das war leider eine kleine Lüge, die Lilly nicht korrigiert hat.

In den Welt des schönen Scheins dauert es eine Weile, bis sich die beiden jungen Frauen tatsächlich näher kommen und auch als Leser*innen lernen wir Seiten an ihnen kennen, die wir ihnen vielleicht nicht zugtraut hätten. Doch die Fassaden beginnen zu bröckeln. Delia/Lilly beginnt sich in ihren Rollen zu verlieren und ihrem Netz aus Lügen zu verheddern. Und Anouk wird Zentrum eines Shitstorms, der sie ihre Existenz hinterfragen lässt.

Mit diesem Roman zeigt die Autorin wie schwierig Selbstverwirklichung immer noch ist. Trotz vieler Möglichkeiten sind Menschen gefangen in ihren Geschichten, ihrem Umfeld, den eigenen Erwartungen, und den Erwartungen Anderer und den Türen, die sich manchmal einfach nicht öffnen wollen.

Mir hat hier gut gefallen, dass beide Charaktere über sich hinaus wachsen, ihre Möglichkeiten erweitern und ungewohnte Wege gehen. Sie könnten dabei wirklich gute Freundinnen werden. Besties eben. :)

Bewertung vom 07.09.2025
Hart, Emilia

Unbeugsam wie die See


sehr gut

Gegenwart, 2019: Lucy erwacht aus einem schlafwandlerischen Albtraum und findet sich mit den Händen am Hals eines Kommilitonen, den sie offenbar gewürgt hat. Dazu gibt es natürlich eine Vorgeschichte, doch dass so viel Gewalt in ihr steckt, war ihr nicht bekannt. Vor Schreck flieht sie vom Campus und fährt quer durch Australien zu ihrer Schwester Jess an die Küste.

Dort erwartet sie der nächste Schreck, denn Jess ist unauffindbar, hat aber ihr Auto und ihr Handy zurückgelassen. Auf der Suche nach Antworten, findet Lucy eine Wahrheit, die sie nicht einmal erahnen konnte.

1999: Jess ist 16 Jahre alt und zutiefst verunsichert. Sie leidet an einer seltenen Wasserallergie, die ihre Haut blasen und Krater schlagen lässt. Dadurch fällt es ihr schwer, Anschluss zu finden. Sie vertieft sich in die Malerei und kommt dabei ihrem Kunstlehrer gefährlich nahe, eigentlich zu nahe.

Und dann lesen wir noch von Mary und Eliza, die im 19. Jahrhundert in Irland verurteilt wurden, weil sie sich gegen einen übergriffigen Mann zur Wehr setzten. Sie wurden des Landes verwiesen und auf ein Sträflingsschiff Richtung Australien verfrachtet. Auch ihre Mitgefangenen haben keine schweren Straftaten verübt, aber als Frauen in den patriarchalen Strukturen haben sie kaum Chancen.

Von Anfang an bergen alle drei Erzählstränge eine Menge Geheimnisse. Um die Frauen ranken sich seltsame Begebenheiten und man blickt nicht ganz durch, was es mit ihrer Haut auf sich hat, denn auch Mary und Eliza scheinen unter dieser Wasserallergie zu leiden. So zieht sich ein mysteriöses Element verbindend durch die Zeit, das erst ganz zum Schluss aufgelöst wird.

Als Leser*in dieses Buches sollte man für magischen Realismus aufgeschlossen sein. Sonst kann es sein, dass die Auflösung enttäuscht. Ich fand es spannend und durch das mystische Element wirkt die Geschichte einen besonderen Sog. Der Ruf des Wasser oder besser des Meeres wirkt wie Sirenengesang auf die Protagonistinnen, deren Schicksale sich trotz der trennenden Jahre doch sehr ähneln.

Bewertung vom 23.08.2025
Keßler, Verena

Gym


ausgezeichnet

Eine namenlose Frau Mitte dreißig bewirbt sich als Thekenkraft im Mega-Gym. Da der Besitzer leise Zweifel ob ihrer körperlichen Erscheinung äußert, lässt sie sich zu der Lüge hinreißen, erst vor 3 Monaten entbunden zu haben.

In drei Sätzen lesen wir von der dreisten Lügnerin, die sich vom Couch-Potato über ein Fitnessgirl zur Bodybuilderin verwandelt. Anfangs ist sie unauffällig, erledigt ihre Aufgaben und ist froh über diesen einfachen Job, der ihr kein Kopfzerbrechen bereitet. In Rückblenden erfahren wir, dass sie einst erfolgreich war. Sie hatte sich bis ganz nach oben gekämpft in der Geschäftswelt bis irgendwas passiert ist.

Nun beginnt sich für sie auch wieder ein Ziel zu manifestieren und sie beginnt zu trainieren. Alles was sie anpackt, zieht sie durch ohne nach links und rechts zu blicken. Ihre Mitmenschen benutzt sie, oder sie interessieren sie nicht. Sie ist komplett fokussiert und verfolgt ihr Ziel ohne Rücksicht auf Verluste. Als sie beginnt Steroide zu spritzen und richtig Masse aufzubauen wird es echt eklig. Sie beginnt sich von reinem Eiweiß zu ernähren und hört irgendwann einfach auf, ihr Fleisch zu kochen. Schnell ist klar, dass die ganze Sache eskalieren muss, denn die Steroide beginnen ihren Verstand zu benebeln.

Es ist eine heftige Geschichte, die mit dem zentralen Element der Selbstoptimierung, den Leistungsgedanken unserer Zeit infrage stellt. Die Autorin geht diese Thematik sogar auf zwei Ebenen an. Da ist der massive Leistungsdruck, der die Protagonistin bereits in der Vergangenheit gebrochen hatte und von dem wir in Rückblicken erfahren. Nach dem sie sich aus diesem Absturz herausgekämpft hatte, stürzt sie sich in den Körperkult und erliegt hier wieder ihren Fehlern aus der Vergangenheit. Der Schluss wird heftig, passt aber gut zur Geschichte und ein versöhnlicher Ausklang fehlt natürlich nicht.

Das Buch ist nicht ganz einfach zu lesen, denn die Frau ist wahrlich keine Sympathieträgerin und ihre Gedanken und Gewohnheiten sind definitiv unangenehm und stellenweise ganz schön eklig. Gym ist ein Buch, das seine Leser*innen fordert und deshalb hat es ganz klar 5 Sterne verdient!

Bewertung vom 18.08.2025
Lloyd, Ellery

Das geheime Bildnis


sehr gut

Selbstporträt als Sphinx ist das einzige Bild der Malerin Juliette Willoughby. Es wurde für einen Tag in der Surrealismusaustellung in Paris in den 30er Jahren gezeigt und wurde dann wohl bei einem Brand in der Wohnung der Künstlerin zerstört. In den 90er Jahren machen sich Caroline und ihr Freund Patrick auf die Suche nach diesem Gemälde, von dem nun in Dubai plötzlich ein Zweites auftaucht. Sehr skurril!

Und nicht nur das Bild gibt Rätsel auf. Auch Patrick muss raten, wie er in diese üble Lage geraten konnte. Nur einen Tag nach dem Verkauf dieses Bildes, das nicht nur seine Galerie retten soll, wird er verhaftet und findet sich in einem Gefängnis in den Emiraten wieder. Nichts, was man sich wünscht.

Wie ein Puzzle setzt die Autorin hier ein Familiendrama zusammen und wir finden uns in einem Kunstkrimi wieder, wo nichts so ist wie es scheint oder scheinen sollte. Das geheimnisumwogene Bild ist nämlich selbst ein Rätsel, das ebenfalls Hinweise zu einem Kriminalfall gibt. Durch den Wechsel der Zeiten und der Erzählstruktur, wir lesen hier nämlich auch Tagebuchauszüge von Juliette, wird hier Spannung aufgebaut und wer die Krumen alle findet im Text, beginnt irgendwann zu ahnen, was sich da alles abgespielt hat.

Manches wirkt etwas konstruiert, aber der Stil ist angenehm und flüssig und man kann leicht über Kleinigkeiten hinweg sehen. Mich hat das Buch gut unterhalten und die Exkurse in die Kunstgeschichte fand ich bereichernd. Gerne gebe ich 4 Sterne für diesen unterhaltsamen Krimi.

Bewertung vom 17.08.2025
Schoeters, Gaea

Das Geschenk


ausgezeichnet

Was für ein Schreck, als plötzlich zwei Elefanten in der Spree baden. Und in einem nahegelegenen Park sind noch mehr Elefanten. Sie sind nicht aus einem Zoo entlaufen. Es sind wilde Tiere und minütlich werden mehr entdeckt. Hans Christian Winkler, der deutsche Bundeskanzler muss sich mit den plötzlich auftauchenden Elefanten beschäftigen und erfährt rasch von seinem Amtskollegen aus Botswana, dass diese ein Geschenk als Antwort auf das eben erlassene Gesetz wären. 20.000 Elefanten als Gegengabe für das Einfuhrverbot von Jagdtrophäen. Wieder einmal versucht der aufgeklärte Westen zu bestimmen, wie in Afrika gelebt werden sollte.

Die Elefanten werden schnell in den Alltag integriert und bringen selbstredend allerlei Probleme mit sich. Sie verursachen Schäden an öffentlichen und privaten Gütern, brauchen enorme Mengen Futter und ihre Fülle an Ausscheidungsprodukten ist auch nicht zu verachten. Die Elefanten könnten sich zu einem politischen Debakel entwickeln, wo doch der rechte Spitzenkandidat eh schon am Kanzlerstuhl säbelt.

Schnell wird klar, es braucht eine Ministerin für Elefantenangelegenheiten, die notfalls als Sündenbock vorgeschoben werden kann. Die Elefantensache wird zu einer Politsatire, die alle aktuellen Themen unsere Zeit pointiert miteinbezieht. Der Umgang mit der Megafauna wird zu einer Parabel über politisches Krisenmanagement, den gesellschaftlichen Umgang mit Migration und natürlich wird auch ein Bezug zur Klimakrise hergestellt.

Das Buch ist recht knapp gehalten und beim Lesen hatte ich das Gefühl, die Autorin triebt mich in rasantem Tempo durch die Geschichte. Mit schwarzem Humor und bitterbösem Sarkasmus setzt sie unserer postkolonialen Gesellschaft einen Spiegel vor und lädt uns auch in diesem Buch ein, unseren Umgang mit dem afrikanischen Kontinent zu hinterfragen. Mich konnte die Autorin auch mit diesem Buch begeistern, dessen Genialität wahrscheinlich in der Kürze liegt. Hier sitzt wirklich jedes Wort!

Bewertung vom 13.08.2025
Poznanski, Ursula

Erebos Bd.3


ausgezeichnet

Erebos erwacht wieder zum Leben und holt sich einen erfahrenen Spieler zurück. Wer die ersten zwei Bände kennt, weiß, dass sich Nick Dunmore nicht freiwillig nochmal auf diese Reise einlässt. Aber ihm bleibt keine Wahl, denn Erebos droht, seine beginnende Karriere als Fotograf zu beenden.

Widerwillig lässt er sich ein weiteres Mal auf das Spiel ein und stellt mit Gänsehaut fest, dass ihn diese spezielle Welt fesselt, auch wenn ihm bewusst ist, dass mehr auf dem Spiel stehen wird als nur ein paar Gimmicks und Level zu gewinnen.

Sein Auftrag klingt diesmal ungewöhnlich. Es soll eine Horde anführen, die er zusammenstellen soll. Gemeinsam mit seinem nerdigen Freund Victor zieht er in ein Rennen bzw. eine Suche mit unklarem Ausgang. Sie sollen Zeichen erkennen, doch das ist schwieriger als gedacht. Erebos präsentiert sich anders als bei den ersten beiden Malen. Es wirkt dunkler und gefährlicher und die Aufträge im realen Leben sind ebenfalls schwer zu deuten.

Dieser dritte Teil ist wieder überaus spannend und fesselnd zu lesen. In kürzester Zeit habe ich die Seiten verschlungen und es genossen, mich wieder mehr im Spiel zu bewegen als im zweiten Band. Der Plott ist mitreißend und man kann als Leser*in wunderbar mitraten. Doch die Zeichen sind schwer zu deuten. Stück für Stück eröffnet sich ein makaberes Spiel. Wird es Nick und seinen Freunden gelingen, das Schlimmste aufzuhalten? Es steht viel auf dem Spiel.

Mir hat die Rückkehr in die Erebos-Welt ausgesprochen gut gefallen und ich bin sicher, Fans der Reihe werden hier nicht enttäuscht. Das Buch lässt mich hoffen, dass es irgendwann noch einen Teil geben könnte. Auch wenn Nick sich das bestimmt nicht wünscht.