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Juti
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Insgesamt 737 Bewertungen
Bewertung vom 26.07.2025

Die NSDAP in Heidelberg


sehr gut

Gedruckte Magisterarbeit ****
Wie bei solchen Prüfungsarbeiten üblich, stellt der Autor klar vor, was er zu tun gedenkt und was dabei neu ist. Untersuchungen über die NSDAP in einer Mittelstadt sind bisher nicht bekannt, da die Partei nach der Machtübernahme 1933 eigentlich überflüssig wurde und nur noch mit der Volksbildung im Sinne der Nazis beschäftigt war.
Nebenbei, also nur als Fußnote, erwähnt der Autor, dass Heidelberg 1942 durch die Verlegung des Hauptbahnhofs vom Bismarckplatz an die heutige Stelle eine neue Prachtstraße erhalten sollte. Diese Pläne scheiterten am Kriegsverlauf. Als 1952 der neue Hauptbahnhof eingeweiht wurde, wurden die Pläne der Nazis verschwiegen und der Nazi-Bürgermeister Neinhaus kam dank amerikanischen Persilschein zurück in sein Amt.
Lokal historisch interessant ist, dass die Parteizentrale von 1929 bis 1932 am Marktplatz 3, dann in die Villa Gaisbergstraße 55 umzog, um 1939 auf dem Schloßberg 1 zu landen.
Danach beginnt die soziologische Untersuchung, die an der kleinen Grundgesamtheit von 51 Funk­tionären in Heidelberg leidet, die etwas älter, überwiegend evangelisch, später auch gottgläubig waren und – das ist vielleicht das wichtigste Ergebnis – überwiegend aus Heidelberg oder Umland stammten, außer bei den höheren Kreisfunktionäre, die auch extra für das Amt in die Region kamen.
Auch die Mittelstandspartei stimmt nicht so. Die Kreisfunktionäre hatten doch häufig einen akademischen Abschluss. ****
Zur Karriere der Funktionäre nach 1945 sagt die Arbeit leider nichts. Insgesamt aber doch interessant und schnell zu lesen, also 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.07.2025
Gontscharow, Iwan Aleksandrowitsch

Oblomow


sehr gut

Russischer Klassiker ***
Oblomow ist so destruktiv, dass er die ganze Zeit im Bett liegt. Er grübelt über seine Probleme. Seine Wohnung in Petersburg soll er verlassen und aufs Land ziehen, wo er dank des Besitzes seiner Familie ein Gut hat, von dessen Geld er lebt. Seine Einnahmen werden aber immer weniger und so hat er überall Schulden, auch beim Metzger und beim Bäcker. Doch all das verdrängt er: „Weder über seine Einkünfte noch über seine Ausgaben wusste er genau Bescheid, auch hatte er nie ein Budget aufgestellt – nichts von alledem.“ (95)***
Sein Diener Sachar liebt seinen Herrn auch nicht. Er hintergeht ihn, wo er nur kann. Dennoch ist er der Einzige neben einem Deutschen, der noch richtigen Kontakt mit ihm hat. Ein anderer Besucher, dessen Name Tarantjew ich vergessen hatte, kommt nur wegen seiner Karriere und leiht sich Sachen aus, die er nicht zurückbringt. Von ihm wird berichtet, dass er es fertigbringt, „Bestechungsgelder von seinen Kollegen und Bekannten anzunehmen.“ (59) ***
Trotz seiner Handlungsarmut ist es ein interessanter Roman. Nur Oblomows Traum gefiel mir nicht so. Deswegen 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.07.2025
Puchner, Martin

Kultur


weniger gut

Einfache Zusammenfassung


In einem Satz könnte man dieses Buch zusammenfassen: Die Kultur profitiert vom Austausch mit anderen Kulturen und aus dem Wissensspeicher der vorherigen Generationen.
Dabei fängt der Autor in einer Eiszeithöhle in Frankreich an, vergisst auch Indien und die Azteken nicht und beschreibt den Wissenstransfer von Konstantinopel nach Bagdad, da das Christentum nicht einmal nichtchristliche Autoren wie Platon und Aristoteles zuließ. Erstaunlich auch, dass selbst die Gründung der Religion durch den Apostel Paulus eine Fußnote wert ist.


Völlig abgefahren sind teilweise die Kapitelüberschriften. So hat das Kapitel über den indischen Gott in Pompeji 20 Seiten, der Gott selbst wird auf einer Seite behandelt. Über die Bundeslade in Äthiopien geht es mit Karl dem Großen zu Hildegard von Bingen. Weiter nach Mexico und Portugal bevor es immer literarischer wird.


Ich war froh als es endlich zu Ende war, also nur 2 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2025
Defoe, Daniel

Kurze Geschichte der pfälzischen Flüchtlinge


ausgezeichnet

berühmter Autor, vergessene Geschichte

Im 17. Jahrhundert erlebte die Pfalz zwei große Kriege: Auf dem Dreißigjährigem Krieg folgte der Pfälzische Erbfolgekrieg, nachdem die französischen Truppen eine verwüstete Pfalz hinterließen.

Zu allem Überfluss war der neue Kurfürst nicht mehr reformiert, sondern katholisch. Ich hörte, dass er seine protestantischen Untertanen mit einer Sondersteuer belegte. Kein Wunder, dass sie auswandern.
Defoe schreibt das so: „Diese Gegend ist der allerschönste Teil des Deutschen Reiches und war deswegen bei den benachbarten Fürsten zu allen Zeiten begehrt.“ (45f) und: „Nachdem sie fast hundert Jahre lang Kriegsschauplatz war und alles erduldete, was das Haus Österreich ihr anzutun vermochte, hat das Haus Bourbon ihren Ruin vollendet. (47)

Zu ihrem Glück gab es Menschen wie Defoe, der seine Glaubensbrüdern in England im New Forest und in englischen Städten mit florierender Textilindustrie eine neue Heimat geben wollte, wie der König von Preußen, der Pfälzer in Magdeburg ansiedelte. (26)

Auf Seite 57 listet er kurz und knapp die Gründe auf, die für die Aufnahme der Pfälzer und durch die Unterstützung durch reiche Privatleute sprechen:
„1. weil die Pfälzer in großer Bedrängnis waren
2. weil sie Fremde waren und
3. weil nicht bekannt war, ob die Regierung oder andere sie versorgten.“

Fremde brauchen anfangs immer Unterstützung. Später können sie zum Segen werden, wenn sie dank Arbeit zu Steuerzahlern werden.

Eine sehr lesenswerter Aufsatz! 5 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.07.2025
Knaus, Gerald

Wir und die Flüchtlinge


sehr gut

2021 veränderte mehr als 2015


Später wird man „das Jahr 2021 als den Moment beschreiben, an dem sich Europas Demokratien von der Genfer Flüchtlingskonvention abwandten“, schreibt der Autor zu Beginn (9). Und weiter: „Jeder, der sich mit dem Thema beschäftigt, weiß, dass heute an den Außengrenzen der EU systematisch EU-Recht gebrochen und Menschenrechte verletzt werden.“ (14)

Während an der Südgrenze der EU, insbesondere in Griechenland, immer wieder verdeckte Pushbacks stattfanden, werden sie seit dem Sommer 2021 ganz offen an der polnischen Grenze zu Weißrussland betrieben. Der Diktator Lukachenko hatte offensichtlich Flüchtlinge im Irak anwerben lassen und sie nach Minsk geflogen mit dem Versprechen, sie in die EU zu bringen. Diese Art der Migration hat die Amerikanerin schon 2010 in einem Buch schon als „Waffe“ und „Erpressung“ bezeichnet. (61)

Polens Regierung sah dies als hybriden Angriff und verteidigte sich nach Änderung des Asylrechts mit Pushback, was zwar gegen EU-Recht verstößt, aber wie schon in Ungarn Jahre vorher zu keinerlei Konsequenzen geführt hat.
Der EU-Grenzschutz Frontex zöge sich dann zurück, aber Polen hat ihn
gar nicht erst abgefordert. Weil Ungarn und Polen Pushbacks nicht leugnen, entstehen keine „Heucheleikosten“ und die Staaten sind nicht mehr erpressbar. (64)

So gibt es auf dem Papier guten Schutz: Genfer Flüchtlingskonvention, Europäische Menschenrechtskonvention und das EU-Asylrecht, doch setzen die Staaten diese außer Kraft, weil die Initiative nicht in Brüssel, sondern in den Mitgliedsländern liegt.

Im Jahr 2021 nach der UNHCR haben die Türkei und Uganda mit je etwa 100.000 die meisten Flüchtlinge aufgenommen, Deutschland etwa 45.000. (83) Irreguläre Migrantion ist oft tödlich und nur selten erfolgreich. Doch müsse man mit Mythen aufräumen: Die meisten Flüchtlinge sind Binnenflüchtlinge. (75)


Ein sehr lesenswertes Buch, das aber jedes Jahr aktualisiert werden müsste. Daher 4 Sterne

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.07.2025
Thielemann, Markus

Von Norden rollt ein Donner


gut

Lüneburger Heide Heimatroman

Wie in den Vorjahren auch, ist es mir heute gelungen, alles lesbaren Bücher des Deutschen Buchpreises zu lesen. Dieses Jahr war mit drei unlesbaren Büchern, darunter auch die Preisträgerin, kein gutes Jahr. Auf der Longlist stehen bessere Romane.

Dieses Buch gehört zu den drei von mir im weitesten Sinne als Heimatroman, wobei Orthmanns Buch 74 über die Jesiden das mit Abstand packendste war. Wolffs Lichtungen gaben uns Einblicke nach Siebenbürgen, insbesondere wie es sich lebt, wenn viele Landsleute nach Deutschland abwandern.

Thielemann dagegen bleibt im Land, nimmt uns mit zu Schäfern auf die Lüneburger Heide. Ihre Einstellung zur Rückkehr des Wolfs ist das Zentralthema des Buches. Daneben taucht auch mal ein Fernsehteam auf, doch hätte hier mit der Ausstrahlung und den Reaktionen darauf noch mehr erzählt werden können.

Nebenbei wird noch die demenzkranke Oma unseres Helden Jannes (anfangs hatte ich James gelesen und mich über den englischen Namen in der Heide gewundert, aber die Lesebrille hat weitergeholfen) erwähnt, die im Heim lebt, weil die Familie nicht mehr mit ihr klar kam.


Alles in allem ist dieses Buch dem Buch von Wolff sehr ähnlich, nur ein anderer Ort und damit auch andere Themen. 3 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.06.2025
Maisel, Lukas

Wie ein Mann nichts tat und so die Welt rettete


ausgezeichnet

Wie das Schachspiel die Welt rettete

Auch wenn das Buch als Roman verhökert wird, ist es doch eine Novelle. Wer Stanislaw Petrow nicht kennt, möge sich diesen Namen merken. Er rettete am 25.9.1983 die Welt.

„Eines Tages wird dich dein Abwarten noch einmal in Schwierigkeiten bringen“ (26), unkt seine Frau, als er in den Streit seiner Kinder nicht eingreift. Weit gefehlt.

Kollege krank, Petrow übernimmt die Nachtschicht. Um 0.15h kommt der Befehl START. Angeblich sollen die Amerikaner eine Atomrakete gestartet haben. Bei seinen Kollegen herrscht Schockstarre. Doch ausgerechnet auf S.64 erfahren wir sein Wichtigstes Können: „Petrow erinnerte sich, wie sein Vater ihm als Junge die Feinheiten des Schachspiels beigebracht hatte. Wenn er eine Figur leichtfertig gezogen hatte, ermahnte sein Vater ihn, jeden Zug und seine Folgen vollständig zu durchdenken.“

Also hatte er zwei Möglichkeiten: 1. Den Alarm als glaubwürdig weitergeben. Der todkranke Andropow würde dann den Befehl zum Start der Atomraketen geben. Oder 2. Er meldete einen Fehlalarm. „Wenn du gewinnen willst, musst du Opfer bringen“(67) hatte er vom Vater beim Schach gelernt. Er wollte nicht Schuld am Atomkrieg sein.

Eine Rakete war auch nicht sinnvoll. Mit dem Erstschlag musste der Gegner vollständig ausgelöscht werden. Dann folge Alarm 2, 3, 4 und fünf. Petrow tat nichts. Einmal Fehlalarm, immer Fehlalarm. 0.31h: Auf dem Radar ist keine Rakete zu sehen. Entwarnung. Seine Entscheidung war richtig.

Petrow wird nicht befördert. Es muss ein Opfer geben, warum der Computer falsch gewarnt hatte. Petrow ist das Opfer. Drei Tage musste seine Frau auf ihn warten. Er wechselt in eine Rüstungsfirma.

Zu guter Letzt werden Sicherheitssysteme kritisiert. Nach dem Briten Tim Harford habe bereits Galilei erkannt, dass eine mit 2 Balken geshützte Marmorsäule in der Mitte bricht, wenn sie noch einen dritten Balken bekommt (120).


Zwei Monate lag dieses Buch auf meinem Nachttisch. Nun habe ich es an einem Tag gelesen. Im Gegensatz zur FAZ bin ich vollauf begeistert. Der von der FAZ erwähnte Film kommt auch im Buch vor und wird scharf kritisiert. Seltsam, dass die FAZ nichts darüber schreibt. 5 Sterne


Zitat: Laut Pythagoras war der Mensch auf Erden, um den Himmel zu betrachten. Der zweitschönste Satz von Pythagoras. (14)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.06.2025
Rastorgueva, Irina

Pop-up-Propaganda


ausgezeichnet

Niemals Putin

304 Seiten musste ich warten in diesem kleingedrucktem Buch, das so mit über 330 Seiten zu einem dicken Wälzer wird und dem ein Namensregister gut tun würde, doch dann kommt er, das Urgestein aller Oppositionellen in Russland, Ex-Schachweltmeister Garry Kasparow. Zum Glück lebt er nicht mehr im Lande, sonst lebte er wohl nicht mehr.

„Wir kriegen sie , und wenn wir sie auf dem Klo kaltmachen.“ (28) und der Gruß an den israelischen Präsidenten: „Zehn Frauen vergewaltigt! Das hätte ich ihm nicht zugetraut! Er hat uns alle überrascht! Wir beneiden ihn alle!“ (28) sind Worte, die man Putin nicht zutrauen würde.

Dass alles wird zudem mit der Sapir-Whorf Hypothese untermauert, dass Sprache nicht nur Wirklichkeit beschreibt, sondern auch Wirklichkeit schafft. Und das gilt für einen Präsidenten, der beim Besuch eines Ortes mit seiner Wagenkolonne über „eilig asphaltiert[e]“ Straße fährt, wo einsturzgefährdete Häuser unter Bannern verschwinden, Scharfschützen auf den Dächern postiert werden und die Angestellten sich als glückliche Menschen präsentieren, da sie sonst entlassen werden. (17)

Mit dem Krieg in der Ukraine wird das ohnehin schon absurde Leben in Russland noch absurder. Ein Beispiel: Im umkämpften nicht annektierten Doneszk soll ein dreijähriger Junge auf dem Lenin-Platz wie Jesus an einer Anzeigentafel festgenagelt worden sein. „Es stellt sich heraus, dass es in Slolansk keinen der sonst sehr üblichen Lenin-Plätze gibt. Der „gekreuzigte Junge“ oder „Junge in Unterhosen“ ist zu einem Symbol für die Absurdität und Verlogenheit der russischen Propaganda geworden.“ (59) Bis und gerade in Sibirien sammeln sich dann Nachrichten wie der Plan Finnlands St. Petersburg anzugreifen. (99)

Dieses Buch ist keine Biografie Putins, es beschreibt die absurde Realität Russlands. Und es zeigt, wie der Diktator die Sowjetunion wiederherstellen will. Schon 2005 bezeichnete er ihren Zusammenbruch als „die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts.“ (80)
Manchmal helfen ihm auch Schwachköpfe. So deutete der ehemalige Büroleiter Tony Blairs an, dass eine Spionagegeschichte stimmte und lieferte damit einen hervorragende Vorwand die Arbeit ausländischer NGOs stärker zu beschränken. (87)
Der Präsident versuchte zu Beginn des Krieges nationale Symbole wie das „Z“ einzuführen. Doch durchgesetzt haben sie sich nie. (240)

Putin helfen Pseudowissenschaften, die gegen die Aufklärung arbeiten. 2006 glaubten nur 7% der russischen Bevölkerung an Magie und Hexerei, 10 Jahre später bereits 36%. (104) Dies führt zu steilen Thesen wie dass die Demokratie „nicht nur den Oralsex hervorgebracht, sondern auch das russische Dorf zerstört“ hat. (108f) Dabei hilft ihm auch die orthodoxe Religion, deren Patriarch Putin die Motivation zu seinem Krieg liefert. „Es ist besser heute als morgen zu sterben“ und „Es ist besser, an der Front zu sterben als an Wodka“ (244) sind Putins Sätze dazu. Sinnstifter werden übrigens in Russland als „Smyslowiki“ bezeichnet, (213) was mich an den Schachgroßmeister erinnert.

Russland ist ein Vielvölkerstaat und gerade die entlegensten Gebiete müssen die meisten Soldaten in der Ukraine stellen. Putin schränkt ihre Autonomie immer weiter ein. Andererseits kosten diese Republiken Moskau viel Geld, wenn sie nicht wie Tartastan viele Bodenschätze haben, die nun Moskau verwaltet. (160)


Wer dieses Buch gelesen hat, wird nicht mehr viel von der Politik Putins halten. Das Café Moskau in Ost-Berlin wurde schon in Café Kyiv umbenannt. Nicht verstanden habe ich allerdings die Statistik auf Seite 260f: „In Russland begehen die männlichen Partner einer Beziehung 53 Prozent der Morde“, in der EU nur 29%. Das heißt doch im Umkehrschluss, das in der EU mehr 70% der Beziehungsmorde Frauen begehen, das stimmt doch nicht. Ich bitte um Aufklärung.
Dennoch, ein sehr gutes Buch, das trotz der kleinen Mängel von mir 5 Sterne erhält.


Zitate: Putin und Patriarch Kyrill blicken in den Himmel. Putin: Glaubst du, dass Er existiert? Kyrill: Gott bewahre! (123)
„Aber weshalb bin ich verhaftet?“ - „Wir haben uns noch nicht entschieden.“ (199)

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Bewertung vom 21.06.2025
Peters, Christoph

Innerstädtischer Tod


weniger gut

roter Faden fehlt

Da hat doch glatt der niederrheinische Heimatautor den Weg nach Berlin gefunden und auch inhaltlich zu Berliner Themen gewechselt. So jedenfalls, wenn du Denis Schecks Lobhudelei hörst.
Und auch der Plattentext verrät dazu auch nix.

Wir tauchen ein in die Welt des Künstlers Fabian Krahl, dessen Vater der letzte Krawatten-Fabrikant in Krefeld gewesen ist und immer wieder geht es dahin zurück.

Sein Onkel Hermann Carius dagegen ist Vorsitzender einer rechten Partei, sein Sohn Martin hingegen, ist Priester in der katholischen Kirche geworden, was dem bekennenden Atheisten Scheck kein Wort wert ist, aber für den Niederrhein-Autor gehört die katholische Kirche immer dazu wie das Weihwasser zum Waschbecken. (Der Vergleich ist von mir, mir fiel gerade nix besseres ein).

Damit nicht genug gerät auch noch der Galerist unseres Künstlers im Rahmen der „Me-Too“ Bewegung unter Missbrauchsverdacht.
All das wirkt wie ein Wimmelbild und all das lässt sich nur schwer in Bewegung bringen. Immer wieder werden aktuelle Themen wie Ukraine-Krieg und Corona angesprochen, aber der rote Faden bleibt auf der Strecke. Irgendwann gibt es doch eine Ausstellungseröffnung, wo sich alle irgenwie treffen.

Auch die Gender* sind aus meiner Sicht fehl am Platz, insbesondere wenn zwei in einem Wort auftauchen: Künstler*innendarsteller*innen (26)

Nein, mir fiel es schwer die Personen auseinanderzuhalten und vermutlich habe ich auch weniger als die Hälfte verstanden. So ist mir nicht einmal der Unterschied zwischen dem ersten und zweiten Kapitel klar. Vielleicht kann jemand helfen? 2 Sterne

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Bewertung vom 15.06.2025
Bregman, Rutger

Moralische Ambition


weniger gut

nerviger Besserwisser

Es fing so gut an. Doch dann kommt ein regnerischer Sonntag in Heidelberg und die gute Laune verfliegt. Im Ernst: Ist schon mal untersucht worden, ob Buchkritiken bei besserem Wetter auch besser sind?

Die Nachwuchsprobleme der Klöster könnte diese Buch lösen, denn der Prolog verrät einen Mönch als den glücklichsten Menschen der Welt.

Auf S.21 dann eine interessante Tabelle von weniger idealistisch und weniger ambitioniert zu idealistisch und ambitioniert. Das diese Tabelle noch vertextet wird, versteht sich von selbst.

S.41 gefällt mir wieder. Es zeigt eine Gruppe Menschen, Hafenarbeiter wie sich zeigt, die den Führergruß machen, bis auf einen. Zwei Seiten später heißt dieser Mann August Landmesser, auf S. 110 dann Gustav Wegert und erst hier findet man ein Foto, auf dem etwas zu erkennen ist.

Außerdem geht es viel um die Befreiung der Sklaven. So stimme zum Beispiel die Geschichte von Equiano Olaudah nicht mit der Wirklichkeit überein, sondern sei zu Propagandazwecken nach Afrika verlegt worden. Jedenfalls fand der Literaturprofessor Vincent Carretta eine Geburtsurkunde aus South Carolia. (100)

„Die Überbetonung der eigenen Handlungsfähigkeit hingegen nervt“, schreibt die Rezensentin vom DLF. Nicht nur das. Es nerven die sinnlosen Überschriften. Kapitel 6 heißt „Melden Sie sich in einem Hogwarts für tugendhafte Menschen“. Was darf ich hier erwarten?

In Kapitel 7 wechselt der Autor völlig zusammenhangslos von der Anti-Baby-Pille zur Solarzelle. Da bin ich wohl nicht der einzige der den roten Faden vermisst.

Eigentlich müsste ich hier abbrechen und einen Stern geben. Da ich aber noch befürchtete noch auf etwas Interessantes zu stoßen, habe ich weiter durchgeblättert und komme so gerade noch auf 2 Sterne. Eigentlich schade. Für sein Buch „Utopien für Realisten“ hat derselbe Autor von mir noch 4 Sterne bekommen.

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