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Juti
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Insgesamt 746 Bewertungen
Bewertung vom 14.08.2025
Neubauer, Luisa;Häntzschel, Ole;Endt, Christian

Der Klima-Atlas


gut

Die Bibel der Klimareligion ***

Eins kann man diesem Atlas wirklich nicht nachsagen: Hoffnungslosigkeit
Ein ganzen Kapitel, das sechste, ist mit „politischer Wandel“ überschrieben und nach der verfehlten Verkehrspolitik von Andreas B. Scheuer (130) wird erklärt, wie ein EU-Klimagesetz entsteht, die Verbote gelobt und auf das Recht hingewiesen. Noch aufschlussreicher ist Seite 98f, wo jeder sehen kann, wie sie sich einbringen kann. Ich wusste nicht, wie man Personalpronomen gendert, deswegen habe ich diese Mischform gewählt. Aus dem Gendersternchen ist übrigens ein Doppelpunkt geworden.

Von Religion habe ich gesprochen und da dürfen auch Gebote nicht fehlen: Werde Veganer!

Das mag vielleicht klimafreundlicher sein, aber kommen wir doch zu den Mängel:
Seite 16f zeigt die CO2 Kurve, doch wird sie nicht erklärt und im Text mit der globalen Temperaturkurve gleich gesetzt. Da sagt der Lesende: Warum zeigt nicht gleich die Temperaturkurve?

Seite 30f ist ärgerlich. In rot markiert sind alle Länder, die nicht vom Klimawandel betroffen sind, also kein einziges. Dass ich aber mal das Buch einer Spitzbergenerin gelesen habe, die von einem Temperaturanstieg von 7 Grad in ihrer Heimat spricht und dass der Anstieg am Äquator bei Leibe nicht so hoch ist, darüber fällt im ganzen Atlas kein Wort.

Seite 32f zeigt eine Kontinentalverschiebung bei 2 Grad (oder sind es doch 3 Grad?). Laut Karte wird es in Hamburg und Köln so warm wie heute in San Marino. Aber ist Köln heute nicht wärmer als Hamburg? Leider sind die Legenden oft mangelhaft.

Seite 36f beschreibt hingegen, was eine gute Karte leisten kann: Auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass bei besseren ÖPNV die Anzahl der Pkw pro Einwohner abnimmt. Außerdem sind Millionenstädte im Vorteil, nur Köln hinkt hinterher. Und man beachte das romantische Heidelberg.

Seite 72f macht die Gebiet sichtbar, die bei entsprechendem Temperaturanstieg unbewohnbar werden. Mir ist die Definition zu ungenau. Ist die Sahara nicht heute schon unbewohnbar? Was ist denn die Maximaltemperatur, die der Mensch aushält und kann man das überhaupt so sagen? Dazu kein Wort. Und muss nicht auch Landwirtschaft möglich sein?

Seite 164 gibt wieder Hoffnung: Die Wirtschaft wächst in vielen Ländern, während gleichzeitig der CO2 Ausstoß verringert wird. Dabei hätte ich aber gerne mehr Hintergrundinformationen. Hat Portugal vielleicht sein einziges Kohlekraftwerk stillgelegt und so 56% CO2 pro Kopf in den letzten 20 Jahren eingespart? Gründe erfahren wir nicht, wir müssen spekulieren.

***
Also positiv ist die Hoffnung des Buches, negativ die doch erheblichen fachlichen Ungenauigkeiten. Mehr als 3 Sterne ist wirklich nicht drin. Ich hoffe, auf eine verbesserte 2. Auflage.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2025
Wunnicke, Christine

Wachs


sehr gut

historische Märchenerzählung ****

Nein, die Frage ob das alles so war ist nicht zulässig. Zulässig ist, dass Frauen ihren Namen nicht unter wissenschaftliche Texte schreiben durften. Zulässig, dass die hygienischen Umstände im 18. Jahrhundert nicht nur in Paris zu wünschen ließen, zulässig, dass die Tiere im Jardin de Plantes nach heutigen Maßstäben misshandelt wurden.

Es kann auch sein, dass Frauen mit Leichen die Anatomie erkundet haben. Dabei gefällt mir der Satz: „Bei Frauen [..] war innen viel mehr los als bei Männern.“ (77)

Irgendwo stand auch, dass die Frauen dem Janseismus angehörten. Luther auf katholisch ist schön formuliert, Ehe für zwei Frauen aber fraglich, zumindest im 18. Jahrhundert. Überhaupt sind mir die Altersabstände nicht so klar geworden, aber letztlich ist das auch egal.

****
Ein schönes Sommerbuch, dass ich sowohl im Freibad als auch in der Eisenbahn gerne gelesen habe. 4 Sterne, da es an Spannung etwas mangelt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.08.2025

Wir bleiben!


gut

Die Konversion von Düsseldorf
Es ist schon interessant, dass die Geschichtsforschung wenigstens teilweise noch immer konfessionell getrennt ist. Auf Seite 11 schreiben die Autor, dass sie „in Deutschland bekanntlich stark protestantisch dominiert war“.
Weiter berichten sie vom Übertritt des Erzbischofs von Köln Gebhard Truchsess von Waldburg, der 1583 wohl heiraten wollte. 1613 wurde beispielsweise Johann Sigmund von Brandenburg calvinistisch, weil er sich Truppen aus England und Holland im Kleve Jülicher Erbfolgekrieg. Ein Fürst von Baden-Baden wurde evangelisch getauft, dann aber in München katholisch erzogen und konvertierte folglich.
Doch eigentlich interessiert mich die Konversion Wolfgang Wilhelms von Pfalz-Neuburg 1613/14, dessen Sohn Philipp Wilhelm 1685 Heidelberg erbte, wobei der Wiederaufbau erst unter Johann Wilhelm stattfand. Das Haus Pfalz-Neuburg regte auch Pfalz-Sulzbach zur Konversion an. Vielleicht hatten auch die Jesuiten ihre Hand im Spiel.
Auf Seite 197 dann der wahre Grund der Konversion: Er wollte Magdalene von Wittelsbach heiraten. Zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, dass er sich auch mit theologischen Fragen beschäftigte.
Wenn es Sterne gäbe, dann 3. Vom Hause Kurpfalz ist nicht zu sprechen. Sie hießen Pfalzgrafen vom Rhein.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.08.2025
Naubert, Benedikte

Friedrich Der Siegreiche, Churfürst Von Der Pfalz: Der Marc Aurel Des Mittelalters: Treu Nach Der Geschichte Bearbeitet; Volume 2


sehr gut

Überwiegend interessanter Tagungsband
„Er soll ein guter Schachspieler gewesen sein.“ (VIII) So beginnt das Vorwort. Dann folgt aber ein Kapitel über Frühhumanismus, der aber wenig erklärt, sondern nur Matthias von Kemnat, Peter Luder und Michel Beheim nennt.
Friedrich der Siegreiche musste sich immer mit der Arrogation herumschlagen. Er hat seinen Neffen Philipp adoptiert und auch nach seiner Volljährigkeit erfolgreich weiter regiert. Der Papst war einverstanden, Kaiser Friedrich III. nicht.
Militärisch hat er alles gewonnen, nach Seckenheim konnte er seine Gegner alle gefangen nehmen und Lösegeld fordern. Nach seiner Regierungszeit 1449-76 und der seines Neffen war die Kurpfalz größer denn je. Erst der Landshuter Erbfolgekrieg beendete diese Glanzzeit.
4 Sterne, da dieses Buch auch Längen hat

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.08.2025
Maier, Andreas

Der Teufel


ausgezeichnet

Friedberger Heimatgeschichte

Hauptsächlich 80 und 90er Jahre werden in diesem Roman verhandelt und hauptsächlich in der Wetterau, Friedberg, Bad Nauheim, Frankfurt. So viel zur Geografie.

Zur Kunstgeschichte: Die Friedberger Stadtkirche war für den jungen Katholiken verbotenes Territorium: „Wer die Pforten dieser evangelischen Kirche durchschreitet, der möge tot umfallen“, heißt es auf Seite 55. Auf S.90 dann lässt er sich von einer guten Protestantin die Bilder überm Chorgestühl erklären. Vorher fehlt natürlich nicht der Satz: „Äh, natürlich bin ich protestantisch“ (88). Besonders der Teufel, der von der Hand Gottes gestoppt wird, hat es der Führerin angetan. Auf Seite 244 verwandelt sich dann der Teufel in den hl. Sebastian und die Hand Gottes ist abgeschnitten von einem größeren Bild.

Doch gibt es auch eine Familiengeschichte: Eine Oma, reich, aber durch Totgeburten vom Schicksal gezeichnet. Ihr Ältester Onkel J., ein bisschen neben der Kapp, Vater Wolfgang und der unbeliebte Onkel Hans – hoffentlich stimmen die Namen. Die Mutter hat Verwandtschaft in der DDR und so fehlen auch die Ost- und Wendegeschichten nicht. Politik ist überhaupt ein großes Thema: Alle drei Golfkriege – oder sind es sogar 4 – und der Jugoslawienkrieg mit seinen Auswirkungen bis Friedberg kommen vor.

Und wer Pubertätsgeschichten mag, lese Seite 77.


Ich bin überzeugt. 5 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.08.2025
Bredekamp, Horst

Die Fenster der Monade


sehr gut

Leibniz – der letzte wirkliche Universalgelehrte ****

Vor dem Kirchentag in Hannover – Anfang Mai – dachte ich, es wäre doch mal Zeit meine Leibniz-Kenntnisse zu vertiefen. Seinen Einfluss vor Ort habe ich schon geschildert, doch in diesem Buch werden seine Allround-Kenntnisse verdeutlicht.

Leibniz wird man als Vorreiter der Museen, der Sammlungen feiern können. Dass er auch im Theater das Auf- und Zuziehen des Vorhangs erfunden hat (63), war mir neu.

Seine Mathematikkenntnisse waren mir bekannt, das sie aus Schattenspielen entstanden sind nicht. Er war auch ein großer Naturforscher: „Wie eine Schaustellerin [..] habe die Natur als eine Künstlerin auf dem riesigen Naturtheater des Harzgebirges agiert“ (122).

1865/86 beschäftigte er sich mit der Prinzenerziehung und wollte Kunsttafeln, also Bildatlanten, dafür einsetzen. Seine Ideen berief er sich auf die Bilderenzyklopädie von Comenius von 1658. Das Universalgenie zeichnet so gut, dass seine Vorstellungen der idealen Stadt, dass sie in Freudenstadt umgesetzt wurden.

Alles in allem ein meist interessantes, aber leider auch recht klein gedrucktes Buch. Die vielen schönen Abbildungen entschädigen aber. Mit dem vorläufigem Ende meiner Leibniz-Forschung versende ich 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.08.2025
Twain, Mark

Germany and the Awful German Language Deutschland und die schreckliche deutsche Sprache


gut

Biedere Auswahl, wechselhafte Übersetzung ***

Als Mark Twain Kenner bin ich genau der Richtige, um dieses Büchlein zu bewerten.
Da ist zunächst die Frage, welche Texte in die Auswahl von A Trump Abroad kommen. Inzwischen werden so oft nur die Reisekapitel Twains übersetzt, dass der Unwissende glaubt, dies sei sein Hauptwerk. Bei den Raben im Heidelberger Stadtwald schimmert aber sein Können bei Legenden und Sagen durch.

Selbstverständlich kann man sie alle weglassen, auch seine schönen Anekdoten, aber welchen Wert hat die ausführliche Beschreibung eines spätestens im Zweiten Weltkrieg zerstörten Heilbronner Hotelzimmer, wenn man die nächtliche Wanderung durch eben dieses weglässt? Welchen Wert hat die Floßfahrt auf den Neckar, wenn man die Erzählung vom Sturm vor Hirschhorn und sein tragisches Ende in Heidelberg weglässt?

Nicht zum ersten Mal hören wir seine Meinung über die Oper, das schwierig zu übersetzende Kapitel über die Loreley wird hingegen uns wieder einmal vorenthalten.


Als Zweites ist zu fragen, ob die Übersetzung stimmt. Manches hat mir gut gefallen wie die Studenten im „Gänsemarsch“ im Heidelberger Schlossgarten. Anderes gefiel mir weniger:
Wanderrucksäcke sind keine „Tornister“ (49) und man schreibt auch nicht: [Sie] „nahmen ein herzhaftes Frühstück“, sondern: Sie frühstückten herzhaft. (51) Auch beim Witz vom Rheinwein und Essig muss „Etikett“ das letzte Wort sein. (77)
Beim Beginn der Floßfahrt enthält die Frage: „Wollt ihr mit?“ keinerlei Gefahrenhinweise.
Bei der deutschen Sprache geht der Witz mit dem Turner verloren, wenn man von deklinieren anstatt von beugen spricht. (125)
Andererseits ist beispielsweise das Kapitel über Baden-Baden gut übersetzt. Und die Schrecken der deutschen Sprache sind kurz und prägnant geschildert und lassen den Balast der alten Übersetzung weg.
Manches ist auch Interpretation. Ich hätte die Grammatik der Tiere gelassen, aber das geht auch freier.


Mir schwant, dass der Übersetzer sich ein dickeres Buch gewünscht hätte und auch die Misthaufen im Schwarzwald erklärt hätte, der Verlag stand aber vermutlich auf der Bremse. Schade, denn so wären mehr als 3 Sterne unverdient.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.08.2025
Anders, Florentine

Die Allee


ausgezeichnet

Eine Familiengeschichte mit dem berühmten DDR-Architekten Henselmann *****

Von Architektur habe ich wenig Ahnung. Ich bin nur ein kleiner Bauhaus-Fan. Und dann bin ich natürlich überrascht, dass ich in diesem Buch lese, dass der vielleicht berühmteste Architekt Hermann Henselmann der DDR aus dieser Schule stammte, aber vor allem unter Honecker nicht so bauen durfte, wie er wollte.

Dieser Roman ist aber keine Architekturgeschichte, sondern eine Familiengeschichte. Gleichrangig wird seine Frau Isi behandelt, die zehn Jahre jünger Hermann vor ihrem Studium kennenlernt, also nicht studiert und mit ihm acht Kinder bekommt. Selbst ihre Geschwister werden zum Thema. Die Schwester hat nach dem Krieg den DDR-Kritiker Havemann geheiratet, der Bruder arbeitet in Bonn beim Auswärtigem Amt und wird später sogar wegen Spionageverdacht verhaftet.

Die weitere Hauptfigur Isa ist eins davon, die immer wieder vom Vater verprügelt wird. Ständig zieht die Familie, was sich dann auch auf die Tochter vererbt. Als sie Marzahn wohnt, heißt es, dass die Siedlung „nicht nur aus genormten, sondern auch aus genormten Menschen zu bestehen scheint.“ (280f)

Einerseits nimmt der Roman zu allen politischen Themen in der DDR Stellung, andererseits fehlen auch nicht die vielen Affären Hermanns und der Männer von Isa. Und es beginnt mit einem mysteriösen Unfall von Isa, der aber im Verlauf aufgeklärt wird.
Da Hermann kurz vor dem 90.Geburtstag stirbt und der Roman danach nur einen kurzen Ausblick bietet, endet der Roman in den 90ern, der Neuaufbau Berlins nach der Wende fehlt also nicht.

Außer dass sich die Figuren am Ende an Dinge erinnern, die wir vorher schon gelesen hatten, hat mir dieses rundum gelungene Buch sehr gefesselt. 5 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.07.2025
Graf, Bernhard

Majestätisch kuren


sehr gut

großes Bildwerk, gute Tipps ****

Der Autor der Carl Theodor Biografie hat vorher dieses großformatige Buch geschrieben, dass auch durch seine Bilder überzeugt. Fotos aus einer Dokumentation des BR finde ich dagegen zu viel des Guten. Zu viel des Guten sind auch die zahlreichen Namen. Erst mit Beginn der Neuzeit, als mir die Menschen bekannter werden, wird das Buch besser lesbar.

Der Historiker beginnt in der Antike mit den nach Geschlecht getrennten Bädern von Claudius dem Etrusker, während in Abano gemischt gebadet wird, ähnlich wie in Boccacios Decamerone. Ein Zitat aus einem anderen Buch: „Auch du Mädchen wirst feucht, wenn du die Ungezogenheiten und poetischen Spielereien in meinem Büchlein liest, magst du auch aus Padua stammen.“ (17)

Im späten Mittelalter befinden wir uns im Krumbad in Schwaben: „Kein Anblick ist reizender, als wenn eben mannbare, oder schon in voller Blüte stehende Jungfrauen nackend im Wasser, mit dem schönsten Gesicht, der freiesten offensten Miene, an Gestalt und Sitten Göttinnen gleich, in ihrem Instrumente singen. - Ihr Gewand ist leicht zurückgeworfen, und schwimmt auf dem Wasser, dass man so ein Mädchen für eine zweite Venus halten könnte.“ (21)

Leider lehnten die protestantischen und calvinistischen Theologen das badefreudige Mittelalter ab, dann verurteilte auch das Konzil von Trient alles Nackte. (58) Dennoch zeigten die Fürstbischöfe der Schönborn in Mainz und Bamberg wie moderne Badeanlagen auszusehen haben. (68) Und Carl Theodors Frau wird zitiert: „Ich flehe Sie an, küssen Sie nicht Ihre Lieblingsstelle, denn ich habe sie so stark gespürt, dass es mich immer noch brennt, ich bin verärgert, dass das Bett vom Regen befleckt wurde“ (77). Carl Theodors Badehaus in Schwetzingen fehlt natürlich nicht, auch wenn seine Mätresse Maria Josepha Gräfin von Heydeck bei der Fertigstellung 1772 schon ein Jahr tot war. So enden hier die freizügigen Zitate mit Ausnahme des bayerischen Königs Ludwig II., der glaubte, es genüge mit einer Frau im selben Bett zu liegen, um Kinder zu bekommen. (146)

Alexandersbad wurde dagegen erst ausgebaut, als es ab 1791 den Hohenzollern gehörte. Dafür kaufte der Markgraf den Landsitz des Lord Melcombe bei Hammersmith und Lord Carvens Sitz Benham. (91)

Dieses Buch könnte auch als Reiseführer für bayerische Bäder gelesen werden. Burghausen, Abbach, Bad Gögging, Heilbrunn, Bad Steben, Seeon mit dem Ausflugsziel Ratzingerhöhe bei Rimsting, Greifenberg, auch das weniger bekannte Moor- und Schlammbad Bad Aibling – nichts fehlt. Vom Wildbad bei Wemding ist aber offenbar nicht mehr als ein Hotel übrig geblieben. Und selbst in Gleisweiler wurde 1843/44 ein Kurhaus gebaut.
Mit Bad Kissingen folgt der Höhepunkt gegen Ende. Der Kurplatz 1737 von Balthasar Neumann erdacht war 1737 hochwassersicher außerhalb der Stadt angelegt worden. Dort änderte auch Reichskanzler Bismarck seine Meinung über Ärzte. Früher sagte er: „Wenn der Arzt nicht da ist, schadet’s nichts.“ Nun lernte er Schwenninger kennen und bekannte: „Alle früheren Ärzte habe ich behandelt, jetzt endlich habe ich einen, der mich behandelt.“ (152)

Diesem monumentalen Werk hätte sowohl ein Personen- als auch ein Ortsregister gut getan. Insgesamt also 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.07.2025

Die NSDAP in Heidelberg


sehr gut

Gedruckte Magisterarbeit ****
Wie bei solchen Prüfungsarbeiten üblich, stellt der Autor klar vor, was er zu tun gedenkt und was dabei neu ist. Untersuchungen über die NSDAP in einer Mittelstadt sind bisher nicht bekannt, da die Partei nach der Machtübernahme 1933 eigentlich überflüssig wurde und nur noch mit der Volksbildung im Sinne der Nazis beschäftigt war.
Nebenbei, also nur als Fußnote, erwähnt der Autor, dass Heidelberg 1942 durch die Verlegung des Hauptbahnhofs vom Bismarckplatz an die heutige Stelle eine neue Prachtstraße erhalten sollte. Diese Pläne scheiterten am Kriegsverlauf. Als 1952 der neue Hauptbahnhof eingeweiht wurde, wurden die Pläne der Nazis verschwiegen und der Nazi-Bürgermeister Neinhaus kam dank amerikanischen Persilschein zurück in sein Amt.
Lokal historisch interessant ist, dass die Parteizentrale von 1929 bis 1932 am Marktplatz 3, dann in die Villa Gaisbergstraße 55 umzog, um 1939 auf dem Schloßberg 1 zu landen.
Danach beginnt die soziologische Untersuchung, die an der kleinen Grundgesamtheit von 51 Funk­tionären in Heidelberg leidet, die etwas älter, überwiegend evangelisch, später auch gottgläubig waren und – das ist vielleicht das wichtigste Ergebnis – überwiegend aus Heidelberg oder Umland stammten, außer bei den höheren Kreisfunktionäre, die auch extra für das Amt in die Region kamen.
Auch die Mittelstandspartei stimmt nicht so. Die Kreisfunktionäre hatten doch häufig einen akademischen Abschluss. ****
Zur Karriere der Funktionäre nach 1945 sagt die Arbeit leider nichts. Insgesamt aber doch interessant und schnell zu lesen, also 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.