Das bücher.de Highlight
Ein faszinierendes Familienepos
Eine Hansestadt im Norden, der "kleinsten Staat" des deutschen Kaiserreichs. Unsereins erzählt über mehrere Generationen von den Menschen, die ihn bewohnen: von Köchinnen und Kaufleuten, von Lohndienern und Weißnäherinnen - und von den gar nicht so feinen Unterschieden, die das Leben dort prägen und bestimmen. Eine Geschichte über all das, was uns hält, bindet und nicht loslässt, egal wie sehr wir es abzuschütteln wünschen.
Unsereins
Ein Roman von ungeheurer erzählerischer Präzision und Einfühlungskraft
Eine bürgerliche Familie, kinderreich, konservativ, kaisertreu: die Lindhorsts. 1890 kommt Marthe in dem weitläufigen Patrizierhaus in der Königstraße auf die Welt. Um sie eine Schar älterer Brüder, deren Freiheiten nicht ihre sein werden. Und doch ist es ein Leben mit glänzenden Aussichten. Bis ein Bestsellerroman, verfasst vom Sohn eines verstorbenen Bekannten, den Lindhorsts klarmacht, dass sie für ihr Umfeld auch nach Generationen noch immer "die Jüdischen" sind.
Unsereins ist der Roman einer Stadt und einer Gesellschaft und, vor allem, ihrer Frauen. Ob Dienstmädchen, Gnädige, Haustocher oder Schriftstellerin; ob manisch-depressiv wie Marthes Mutter, in Pflichten eingewoben wie Alma oder durchlässig wie Marthe selbst. Inger-Maria Mahlke erzält von Identität und Zugehörigkeit, von Geschlecht und Klasse, Macht- und Liebesverhältnissn und von dem, was wir vor uns und voreinander verbergen.
Das bücher.de Highlight
Bühne frei für das bücher.de Highlight! Auf dieser Seite präsentieren wir Themen und Menschen, Bücher und Trends, die uns alle bewegen. Das aktuelle bücher.de Highlight ist "Unsereins" von Inger-Maria Mahlke, der neue Roman der Buchpreisträgerin: eine epische Familiengeschichte voll von Respekt, Humor und tiefer Einsicht.
Die Autorin
Inger-Maria Mahlke wuchs in Lübeck und auf Teneriffa auf, studierte Rechtswissenschaft an der FU Berlin und arbeitete dort am Lehrstuhl für Kriminologie. 2009 gewann sie den Open Mike. Ihr Debüt Silberfischchen wurde mit dem Klaus-Michael-Kühne-Preis ausgezeichnet; für einen Auszug aus Rechnung offen bekam sie beim Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis den Ernst-Willner-Preis zugesprochen; 2014 erhielt sie den Karl-Arnold-Preis der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. Mit Wie ihr wollt stand sie auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis, den sie 2018 für ihren Roman Archipel dann erhielt.
Leseprobe "Unsereins"
I
Der kleinste Staat
Januar 1890
Regen, noch immer kein Schnee im kleinsten Staat des Deutschen Reiches. Die zweite Januarwoche und nichts als stahlgraue Wolken, zügig und dicht gen Westen ziehend. Wäre dies ein Film und wir die Zuschauer, die erste Einstellung wäre mit einer Drohne aus der Perspektive eines Regentropfens gedreht: als würden wir durch seine vom Luftwiderstand abgeflachte Seite auf die Erde herabblicken. Vom Wind in einen spitzen Fallwinkel gedrückt, sähen wir erst nur das matschige Grünbraun Ostelbiens und einen Streifen wolkengrauer Ostsee. Bis sich ein Fluss in den Kameraausschnitt schiebt, die Trave, und außerdem ein zweiter, kleinerer, die Wakenitz, und dort, wo beide ineinander münden würden, wenn alles geradlinig verliefe, erhebt sich ein Hügel, den sie beide umfließen. Auf dem Hügel befindet sich ein Fleck, noch immer überwiegend backsteinrot, mittelalterfarben, und aus dieser Entfernung allenfalls fingernagelgroß: der kleinste Staat des Deutschen Reiches, seine älteste Republik. Und beides ist nicht ganz richtig, aber das wird Isenhagen später erklären.
Archipel
Julio, el portero, war nicht immer der Pförtner. Doch heute, mit über neunzig Jahren, hütet er die Türen im Asilo, dem Altenheim von La Laguna. Julio ist einer, der Privilegien nur als die der anderen kennt. Er war Kurier im Bürgerkrieg, Gefangener der Faschisten, er floh und kam wieder.
Von ihm und von denen, die seinen Weg kreuzten, von dem, was sie liebten, flohen oder suchten, auf der Insel und im Leben, erzählt dieser Roman. Er führt in die Tiefen des vergangenen Jahrhunderts. Und es zeigt sich noch heute viel Gestern darin.
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Rechnung offen
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Wie Ihr wollt
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