Autor: Vera
Datum: 14.05.2020
Tags: Empfehlung, Unser Buchtipp

Nadja ist gerade einmal in ihren Zwanzigern und hat schon eine Haftstrafe abgesessen, für einen Mord. Nach ihrer Entlassung versucht sie, ein normales Leben zu beginnen, doch der Neustart misslingt. Plötzlich geschieht ein weiteres Verbrechen. Und Nadja gerät immer tiefer in einen Strudel bizarrer Ereignisse.

Komplexe Ebenen, unerwartete Wendungen

Schon auf den ersten Seiten erweist sich „Marta schläft“ als rätselhaftes Puzzle. Das Buch beginnt mit einem kurzen Brief. Wer hier wem schreibt, bleibt zunächst ein Geheimnis. In den folgenden Kapiteln wechselt die Perspektive zwischen Nadja, die in Ich-Form erzählt, weiteren Briefen und einer jungen Frau namens Nelly, deren Sicht der Dinge ein personaler Erzähler schildert. Schnell entwickelt man als Leser den Ehrgeiz, das Puzzle zusammenzufügen und das Rätsel zu lösen. Hängen die Geschichten zusammen? Der Zickzack-Kurs zwischen verschiedenen Erzähl- und Zeitebenen wird zur detektivischen Herausforderung. „Marta schläft“ ist keine Lektüre zum nebenher Lesen – und genau deshalb ist Romy Hausmanns Thriller so reizvoll. In der ersten Buchhälfte scheint das Gesamtbild noch völlig undurchsichtig. Romy Hausmanns Roman erfordert Konzentration und Aufmerksamkeit. Wer jedoch bereit ist, sich auf das Verwirrspiel einzulassen, wird belohnt.

Beklemmende Schauplätze

Romy Hausmann verstärkt die unbehagliche Atmosphäre ihrer Geschichte mit bewusst gewählten Schauplätzen. Nicht nur auf der Erzählebene führt sie ihre Leser in die Irre. Der märchenhafte Spreewald mit seinem dschungelartigen Dickicht ist so undurchsichtig wie die Handlung. Die großzügige Weite des polnischen Grenzgebiets wirkt so karg und hoffnungslos wie Nadjas Versuch, ein normales Leben zu führen.

Romy Hausmann

Offenes Lachen, zerzauster Dutt: Romy Hausmanns Erscheinung hat so gar nichts Düsteres an sich. Dabei gilt die 1981 geborene Autorin als Senkrechtstarterin des deutschsprachigen Thrillers. Nach zahlreichen abgelehnten Manuskripten eroberte sie 2019 mit ihrem Debüt "Liebes Kind" die Spitze der SPIEGEL Bestsellerliste. Auch das Zweitwerk überzeugt. Fasziniert von den Abgründen der menschlichen Psyche versteht es Romy Hausmann, lose Stränge zu meisterhaft konstruierten, verstörenden Geschichten zu verweben.

Fazit: Geschickt verknüpfte Handlungsstränge machen „Marta schläft“ anspruchsvoll – und so spannend, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.



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