Thommie Bayer
Bayer, ThommieThommie Bayer, 1953 in Esslingen geboren, studierte Malerei und war Liedermacher, bevor er 1984 begann, Stories, Gedichte und Romane zu schreiben. Neben anderen erschienen von ihm »Die gefährliche Frau«, »Singvogel«, der für den Deutschen Buchpreis nominierte Roman »Eine kurze Geschichte vom Glück« und zuletzt »Das innere Ausland«.
Kundenbewertungen
Ein bisschen wehmütig, aber gleichzeitig satt - so wie nach einer abgerundeten Mahlzeit, einer mit mehreren Gängen und den dazu passenden Weinen: so fühlte ich mich nach der Lektüre von Thommie Bayers "Ein weißer Zug nach Süden", einem Roman, der trotz seiner grundlegenden leicht melancholischen Stimmung einfach ...
Ein bisschen wehmütig, aber gleichzeitig satt - so wie nach einer abgerundeten Mahlzeit, einer mit mehreren Gängen und den dazu passenden Weinen: so fühlte ich mich nach der Lektüre von Thommie Bayers "Ein weißer Zug nach Süden", einem Roman, der trotz seiner grundlegenden leicht melancholischen Stimmung einfach ein Gute-Laune-Buch ist.
Woran das liegt? Thommie Bayer findet einfach die richtigen Worte und dass in seiner ganz speziellen Art und Weise, die durchaus locker-flockig ist, ohne aber im mindesten flapsig zu wirken. Nein, Thommie Bayer beweist hier einmal mehr, dass "leger" und "gewählt" keine Gegensätze sein müssen; beide Adjektive eigenen sich nämlich in Ergänzung zueinander bestens, um dieses Buch zu beschreiben.
Worum es geht: Chiara, eine Deutschitalienerin bzw. Italiendeutsche - kurzum: eine junge Frau mit deutscher Mutter und italienischen Vater, die nach einer in Süddeutschland verbrachten Jugend nun in Italien lebt, verlässt Hals über Kopf ihr Zuhause, als sich ihr die Möglichkeit bietet, länger in Deutschland unterzukommen. Ihre Freundin Leonie zieht es nach New York und Chiara kann sowohl Häuschen als auch diverse Putzjobs übernehmen. Warum sie so überstürzt nach Deutschland gekommen ist, erfährt der Leser zunächst nicht.
Chiara richtet sich auf höchst eigenwillige und individuelle Weise in Leonies Leben ein - man könnt sagen, dass sie es auf ihre ganz und gar spezielle Art und Weise lebt, wobei vor allem einer ihrer "Pützlinge" ihr Interesse weckt - Herr Vorden, in dessen Wohnung, ja Leben sie auf bestimmte Art eindringt, ohne ihn je gesehen zu haben. Das geht nicht unbemerkt an Herrn Vorden vorbei, der bestimmte Zeichen seiner Wahrnehmung hinterlässt. Und er hinterlässt Geschichten, Woche für Woche eine neue, die Chiara stets liest.
Ein besonderes Buch, in dem es um Geheimnisse, Beziehungen, Individualität, Streben nach Erfüllung und noch vielem mehr geht - und das ich mit großem Genuss gelesen habe. Das Einzige, was aus meiner Sicht hätte wegfallen können: immer wieder formuliert der Autor Selbstverständliches, Gedanken, auf die der Leser sowieso kommt, quasi als Resümee. Hier wäre aus meiner Sicht weniger mehr gewesen, auch wenn das Buch sich sowieso nur auf 144 Seiten beschränkt. Doch mehr ist bei einem so wortgewaltigen Künstler wie Thommie Bayer auch gar nicht nötig. Formulierungen wie "Menschenfreund aus sicherer Entfernung" (über Vorden auf S. 132) haben mich immer wieder berührt. Ich empfehle dieses Buch jedem, der leichte Lektüre liebt, Seichtes dagegen hasst und das Buch nach dem Lesen mit einem guten Bauchgefühl zuklappen will.
Ein ganz besonderer Mensch
Das ist Peter Vorden. Zurückgezogen, aber nur gelegentlich einsam lebt er das Leben eines Hagestolzes. Wie es dazu kommt, das erfahren wir beiläufig im Verlauf dieses mehr als lohnenswerten Romanes.
Ein bisschen wehmütig, aber gleichzeitig satt - wie nach einer abgerundeten Mahlzeit,...
Ein ganz besonderer Mensch
Das ist Peter Vorden. Zurückgezogen, aber nur gelegentlich einsam lebt er das Leben eines Hagestolzes. Wie es dazu kommt, das erfahren wir beiläufig im Verlauf dieses mehr als lohnenswerten Romanes.
Ein bisschen wehmütig, aber gleichzeitig satt - wie nach einer abgerundeten Mahlzeit, einer mit mehreren Gängen und den dazu passenden Weinen: ebensowie nach der Lektüre von Thommie Bayers "Ein weißer Zug nach Süden" fühlte ich mich nach seinem neuen Buch "Seltene Affären" so, zumal Speisen und Weine eine nicht unerhebliche Rolle spielten. Man könnte diesen Roman, der trotz seiner grundlegenden leicht melancholischen Stimmung einfach ein Gute-Laune-Buch ist, als zweiten Teil vom "Weißen Zug" bezeichnen, dreht es sich doch auch hier wieder um Peter Vorden und auch um seine Putzfrau Chiara, wobei diesmal die Rollen getauscht sind.
Thommie Bayer findet auch hier wieder die richtigen Worte und das in seiner ganz speziellen Art und Weise, die durchaus locker-flockig ist, ohne aber im mindesten flapsig zu wirken. Nein, er beweist hier einmal mehr, dass "leger" und "gewählt" keine Gegensätze sein müssen; beide Adjektive eigenen sich nämlich in Ergänzung zueinander bestens, um dieses Buch zu beschreiben.
Ein Buch, in dem es mehr noch als im "Weißen Zug" um Beziehungen geht und zwar nicht nur um die zwischen Peter und Chiara, sondern auch - und vor allem - um die von Peter zu seinem Zwillingsbruder Paul und zu dessen Frau Anne.
Aber auch zu Chiara entwickelt Peter Vorden eine besondere Beziehung, in der der Mittler wie auch im Vorgängerroman sein Haus ist - und bildeten dort Peters Kurzgeschichten ein Band zwischen den beiden, sind es diesmal seine Träume - doch lesen sie selbst, denn das kann keiner so gut erzählen wie Thommie Bayer selbst.
Ein besonderes Buch, in dem es um Geheimnisse - vor allem um ein Bestimmtes, Beziehungen, Individualität, Sehnsüchte und noch vielem mehr geht - und das ich mit großem Genuss gelesen habe.
Viel zu rasch hatte ich die knapp zweihundert Seiten ausgelesen. Doch mehr ist bei einem so wortgewaltigen Künstler wie Thommie Bayer auch gar nicht nötig.
Passagen wie diejenige auf S. 64, in der Peter Vordens Zwillingsbruder Paul, ein Romanautor, die Unterschiede zwischen sich und seinem Bruder, dem nur Kurzgeschichten gelingen wollen, haben mich immer wieder berührt: "Wenn Du mit einer Figur fertig bist, dann lässt sie dich das wissen," sagte er (Paul), "vielleicht stehen bei dir ja viel mehr Leute Schlange und wollen erzählt werden als bei mir. Vielleicht musst du einfach deine Zeit einteilen, damit jeder drankommt."
Ich empfehle dieses Buch jedem, der leichte Lektüre liebt, Seichtes dagegen hasst und das Buch nach dem Lesen mit einem guten Bauchgefühl zuklappen will
1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Dem Roman ist ein Zitat aus einem Leonard Cohen-Song vorangestellt: One by one the Guests arrive aus The Guests
Das passt natürlich inhaltlich, aber auch vom Sound her gibt es den Text auf gewisse weise wieder. Ruhig und eindringlich erhält auch der Text eine Melodie.
Es handelt sich übrigens unerwarteterweise ...
Dem Roman ist ein Zitat aus einem Leonard Cohen-Song vorangestellt: One by one the Guests arrive aus The Guests
Das passt natürlich inhaltlich, aber auch vom Sound her gibt es den Text auf gewisse weise wieder. Ruhig und eindringlich erhält auch der Text eine Melodie.
Es handelt sich übrigens unerwarteterweise um einen Briefroman. Das bevorzugt zwar nicht jeder, aber hier ist es gut gemacht.E s ist ein E-Mail-wechsel zwischen Max, der in seiner Villa in Frankreich 5 ganz besondere Gäste empfangen will, und seiner Angestellten Anja, die diese Gäste betreuen soll
Zu Beginn wird die die Ausgangslage erläutert. Max ist sehr reich. Er wurde einmal überfallen und dann von 5 Menschen gerettet,. Sie sind es, die er jetzt erwartet.
Man lernt auch Max Gäste kennen: Jan, Danielle, Andre, Julia, Hans,
aber eine eigene Stimme bekommen sie nicht. Dadurch gewannen sie für mich nicht sehr an Profil.
Max selbst ist nicht anwesend, aber Anja berichtet Max detailliert.
Als Leser versucht man hinter Max Plan zu kommen. Was bezweckt er mit dem Versteckspiel.
Ich fand den Roman interessant, aber mit der Zeit war der E-Mail-Wechsel doch etwas ermüdend. Der Effekt wäre vermieden worden, wenn ein paar mehr Figuren beteiligt gewesen wären.
Dass Ende war aber doch gelungen, genau wie Thommie Bayers angenehmer Schreibstil und daher war ich mit dem Buch zufrieden.
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