
© Jens Komossa
Richard D. Precht
Richard David Precht, Philosoph, Publizist und Autor, wurde 1964 in Solingen geboren. Er promovierte 1994 an der Universität Köln und arbeitet seitdem für nahezu alle großen deutschen Zeitungen und Sendeanstalten. Precht war Fellow bei der "Chicago Tribune". Im Jahr 2000 wurde er mit dem Publizistikpreis für Biomedizin ausgezeichnet. Er schrieb zwei Romane und drei Sachbücher. Richard David Precht lebt in Köln und Luxembourg.
Kundenbewertungen
10.02.2020
Wie aus der Philosophie Nachbarfächer entstanden
Im zweiten Band der Geschichte der Philosophie kam der Autor bis Kant, jetzt werden seine Nachfolger besprochen und damit die Philosophie des 19. Jahrhunderts, das folgerichtig mit dem Ersten Weltkrieg endet. Während aber im Vorgängerband die Philosophie das Schwes...
Wie aus der Philosophie Nachbarfächer entstanden
Im zweiten Band der Geschichte der Philosophie kam der Autor bis Kant, jetzt werden seine Nachfolger besprochen und damit die Philosophie des 19. Jahrhunderts, das folgerichtig mit dem Ersten Weltkrieg endet. Während aber im Vorgängerband die Philosophie das Schwesterfach der Theologie ist, entwickeln sich aus ihrin dieser Zeit die Fächer Soziologie und Psychologie.
Mit diesem Wissen wundert es dann nicht, wenn wir nicht nur von Schopenhauer und Kierkegaard, die ich noch zur ersten Gruppe zählen, sondern auch von vielen französischen und angelsächsischen Philosophen, die mehr für die Psychologie wie z.B. Freud und Soziologie wie z.B. Max Weber schwärmten.
Letzteres konnten mein Herz nicht erwärmen, ebenso nicht wie die Diskussion zwischen James und Scott, ob man der Wahrheit über Logik oder Erfahrung auf die Schliche kommen kann.
Wer den Begriff der Philosophie so ausdehnt, der darf auch Karl Marx nicht vergessen. Wirtschaftswissenschaften und der Erfolg des Kapitalismus werden damit zum Thema.
Ein anstregendes Buch, das viel Zeit in Anspruch nahm und nur zur Hälfte interessant war, erhält von mir drei Sterne. Der zweite Band war einfacher zu lesen.
Lieblingszitat:
Marx „Über das Geldwesen“ (bedient bei Hess): „Das Geld macht die hergestellten Produkte zur Ware, die universal veräußert werden können. Was ehemals Ausdruck menschlichen Schaffens war, ist nun Tauschgegenstand. Wo das Geld regiert, wird Menschliches abstrakt. Ein seltsames Drittes ohne eigenen materiellen Wert legt nun den Wert aller Werte fest. Alles hat seinen Preis, und aller Wert lässt sich in Zahlen ausdrücken. Das profane Geld nichtet den Wert von alledem, was nicht an ihm bemessen werden kann. Wo die Quantität von viel oder wenig zum Maß aller Dinge wird, geht jede soziale Qualität, jeder Sinn für das ursprünglich Menschliche verloren.“ (212)
3 von 3 finden diese Rezension hilfreich
04.12.2023
Diese vier Bücher sind schon eine Leistung, reicht m.M. für Habilitation. Fleißiges Vorstudium, aber das Entscheidende ist für mich, dass er über Philosophen berichtet, die in den klassischen Kanons fehlen oder schlecht wegkommen. Also, er hält z.B. für wichtig: George Herbert Mead, C.R. Collingwood und den spä...
Diese vier Bücher sind schon eine Leistung, reicht m.M. für Habilitation. Fleißiges Vorstudium, aber das Entscheidende ist für mich, dass er über Philosophen berichtet, die in den klassischen Kanons fehlen oder schlecht wegkommen. Also, er hält z.B. für wichtig: George Herbert Mead, C.R. Collingwood und den späten Wittgenstein, weit vor dem frühen Tractatus-Verfasser. Auch William James und sein Pragmatismus kommt ganz gut weg. Das gefällt mir und deckt sich mit meinen Bemühungen um diesen Gegenstand. Bei 90% aller Philosophen bin ich skeptisch. Warum? - Weil sie kaum etwas über Frauen, Kinder, Musik, Sexualität & Tiere sagen. Ein Symotom für eine kopfige Lebensferne...
2 von 2 finden diese Rezension hilfreich
Das Buch enthält einige denkgeschichtliche Informationen, deshalb die zwei Sterne. Aber keineswegs mehr. Precht beschriebt in dem Buch die künftigen Veränderungen der Arbeitswelt, wobei er aber kaum über das hinauskommt, was jeder weiß, nämlich daß aufgrund der zunehmenden Automatisierung durch Roboter und Kün...
Das Buch enthält einige denkgeschichtliche Informationen, deshalb die zwei Sterne. Aber keineswegs mehr. Precht beschriebt in dem Buch die künftigen Veränderungen der Arbeitswelt, wobei er aber kaum über das hinauskommt, was jeder weiß, nämlich daß aufgrund der zunehmenden Automatisierung durch Roboter und Künstliche Intelligenz viele Arbeitsplätze wegfallen werden. Auch befürwortet Precht ein Bedingungsloses Grundeinkommen, ohne aber konkrete Vorschläge zur Finanzierung zu machen. Er bringt zwar eine Steuer auf Finanztransaktionen ins Gespräch, sagt aber gleichzeigig, daß diese wohl nicht durchsetzbar ist. Weitere Anregungen gibt er nicht. Durch das gesamte Buch zieht sich der schnodderige Ton eines typischen deutschen Linksintellektuellen, der auf dem Weg zur Erkenntnis der Wirklichkeit nicht sehr weit fortgeschritten ist. Precht kann zwar eloquent über Marx und Adorno parlieren, aber von Wirtschaft versteht er nichts. Insgesamt kann gesagt werden, daß man dieses Buch nicht unbedingt lesen muß.
1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
29.10.2023
Nachdem mir die ersten drei Bände einen sehr guten Einblick in Ideen-Zusammenhänge geliefert haben, war ich extrem gespannt auf den 4. Band. Doch dieser ist eine herbe Enttäuschung, denn es handelt sich nicht mehr um eine Geschichte der Philosophie sondern um eine der Philosophen. Anstatt weiter die großen Linien a...
Nachdem mir die ersten drei Bände einen sehr guten Einblick in Ideen-Zusammenhänge geliefert haben, war ich extrem gespannt auf den 4. Band. Doch dieser ist eine herbe Enttäuschung, denn es handelt sich nicht mehr um eine Geschichte der Philosophie sondern um eine der Philosophen. Anstatt weiter die großen Linien aufzuzeigen und zu verfolgen, bemüht sich der Autor, weitgehend unbekannten Philosophen Denkmäler zu setzen, während er die weltbekannten Vertreter in perfider Weise persönlich verunglimpft, in ihrer Bedeutung herabsetzt und lächerlich macht. Übrig bleibt als größter aller Kenner er selbst - der Superphilosoph. Im Gegensatz zu ihm sollen sie ihre Konzepte von Kollegen geklaut haben und krankhaft ehrgeizige, größenwahnsinnige, politisch suspekte Lebensversager gewesen sein. Wen interessiert eine solche Suada?
0 von 2 finden diese Rezension hilfreich