Claudio Margris
Magris, ClaudioClaudio Magris, geboren 1939 in Triest, ist einer der bedeutendsten Germanisten und Schriftsteller Italiens. Nach seinem Studium in Turin und Freiburg/Breisgau war er bis 2006 als Professor für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Triest tätig. Als Essayist und Kolumnist für die italienische Tageszeitung 'Corriere della Sera' äußert er sich immer wieder zu Fragen unserer Zeit. Magris gehört zu den besten Kennern der mitteleuropäischen Literatur. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Manès-Sperber-Preis (1987), den Premio Strega (1997), den Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung (2001), den Prinz-von-Asturien-Preis (2004), den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur (2005) sowie 2008 den Kythera-Preis und den Walter-Hallstein-Preis. 2009 wurde Claudio Magris mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt, 2010 mit dem Europäischen Essay-Preis Charles Veillon ausgezeichnet. 2012 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz, 2015 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Claudio Magris lebt in Triest.Gschwend, Ragni MariaRagni Maria Gschwend übersetzte u. a. Ennio Flaiano, Tommaso Landolfi, Italo Svevo und Fulvio Tomizza. Sie erhielt den Übersetzerpreis der Leipziger Buchmesse, den Paul-Celan-Preis udn 2015 den Deutsch-Italienischen Übersetzerpreis für ihr Lebenswerk.
Kundenbewertungen
Der italienische (Triester) Schriftsteller Claudio Magris (*1939) ist den deutschen Lesern vor allem durch sein essayistisches Kulturbuch „Donau - Biografie eines Flusses“ (dtv 34418) bekannt. Zu seinem 80. Geburtstag ist nun im Deutschen Taschenbuch Verlag sein neuer Roman „Verfahren eingestellt“ erschienen. U...
Der italienische (Triester) Schriftsteller Claudio Magris (*1939) ist den deutschen Lesern vor allem durch sein essayistisches Kulturbuch „Donau - Biografie eines Flusses“ (dtv 34418) bekannt. Zu seinem 80. Geburtstag ist nun im Deutschen Taschenbuch Verlag sein neuer Roman „Verfahren eingestellt“ erschienen. Und Magris ist damit wieder ein großes und wichtiges Buch gelungen.
Ein Mann aus Triest, ein namenloser „ER“, sammelt Waffen aus allen Ländern für sein Kriegsmuseum. Jedes Exponat dieses imaginären Museums (das es real in Triest seit 2014 tatsächlich gibt) ist Baustein einer Kulturgeschichte nicht nur des Krieges, sondern der gewalttätigen Menschheit überhaupt. Jedes Ausstellungsstück erzählt eine Geschichte. Mit den Zeugnissen des Krieges soll das Museum den Frieden fördern.
Jahre später wird das außergewöhnliche Museum bei einem mysteriösen Brand zerstört und sein Gründer kommt dabei ums Leben. Die junge Kuratorin Luisa versucht, es zu rekonstruieren. Dabei stößt sie auf das ehemalige Konzentrationslager Risiera di San Sabba, das nur wenige Kilometer vom Zentrum der Stadt entfernt war. Um die 20.000 Häftlinge waren hier eingekerkert, Tausende fanden den Tod. ER hatte in den dortigen Todeszellen Graffiti von Inhaftierten entdeckt und Aufzeichnungen über die Opfer und Täter nationalsozialistischer und faschistischer Willkür angefertigt.
Magris beleuchtet nicht nur ein dunkles Kapitel seiner Heimatstadt, er wendet sich allgemein und vehement gegen das Vergessen. Ein wortgewaltiges und nachdenkliches Buch, das jedoch Konzentration bei der Lektüre verlangt.
Sprachliche Momentaufnahmen
…Ein bedeutender Mathematiker, der sich mit ausgefallenen, ultraspeziellen und nur wenigen Fachkundigen zugänglichen Studien beschäftigte, war eingeladen worden, einen Jahreskurs in einer angesehenen, interdisziplinären Institution zu halten, dem Collège de France, in dessen Hörsäle...
Sprachliche Momentaufnahmen
…Ein bedeutender Mathematiker, der sich mit ausgefallenen, ultraspeziellen und nur wenigen Fachkundigen zugänglichen Studien beschäftigte, war eingeladen worden, einen Jahreskurs in einer angesehenen, interdisziplinären Institution zu halten, dem Collège de France, in dessen Hörsälen sich die größten internationalen Berühmtheiten der Wissenschaft und des Humanismus die Hand geben. Schon der angekündigte Titel der Vorlesung entmutigte die Inkompetenten, das heißt fast sämtliche Milliarden Erdenbewohner, mit Ausnahme von ein paar wenigen irgendwo verstreuten Genies, so dass der Gelehrte ….“ Ja, der Gelehrte rechnete mit einer Handvoll Zuhörern.
Wie es trotzdem sein kann, dass der Hörsaal während dieser Vorlesung immer ausnahmslos überfüllt ist, was im Stau stehende Menschen auf der Autobahn während eines Unfalls wirklich bewegt oder was Sissi mit holprigen Versen aus dem Jenseits zu tun hat, hat Claudio Magris detailliert in einer fantastischen Sprache aufgeschrieben und in diesem Buch zusammengetragen als eine Sammlung von „Schnappschüssen“. Gerade in der heute sehr schnelllebigen Zeit ist dies ein unbedingt lesenswertes kleines Meisterwerk der Literatur.