Nach schier unendlicher Zeit veröffentlicht Sierra mit Lords of the Realms III (LotR) die Fortsetzung der vor langem bekannt gewordenen Spielreihe. Ein „So wie damals“- Effekt stellt sich jedoch nicht ein, denn der neueste Ableger geht ganz andere Wege als seine Vorfahren. Doch lesen sie selbst.
Kleinstaaterei
Im Europa zur Zeit des elften bis fünfzehnten Jahrhunderts herrschte Kleinstaaterei. Die Grenzen des Einflussbereiches eines Adligen reichten meist nicht bis zum nächsten Fluss, sondern nur bis zum Bach um die Ecke. Doch eines hatten sie alle gemein... den Traum, ein großer Herrscher zu sein. So begann mancher erst einen kleinen Feldzug gegen den Nachbarn, wurde eventuell mächtiger und wollte stets schnell mehr.
Sie sind einer dieser blutigen Kriegstreiber, ihr Ziel ist die Herrschaft über das ganze Land. Die Schlachtfelder liegen entweder in Irland, England, Frankreich oder im Deutschen Reich.
Weltsicht
Ein großer und wichtiger Teil dieses Echtzeitstrategiespieles findet auf der Übersichtskarte statt. Sie ist in einzelne Parzellen unterteilt. Um in den Genuss der Wirtschaftskraft einer Region zu kommen muss sie erobert und ein sogenannter Vasall eingesetzt werden. Diese lassen sich in vier verschiedene Kategorien einteilen, die der Region je nach Typus ein anderes Gesicht verleihen. Eingesetzte Ritter produzieren Militärmaterial, Bürger Gold, Leibeigene Nahrung und Geistliche sorgen dafür, dass alles besser klappt. Allerdings haben alle Statthalter auch ihren eigenen Kopf, den sie je nach Verhalten des Spielers auch durchsetzten. Ihre Vasallen nehmen ihnen so ziemlich alle Arbeiten im Bereich des Makromanagement ab, es müssen nur noch die wichtigsten Entscheidungen getroffen werden. Als da wären das Einsetzen oder Austauschen von Vasallen, der Ausbau von Burgen (durch die einmalige Aufwendung einer Goldsumme) sowie die taktische Armeeführung. Die Produktion von Ressourcen (Gold, Nahrung) wird komplett von den Lehensmännern übernommen.
Weiterhin bietet LotR einen Diplomatiemodus, der jedoch nur die allernötigsten Funktionen wie Krieg/Frieden anbieten oder „Geschenk senden“ bietet. Der Fokus in diesem Spiel liegt eindeutig auf Kampf und Eroberung. Ein wirtschaftlicher oder diplomatischer Sieg ist schon von Anfang an ausgeschlossen.
Dort wo dicke Luft ist
Treffen sich verfeindete Truppen auf der Übersichtskarte im Taktikbereich, oder werden dort in gegnerische Bauwerke gezogen, beginnt eine Schlacht, welche in Echtzeit parallel zum Spielgeschehen im Übersichtslevel verläuft. Es ist zudem auch möglich, dass mehrere Kämpfe gleichzeitig stattfinden. Mittels eines Doppelklicks wird in den Schlachtenmodus gewechselt, auch kann er nach belieben wieder verlassen werden, die KI übernimmt währenddessen die Befehlsvergabe in anderen Zwistigkeiten.
Die Kämpfe selbst unterscheiden sich ansonsten kaum von denen in anderen Konkurrenzprodukten. Hier schlagen oder schießen sich dreißig verschiedene Einheitentypen die Köpfe ein, deren Art vom einfachen Bauern über Armbrustschützen bis hin zu Triböcken reicht. Unter den Soldaten befinden sich auch landesspezifische wie Highlander oder die gefürchteten schweizer Pikeniere. Auf den Kampf beziehungsweise die Einheiten können sie nur Einfluss nehmen indem sie ihren Offizieren Befehle geben. So geht die Übersicht nicht so schnell verloren gehen und Formationsbefehle wie die „Schildkröte“ oder die einfache Reihe werden schnell in die Tat umgesetzt.
Umsetzung
Die 3D-Grafikengine von LotR bietet eine Reihe sehr guter Ansätze, die Landkarte im Taktikbereich wirkt recht hübsch, vor allem wegen der über das Land ziehenden Wolkenschatten, allerdings ist es hier nicht möglich die Karte zu drehen, was manchmal zu Verwirrung führt. In Mehrspielerrunden dürfen sie mit einem externen Editor erstellte Burgen importieren. Innerhalb der Echtzeitschlachten fallen auf den ersten Blick die sehr schönen Karten auf, in deren Wäldern sogar wilde Tiere herumspazieren oder toll aussehende sowie gut animierte Soldaten ihrem Handwerk nachgehen. Höhenunterschiede im Terrain wirken sich aber nicht auf das Spielgeschehen aus.
Fazit: Gute Ideen, günstiger Preis... aber einige Defizite, die an der Spielatmosphäre knabbern.
Wertung: 73 von 100 Punkten
(Reimund Vaupel/GameCaptain.de)