Oha, wie ungewöhnlich für EA: Mal ein bisschen was Neues! Nämlich kein weiteres Addon für die nicht tot zu kriegenden Sims (obwohl da ja schon wieder was im Anmarsch ist), sondern ein eigenständig laufendes Produkt - aber auch nicht gerade eine wahre Innovationsgranate ;)
Auf dem Grundgerüst von Die Sims 2 erzählen uns die Entwickler Soap-würdige Episoden aus dem turbulenten Alltag von zwei jungen Leuten.
Willkommen in Buchenweiler
Obwohl der altbekannte Freie Modus, wenn auch eingeschränkt (dazu später mehr), erneut enthalten ist, liegt der Schwerpunkt im neuen Spiel klar auf den beiden Storys. In der Geschichte der hübschen Laura Haselnuss darf man - alternativ mit vorherigem
Tutorial - sofort loslegen, die Eskapaden von Lukas Meuring werden erst im Laufe der Laura-Handlung freigeschaltet.
Nachdem Laura als Vorgeschichte ihren Job in Sim City verloren hat, führt sie der Weg ins beschauliche Örtchen Buchenweiler, wo Lieblingstante Trudi ihr großzügig Unterschlupf gewährt. Und als die freundliche Verwandte dann auch noch kurzfristig verreisen muss, hat Laura sturmfreie Bude: Das bedeutet viel Platz für Herrenbesuche, Partys und andere Highlights.
Der schnuckelige Michael kommt gern auf einen Schluck Kaffee vorbei - wenn er nur nicht diese blöde Zicke Agora im Schlepptau hätte! Oder soll sich Laura doch lieber wieder ihrer alten Flamme Tobias zuwenden? Aber auch der scheint nicht ganz ehrlich zu sein...
Anziehpuppe mit großen TräumenLauras grundsätzliches Aussehen ist genau wie ihre Behausung, die berufliche Laufbahn und ein Großteil des Drumherums fest vorgegeben. Steht ihr der Sinn nach Veränderung, kann sich die junge Dame lediglich am Schrank der Tante bzw. an den Kleiderständern der örtlichen Boutique bedienen oder zwecks Styling am Spiegel Makeup auftragen und die Haare frisieren.
Gesteuert wird wie immer per Maus, durch Anklicken benutzbarer Objekte und die Auswahl der gewünschten Tätigkeiten in den passenden Menüs, wobei im Zuge der neuen Laptop-Freundlichkeit alternativ ein paar Standardbefehle auf die Tastatur gelegt wurden. Per Druck auf den H-Button fordert man die Protagonistin beispielsweise auf, sich eine leckere Mahlzeit zuzubereiten. Und das ist natürlich wieder nötig, weil es wie gewohnt die altbekannten Bedürfnisse (Hungergefühle, Harndrang, Hygiene etc.) zu beachten gibt.
Abgesehen davon werden jeweils ein paar Wünsche angezeigt, deren Erfüllung mit Laufbahnpunkten (und dadurch auch netten Bonus-Objekten) belohnt wird. So sehnt sich Laura als kreativer Mensch... äh, Sim... vielleicht nach einer Gitarre, um ordentlich Krawall zu schlagen, oder will ihr Domizil durch bestimmte Einrichtungsgegenstände aus dem Kaufmenü verschönern. Und damit sie das nötige Kleingeld anspart, tut eben auch ein neuer Job Not. Verbessert sie dann noch regelmäßig ihre Fähigkeiten durch die Benutzung verschiedener Gegenstände (z.B. Schachspiel für Logik), steht einem kometenhaften Aufstieg im Showbusiness nichts mehr im Wege.
Aufgaben statt offenem EndeIhr fragt euch jetzt vielleicht: Bedürfnisse, Wünsche, haufenweise Einrichtungsgegenstände ... hm... das kennt man doch schon zur Genüge, wo ist denn da was wirklich neu? Tada!: Der Clou an
Die Sims Lebengeschichten sind festgelegte Ziele, praktisch kleine Meilensteine auf dem linearen Weg zum Happy End. Das können Kleinigkeiten wie das erste Gespräch mit einer fremden Person sein, aber auch etwas komplexere Aufgaben wie umfangreiches Flirten, inklusive vorsichtige Annäherungsversuche, Durchkitzeln und Rumknutschen.
Ab und zu stehen dann auch Ausflüge in die Nachbarschaft auf dem Programm, wo es etwa gilt, ein romantisches Dinner bei Kerzenschein im Restaurant erfolgreich über die Bühne zu bringen.
Gescriptete Ereignisse lockern das Spielgeschehen immer wieder auf. Kämpfende Rivalen, entdeckte Seitensprünge, entrüstete Liebhaber - alles mit den typischen übertriebenen Animationen der Serie. Das ist zwischendurch durchaus erheiternd, doch leider gibt es immer wieder auch viel Leerlauf. Oft reicht es für alltägliche Dinge aus, die Spielfigur 'auf Autopilot' und höchster Geschwindigkeit sich selbst zu überlassen (sie kommt meist ausgezeichnet allein zurecht) und lediglich für storyrelevante Phasen die Regie wieder zu übernehmen. Das kommt Einsteigern sicherlich entgegen, für Sims-Kenner wird alles aber zu vorgekaut, häppchenweise serviert, ohne ihnen Raum für eine gewisse Eigeninitiative zu lassen.
Von dicken Geldpolstern und gestrichenen FeaturesDie Lukas-Story spielt sich vom Grundprinzip her recht ähnlich, der smarte Geschäftsmann bringt aber einfach ganz andere finanzielle Voraussetzungen, eine schicke Villa und natürlich frische Erlebnisse mit. Millionen auf dem Konto, viel Glück im Job, aber wenig in der Liebe... Hier treibt man sich etwa mit den besten Kumpels auf der Bowlingbahn herum oder bekommt es mit aufdringlichen Verehrerinnen zu tun.
Hat man genug vom Storymode, lässt sich ein Abstecher ins Freie Spiel wagen. Dieses ähnelt auf den ersten Blick stark dem Familienoberhaupt
Die Sims 2, kommt aber mit diversen Einschränkungen daher (abgesehen davon, dass die beliebten Addons nicht mit dem neuen Spiel funktionieren). Unter anderem steht statt mehreren Nachbarschaften einzig und allein Buchenweiler als Wohnort für selbst erstellte oder vorgefertigte Familien zur Verfügung.
Alles wie immerNicht nur in punkto Steuerung und Menüsystem basiert der Neuzugang fast unverändert auf dem jetzt ja schon etwas angestaubten
Die Sims 2. Lustige Bewegungen und liebevoll gestaltete Objekte (samt teils humorvollen Beschreibungen) bieten nach wie vor noch einiges fürs Auge, aber an den Texturen hat der Zahn der Zeit zum Beispiel eben bereits ein wenig genagt. Beim Sound erlebt man ebenfalls so manches Déjà-vu was die fröhliche Hintergrundmusik und das nach wie vor seltsame Gebrabbel der Charaktere betrifft.
Fazit: Muss man nach mehreren Umsetzungen und zig (zugegebenermaßen überwiegend gut gelungenen) Erweiterungen auch noch unbedingt die Soap-Variante der Sims haben? Nein, muss man nicht. Der freie Spielmodus ist nur ein abgespeckter Abklatsch des modernen Klassikers
Die Sims 2, und die durchaus unterhaltsamen Storys allein rechtfertigen die Anschaffung zum Vollpreis leider nicht wirklich.
So sind die Lebensgeschichten wahrscheinlich am ehesten was für Fans, die einfach alles rund um die Sims haben wollen, und vor allem auch für interessierte Neulinge, die vom Spiel dank eingeschränkter Freiheit und rotem Faden mehr ans Händchen genommen werden als im Rest der Reihe.
Wertung: 72 von 100 Punkten
(Christina Schmitt/GameCaptain.de)