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Wir Sind Helden
Audio-CD
Soundso
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CD
1
(Ode) An die Arbeit
00:03:43
2
Die Konkurrenz
00:03:44
3
Soundso
00:04:14
4
Für nichts garantieren
00:04:21
5
Kaputt
00:03:10
6
Labyrinth
00:04:15
7
The geek (Shall inherit)
00:03:40
8
Endlich ein Grund zur Panik
00:03:44
9
Der Krieg kommt schneller zurück als du Denkst
00:02:48
10
Hände hoch
00:04:39
11
Stiller
00:04:21
12
Lass uns verschwinden
00:04:16
Die Band, die sich letzten Herbst zurückzog, um Windelwechseln zu lernen, kindgerechte Busse zu entwerfen und ganz nebenbei eine neue Platte aufzunehmen, kommt außerordentlich ausgeruht aus der Babypause zurück.
Und ausgeruht heißt in diesem Fall: mit entwaffnender Klarheit und Direktheit. Wer zur neuen Platte eine sanftmütige Muttersau Holofernes samt väterlich lächelnder Mithelden erwartet, wird von "Soundso" überrascht sein, denn die dritte Helden -Platte ist zwar freundlich, aber sehr bestimmt.
Die Musik auf "Soundso" nimmt keine Gefangenen - ohne Angst vor Größe, Schönheit und generellem Wumms. Und schamloser denn je bedienen sich die Helden des Absurden, schrecken vor Meatloafgitarren, Saxofonsoli, Dosenstreichern, schmoovem Duettgesang, donnernden Arbeitchören und deutsch singenden Backgroundsängern mit englischen Akzenten (Hair luss deezn Kneelch un mere foroober gain) nicht zurück.
Und die Texte, die holofernesschen, strahlen eine neue Qualität von Selbstsicherheit aus, von Selbstverständlichkeit und Selbstvergessenheit. Sie sagen, was sie sagen wollen, für die, die es hören wollen.
Und wenn Texte und Musik zusammenkommen, kann man sich nur wundern, wie gut das funktioniert: so viele im besten Sinne "unterhaltungsferne" Themen so gnadenlos unterhaltsam zu verpacken.
Und ausgeruht heißt in diesem Fall: mit entwaffnender Klarheit und Direktheit. Wer zur neuen Platte eine sanftmütige Muttersau Holofernes samt väterlich lächelnder Mithelden erwartet, wird von "Soundso" überrascht sein, denn die dritte Helden -Platte ist zwar freundlich, aber sehr bestimmt.
Die Musik auf "Soundso" nimmt keine Gefangenen - ohne Angst vor Größe, Schönheit und generellem Wumms. Und schamloser denn je bedienen sich die Helden des Absurden, schrecken vor Meatloafgitarren, Saxofonsoli, Dosenstreichern, schmoovem Duettgesang, donnernden Arbeitchören und deutsch singenden Backgroundsängern mit englischen Akzenten (Hair luss deezn Kneelch un mere foroober gain) nicht zurück.
Und die Texte, die holofernesschen, strahlen eine neue Qualität von Selbstsicherheit aus, von Selbstverständlichkeit und Selbstvergessenheit. Sie sagen, was sie sagen wollen, für die, die es hören wollen.
Und wenn Texte und Musik zusammenkommen, kann man sich nur wundern, wie gut das funktioniert: so viele im besten Sinne "unterhaltungsferne" Themen so gnadenlos unterhaltsam zu verpacken.
Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 25. Mai 2007
- Hersteller: Universal Vertrieb - A Divisio / EMI,
- Gesamtlaufzeit: 47 Min.
- EAN: 0094639246120
- Artikelnr.: 22769336
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Freie Bahn für freie Geister
Zwischen Kursfahrt und Kinderhort: Das dritte Album von "Wir sind Helden"
"Freundlich, aber sehr bestimmt" sei sie, die neue Platte von "Wir sind Helden". So steht es in der aktuellen Band-Biographie. Kann man wohl sagen, überhaupt wird die Band so recht gut beschrieben: "freundlich, aber sehr bestimmt". Das sind keine schlechten Attribute, vor allem im Vergleich mit anderen Zuschreibungen, mit denen Popmusiker so belegt werden: "irritierend und unberechenbar", "schillernd und verrucht", "wunderschön, aber unnahbar", "stark heroinabhängig", "ständig rotzbesoffen". "Wir sind Helden" waren schon im Augenblick ihres Auftauchens im Jahr 2003 die Band des gesunden
Zwischen Kursfahrt und Kinderhort: Das dritte Album von "Wir sind Helden"
"Freundlich, aber sehr bestimmt" sei sie, die neue Platte von "Wir sind Helden". So steht es in der aktuellen Band-Biographie. Kann man wohl sagen, überhaupt wird die Band so recht gut beschrieben: "freundlich, aber sehr bestimmt". Das sind keine schlechten Attribute, vor allem im Vergleich mit anderen Zuschreibungen, mit denen Popmusiker so belegt werden: "irritierend und unberechenbar", "schillernd und verrucht", "wunderschön, aber unnahbar", "stark heroinabhängig", "ständig rotzbesoffen". "Wir sind Helden" waren schon im Augenblick ihres Auftauchens im Jahr 2003 die Band des gesunden
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Menschenverstands.
Eine Vernunftgruppe, wie man sie vermutlich seit den Höhenflügen von "BAP" in den Achtzigern hierzulande nicht mehr erlebt hatte. Eine seltsam wertkonservativ-kritische, dabei jedoch wirklichkeitsfreudige Popband, deren Fans allein schon der Zeitschrift "Neon" eine ansehnliche Auflage beschert haben: mild kritische junge Menschen, die sich in gleichem Maße für Attac wie für Secondhand-Röcke interessierten, die "R'n'B"-Videos für frauenfeindlich und Stefan Raab für humoristisch minderbegabt hielten. Nicht ganz so blöde Leute also. "Wir sind Helden" gaben einer Jugend eine Stimme, die bis dahin vielleicht gar nicht wusste, dass sie überhaupt existierte. Der alles andere ein bisschen zu wild wurde, die aber auch "Yeah yeah yeah" schreien wollte - aber bitte ohne dass dabei nackte Menschen mit Heroinspritze im Auge unschuldige Tiere folterten.
Eine solche gewissermaßen popsoziologische Perspektive läuft freilich Gefahr, in griesgrämiger Polemik zu versanden, und führt daran vorbei, was die Band eigentlich ist: "freundlich, aber sehr bestimmt". "Soundso", das dritte, an diesem Wochenende erscheinende Album von "Wir sind Helden", eignet sich insofern vortrefflich, um sich dieser Band noch einmal neu zu nähern. Tut man dies, findet man Licht und Schatten.
Natürlich umweht Sängerin und Texterin Judith Holofernes die Aura einer neunmalklugen Stufensprecherin, die beim Abi-Streich kokett politische Agitation in die Lehrerverulkung mischt. Man muss jedoch nicht mal die einfältigen Kindsphantasien der Sängerinnen von "Mia", "Juli" oder "Silbermond" heranziehen, um festzustellen, dass Holofernes teilweise kluge Texte schreibt. Texte, die tatsächlich so selbstverständlich Dinge in Frage stellen, als ob das im deutschen Pop nichts Besonderes wäre. "Die Konkurrenz" (Info: "... über ein tabuisiertes Gefühl") hat einen solchen Text: "Ihr singt: Alle für einen! Einer für alle / Und dann kommt einer und macht alle anderen Alle / Am Morgen geht's eilig und früh aus der Falle / Und du singst: Jetzt bin ich der eine und ihr anderen seid alle." Das Besondere an Texten wie diesem: Die Wortspiele sind - anders als häufig im hiesigen Hip-Hop - keine Dreingabe, kein reiner Selbstzweck; der Erkenntnisgewinn entsteht nicht neben oder trotz, sondern gerade durch das Spiel mit den Worten.
In "Für nichts garantieren" geht die Texterin auf Wahrheitssuche im Zwischenmenschlichen. Es geht um Projektion in Beziehungen, um Vertrauen, um den Unterschied zwischen Enge und Nähe: "Sag, magst du, was du siehst / Oder siehst du, was du möchtest / Siehst du, was du möchtest / Hält nicht still, es dreht sich / Hältst du es aus oder hältst du es an / Hältst du es klein? Vergeblich / Halt dich raus oder halt dich fest / Achtung, es bewegt sich!" Und in der Außenseiterhymne "The Geek (Shall Inherit)" singt Holofernes: "Die Verletzten sollen die Ärzte sein / Die Letzten sollen die Ersten sein / Die Ersten sehen als Letzte ein / The Geek shall inherit the earth." Man kann das für pfiffige Erbauungslyrik halten (das ist es auch), aber vor dem blanken Nichts der schläfrigen Konkurrenz ist das schon ganz schön viel.
Am besten ist Judith Holofernes immer dann, wenn der innere Deutsch-Leistungskurs in ihr auf Abi-Abschlussfahrt geht. Oder - ohne Rest-Häme: wenn sie alle Aufmunterung und alle Schüttelreimereien hinter sich lässt und wirklich poetisch wird. Zum Beispiel, wenn sie in "Stiller" mit Max Frisch um die Ecke denkt: "Täglich rede ich mir mein Leben / aus U-Bahn-Fahrplaneinzelpunkten / Aus Oben ohne Ohneboden / Ohne Schweigen / Rastlos, nie ratlos / Niemals sprachlos / Fehle ich den Worten." Und selbst hier, wo sie fast persönlich zu werden scheint: keine vorgetäuschte Privatheit, keine unverlangten Selbstauskünfte und - besonders selten für deutschen Pop - kein Gejammer.
Man könnte meinen, dies sei also die Band, mit der man die Zwölf- bis Siebzehnjährigen beruhigt allein lassen könnte. Wenn da bloß nicht die Musik wäre: "Soundso" klingt leider wie Lautsprecher-Testmusik für Kinderhort-Stereoanlagen. Wie jene Sorte Poprock, zu der in den achtziger Jahren auf Stadtfesten die Ballons aufstiegen, in der Nähe des Standes, wo die Kinder geschminkt wurden. Langweilig ist gar kein Ausdruck für das, was hier aus Nena-Schlager, gebremsten Quietscheffekten, rockender Begleitautomatik und Regionalradio-Oldies zusammenproduziert wurde. Nirgendwo eine Lücke, ein Wagnis, eine Schroffheit, ein Extrem - nur stillos vollgehauener Allerweltspop. Man macht sich geradezu Sorgen um die jugendlichen Ohren, die sich an diese Musik gewöhnen könnten.
Somit ist "Soundso" manchmal anrührende, häufig zumindest clevere Aufmunterungslyrik und inspirierte Gedankenanstachelung zu weichkochender Musik. Doch auch hierfür hat das Plattenfirmeninfo eigene Worte: Man könne sich nur wundern, "wie gut das funktioniert: so viele im besten Sinne ,unterhaltungsferne' Themen so gnadenlos unterhaltsam zu verpacken". Eine verkniffene Betrachtung, noch dazu verkniffen formuliert - das gibt es so nur in Deutschland. Aber auch das passt: Jedes Land bekommt die Bands, die sie verdient. Vor diesem Hintergrund sind "Wir sind Helden" die beste kommerziell erfolgreiche Band, die Deutschland derzeit hervorzubringen in der Lage ist. Wenn nur diese Musik nicht wäre.
ERIC PFEIL
Wir sind Helden, Soundso. Labels/EMI 392461
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine Vernunftgruppe, wie man sie vermutlich seit den Höhenflügen von "BAP" in den Achtzigern hierzulande nicht mehr erlebt hatte. Eine seltsam wertkonservativ-kritische, dabei jedoch wirklichkeitsfreudige Popband, deren Fans allein schon der Zeitschrift "Neon" eine ansehnliche Auflage beschert haben: mild kritische junge Menschen, die sich in gleichem Maße für Attac wie für Secondhand-Röcke interessierten, die "R'n'B"-Videos für frauenfeindlich und Stefan Raab für humoristisch minderbegabt hielten. Nicht ganz so blöde Leute also. "Wir sind Helden" gaben einer Jugend eine Stimme, die bis dahin vielleicht gar nicht wusste, dass sie überhaupt existierte. Der alles andere ein bisschen zu wild wurde, die aber auch "Yeah yeah yeah" schreien wollte - aber bitte ohne dass dabei nackte Menschen mit Heroinspritze im Auge unschuldige Tiere folterten.
Eine solche gewissermaßen popsoziologische Perspektive läuft freilich Gefahr, in griesgrämiger Polemik zu versanden, und führt daran vorbei, was die Band eigentlich ist: "freundlich, aber sehr bestimmt". "Soundso", das dritte, an diesem Wochenende erscheinende Album von "Wir sind Helden", eignet sich insofern vortrefflich, um sich dieser Band noch einmal neu zu nähern. Tut man dies, findet man Licht und Schatten.
Natürlich umweht Sängerin und Texterin Judith Holofernes die Aura einer neunmalklugen Stufensprecherin, die beim Abi-Streich kokett politische Agitation in die Lehrerverulkung mischt. Man muss jedoch nicht mal die einfältigen Kindsphantasien der Sängerinnen von "Mia", "Juli" oder "Silbermond" heranziehen, um festzustellen, dass Holofernes teilweise kluge Texte schreibt. Texte, die tatsächlich so selbstverständlich Dinge in Frage stellen, als ob das im deutschen Pop nichts Besonderes wäre. "Die Konkurrenz" (Info: "... über ein tabuisiertes Gefühl") hat einen solchen Text: "Ihr singt: Alle für einen! Einer für alle / Und dann kommt einer und macht alle anderen Alle / Am Morgen geht's eilig und früh aus der Falle / Und du singst: Jetzt bin ich der eine und ihr anderen seid alle." Das Besondere an Texten wie diesem: Die Wortspiele sind - anders als häufig im hiesigen Hip-Hop - keine Dreingabe, kein reiner Selbstzweck; der Erkenntnisgewinn entsteht nicht neben oder trotz, sondern gerade durch das Spiel mit den Worten.
In "Für nichts garantieren" geht die Texterin auf Wahrheitssuche im Zwischenmenschlichen. Es geht um Projektion in Beziehungen, um Vertrauen, um den Unterschied zwischen Enge und Nähe: "Sag, magst du, was du siehst / Oder siehst du, was du möchtest / Siehst du, was du möchtest / Hält nicht still, es dreht sich / Hältst du es aus oder hältst du es an / Hältst du es klein? Vergeblich / Halt dich raus oder halt dich fest / Achtung, es bewegt sich!" Und in der Außenseiterhymne "The Geek (Shall Inherit)" singt Holofernes: "Die Verletzten sollen die Ärzte sein / Die Letzten sollen die Ersten sein / Die Ersten sehen als Letzte ein / The Geek shall inherit the earth." Man kann das für pfiffige Erbauungslyrik halten (das ist es auch), aber vor dem blanken Nichts der schläfrigen Konkurrenz ist das schon ganz schön viel.
Am besten ist Judith Holofernes immer dann, wenn der innere Deutsch-Leistungskurs in ihr auf Abi-Abschlussfahrt geht. Oder - ohne Rest-Häme: wenn sie alle Aufmunterung und alle Schüttelreimereien hinter sich lässt und wirklich poetisch wird. Zum Beispiel, wenn sie in "Stiller" mit Max Frisch um die Ecke denkt: "Täglich rede ich mir mein Leben / aus U-Bahn-Fahrplaneinzelpunkten / Aus Oben ohne Ohneboden / Ohne Schweigen / Rastlos, nie ratlos / Niemals sprachlos / Fehle ich den Worten." Und selbst hier, wo sie fast persönlich zu werden scheint: keine vorgetäuschte Privatheit, keine unverlangten Selbstauskünfte und - besonders selten für deutschen Pop - kein Gejammer.
Man könnte meinen, dies sei also die Band, mit der man die Zwölf- bis Siebzehnjährigen beruhigt allein lassen könnte. Wenn da bloß nicht die Musik wäre: "Soundso" klingt leider wie Lautsprecher-Testmusik für Kinderhort-Stereoanlagen. Wie jene Sorte Poprock, zu der in den achtziger Jahren auf Stadtfesten die Ballons aufstiegen, in der Nähe des Standes, wo die Kinder geschminkt wurden. Langweilig ist gar kein Ausdruck für das, was hier aus Nena-Schlager, gebremsten Quietscheffekten, rockender Begleitautomatik und Regionalradio-Oldies zusammenproduziert wurde. Nirgendwo eine Lücke, ein Wagnis, eine Schroffheit, ein Extrem - nur stillos vollgehauener Allerweltspop. Man macht sich geradezu Sorgen um die jugendlichen Ohren, die sich an diese Musik gewöhnen könnten.
Somit ist "Soundso" manchmal anrührende, häufig zumindest clevere Aufmunterungslyrik und inspirierte Gedankenanstachelung zu weichkochender Musik. Doch auch hierfür hat das Plattenfirmeninfo eigene Worte: Man könne sich nur wundern, "wie gut das funktioniert: so viele im besten Sinne ,unterhaltungsferne' Themen so gnadenlos unterhaltsam zu verpacken". Eine verkniffene Betrachtung, noch dazu verkniffen formuliert - das gibt es so nur in Deutschland. Aber auch das passt: Jedes Land bekommt die Bands, die sie verdient. Vor diesem Hintergrund sind "Wir sind Helden" die beste kommerziell erfolgreiche Band, die Deutschland derzeit hervorzubringen in der Lage ist. Wenn nur diese Musik nicht wäre.
ERIC PFEIL
Wir sind Helden, Soundso. Labels/EMI 392461
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Bei mir ist die Reklamation rauf und runter gelaufen.
Bei mir ist Von hier an blind rauf und runter gelaufen.
Und bei mir läuft Soundso rauf und runter.
Unbeschreiblich schöne Cd,die von vorne bis hinten gefällt.Die Helden eben.
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
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Die Band aus Berlin hat die „Babypause“ unbeschadet überstanden und zeigt sich auf ihrem dritten Album wieder von ihrer besten Seite. Zwei Jahre nach "Von hier an blind" sind bei Wir sind Helden keinerlei Ermüdungserscheinungen auszumachen. Im Gegenteil, das Quartett …
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Die Band aus Berlin hat die „Babypause“ unbeschadet überstanden und zeigt sich auf ihrem dritten Album wieder von ihrer besten Seite. Zwei Jahre nach "Von hier an blind" sind bei Wir sind Helden keinerlei Ermüdungserscheinungen auszumachen. Im Gegenteil, das Quartett um Sängerin Judith Holofernes präsentiert sich von Begin an in bestechender Spiellaune, auch wenn man mit „(Ode) An die Arbeit“ eine eher ungewöhnliche Eröffnungsnummer ausgewählt hat. Doch schon hier wird klar, das Wir sind Helden auch diesmal wieder hochkonzentriert zu Werke gehen, ohne sich dabei irgendwelche Denkverbote aufzuerlegen. Und so gibt es nach dem eigenwilligen Opener mit „Die Konkurrenz“ gleich eine lupenreine, textlich reichlich hintersinnigen Pop-Hymne zu bewundern, die nicht gerade spartanisch instrumentiert ist. Und mit vergleichbarer Dynamik geht es auch beim Titelsong weiter, dessen ausgefeilte Gesangsarrangements dem Stück eine ganz ungewohnte Farbe verleihen. Wir sind Helden bleiben auch diesmal unberechenbar und versuchen erst gar nicht, die abermals gestiegenen Erwartungen in irgendeiner Weise zu befriedigen. Angenehm unbekümmert und mit großer Selbstsicherheit haben sie zwölf Songs eingespielt und sich stilistisch wieder alle Freiheiten herausgenommen. Und so gibt es auf Von hier an blind neben wunderbar relaxten Midtempo-Nummern wie „Für nichts garantieren“ auch fast schon typische Helden-Hymnen wie „Kaputt“ zu hören, die trotz aller Vertrautheit keine Sekunde langweilen. Selbst der eine oder andere etwas schwächere Titel wie „Labyrinth“ oder „Hände hoch“ fällt da nicht weiter ins Gewicht. Wir sind Helden spielen nach wie vor in einer eigenen Liga.
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Antworten 2 von 3 finden diese Rezension hilfreich
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Auf das Cover des Musikexpress kommen nur ausgesuchte Künstler und Bands wie Conor Oberst oder Maximo Park, die eingefleischte Mainstreamhörer nicht immer kennen. In diesem Monat wurde die Ehre Wir sind Helden zuteil. Etwas besonderes müssen die vier Musiker also können: Judith …
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Auf das Cover des Musikexpress kommen nur ausgesuchte Künstler und Bands wie Conor Oberst oder Maximo Park, die eingefleischte Mainstreamhörer nicht immer kennen. In diesem Monat wurde die Ehre Wir sind Helden zuteil. Etwas besonderes müssen die vier Musiker also können: Judith Holofernes steuert neben dem Gesang und Gitarre vor allem die guten deutschen Texte dazu. Mark Tavassol, Jean-Michel Tourette und Judiths Ehemann Pola Roy bilden mit Judith ein Team, da steuert jeder etwas zum guten musikalischen Klang und Erfolg bei.
Das dritte Album der seit vier Jahren existierenden Band möchte keine Kopie seiner hochgelobten Vorgänger sein. Die neue „Neue Deutsche Welle“, die auch Silbermond und Juli an die Spitze brachte, brauchte eine Vorreiterband. Wir sind Helden schafften mit rockiger Attitüde und intelligenten gesellschaftskritischen Texten den Durchbruch. Die zwölf neuen Songs halten das hohe Niveau, das wird dem Hörer schon mit der ersten Singleauskoppelung „Endlich ein Grund zur Panik“, welche losrockt wie die Feuerwehr. Die punkige Art und Weise wie die Helden mit bewusst disharmonischem Gesang den ewigen Pessimisten wie Politikern oder auch Medien, die viele Dinge ins Negative ziehen, ins Gesicht singen und schreien, ist einer der Höhepunkte des Longplayers. Einzig der Opener „Ode an die Arbeit“ enttäuscht mit plattem Text, der wohl witzig sein soll, aber wenig Freude bringt.
Die anderen Tracks erreichen dafür ein ganz anderes Niveau, die Helden wechseln oft das Tempo, zum Ende der Platte überraschen Judith und Pola mit dem melancholischen Song „Stiller“, den sie zusammengeschrieben haben und der ungewohnt ruhig aus den Boxen perlt. „Hände hoch“ setzt völlig auf den Einsatz des Keyboards auf das die Helden, allen voran Herr Tourette, früher und auch heute selten verzichten. Das groovt so schön, ein wenig entsteht ein „Are friends electric“-Gefühl (Gary Numan) und sorgt für eine wohlige Zeitreise. Der Schlusssong „Lass uns verschwinden“ enthält die Textzeile „Denkst du nicht auch, die Welt – und ich meine die eine – dreht sich längs von alleine. Denkst Du nicht auch, wenn wir verschwänden, dass sich genug zum Drehen fänden“. Damit beweist Holofernes auch beim dritten Silberling, dass sie zur Liga der besten deutschsprachigen Songschreiberinnen gehört.
Das sichere Textgefühl von der jungen Mutter Holofernes wird mit dem immer noch nach vorne rockenden Sound gepaart sowie leisen nachdenklichen Songs, da bleibt kaum ein Wunsch offen. Erstmals singt übrigens bei „Für nichts garantieren“ ein Gastsänger, Francesco Wilking von der Band Tele, mit. Wir sind Helden liefern wieder einmal Qualitätsarbeit ab und viele Tracks sind wie geschaffen, um die hervorragenden Live-Qualitäten der Helden unter Beweis zu stellen.
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Antworten 1 von 2 finden diese Rezension hilfreich
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Ich habe schon lange auf was neues gewartet, aber nun nach den Hörproben bin ich etwas enttäuscht. Habe ich doch etwas besseres erwartet. Schade, Schade. Dennoch einige Titel können sich sicherlich zu Ohrwürmer entwickeln.
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