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Richard Wagner (Wagner mania)
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Parsifal
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Parsifal
Produktdetails
- EAN: 4011222050953
- Artikelnr.: 41864941
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Mist, Kundry, jetzt bis du dran!
Bitte nur kurz knutschen: Der "Parsifal" für Kinder bei den Bayreuther Festspielen ist mit ebenso viel Witz wie Liebe gemacht
Bierschinken- und blutwurstfarben sind die Feldsteine, aus denen die Ritterburg Montsalvat gebaut wurde. Aber nur bei richtigem Licht (das macht Peter Younes). Sie können auch mausgrau, staubgrau und regenwolkenhimmelgrau aussehen oder kobaltblau. Dann gehört die Burg - Linda Triebel ließ sie natürlich aus Spanplatten und Stoff bauen - aber nicht mehr dem König Titurel und seinem Sohn Amfortas, sondern dem bösen Zauberer Klingsor und seiner Gehilfin Kundry (die hat von den Kostümbildnerinnen Ilona Bühler und Marion Kral eine Frisur verpasst bekommen, als
Bitte nur kurz knutschen: Der "Parsifal" für Kinder bei den Bayreuther Festspielen ist mit ebenso viel Witz wie Liebe gemacht
Bierschinken- und blutwurstfarben sind die Feldsteine, aus denen die Ritterburg Montsalvat gebaut wurde. Aber nur bei richtigem Licht (das macht Peter Younes). Sie können auch mausgrau, staubgrau und regenwolkenhimmelgrau aussehen oder kobaltblau. Dann gehört die Burg - Linda Triebel ließ sie natürlich aus Spanplatten und Stoff bauen - aber nicht mehr dem König Titurel und seinem Sohn Amfortas, sondern dem bösen Zauberer Klingsor und seiner Gehilfin Kundry (die hat von den Kostümbildnerinnen Ilona Bühler und Marion Kral eine Frisur verpasst bekommen, als
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wäre Antoine de Saint-Exupérys kleiner Prinz in eine Blauspülung gefallen).
Eigentlich gibt es beim "Parsifal" für Kinder auf der Probebühne 4 der Bayreuther Festspiele sogar zwei Kundrys. Denn Richard Wagners originale Figur wurde in der Fassung von Katharina Wagner und der Regie von Ruth Astralda zur Vermeidung allzu großer Verwirrungen im kindlichen Weltbild aufteilt: da die böse Kundry bei Klingsor, hier die gute Heilerin, die mit Kräutern die Wunde von Amfortas zu schließen versucht. Gut und Böse darf man nicht verwechseln! Irmgard Seemann als Heilerin trägt Farne und Fliegenpilze im Haar. Titurel und Amfortas tragen Kronen im Haar, aber Parsifal, der nicht weiß, wie er heißt und wer seine Eltern sind, und einfach so einen Schwan totschießt, hat den Hut auf: den Bogenschützenhut mit Feder.
Von allen Musikdramen Wagners lassen sich zwei am schwierigsten für Kinder bearbeiten: "Tristan und Isolde" mit seiner ins gefährlich Grundsätzliche gehenden Todessehnsucht und "Parsifal" mit seinem Ineinander aus verdrängter Sexualität und einer durch Kunst regenerierten Erlösungsreligion. Die Bayreuther Kinderfassung des "Tristan" löste dies 2021 überraschend poetisch durch ein himmelwärts entschwebendes Paar, das sich auf Erden nicht finden konnte. Der neue "Parsifal" kann nicht anders, als alles Problematische auszuklammern.
Die neue Geschichte lautet: Klingsor hat Amfortas den Speer geklaut, der aber bei der Frühlingszeremonie auf den Gral zeigen muss, der sich nur dann öffnet. Der Gral ist ein Silberglitter, der zum Düngen der Gralsburgblumen dient. Sonst blühen sie nicht. Kundry zapft immer ein bisschen Gralsglimmer ab, weshalb Klingsor ganz irre Blumen in seinem Garten züchten kann: phosphoreszierende Riesenschwiegermütterchen, die sogar (Julia Grüter, Marie Henriette Reinhold, Soja Isabel Reuter und Margaret Plummer machen das super) singen können. Sie versuchen Parsifal, der den Speer zurückholen will, abzulenken: mit einem Bogenschützenspiel, einer Sahnetorte und Marshmallows. Es klappt nicht. "Mist, Kundry, jetzt bis du dran", ruft Klingsor, und schickt seine Gehilfin in die Schlacht.
Kundry tut so, als hätte sie Parsifals Mutter gekannt: "Wir waren im gleichen Bridgeklub. Für unsere Gartenpartys hat sie immer die wundervollen Schwarzwälder Kirschtorten gebacken." Irgendwann weiß auch Kundry nicht weiter und gibt Parsifal einfach "den ersten Kuss der Liebe", aber Kinder mögen Knutschen nicht, und Kundry ist in dieser Frage ganz Kind geblieben, sehr zur Freude ihres Publikums. Das Ganze geht rührend und gut aus. Keiner wird umgebracht. Und nachdem Klingsor sich ein verlegenes "Tschulligung" abgequetscht hat, darf er mit Kundry auch wieder in der Gralsritterburg wohnen.
Es ist nicht nur zu bewundern, dass Olafur Sigurdarson (der Alberich aus dem "Ring" für Erwachsene) den Amfortas und Jens-Erik Aasbø (im "Ring" der Riese Fasolt) den Titurel singt, es wird überhaupt an der Qualität der Musik nicht gespart. Andreas Hörl singt den gutmütigen Gurnemanz mit unerlässlicher Textverständlichkeit, der Jonathan Stoughton als Parsifal nicht nachsteht. Werner van Mechelen als Klingsor und Nadine Weissmann als Kundry tragen die Bosheit ihrer Rollen mit sympathischer Komik vor.
Die musikalische Bearbeitung von Marko Zdralek muss zwar auf den Karfreitagszauber verzichten, setzt die Kinder aber doch dem instrumentalen Zauber von Wagners Musik - gespielt von einem kleinen Orchester unter der Leitung von Azis Sadikovic - aus. Bei den Vier- bis Elfjährigen wird diese Musik mit ihren Glockenklängen ins Unbewusste absinken, bis sie sich Jahrzehnte später wundern werden, warum sie ihnen plötzlich so vertraut vorkommt. JAN BRACHMANN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eigentlich gibt es beim "Parsifal" für Kinder auf der Probebühne 4 der Bayreuther Festspiele sogar zwei Kundrys. Denn Richard Wagners originale Figur wurde in der Fassung von Katharina Wagner und der Regie von Ruth Astralda zur Vermeidung allzu großer Verwirrungen im kindlichen Weltbild aufteilt: da die böse Kundry bei Klingsor, hier die gute Heilerin, die mit Kräutern die Wunde von Amfortas zu schließen versucht. Gut und Böse darf man nicht verwechseln! Irmgard Seemann als Heilerin trägt Farne und Fliegenpilze im Haar. Titurel und Amfortas tragen Kronen im Haar, aber Parsifal, der nicht weiß, wie er heißt und wer seine Eltern sind, und einfach so einen Schwan totschießt, hat den Hut auf: den Bogenschützenhut mit Feder.
Von allen Musikdramen Wagners lassen sich zwei am schwierigsten für Kinder bearbeiten: "Tristan und Isolde" mit seiner ins gefährlich Grundsätzliche gehenden Todessehnsucht und "Parsifal" mit seinem Ineinander aus verdrängter Sexualität und einer durch Kunst regenerierten Erlösungsreligion. Die Bayreuther Kinderfassung des "Tristan" löste dies 2021 überraschend poetisch durch ein himmelwärts entschwebendes Paar, das sich auf Erden nicht finden konnte. Der neue "Parsifal" kann nicht anders, als alles Problematische auszuklammern.
Die neue Geschichte lautet: Klingsor hat Amfortas den Speer geklaut, der aber bei der Frühlingszeremonie auf den Gral zeigen muss, der sich nur dann öffnet. Der Gral ist ein Silberglitter, der zum Düngen der Gralsburgblumen dient. Sonst blühen sie nicht. Kundry zapft immer ein bisschen Gralsglimmer ab, weshalb Klingsor ganz irre Blumen in seinem Garten züchten kann: phosphoreszierende Riesenschwiegermütterchen, die sogar (Julia Grüter, Marie Henriette Reinhold, Soja Isabel Reuter und Margaret Plummer machen das super) singen können. Sie versuchen Parsifal, der den Speer zurückholen will, abzulenken: mit einem Bogenschützenspiel, einer Sahnetorte und Marshmallows. Es klappt nicht. "Mist, Kundry, jetzt bis du dran", ruft Klingsor, und schickt seine Gehilfin in die Schlacht.
Kundry tut so, als hätte sie Parsifals Mutter gekannt: "Wir waren im gleichen Bridgeklub. Für unsere Gartenpartys hat sie immer die wundervollen Schwarzwälder Kirschtorten gebacken." Irgendwann weiß auch Kundry nicht weiter und gibt Parsifal einfach "den ersten Kuss der Liebe", aber Kinder mögen Knutschen nicht, und Kundry ist in dieser Frage ganz Kind geblieben, sehr zur Freude ihres Publikums. Das Ganze geht rührend und gut aus. Keiner wird umgebracht. Und nachdem Klingsor sich ein verlegenes "Tschulligung" abgequetscht hat, darf er mit Kundry auch wieder in der Gralsritterburg wohnen.
Es ist nicht nur zu bewundern, dass Olafur Sigurdarson (der Alberich aus dem "Ring" für Erwachsene) den Amfortas und Jens-Erik Aasbø (im "Ring" der Riese Fasolt) den Titurel singt, es wird überhaupt an der Qualität der Musik nicht gespart. Andreas Hörl singt den gutmütigen Gurnemanz mit unerlässlicher Textverständlichkeit, der Jonathan Stoughton als Parsifal nicht nachsteht. Werner van Mechelen als Klingsor und Nadine Weissmann als Kundry tragen die Bosheit ihrer Rollen mit sympathischer Komik vor.
Die musikalische Bearbeitung von Marko Zdralek muss zwar auf den Karfreitagszauber verzichten, setzt die Kinder aber doch dem instrumentalen Zauber von Wagners Musik - gespielt von einem kleinen Orchester unter der Leitung von Azis Sadikovic - aus. Bei den Vier- bis Elfjährigen wird diese Musik mit ihren Glockenklängen ins Unbewusste absinken, bis sie sich Jahrzehnte später wundern werden, warum sie ihnen plötzlich so vertraut vorkommt. JAN BRACHMANN
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