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Kreisky
Vinyl
Meine Schuld,Meine Schuld,Meine Große Schuld
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LP
1
Die Motoren
2
Geladene Gewehre
3
Asthma
4
Die Dummen Schweine
5
Dow Jones
6
So Schöne Zähne
7
Feinde
8
Glitzer
9
Auf Ledersitzen Weint Man Nicht
10
Die Menschen Sind Schlecht
Meine Schuld,Meine Schuld,Meine Große Schuld
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Produktdetails
- Anzahl: 1 Vinyl
- Erscheinungstermin: 1. August 2025
- Hersteller: SPV Schallplatten Produktion u / Wohnzimmer Records,
- EAN: 9120016020418
- Artikelnr.: 26049438
Herstellerkennzeichnung
Wohnzimmer Records
Haslingergasse 20-22/18
1170 Wien, AT
mail@wohnzimmer.com
Ich leuchte wie zu meiner hellsten Zeit
Auf der Flucht vor den inneren Dämonen: Kreisky ist Österreichs gefährlichste Rockband. Die nervöse Aggressivität ihres neuen Albums konterkariert die neue Innerlichkeit des Deutschpop.
Während der Deutschpop stagniert zwischen harmlosem Pärchenrock oder Pseudotiefsinn, kommt aus Österreich ein Sturm der Entrüstung. "Sehr gut diese Sonne, alles warm, alles warm. Ja sie ist warm, aber nicht für uns. Wir hören die Motoren, wir hören die Motoren. Das sind - Flugzeuge im Sturm. Sehr gut diese Sonne, alles hell, alles hell. Ja sie ist hell, aber satt macht sie uns nicht. Wir haben Hunger und wir hören die Motoren. Das sind - Flugzeuge im Sturm."
Franz Adrian Wenzl legt
Auf der Flucht vor den inneren Dämonen: Kreisky ist Österreichs gefährlichste Rockband. Die nervöse Aggressivität ihres neuen Albums konterkariert die neue Innerlichkeit des Deutschpop.
Während der Deutschpop stagniert zwischen harmlosem Pärchenrock oder Pseudotiefsinn, kommt aus Österreich ein Sturm der Entrüstung. "Sehr gut diese Sonne, alles warm, alles warm. Ja sie ist warm, aber nicht für uns. Wir hören die Motoren, wir hören die Motoren. Das sind - Flugzeuge im Sturm. Sehr gut diese Sonne, alles hell, alles hell. Ja sie ist hell, aber satt macht sie uns nicht. Wir haben Hunger und wir hören die Motoren. Das sind - Flugzeuge im Sturm."
Franz Adrian Wenzl legt
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einen gequälten, gehetzten, auf der Kippe zur Kurzschlussreaktion stehenden Sprechgesang über panisch-schrillen Alternative-Rock. Mehr nicht, das ist schon Kreisky: ein bisschen Neue Deutsche Welle und ein bisschen Rage Against the Machine. Eigentlich gar keine besonders originelle Wiener Melange, aber trotzdem erzeugen diese paranoiden Textzeilen eine solche dichte und aggressive Krisenstimmung, dass man für unser modernes Yuppie-Leben keinen Pfifferling mehr geben mag. "Dow Jones" heißt ein Stück, in dem Wenzl typische Pärchen-Party-Diskussionen mitschneidet: "Und dann sagst du, um vier sind wir sicher daheim. Ich sag, das möcht ich sehen, dein Glas ist ja noch voll. Du sagst, das stimmt, aber du trinkst es schnell. Hauptsache, sag ich, um vier sind wir daheim. Dann hat mir dein Kollege den Dow Jones erklärt, auf die falsche Annahme hin, dass mich das interessiert", et cetera. Und natürlich: "Wir sind nie daheim", wie Wenzl im Refrain schreit, über Gitarren mit dem Verzerrer am Anschlag. Hysterie ist machbar, Herr Nachbar.
Wenzl, dessen Nebenprojekt die Kunstfigur Austrofred ist, ein trashig-böser Queen-Imitator, der die ganze österreichische Medien- und Kulturszene durch den Kakao zieht, ist hier vollkommen unironisch, wenn auch nicht humorlos. Seine Kreisky-Texte wirken oft wie improvisiert; scheinbare Banalitäten werden wie kompromisslose Kampfansagen gegen die Dummheit der Welt herausgebrüllt. Hasstiraden auf besserverdienende Schnösel ("So schöne Zähne", "Auf Ledersitze weint man nicht") wechseln sich ab mit Exorzismen alltäglicher Ängste ("Geladene Gewehre"); kleine Misslichkeiten wie ein vermurkster Italien-Urlaub werden durch die lauernde, nervöse Postpunk-Spannung der Musik ins Wahnhafte vergrößert. Nicht wegzuwaschende Glitzerspuren auf den Autositzen sind plötzlich "Meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld". Tatsächlich haben die Liedtexte mit ihren Wiederholungen und kleinen Variationen Gemeinsamkeiten mit katholischer Liturgie. "Ich habe Angst, der Teufel zu sein", singt Wenzl in "Geladene Gewehre", einem Glaubensbekenntnis des ganz normalen Großstadtneurotikers.
Wie der Glitzer überall kleben bleibt, so nützen in Beziehungskatastrophen alle Reinigungsrituale nichts. Immer bleibt etwas haften. Schmutzige Wäsche wird in diesen Stücken viel gewaschen, dargeboten allerdings nicht als Privatangelegenheit, sondern als Symptom einer allumfassenden Korruption des Gefühlslebens, als Unmöglichkeit, sich unter heutigen Bedingungen noch authentisch zu begegnen. "Ich schlafe jede Nacht meine acht, neun Stunden. Ich leuchte, das sagen alle, wie zu meiner hellsten Zeit. Und du wirst es nicht glauben, aber seit du fort bist, ist mein Asthma so gut wie verschwunden." Kreisky können aus einem solchen Nichts einen Song machen, der in seiner Aussagekraft die gestellte Empfindsamkeit gängiger Songformate bei weitem übertrifft.
"Und du hast hundertmal gesagt, dass du okay bist. Und auch hundertmal, dass ich okay bin. Aber gemeint hast du, dass du so richtig okay bist, und ich bin nur so halbwegs okay." Kann man es einfacher, klarer, schärfer sagen? Mit Kreisky könnte die deutschsprachige Rockmusik wieder aus der Falle der Belanglosigkeit herausfinden. Ihre Kunst, ihre Kunst, ihre große Kunst.
RICHARD KÄMMERLINGS
Kreisky, Meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld. Wohnzimmer 028 (Broken Silence)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wenzl, dessen Nebenprojekt die Kunstfigur Austrofred ist, ein trashig-böser Queen-Imitator, der die ganze österreichische Medien- und Kulturszene durch den Kakao zieht, ist hier vollkommen unironisch, wenn auch nicht humorlos. Seine Kreisky-Texte wirken oft wie improvisiert; scheinbare Banalitäten werden wie kompromisslose Kampfansagen gegen die Dummheit der Welt herausgebrüllt. Hasstiraden auf besserverdienende Schnösel ("So schöne Zähne", "Auf Ledersitze weint man nicht") wechseln sich ab mit Exorzismen alltäglicher Ängste ("Geladene Gewehre"); kleine Misslichkeiten wie ein vermurkster Italien-Urlaub werden durch die lauernde, nervöse Postpunk-Spannung der Musik ins Wahnhafte vergrößert. Nicht wegzuwaschende Glitzerspuren auf den Autositzen sind plötzlich "Meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld". Tatsächlich haben die Liedtexte mit ihren Wiederholungen und kleinen Variationen Gemeinsamkeiten mit katholischer Liturgie. "Ich habe Angst, der Teufel zu sein", singt Wenzl in "Geladene Gewehre", einem Glaubensbekenntnis des ganz normalen Großstadtneurotikers.
Wie der Glitzer überall kleben bleibt, so nützen in Beziehungskatastrophen alle Reinigungsrituale nichts. Immer bleibt etwas haften. Schmutzige Wäsche wird in diesen Stücken viel gewaschen, dargeboten allerdings nicht als Privatangelegenheit, sondern als Symptom einer allumfassenden Korruption des Gefühlslebens, als Unmöglichkeit, sich unter heutigen Bedingungen noch authentisch zu begegnen. "Ich schlafe jede Nacht meine acht, neun Stunden. Ich leuchte, das sagen alle, wie zu meiner hellsten Zeit. Und du wirst es nicht glauben, aber seit du fort bist, ist mein Asthma so gut wie verschwunden." Kreisky können aus einem solchen Nichts einen Song machen, der in seiner Aussagekraft die gestellte Empfindsamkeit gängiger Songformate bei weitem übertrifft.
"Und du hast hundertmal gesagt, dass du okay bist. Und auch hundertmal, dass ich okay bin. Aber gemeint hast du, dass du so richtig okay bist, und ich bin nur so halbwegs okay." Kann man es einfacher, klarer, schärfer sagen? Mit Kreisky könnte die deutschsprachige Rockmusik wieder aus der Falle der Belanglosigkeit herausfinden. Ihre Kunst, ihre Kunst, ihre große Kunst.
RICHARD KÄMMERLINGS
Kreisky, Meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld. Wohnzimmer 028 (Broken Silence)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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