
Audio-CD
A Bigger Bang (Explicit Version)
Nicht lieferbar
CD
1
Rough Justice
00:03:11
2
Let Me Down Slow
00:04:16
3
It Won't Take Long
00:03:54
4
Rain Fall Down
00:04:53
5
Streets Of Love
00:05:10
6
Back Of My Hand
00:03:32
7
She Saw Me Coming
00:03:12
8
Biggest Mistake
00:04:06
9
This Place Is Empty
00:03:16
10
Oh No, Not You Again
00:03:46
11
Dangerous Beauty
00:03:48
12
Laugh, I Nearly Died
00:04:54
13
Sweet Neo Con
00:04:33
14
Look What The Cat Dragged In
00:03:57
15
Driving Too Fast
00:03:56
16
Infamy
00:03:49
17
Keine Titelinformation (Data Track)
Produktbeschreibung
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 25. Dezember 1949
- Hersteller: EMI Music Germany GmbH & Co KG / VIRGIN UK,
- EAN: 0094633799424
- Artikelnr.: 20033068
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Die Kardinalswürde steht älteren Herren einfach am besten
"A Bigger Bang", ein Beitrag zur Kreationismusdebatte: Die "Rolling Stones" legen ihre beste Platte seit vierundzwanzig Jahren vor
Dies würde die beste Platte seit acht Jahren werden - das stand schon deswegen vorher fest, weil es seit "Bridges To Babylon" von 1997 kein Studioalbum mehr gab. Wenn man nun "A Bigger Bang" auflegt, merkt man schon beim ersten Lied, daß der Titel nicht zuviel verspricht: Es ist die beste "Rolling Stones"-Platte seit, sagen wir: "Tattoo You", jenem letzten Meisterwerk von 1981, das mit dem Song "Start Me Up" der Diskoära den finalen Tritt in den Hintern versetzte und auch insgesamt, mit letztmalig gekonnten Anleihenbei Blues,
"A Bigger Bang", ein Beitrag zur Kreationismusdebatte: Die "Rolling Stones" legen ihre beste Platte seit vierundzwanzig Jahren vor
Dies würde die beste Platte seit acht Jahren werden - das stand schon deswegen vorher fest, weil es seit "Bridges To Babylon" von 1997 kein Studioalbum mehr gab. Wenn man nun "A Bigger Bang" auflegt, merkt man schon beim ersten Lied, daß der Titel nicht zuviel verspricht: Es ist die beste "Rolling Stones"-Platte seit, sagen wir: "Tattoo You", jenem letzten Meisterwerk von 1981, das mit dem Song "Start Me Up" der Diskoära den finalen Tritt in den Hintern versetzte und auch insgesamt, mit letztmalig gekonnten Anleihenbei Blues,
Mehr anzeigen
Country und Soul, überzeugte.
Diese Bandbreite erreichten die "Rolling Stones", die damals auf die vierzig zugingen, nachher nie wieder, und sie wurde von ihnen auch gar nicht mehr erwartet. Auch das neue Werk (das wievielte eigentlich?) kommt da kaum heran; dafür überzeugt es mit einem druckvollen, homogenen Klang, der in seiner körnigen, dicht arrangierten Gedrängtheit an die musikalisch überraschungsfreie, aber attraktive Übersuperstarzeit zwischen "It's Only Rock 'n' Roll" und "Some Girls" erinnert, eine Phase, in der sich die Musiker in einem bequemen Muckertum eingerichtet hatten. Es hat sich jedenfalls ausgezahlt, daß Jack Joseph Puig die meisten Titel noch einmal abgemischt hat. Produziert wurde das Ganze von dem bewährten Don Was sowie von den "Glimmer Twins" persönlich.
Wenn das CD-Display sechzehn Titel und eine Gesamtdauer von vierundsechzig Minuten und zwanzig Sekunden anzeigt, dann möchte man die Scheibe am liebsten gleich wieder herausnehmen: Muß das denn immer so lange dauern? So viel Zeit hat doch kein Mensch, sich das alles anzuhören! Doch dann röhren sie in guter alter und überhaupt nicht peinlicher Manier los: "Rough Justice". Es ist ein rohes, primitives Lied, also bestes "Stones"-Material. Keith Richards' Akkorde klingen auf völlig unkünstliche Weise dreckig, Ron Wood setzt seine Soli dagegen, als träte er gerade zum Vorstellungsgespräch an. Das ist nun auch schon wieder dreißig Jahre her, dabei gilt er noch immer als der Neue, aber besser der Neue bei den "Rolling Stones" als gar keiner, wie Darryl Jones, der sich als Bill-Wyman-Ersatz treu und unauffällig in den Bandkörper einfügt, aber wohl nie festes Mitglied werden wird.
"Let Me Down Slow" ist eine Uptempo-Nummer, wie sie auch auf "Some Girls" nicht weiter aufgefallen wäre. Nur macht sich hier der manierierte Gesang schon etwas störend bemerkbar, den Jagger auf seinen Soloplatten zum Einsatz bringt. Man kann sich gut vorstellen, wie Richards im Studio versucht hat, diese Unart in Schach zu halten, und muß zugestehen, daß ihm das die meiste Zeit auch gelungen ist. Dafür singt er selbst immer schlechter und wird es auch nicht mehr lernen. Zu den ganz großen Zeiten durfte er höchstens alle drei Platten ein Lied singen und machte das auch ganz ordentlich, weil er von Mick Jagger fast nicht zu unterscheiden war, bei "You Got The Silver" beispielsweise oder "Happy". Das riß dann allerdings so stark ein, daß er auf jeder Platte mittlerweile mit zwei Darbietungen vertreten ist. Die beiden Lieder, die er diesmal beisteuert, mögen musikalisch in Ordnung gehen, stimmlich sind sie eine Zumutung: "This Place Is Empty" ist eine Altherrenballade; "Infamy", mit dem das Album schließt, langweilt mit Indifferenz.
Einer der sehr guten, weil typischsten Titel ist der elastisch groovende Rocker "It Won't Take Long", der die Gospellastigkeit von "Exile On Main St." angenehm in Erinnerung ruft und dabei so zeitlos klingt, wie es die Musik dieses letzten absoluten Meisterwerks insgesamt tat. Danach, nach 1972, sahen sich die "Rolling Stones" veranlaßt, ihre ganz eigenen Abgaben an den Zeitgeschmack abzuführen, womit sich insbesondere Mick Jagger hervortat, der mit tuntig-schwülen Reggaetiteln wie "Hey, Negrita" oder "Emotional Rescue" sein androgynes Image in Grund und Boden parodierte und später, in seinen Sololiedern, dem Zeitgeschmack bisweilen wieder recht nahe kam.
Zu all diesen Manierismen kehrt er nun souverän zurück. "Oh No Not You Again" bietet die aufgeregte Teenagerlyrik des geplagten Liebhabers, die sich den aufgekratzten Klängen passend anschmiegt; "She Saw Me Coming" ist ein verkappter Reggae, ein schwer lastender Song, angestrengt gesungen. Der Funktitel "Rain Fall Down" offenbart, daß die "Rolling Stones" oder zumindest Jagger und Richards den Rap ernst nehmen, und mutet in seiner frechen Gimmickhaftigkeit an wie "Sweet Thing" , Jaggers verblüffend moderner Hit von 1993.
"A Bigger Bang" besticht vor allem mit seinen Bluesanteilen. Das heult und knarzt zuweilen ganz wie 1969 oder noch früher, als die Band dem Deltablues so nahe war. "Back Of My Hand" klingt fast wie "Little Red Rooster"; "Dangerous Beauty" vergegenwärtigt die späten Stärken der Band und ruft die besten Momente der vorletzten Studioplatte "Voodoo Lounge" in Erinnerung. Gegen Ende drehen sie nochmal auf, ruppigen Rhythm & Blues gibt es da, der freilich recht breitbeinig daherkommt.
Schließlich der wahrscheinlich beste Song dieses neuen Albums: "Laughin Early Died" ist eine Ballade, wie sie nur Jagger und Richards hinbekommen, mit introspektivem, grübelnd-klagendem Beginn und sich dann in eine behutsame Verzweiflungsorgie steigernd. Man mag so etwas lächerlich finden, und vielleicht ist Mick Jagger dafür auch zu alt; aber gesanglich macht ihm das keiner nach. Seine Stimme klingt hier, wie überhaupt über weite Strecken der Platte, verjüngt, nicht mehr so angestrengt rotzig wie Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre.
Den meisten Wirbel hat vorab allerdings der mediokre Song "Sweet Neo Con" gemacht, in dem Mick Jagger recht ist, was doch jedem Landesminister und Stadttheaterindentanten billig ist: Allerweltssprüche über den so bomben- wie ölversessenen amerikanischen Präsidenten von sich zu geben, bei denen man gar nicht wissen will, ob es sich dabei um richtige Erkenntnisse oder um Ressentiment handelt. Antiamerikanismus dürfte Jagger jedenfalls schwer nachzuweisen sein. Überhaupt hatte man den Eindruck, die vor Erscheinen losgetretene und völlig lächerliche Debatte, ob die "Rolling Stones" plötzlich "politisch" geworden seien, verdankte sich hauptsächlich der Erleichterung darüber, daß es endlich wieder einen Anlaß gab, über die Band zu schreiben.
Die Wahrheit liegt in der Rille, und man muß sagen, daß die "Rolling Stones" dieses Heimspiel doch recht hoch gewinnen. "A Bigger Bang" knallt rein in die katholische Kreationismusdiskussion, als hätte sie der Kardinal Schönborn persönlich gerufen. Es ist eine Platte geworden, der man Achtung entgegenbringen muß und die sich von den psychedelischen Mätzchen der letzten vorteilhaft unterscheidet: durch und durch wertkonservativ, frei von Schwachstellen, frei aber auch von wirklich zündenden Songideen, mit denen die "Rolling Stones" einst die Welt oder zumindest unser Bewußtsein veränderten. Das war einmal. Die Kardinalswürde steht ihnen jedenfalls.
EDO REENTS
The Rolling Stones, A Bigger Bang. Virgin 337994 (EMI)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Diese Bandbreite erreichten die "Rolling Stones", die damals auf die vierzig zugingen, nachher nie wieder, und sie wurde von ihnen auch gar nicht mehr erwartet. Auch das neue Werk (das wievielte eigentlich?) kommt da kaum heran; dafür überzeugt es mit einem druckvollen, homogenen Klang, der in seiner körnigen, dicht arrangierten Gedrängtheit an die musikalisch überraschungsfreie, aber attraktive Übersuperstarzeit zwischen "It's Only Rock 'n' Roll" und "Some Girls" erinnert, eine Phase, in der sich die Musiker in einem bequemen Muckertum eingerichtet hatten. Es hat sich jedenfalls ausgezahlt, daß Jack Joseph Puig die meisten Titel noch einmal abgemischt hat. Produziert wurde das Ganze von dem bewährten Don Was sowie von den "Glimmer Twins" persönlich.
Wenn das CD-Display sechzehn Titel und eine Gesamtdauer von vierundsechzig Minuten und zwanzig Sekunden anzeigt, dann möchte man die Scheibe am liebsten gleich wieder herausnehmen: Muß das denn immer so lange dauern? So viel Zeit hat doch kein Mensch, sich das alles anzuhören! Doch dann röhren sie in guter alter und überhaupt nicht peinlicher Manier los: "Rough Justice". Es ist ein rohes, primitives Lied, also bestes "Stones"-Material. Keith Richards' Akkorde klingen auf völlig unkünstliche Weise dreckig, Ron Wood setzt seine Soli dagegen, als träte er gerade zum Vorstellungsgespräch an. Das ist nun auch schon wieder dreißig Jahre her, dabei gilt er noch immer als der Neue, aber besser der Neue bei den "Rolling Stones" als gar keiner, wie Darryl Jones, der sich als Bill-Wyman-Ersatz treu und unauffällig in den Bandkörper einfügt, aber wohl nie festes Mitglied werden wird.
"Let Me Down Slow" ist eine Uptempo-Nummer, wie sie auch auf "Some Girls" nicht weiter aufgefallen wäre. Nur macht sich hier der manierierte Gesang schon etwas störend bemerkbar, den Jagger auf seinen Soloplatten zum Einsatz bringt. Man kann sich gut vorstellen, wie Richards im Studio versucht hat, diese Unart in Schach zu halten, und muß zugestehen, daß ihm das die meiste Zeit auch gelungen ist. Dafür singt er selbst immer schlechter und wird es auch nicht mehr lernen. Zu den ganz großen Zeiten durfte er höchstens alle drei Platten ein Lied singen und machte das auch ganz ordentlich, weil er von Mick Jagger fast nicht zu unterscheiden war, bei "You Got The Silver" beispielsweise oder "Happy". Das riß dann allerdings so stark ein, daß er auf jeder Platte mittlerweile mit zwei Darbietungen vertreten ist. Die beiden Lieder, die er diesmal beisteuert, mögen musikalisch in Ordnung gehen, stimmlich sind sie eine Zumutung: "This Place Is Empty" ist eine Altherrenballade; "Infamy", mit dem das Album schließt, langweilt mit Indifferenz.
Einer der sehr guten, weil typischsten Titel ist der elastisch groovende Rocker "It Won't Take Long", der die Gospellastigkeit von "Exile On Main St." angenehm in Erinnerung ruft und dabei so zeitlos klingt, wie es die Musik dieses letzten absoluten Meisterwerks insgesamt tat. Danach, nach 1972, sahen sich die "Rolling Stones" veranlaßt, ihre ganz eigenen Abgaben an den Zeitgeschmack abzuführen, womit sich insbesondere Mick Jagger hervortat, der mit tuntig-schwülen Reggaetiteln wie "Hey, Negrita" oder "Emotional Rescue" sein androgynes Image in Grund und Boden parodierte und später, in seinen Sololiedern, dem Zeitgeschmack bisweilen wieder recht nahe kam.
Zu all diesen Manierismen kehrt er nun souverän zurück. "Oh No Not You Again" bietet die aufgeregte Teenagerlyrik des geplagten Liebhabers, die sich den aufgekratzten Klängen passend anschmiegt; "She Saw Me Coming" ist ein verkappter Reggae, ein schwer lastender Song, angestrengt gesungen. Der Funktitel "Rain Fall Down" offenbart, daß die "Rolling Stones" oder zumindest Jagger und Richards den Rap ernst nehmen, und mutet in seiner frechen Gimmickhaftigkeit an wie "Sweet Thing" , Jaggers verblüffend moderner Hit von 1993.
"A Bigger Bang" besticht vor allem mit seinen Bluesanteilen. Das heult und knarzt zuweilen ganz wie 1969 oder noch früher, als die Band dem Deltablues so nahe war. "Back Of My Hand" klingt fast wie "Little Red Rooster"; "Dangerous Beauty" vergegenwärtigt die späten Stärken der Band und ruft die besten Momente der vorletzten Studioplatte "Voodoo Lounge" in Erinnerung. Gegen Ende drehen sie nochmal auf, ruppigen Rhythm & Blues gibt es da, der freilich recht breitbeinig daherkommt.
Schließlich der wahrscheinlich beste Song dieses neuen Albums: "Laughin Early Died" ist eine Ballade, wie sie nur Jagger und Richards hinbekommen, mit introspektivem, grübelnd-klagendem Beginn und sich dann in eine behutsame Verzweiflungsorgie steigernd. Man mag so etwas lächerlich finden, und vielleicht ist Mick Jagger dafür auch zu alt; aber gesanglich macht ihm das keiner nach. Seine Stimme klingt hier, wie überhaupt über weite Strecken der Platte, verjüngt, nicht mehr so angestrengt rotzig wie Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre.
Den meisten Wirbel hat vorab allerdings der mediokre Song "Sweet Neo Con" gemacht, in dem Mick Jagger recht ist, was doch jedem Landesminister und Stadttheaterindentanten billig ist: Allerweltssprüche über den so bomben- wie ölversessenen amerikanischen Präsidenten von sich zu geben, bei denen man gar nicht wissen will, ob es sich dabei um richtige Erkenntnisse oder um Ressentiment handelt. Antiamerikanismus dürfte Jagger jedenfalls schwer nachzuweisen sein. Überhaupt hatte man den Eindruck, die vor Erscheinen losgetretene und völlig lächerliche Debatte, ob die "Rolling Stones" plötzlich "politisch" geworden seien, verdankte sich hauptsächlich der Erleichterung darüber, daß es endlich wieder einen Anlaß gab, über die Band zu schreiben.
Die Wahrheit liegt in der Rille, und man muß sagen, daß die "Rolling Stones" dieses Heimspiel doch recht hoch gewinnen. "A Bigger Bang" knallt rein in die katholische Kreationismusdiskussion, als hätte sie der Kardinal Schönborn persönlich gerufen. Es ist eine Platte geworden, der man Achtung entgegenbringen muß und die sich von den psychedelischen Mätzchen der letzten vorteilhaft unterscheidet: durch und durch wertkonservativ, frei von Schwachstellen, frei aber auch von wirklich zündenden Songideen, mit denen die "Rolling Stones" einst die Welt oder zumindest unser Bewußtsein veränderten. Das war einmal. Die Kardinalswürde steht ihnen jedenfalls.
EDO REENTS
The Rolling Stones, A Bigger Bang. Virgin 337994 (EMI)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
Für dieses Produkt wurde noch keine Bewertung abgegeben. Wir würden uns sehr freuen, wenn du die erste Bewertung schreibst!
Eine Bewertung schreiben
Eine Bewertung schreiben