Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.07.2013Alpenavantgarde"Fred und Franz" ist nach der mehrfach preisgekrönten Bündner Trilogie das vierte und bisher schmalste Buch des auf Deutsch und Rätoromanisch schreibenden Bieler Autors Arno Camenisch. Fred und Franz sind eine Graubündner Provinzial-Variante einschlägiger Vorbilder auf dem Gebiet der hochkünstlerischen Männerfreundschaft: Wladimir und Estragon etwa oder, um ganz hoch zu greifen, Stan und Ollie. Camenisch konzentriert sich auf die um sparsamste Situationscharakteristiken ergänzten lakonischen Dialoge dieser beiden, die bevorzugt um die Frauen kreisen, aber unter reichlicher Zuhilfenahme diverser Alkoholika naturgemäß gern auch ins Metaphysische ausgreifen. Franz, der Womanizer, macht zurzeit allerhand mit der verheirateten Magdalena durch, während der weniger zupackende Fred einer verflossenen Freundin nachtrauert, bis sich unvermutet eine erotische Alternative abzeichnet. "Wissen, wann zu gehen ist, ist eine Kunst für sich, sagt der Franz. Er hebt sein Glas, mit dem Anfang beginnt auch das Ende, sagt er und trinkt. Und umgekehrt, sagt der Fred." Wie das Leben eben so ist. Camenischs melancholisch-vergnügter Alpenavantgardismus erfreut den Leser auch deshalb, weil er die Sprache seines Buches durch überlegt eingesetzte dialektale Einfärbungen bereichert. (Arno Camenisch: "Fred und Franz". Verlag Urs Engeler, Solothurn 2013. 82 S., geb., 17,- [Euro].)
eos
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main