Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.08.2008Literatur I Nachdem Håkan Nesser seinen Kommissar van Veeteren in Pension geschickt hatte, ging es mit Inspektor Gunnar Barbarotti etwas schleppend los, aber im zweiten Band hat der Mann aus dem fiktiven Ort Kymlinge jetzt doch Fuß gefasst. "Eine ganz andere Geschichte" (btb, 608 Seiten, 19,95 Euro) spielt auf zwei Textebenen: Man liest die schriftliche Rechtfertigung des Täters, warum er fünf Menschen ermorden muss, die er vor Jahren im Bretagne-Urlaub zufällig kennenlernte, und folgt der Aufklärung dieser Morde, deren jeder Barbarotti brieflich angekündigt wird. Barbarotti ist müde, sein Privatleben beschäftigt ihn mehr als der Fall, er ist alles andere als der große Durchblicker, bei dem alle Fäden zusammenliefen, und weil Nesser nicht nur gute Plots konstruieren, sondern auch besser schreiben kann als etwa ein Stieg Larsson, lässt er die Ermittlungen in immer neue Sackgassen geraten. Auflösungen waren allerdings noch nie Nessers Stärke, so dass auch hier die Überführung des Täters etwas abrupt kommt und nicht halb so elegant und packend inszeniert ist wie das Verwirrspiel zuvor.
pek
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main