päpstlichen Hauses hat sich am Karfreitag im Beisein Benedikts XVI. gegen Buch und Film gewandt.
Reden wir erst gar nicht von dem Möchtegern-Coup des Magazins "National Geographic" mit dem Judas-Evangelium und lieber davon, daß das Magazin "Time" seine jüngste Titelgeschichte "The Opus Dei Code" genannt hat. Diese katholische Organisation, die im Roman keine sehr rühmliche Rolle spielt, verlangt von Sony Pictures, dem Verleih und Produzenten, den Film mit dem Zusatz zu versehen, es handle sich um reine Fiktion. Ein solcher Zusatz sei "ein Zeichen des Respekts gegenüber der Person Jesu, der Geschichte der Kirche und den religiösen Überzeugungen der Zuschauer", was ein seltsames Pars pro toto ist, da Opus Dei für die gesamte katholische Kirche spricht, deren Teil sie doch bloß ist. Aber diese Verwechslung artikuliert immerhin klar die brennende Sorge der Kirche, die einem Hollywoodfilm fast magische Kräfte zuschreibt, wenn sie unterstellt, er könne die Grundfesten des Glaubens erschüttern, was ja auch heißt, daß man den Gläubigen nicht allzuviel Standfestigkeit zutraut.
Und wenn man bei Dan Brown nachliest, dann ahnt man auch, was die Kirche jenseits der unterhaltsamen konspirativen Konstruktion so beunruhigt: Es geht um den Prozeß der Kanonisierung, die apokryphe von den kanonischen Schriften unterschied, oder um das Nizäische Glaubensbekenntnis und die Trinität, denn wie kursorisch auch immer Brown damit umgeht - es bleibt ein sehr unmißverständlicher Hinweis auf die Geschichtlichkeit des Glaubens, der sich erst durch Ausgrenzung herausgebildet hat und nicht vom Himmel gefallen ist. Und es ist dann auch kein Wunder, daß eine Religion, die sich auf das Buch der Bücher stützt, im Medienzeitalter die Macht der bewegten Bilder fürchtet, die in ihrer Evidenz auch manchmal wie vom Himmel gefallen wirken.
PETER KÖRTE
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