weil er als professioneller Pechvogel tätig ist. Wann immer im Shangri-La ein Spieler eine Glückssträhne hat, tritt der Cooler in Aktion, mischt sich mit seiner traurigen Gestalt unauffällig unter die Zuschauer, verfolgt mit seinem resignierten Hundeblick das Geschehen und bringt den Siegern binnen kürzester Zeit Pech - und ehe sie etwas merken, ist er schon wieder verschwunden.
Der Mann zerstört zuverlässig jeden Zauber - eine magischere Figur hat es im Kino lange nicht mehr gegeben. Der Mann heißt Bernie Lootz, und er wird vom überzeugendsten aller loser gespielt: William H. Macy, der auch in Filmen wie "Fargo" und "Magnolia" das schlechte Ende stets für sich hatte. Mit seiner Tätigkeit als Unglücksrabe hat er ehemalige Spielschulden fast abgearbeitet und hofft nun, Las Vegas endlich hinter sich lassen zu können. Da tritt aber die Bedienung Natalie (Maria Bello) in sein Leben, die auch schon bessere Zeiten gesehen hat und ihm wundersamerweise ihre Zuneigung schenkt. Daß Bernies unverhofftes Glück in der Liebe nicht spurlos an seinem Wirken als Pechvogel vorübergehen kann, wird niemanden überraschen. Worauf man aber überhaupt nicht vorbereitet ist, ist die unglaubliche Zärtlichkeit, mit der Wayne Kramer auf dieses Verliererpaar blickt.
Eigentlich hatte man die Hoffnung schon aufgegeben, es könnte im amerikanischen Kino noch Liebesszenen geben, in denen etwas anderes zu sehen ist als gnadenlos perfekte Körper, die sich in erotischen Andeutungen ergehen. Hier sieht man in William H. Macy und Maria Bello zwei erwachsene Menschen beim Sex, ungelenk und unvollkommen und gerade dadurch erotisch und ergreifend. Allein für diese Szenen muß man den Film lieben.
Für seine Darstellung des Casinochefs wurde Alec Baldwin für Globe und Oscar nominiert, was womöglich weniger an seinem Spiel liegt als an der wunderbar schillernden Figur, der er hier ein Gesicht gibt. Denn Shelly glaubt noch ans alte Vegas, das von harten Jungs und leichten Mädchen, von Alkoholdunst und Zigarettenrauch lebte. Seine Finanziers wissen aber längst, daß im neuen Vegas das wahre Geld mit sauberer Familienunterhaltung verdient wird. Und so schwankt man stets zwischen Sympathie für sein romantisches Ideal und Abscheu für die brutalen Methoden, mit denen er es zu verteidigen sucht. Vor allem aber freut man sich über einen Film, der wieder mal zeigt, daß Las Vegas die schönste Stadt der Welt ist - im Kino.
MICHAEL ALTHEN
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